Haibane Renmei
Getestet wurden die US-Discs von Pioneer (4 Stück/ 13 Folgen)
Inhalt/ Beginn der Serie
Die Haibane sind engelsähnliche Wesen, die zusammen mit den Menschen in der von Mauern umgebenen Stadt „Glie“ leben. Allerdings leben die Haibane in ihrer eigenen Gemeinschaft, „Old Home“ genannt, einem Gebäude, das einer Klosterschule ähnelt. Seit dort die ersten Haibane in ihrem Kokon „geboren“ wurden, dient es als ihr Zuhause. Die Geschichte beginnt mit einer Traumsequenz, in der ein Mädchen vom Himmel fällt. Bald bricht es aus ihrem riesigen Kokon aus und wird nach den Vorkommnissen in ihrem Traum bzw. den Bruchstücken, an die sie sich erinnern kann, benannt. Sie erhält den Namen Rakka und ist das neueste Mitglied der Haibane. Es beginnen Flügel aus Rakkas Rücken zu wachsen und sie erhält einen Heiligenschein, der bei ihr aber nicht die Position über ihrem Kopf behalten möchte. Diese kleinen Startschwierigkeiten bedrücken Rakka weniger, als die Tatsache nicht zu wissen, wer man ist. Ohne Erinnerung an ihr vorheriges Leben fällt es ihr anfangs schwer sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und anzupassen. Immer wieder stellen sich Fragen nach dem Ursprung und Sinn der Haibane oder was hinter den verbotenen Stadtmauern liegt.
Diese Anime-Serie ist wirklich etwas ganz besonderes, sie passt irgendwie in keine Schublade, kommt ohne die oft übliche geballte Ladung Action oder Gewalt aus, hat mich aber gefesselt und beeindruckt wie kaum eine andere Serie (mal die anderen Serien, an denen Yoshitoshi ABe mitgewirkt hat, außen vor gelassen!). Die Welt der Haibane ist einzigartig und wirkt so lebendig und in keinster Weise gekünstelt, dass man vollkommen in diese faszinierende Welt eintaucht, wenn man sich darauf einlässt. Die Charaktere sind nicht nur im bildlichen, sondern auch im wörtlichen Sinn fantastisch gezeichnet und füllen die Serie mit Leben. Die Stimmung der Serie ist teilweise recht bedrückend und manchmal auch traurig-melancholisch, was aber an der Ungewissheit und den nie enden wollenden Fragen, die das Dasein als frisch geborener Haibane mit sich bringt, liegt. Deshalb freut man sich mit Rakka umso mehr, wenn sie gut gelaunt ist, oder ihr etwas gelingt.
So geheimnisvoll und mystisch dies klingen mag, so interessant und abenteuerlich hört sich auch die Entstehungsgeschichte von „Haibane Renmei“ an. Ursprünglich wurde die Geschichte, erschaffen von Yoshitoshi ABe, in einem Dojinshi (einem von Fans produzierten Magazin) veröffentlicht. Es war nicht geplant eine kommerzielle Serie aus dieser Vorlage zu produzieren und ABe bezeichnete seine Serie als experimentell. Es gab keine klare Handlung und auch der Verlauf derselbigen blieb im Unklaren. Yoshitoshi ABe konstruierte die Geschichte, die anscheinend schon im Unterbewusstsein vorhanden war und nur darauf wartete ausgegraben zu werden, wie sie ihm einfiel. Genau das war das schöne an dieser Serie, bei der er nicht auf irgendwelche Leute von außen hören musste, sondern die Geschichte und ihre Figuren „nur“ mit sich selbst, seinem Gewissen ausmachen musste, sagt ABe.Ein Ziel sei es gewesen, eine vorher festgelegte „story line“ durch Improvisation zu ersetzen, es gab praktisch keine konzeptionelle Planung. Die Figuren selbst tragen teils autobiographische Züge und basieren auf persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen ABes’, stellen sogar eine Art Verarbeitung dieser dar. Yasuyuki Ueda (Producer) sagt, sie würden ein Konstrukt in Gestalt einer Phantasie-Geschichte als eine Art Testlauf erschaffen, um unterbewusst herauszufinden, was sie zu tun imstande wären, würden sie gezwungen sein, in dieser Welt zu leben.
Und genau das merkt man meiner Meinung nach dieser Welt, diesem kleinen Universum, was sie in ihrer Serie erschaffen haben, einfach an. So müssen die Haibane in der Stadt einer Arbeit nachgehen, und arbeiten meist als Hilfe in den verschiedensten Berufen. Viele weitere, oft nur kleine Details tragen ihren Teil dazu bei, dass die Serie so überzeugend wirkt und einen nicht kalt lässt. So verwundert es nicht, dass auf die Frage, was ABe in dieser Welt machen würde, er diese Frage fast ohne Zögern beantworten kann. Neben der Storytiefe und den tollen Charakteren hat die Serie aber auch einen tieferen Sinn, regt einen zum Nachdenken an und spricht bestimmte Themen nie direkt an, sondern lässt einen durch seine ganz besondere Art über bestimmte Dinge reflektieren.
Ein weiteres Anliegen Yoshitoshis ABes’ und seines Producers Ueda war es, etwas bedeutenderes zu schaffen, was mehr Tiefgang haben sollte, als so manche verkaufsorientierte, plumpe Serie. Sieht man die beiden, wie sie ihre Vorstellungen zu vermitteln versuchen und hört ihre Ansichten, dann kam zumindest bei mir sehr glaubwürdig rüber, dass es ihnen keine Genugtuung brächte, würden sie eine zwar äußerst erfolgreiche Serie produzieren, die aber nicht ihren Vorstellungen entspräche.
Ich muss diesen beiden Menschen einfach großen Respekt zollen, denn was Yoshitoshi ABe und sein Team im Stande ist mit seiner(n) Serie(n) zum Ausdruck zu bringen erstaunt mich immer wieder aufs Neue. Um zum Anfang zurückzukehren bleibt mir nur zu sagen, eine ganz besondere Serie. Fantastisch!
Bild:
Das Bild der einzelnen DVDs (insgesamt 4 Stück) ist fantastisch. Das Format ist 1,78:1 (16:9 anamorphic widescreen). Ich hatte rein gar nichts an den DVDs auszusetzen, dass das Bild in anamorphen widescreen vorliegt ist natürlich auch positiv hervorzuheben!
Ton:
Der Ton liegt jeweils in DD 2.0 in japanischer und englischer Sprache vor. Optionale englische Untertitel oder nur Screen Text Untertitel sind verfügbar. Ich habe die Serie zuerst in japanischer Sprache angesehen, mittlerweile mir aber auch die englische Synchro zu Gemüte gefügt, die ich auch als sehr gelungen bezeichnen möchte. Der Ton ist sehr klar, große Effekte gibt es in dieser Serie sowieso nicht, die Dialoge sind sehr gut zu verstehen.
Die Menüs:
Bonusmaterial:
Das Bonusmaterial beschränkt sich bei Disc 1-3 jeweils auf eine Art Gallery, Pioneer Animation Previews, Previews für die jeweils folgenden Teile, TV Commercials sowie das „Non-Credit Ending“. Auf Disc 4 befindet sich eine Script Cover Gallery, Art Gallery, ein tolles Special Ending, das äußerst aufschlussreiche und interessante Exclusiv-Interview mit Yoshitoshi ABe und Yasuyuki Ueda, aus dem ich einige meiner Informationen habe und noch einige weitere Previews. Zum Bonusmaterial zähle ich auch noch das schöne Booklet dazu, welches der 1. DVD beiliegt. Den limitierten Erstauflagen lagen jeweils ein wunderschönes Pencilboard bei, was mittlerweile ein gefragtes Sammlerobjekt darstellen sollte. Man muss dazusagen, dass sich das ergiebige Bonusmaterial nicht ohne Grund auf der 4. DVD befindet, da es erst nachdem man die Serie komplett gesehen hat, begutachtet werden sollte, da es Spoiler enthält!
Hervorzuheben sind auch die Cover, die die schönsten sind, die ich kenne.
Soundtrack:
Auch wenn ich schon in Lobeshymnen ausgeschweift bin, so muss auch der Soundtrack als außergewöhnlich bezeichnet werden. Grandiose Musik, die die Stimmung trägt und so manchen Film-Score locker in den Schatten stellt. Eine meiner Lieblings-CDs aus dem Anime-Bereich, bei der mir wirklich jedes Lied gefällt. Die Musikrichtung ist klassisch, spitzenmäßig anzuhören. Ähnlich wie die klassischen (klassisch angehauchten) Stücke aus „Noir“ („Canta per me“) kann man die CD auch ohne die Serie sehr gut hören. In meinen Augen ein kleines Meisterwerk, was natürlich die besondere Qualität der Serie bestätigt.
Ich habe mir neben dem OST und der Single „Blue Flow“ auch noch den Image-Soundtrack gegönnt, der nur an die in der Serie angelehnte Musik enthält, und nicht ganz so großartig ist, wie der OST.
Hier kann man beim OST mal reinhören!
Fazit:
Ungewöhnliche, aber irgendwie auf besondere Art und Weise faszinierende (experimentelle) Serie. Hat mich zum Fan von Yoshitoshi ABe werden lassen, die Serien, an denen er mitgewirkt hat habe ich mittlerweile fast alle gesehen und auf DVD daheim. Angefangen hat es mit „Haibane Renmei“, dann hab ich mir „NieA_7“ und schließlich „Serial Experiments Lain“ angesehen. „Texhnolyze“ ist leider noch „on order“, sollte aber demnächst verschickt werden. Auch diese anderen Serien haben irgendwie das gewisse etwas, was sie von anderen Serien abhebt. Die Soundtracks zu diesen Serien (die übrigens sehr verschieden sind) hab ich alle daheim. Jede Folge hat eine ungefähre Laufzeit von 25 Minuten!
Equipment:
TV: Philips Pixel Plus 28PW 9527
DVD Player: Pioneer 757ai
Anlage und Sub: Kenwood
* nehcregit hat das Beitragsicon geändert.