“Romasanta: La Caza de la Bestia”
Technische Daten:
Regionalcode: … 2
Vertrieb: … Warner Brothers / Mosaic Entertainment
Laufzeit: … 94 Min (PAL)
Bildformat: … 1,78:1
Sprachen: … Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: … - / -
Freigabe: … 15
Regie: Francisco Plaza
Darsteller:
Elsa Pataky
Julian Sands
Gary Piquer
David Gant
John Sharian
(Spanischer) Trailer:
http://movies.filmax.com/romasanta/
Film-Kritik:
Auf den ersten Blick sind gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem von Christophe Gans inszenierten Erfolgsfilm „Pakt der Wölfe“ (2001) und „Romasanta: la Caza de la Bestia“ (´04), einer Produktion aus Brian Yuznas spanischen „Fantastic Factory“-Schmiede, nicht von der Hand zu weisen – doch sowohl inhaltlich als von der Umsetzung her unterscheiden sich beide Filme genügend, um nicht von einem „Nachahmungswerk“ sprechen zu müssen: Beide beruhen auf wahre Begebenheiten aus dem europäischen 18. bzw. 19. Jahrhundert und handeln von Vorfällen, an denen Wölfe beteiligt waren, welche von der Bevölkerung angesichts der grausamen und ungewöhnlichen Begleitumstände mystifiziert wurden – doch während Gans bei seiner Herangehensweise großen Wert auf eine edle Bildästhetik sowie stilisierte Actionelemente legte, bemüht sich der von Paco Plaza inszenierte „Romasanta“ um eine ruhigere, Charakter- und Tatsachen-orientierte Ausrichtung…
Galizien, Nordspanien, 1851: Aufgrund seiner Beschäftigung als durchs Land reisender Händler ist es Manuel Romasanta (Julian Sands) nur selten möglich, Zeit daheim bei seiner Frau und Tochter zu verbringen. Glücklicherweise lebt noch seine Schwägerin Barbara (Elsa Pataky) mit in dem Haushalt, denn sie hilft ihrer Schwester sowie der stummen Teresa (Luna McGill) dankbar wo sie nur kann. Der Alltag der drei Frauen an sich ist schon nicht einfach zu bewältigen, und hinzu kommt noch die Angst vor einem oder mehreren Wölfen, die man für das Verschwinden etlicher Personen in den umgebenden Wäldern der ländlichen Region verantwortlich macht.
Als Treib- und Hetzjagden keinen Abriss der Todesfälle herbeiführen können, bittet der Staatsanwalt Luciano de la Bastida (Gary Piquer) den renommierten Professor Philips (David Gant) um Mithilfe bei den Untersuchungen – und tatsächlich entdeckt dieser bei einer Obduktion bislang übersehene Spuren: Zwischen den Wolfsbissen weisen die Leichen Stichwunden auf, die von den Tierangriffen verschleiert wurden. Es scheint zudem so zu sein, dass man den Opfern postmortem Körperfett entnommen hat, wodurch sich der Verdacht aufdrängt, dass ein Serientäter sein Unwesen in der Gegend treibt, welcher aus dem Fettgewebe wohlmöglich Seife herstellt und die Leichen im Anschluss bewusst für die Wölfe zurücklässt…
Währenddessen kehrt Manuel heim und offenbart das Bestreben, mit seiner Frau und Tochter in die Stadt ziehen zu wollen – Barbara soll derweil auf das Haus aufpassen, bis man sich eingelebt und auch ihr eine Arbeit gefunden habe, worauf man sie schließlich nachholen würde. Alle sind aufgeregt und lassen sich darauf ein – und nach einiger Zeit kehrt Manuel wiederum mit den guten Nachrichten zu Besuch zurück, dass alles nach Plan verlaufen sei. In den folgenden gemeinsamen Tagen entwickelt sich dann aber eine Affäre zwischen den beiden, in deren Verlauf Barbara ihre lange zurückgehaltenen Empfindungen freien Lauf lässt, bevor merkwürdige Dinge zu geschehen beginnen: Jemand versucht Manuel mit einer Silberkugel zu erschießen, und per Zufall erwachen bei Barbara Zweifel an den Erzählungen, es würde der Familie in der Stadt gut gehen. Als sie schließlich merkwürdige Briefe und fremde Habseligkeiten in seiner Kutsche findet, versucht Manuel sie in den Wald fortzuschaffen – doch sie kann gerade noch so entkommen und wird von dem Jäger Antonio (John Sharian) gefunden, der ihr eine unglaubliche Beichte ablegt: Er behauptet, Romasanta wäre ein Werwolf und habe ihn als Tatbeteiligten dazu verführt, sich an den gemeinsamen Opfern zu nähren. Von Reue getrieben, stellt sich Antonio im Anschluss den Behörden, worauf sich Barbara, zuerst alleine, später zusammen mit de la Bastida, auf die Suche und Jagd nach Manuel begibt…
Es ist wirklich schade, dass die Vertreiber dieses Films derart die bewusste Nähe zu „Pakt der Wölfe“ suchen: Beispielsweise wird auf dem Covertext der UK-DVD direkt auf das Werk von Gans hingewiesen, außerdem wartet das offizielle Poster ebenfalls mit verblüffenden Gemeinsamkeiten auf – was mehr als offensichtlich auf jene Intention hindeutet, denn im Verlauf trägt weder Manuel noch sonst jemand zu irgendeinem Zeitpunkt einen Mantel mit solch einem Kragen. Als Zuschauer sollte man sich also von Beginn an von diesem aufgedrängten Vergleich lösen, denn nur so erspart man sich Irritationen oder Enttäuschungen, die aus einer falschen Erwartungshaltung resultieren könnten.
Regisseur Paco Plaza (aka Francisco Plaza: „Second Name“) inszenierte seinen Film als Serienkiller-Geschichte im Jahre 1851, wobei er großen Wert auf die Figuren legte: Manuel ist eigentlich ein charmanter Kauf- und Ehemann, der im Inneren ein Opfer seiner Triebe ist. Barbara würde alles für ihre Familie tun, und trotzdem lässt sie sich auf eine Affäre mit dem Mann ihrer Schwester ein – ihre unerbittliche Jagd am Ende ist daher unter anderem ein Versuch, ihr schlechtes Gewissen mitsamt aller Schuldgefühle wenigstens ansatzweise zu erleichtern, nachdem ihr die Folgen aller Handlungen und Entscheidungen erst richtig bewusst geworden sind. Antonio wird als starke Persönlichkeit dargestellt, welche von Romasanta in dessen Bann mitsamt seinen Vorstellungen gezogen wurde. Zwar begeht er gemeinsam mit ihm einige der grausamen Taten und isst ebenfalls das Fleisch seiner Opfer, doch sein Inneres kann auf Dauer mit diesen Geschehnissen einfach nicht mehr leben, weshalb er letztendlich versucht, Manuel zu töten. Als das keinen Erfolg zeigt, stellte er sich der Justiz – in Erwartung, dass man ihn für das Begangene richtet.
Die Schauspieler verkörpern ihre Charaktere allesamt überzeugend: Julian Sands konnte bereits in den ersten beiden „Warlock“-Filmen einen charismatischen Dämon (quasi den Wolf im Schafspelz) spielen, weshalb diese (ansatzweise ähnliche) Rolle erneut hervorragend zu ihm passt. Elsa Pataky („Beyond Re-Animator“) gilt in Spanien als neues Sex-Symbol, und hier kann sie, deutlicher als in jener Yuzna-Fortsetzung, zeigen, dass sie neben ihrem betörenden Aussehen zudem mit ansehnlichem Talent gesegnet ist. John Sharian („Death Machine“), der mich jüngst in „the Machinist“ bereits überzeugen konnte, schafft es erneut problemlos, seiner Figur Glaubwürdigkeit einzuhauchen – zusätzlich angesichts des Kontrasts zwischen seiner körperlichen Erscheinung und der gezeigten emotionalen Zerrissenheit.
Einen sehr interessanten Aspekt der Geschichte stellt das juristische Nachspiel dar, auf welches zum Glück genügend eingegangen wird: Zum ersten Mal löste dieser Fall in Spanien die Frage nach einer gerichtlichen Berücksichtigung sowie Anerkennung von Geistskrankheit und Unzurechnungsfähigkeit aus. Als Folge des Tribunals sah sich Königin Isabel II. gar persönlich genötigt, das Urteil angesichts der vorgebrachten „Lyconthropy“-Diagnose zu verändern.
Es ist jedoch nicht so, dass „Romasanta“ nun ein trockener Krimi wäre. Regisseur Plaza erzeugt weit darüber hinaus eine dichte, dunkle und bedrohliche Atmosphäre, welche er in schönen Bildern verpackt und präsentiert. Allein eine Kutsche, die brennend durch den nächtlichen Wald fährt, erzielt einen hervorragenden Effekt, genauso wie eine wirklich großartige Verwandlungsszene, die größtenteils auf CGI-Eingriffe verzichtet (mal abgesehen von dem eingefügten Hintergrund, der mit Sturm und Gewitter etwas klischeehaft ausgefallen ist). Ferner gibt es eine Einstellung in einem Feld, die man nur als offenkundige Anspielung an „Gladiator“ verstehen kann – dieses Wiedererkennen wirkt zwar leicht seltsam, ist aber nichtsdestotrotz schön durchkomponiert worden und fügt sich optimal in die Sequenz ein.
Man sollte also keinesfalls einen reinen Horrorfilm erwarten, sondern vielmehr einen atmosphärischen Thriller, der sich bewusst Zeit für seine Charaktere und Hintergründe herausnimmt.
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Screenshots:
Bild & Ton:
Die Bildqualität gefiel mir persönlich recht gut. Zwar gibt es in dunkleren Szenen eine leichte Graubildung in „schwarzen“ Bereichen (mitsamt etwas „Grain“), doch die Farben sind allesamt kräftig, was vor allem bei Aufnahmen außerhalb des Hauses oder der Wälder auffällt, die nötige Schärfe des Bildes ist vorhanden. Zu bedenken ist dabei auch, dass es sich um keine Hochglanz-Produktion, sondern um einen "kleinen" (spanischen) Film handelt. Der Dolby Digital 5.1 Ton fügt sich nahtlos in den positiven Gesamteindruck ein – er wird allerdings kaum ausgereizt, da es sich um einen eher ruhigen Film handelt.
Menüs:
Das Motiv des Hauptmenüs ist ein Auszug des (Cover-) Posters, welches man um Regen ergänzt sowie mit atmosphärischer Instrumentalmusik unterlegt hat. Die gesamte Gestaltung ist starr (also auch nur Screenshots im Kapitelanwahl-Bereich), wurde aber optisch ansprechend zusammengestellt.
Extras:
Neben dem (engl.) Kinotrailer ist ein 5 Minuten langes „Making Of“ auf der DVD enthalten, welches ruhig hätte länger ausfallen dürfen – dafür bekommt man zusätzlich noch 12 Minuten Interviews mit Cast & Crew (Darsteller, Regisseur, Produzent etc) geboten, welche sogar recht informativ ausgefallen sind.
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Fazit:
Film: „Romasanta“ ist ein schön bebilderter Serienkiller-Film, der eine ungewöhnliche wahre Begebenheit im geschichtlichen Kontext mitsamt der (angeblichen) übernatürlichen Elemente auf interessante Weise präsentiert … 7 von 10.
DVD: Insgesamt keine herausragende, allerdings eine absolut zufriedenstellende Veröffentlichung des Films, bei welcher man sich eigentlich nicht beklagen kann.
Film: ,5
DVD: ,5