“Hellraiser VII - Deader”
Technische Daten:
Regionalcode: … 1
Vertrieb: … Dimension Home Video
Laufzeit: … 88 Min. (NTSC)
Bildformat: … 1,85:1 (anamorph / 16:9)
Sprachen: … Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: … Englisch für Hörgeschädigte, Französisch, Spanisch
Freigabe: … R
Regie: Rick Bota
Darsteller:
Doug Bradley
Kari Wuhrer
Paul Rhys
Georgina Rylance
Marc Warren
Film-Kritik:
Seit ich mich in meiner Jugend mit Clive Barkers Roman „Hellraiser“ und der gleichnamigen Verfilmung beschäftigt habe, bezeichne ich mich als treuen Fan des Autors sowie der von ihm kreierten Reihe. Nachdem die ersten beiden Teile ( 87/88 ) den Kampf der jungen Kirsty gegen die Mächte der Hölle thematisierten, richteten die Macher bei „Hell on Earth“ (92) und „Bloodline“ (96) ihren Fokus hauptsächlich auf den Zenobiten Pinhead, welcher inzwischen zum Aushängeschild der Franchise avanciert war.
Bei der vierten Fortsetzung, dem 2000er „Inferno“, entschied man sich jedoch, einen andern Weg einzuschlagen – nämlich mit einer von dem eigentlichen Konzept losgelösten Handlung, die man mehr oder minder unabhängig in die „Hellraiser“-Mythologie einbettete. Diese Herangehensweise, grob vergleichbar mit dem Prinzip der „Twilight Zone“-Episoden oder „Tales from the Crypt“-Filmen, ermöglicht es, unterschiedliche und abwechslungsreiche Storylines unter jenem Namen und „Gütesiegel“ zu präsentieren. Mit einem ähnlichen Versuch war John Carpenter bereits 1982 mit „Halloween 3“ gescheitert, damals jedoch im Rahmen einer Kino-Auswertung, weshalb man dieses Mal eher den Videotheken-Markt anvisierte – mit Erfolg, und so konzipierte man den Nachfolger „Hellseeker“ (02) gleich als „Direct to Video“-Veröffentlichung, wie auch diesen inzwischen siebten Teil namens „Deader“ (05)…
Eines Tages bekommt die engagierte Journalistin Amy Klein (Kari Wuhrer – „Eight Legged Freaks“) von ihrem Chef in dessen Büro ein ihm zugespieltes Videotape vorgeführt, auf dem zu erkennen ist, wie eine junge Frau von einem mysteriösen Kult davon überzeugt wird, sich selbst zu erschießen – doch schon kurz nach der deutlich sichtbaren Tat wird sie vom Anführer der Gruppe auf wundersame Weise zurück ins Leben geholt. Obwohl schockiert, ist Amys Interesse und Ehrgeiz augenblicklich geweckt, worauf sie umgehend nach Rumänien, dem Ursprungsland des Tapes, abreist. Dort angekommen, gelingt es ihr recht zügig, die Absenderin sowie deren Adresse ausfindig zu machen, findet sie jedoch schließlich schon tot in ihrer Wohnung vor – in den Händen ein geheimnisvoller Würfel. Die Spuren führen sie in Folge dessen zu einer Gruppierung, deren Mitglieder sich die „Deader“ nennen und Amy unter allen Umständen in ihrer Mitte aufnehmen wollen…
Dieser Eintrag in die „Hellraiser“-Reihe basiert auf einem Skript namens „Deader“, welches Neal Marshall Stevens („13 Ghosts“) vor einigen Jahren an Dimension Films verkauft hatte. Irgendwann entschied man sich, es zu einer Fortsetzung umzuschreiben, worauf man das „Hellseeker“-Gespann Tim Day (Drehbuch) und Rick Bota (Regie) mit der Umsetzung betraute, was man dem fertigen Werk auch ansieht, denn gerade im Vergleich zum Vorgänger ist ihnen nicht allzu viel Neues eingefallen. Pinhead tritt nur beim Showdown richtig in Erscheinung, die Verknüpfungspunkte zur Mythologie wirken bemüht und sind zudem unausgereift (Kirsty wurde in Teil 6 verschenkt, hier ist es ein Nachfahre von Phillip L'Merchant). In den Reihen der Zenobiten dürfen sich Fans über ein Wiedersehen mit dem „Chatterer“ freuen, doch er und die anderen stehen fast ausschließlich ohne Aufgabe in zweiter Reihe hinter ihrem Anführer. Das „Making of“ der US-DVD verrät zudem, dass man das Skript während der nur 25 genehmigten Drehtage konstant angesichts der zur Verfügung stehenden Mittel umgeschrieben hat. Die Story an sich (um Amy und den Kult) bewegt sich eindeutig im B-Film-Mittelmaß, ist aber letztendlich weder erwähnenswert spannend noch sonderlich interessant.
Regisseur Bota musste mit einem geringen Budget sowie erschwerten Bedingungen auskommen – aber gerade die kostengünstige Location Bukarest ist es, welche der Produktion durch die eingefangenen trostlosen Hinterhöfe und Mietswohnungen einen dreckigen, kalten und fast deprimierenden Look verleiht, der überzeugen kann. Leider bewies Bota bei den anderen eingesetzten Stilmitteln weniger gutes Gespür: Klischeehafte Schwarzweiß-Rückblenden wechseln sich ständig mit Albträumen oder surrealen Sequenzen ab, aus denen Amy jeweils Sekunden später mit einem Schrei erwacht. Mit einer Ausnahme verpuffen eingesetzte Schockmomente aufgrund der zu offensichtlichen Annäherung, die Musikuntermalung ist durchweg mau und zeitweise gar unpassend, eine stimmige Atmosphäre kommt nur ganz selten auf.
Eine Szene veranschaulicht das Dilemma optimal: Amy betritt einen von außen nicht einsichtigen U-Bahn-Waggon, in welchem sich Goths und Punks die Zeit mit Sex, Drugs und anderen bizarren Spielchen vertreiben. Während der Zug sich in Bewegung setzt, schreitet sie durch den Mittelgang und lässt dabei ihren Blick über die exzessive und freizügige Subkultur schweifen. Mit einer passenden Musikuntermalung sowie kreativeren Kameraarbeit hätte dieser Gang durchs Abteil eine hervorragende Sequenz abgeben können – so aber wirkt sie steril und fast unbeholfen. Ähnlich verhält es sich mit dem mysteriösen Kult: Ein halbes Dutzend bleich geschminkter Leute versammelt sich dabei um ihren Anführer, der leider kaum einen Ansatz von Charisma besitzt. Bedrohlich ist das nicht, sondern in den schlimmsten Momenten gar nahe der Grenze zur unfreiwilligen Komik.
Seitens der Besetzung gibt es eigentlich nur zwei Personen, die man erwähnen müsste: Kari Wuhrer, inzwischen Mutter sowie nicht nur als Schauspielerin gereift, beweist nach „King of the Ants“ ein weiteres Mal ihre darstellerische Vielfalt – ebenso wie dass man auch ohne Künstlichkeit (zum Wohle ihrer Gesundheit ließ sie sich unlängst ihre Silikon-Implantate wieder entfernen) freizügig und attraktiv sein kann. Doug Bradley hat für seinen Pinhead-Part hingegen den Autopiloten eingeschaltet und kassiert seinen Gehaltscheck (erneut) ohne größere Anstrengungen – zumal ihn das Drehbuch nun auch schon, trotz seiner ohnehin begrenzten Screen-Time, prägnante Sätze aus den Vorgängern wiederholen lässt (zB „I am the way!“ aus Teil 3). Demnächst sind beide Akteure übrigens auch in Dimension´s „the Prophecy: Uprising“ zu sehen.
Insgesamt gibt es zwei Szenen im Film, die aus dem Gesamteindruck deutlich herausragen: Amys Auffinden der Leiche im Apartment stellt einen guten Einstieg in den rumänischen Teil der Handlung dar – an anderer Stelle erwacht sie in einer Blutlache und muss feststellen, dass ihr ein Fleischermesser tief im Rücken steckt, worauf sie panisch im Bad umherläuft und die weißen Fliesen „optisch ansprechend“ mit großen Mengen des roten Lebenssaftes beschmiert. Allgemein sind die „handgemachten“ Effekte (Make-up) deutlich besser als die digitalen, welche leider recht billig wirken. Diese Tatsache fällt vor allem beim Showdown ins Gewicht, der ohnehin enttäuschend ausgefallen ist: Als sich Pinhead, Amy, die Deaders und Zenobiten schließlich allesamt gegenüber stehen, erhofft man sich Ausschweifungen wie etwa in „Hell on Earth“ – und tatsächlich treffen die Ketten wieder auf menschliches Fleisch, doch dann geht alles plötzlich ganz schnell sowie in Form von recht schwacher „CGI“-Arbeit…
Screenshots:
Bild & Ton:
Die Bildqualität ist durchweg in Ordnung, wenn auch nicht perfekt. Die Farben (u.a. von diversen Filtern verfremdet) sind kräftig, der Kontrast gut. In manchen Szenen wirkt das Bild etwas unsauber (ein leichter „grain“-Effekt ist auszumachen), wobei ich mir da aber nicht sicher bin, ob das von den Machern nicht eventuell so gewollt ist. Der Sound ist ebenfalls vollkommen annehmbar, doch (wie so oft bei „Dimension“-Veröffentlichungen) spielt sich das akustische Geschehen meist im vorderen Bereich ab, während Surround-Effekte nur selten eingesetzt werden.
Menüs:
Starrer Aufbau, also auch nur Screenshots im Kapitelanwahl-Bereich. Keine Musikuntermalung. Insgesamt sehr einfach gehalten sowie von den Motiven her nicht sonderlich ansehnlich und/oder kreativ.
Extras:
Ein überraschend überzeugendes Paket! Zwei Audiokommentare befinden sich auf der Disc – einer mit Regisseur Bota & F/X-Mann Gary Tunnicliffe, der andere mit Bota & „Pinhead“-Darsteller Doug Bradley. Persönliche Anekdoten wechseln sich mit Hintergrundinfos zur Entstehung/Umsetzung ab, wobei alle Beteiligten locker und offen über die relevanten Aspekte des Projekts plaudern – sie befinden sich aber in vollem Bewusstsein darüber, dass es sich hierbei „nur“ um ein low-Budget-Sequel handelt, keinesfalls etwa um ein Meisterwerk des Genres. Ganze 11 „deleted & extended Scenes“ (mit einer Laufzeit von insgesamt knapp 24 Minuten) sind ebenfalls mit Audiokommentar von Bota/Tunnicliffe anwählbar. Die Sequenzen sind tatsächlich recht interessant und hätten den Film sogar in bestimmten Augenblicken sinnvoll (handlungstechnisch) ergänzt, was aber wohl etwas auf Kosten des Tempos geschehen wäre. Anwählbar sind sie selektiv oder am Stück. Ferner gibt es diverse Promo-Trailer des Studios (zB „Dracula 3“), eine einminütige „Gag Reel“ sowie eine Fotogallerie zur Auswahl. Hinzu kommen noch vier längere Featurettes: „The Making of Hellraiser: Deader“ (Berichte vom Dreh, Gespräche mit Kari Wuhrer), „Behind the Visual Effects“ (Analyse bestimmter F/X-Sequenzen), „Practical Effects with Gary J. Tunnicliffe“ (über Ketten, Haken und Blut) sowie „Location Scouting“ (über die Auswahl der Drehorte). Ein „Easter Egg“ ist ebenfalls vorhanden.
Fazit:
Film: Unübersehbar befinden wir uns in den post-„Bloodline“-Zeiten der ehemals wegweisenden „Hellraiser“-Reihe, und so verwundert es wenig, dass die Verantwortlichen bei „Dimension“, welche ja ohnehin dafür bekannt sind, fast jede ihrer erfolgreichen Franchises auf dem „DTV“-Sektor ausbluten zu lassen, auch im Falle von „Deader“ kurzerhand ein eigenständiges Drehbuch zu einem Sequel umschreiben ließen. Wer „Hellseeker“ noch etwas abgewinnen konnte, dem könnte diese Fortsetzung ebenfalls gefallen – alle anderen bekommen einen soliden, aber nur knapp durchschnittlichen Film geboten, welcher der einst so hoffnungsvollen Prämisse aus der Feder von Clive Barker in kaum einer Weise mehr gerecht wird…
DVD: Von der Bild- und Tonqualität her bekommt man eine gewohnt solide „Dimension“-Veröffentlichung geboten, doch in diesem Fall hat man wenigstens mal nicht mit dem Bonusmaterial gegeizt, welches zahlreich sowie gar inhaltlich interessant vorhanden ist. An sich kann man mit dieser Edition ziemlich zufrieden sein.
Film:
DVD: ,5