“Dominion: Prequel to the Exorcist”
Technische Daten:
Regionalcode: … 2
Vertrieb: … Warner Home Video
Laufzeit: … 111 Min (PAL)
Bildformat: … 1,85:1 (anamorph / 16:9)
Sprachen: … Englisch, Deutsch, Spanisch (je Dolby Digital 5.1)
Untertitel: … Deutsch, Englisch, Deutsch (hgs), Englisch (hgs), Arabisch, Spanisch, Estonisch
Freigabe: … 15
Regie: Paul Schrader
Darsteller:
Stellan Skarsgård
Gabriel Mann
Clara Bellar
Billy Crawford
Ralph Brown
Israel Aduramo
Film-Kritik:
[align=justify]Mitleid, Beschützerinstinkt, moralische Unterstützung (nicht nur) von „Underdogs“ sowie Widerstand oder gar Wut gegen ein anscheinend rücksichtsloses System: Das alles sind auch unter Filmfans verbreitete Empfindungsmuster – sei es im Sinne von trivialisierten Adaptionen, Mut des Independent-Films und/oder des ständigen Kampfes „Kunst vs Kommerz“. Das Projekt eines Prequels zum 73er Horror-Klassiker „the Exorcist“ sollte vor einiger Zeit zu seinem solchen Fall verkommen: Der ursprünglich verpflichtete Regisseur John Frankenheimer verließ zusammen mit Hauptdarsteller Liam Neesen noch vor Drehbeginn die Produktion, die entstandenen Lücken wurden mit Paul Schrader und Stellan Skarsgard gefüllt. Nach Abschluss der Dreharbeiten waren die Verantwortlichen bei „Morgan Creek“ mit dem Ergebnis (eher einer Kombination aus Drama und Psycho-Thriller statt Horror) jedoch derart unzufrieden, dass sie Schrader „aus seiner Verantwortung entließen“ und den routinierten Renny Harlin (“Deep Blue Sea“/“Mindhunters“) beauftragten, das Skript umzuschreiben sowie eine neue Version des Stoffes zu inszenieren – mit mehr Bedacht auf Spannung, Action, Horror und Gore…
Allem Anschein nach ein klarer Fall des oben genannten Konflikts, bei dem psychologische und theologische Aspekte durch diverse blutrünstige Szenen (Hyänen, die Kinder zerfetzen, Aufnahmen von hunderten gekreuzigter Männer etc) ersetzt wurden, um eine lukrativere Vermarktung zu gewährleisten. Wie konnten sie nur – die Tiefe eines Schrader gegen die Oberflächlichkeit eines Harlin austauschen?! Nach dem mäßigen Erfolg von „Exorcist: the Beginning“ an der Kinokasse wurden die Rufe nach der ursprünglichen Version immer lauter (gar begleitet von einer Petition), worauf man „Dominion“ schließlich doch noch (zuerst auf einigen Festivals, dann auf DVD) veröffentlichte. Manchmal ist es aber besser, wenn einem der Mythos, die Illusion bzw Legende nicht geraubt oder zur genauen Analyse präsentiert wird, denn die Wahrheit ist (angesichts der Erwartungen) in solchen Fällen fast immer enttäuschend und/oder ernüchternd – so auch hier…
Im Jahre 1944 wurde der Priester Lankester Merrin (Stellan Skarsgard, “Dogville“) von den Nazis dazu gezwungen, eine folgenschwere Entscheidung über Leben und Tod zu fällen: Als Vergeltungsmaßnahme für einen ermordeten Soldaten wies ihn der Befehlshabende an, aus einer Gruppe Zivilisten 10 Personen auszuwählen, die man daraufhin erschießen würde – sollte er sich dieser Entscheidung verweigern, müssten alle sterben. Die Erfahrung sowie Konfrontation mit den Konsequenzen hinterließ bei ihm deutliche seelische/psychische Spuren und zerstörte darüber hinaus seinen Glauben…
Drei Jahre später ist Merrin (inzwischen als Archäologe tätig) an einer Ausgrabung im Turkana Gebiet von British East Africa beteiligt, bei der man eine alte byzantinische Kirche freigelegt hat, deren fast neuwertiger Zustand die Vermutung nahe legt, dass man sie unmittelbar nach ihrer Erbauung bewusst vergraben hat. Im Inneren befinden sich diverse aufwändige Illustrationen des himmlischen Krieges sowie drohende, in einem gewissen Sinne wachende Steinstatuen, weshalb der Vatikan den jungen Priester Francis (Gabriel Mann, “Abandon“) entsendet, der sowohl Merrins Vorgehen im Auge behalten als auch die Interessen der Kirche vertreten soll. Eines Nachts findet Merrin den jugendlichen Einheimischen Cheche (Billy Crawford, “Everlasting Love“), welcher ihm bereits zuvor aufgrund seiner von den anderen ausgrenzenden Missbildungen aufgefallen war, zusammengeschlagen in einer Gasse auf, worauf er ihn zur Krankenschwester Rachel (Clara Bellar, “AI“) in die medizinischen Klinik des Dorfes bringt. Sein Zustand ist kritisch, doch sie macht es sich zur Aufgabe, ihn zu pflegen sowie durch die Korrektur seiner Beinverkrüppelung ein besseres Leben zu ermöglichen.
Um die Ausgrabung vor Plünderern zu schützen, trifft derweil eine Einheit des britischen Militärs vorort ein, während Marrin entdeckt, dass sich unterhalb des Gemäuers eine noch ältere satanische („Pagan“-) Opferstätte befindet – die christliche Kirche galt also nur dazu, das Böse darunter einzuschließen. Fortan häufen sich die grausamen Vorfälle in der Gegend: Zwei britische Wachen werden grotesk ermordet aufgefunden, eine Einheimische bringt eine von Maden zerfressene Totgeburt zur Welt. Die Geschichte scheint sich schließlich zu wiederholen, als der kommandierende Major Granville (Julian Wadham) eine unschuldige Frau erschießt, nachdem man ihm die vermeintlichen Mörder seiner Männer nicht ausliefern will, was wiederum zu einer drohenden Auseinandersetzung zwischen der Armee und dem lokalen Stamm führt. In all dem hereinbrechenden Chaos verbessert sich Cheches Zustand außergewöhnlich schnell, und nach einer direkten Konfrontation mit ihm ist Francis gar davon überzeugt, dass jener vom Teufel besessen sei. Anfangs versucht Merrin noch, alles rational zu erklären – doch ab einem bestimmten Zeitpunkt kann auch er seine Augen nicht mehr vor der Wahrheit verschließen, worauf er wieder zu seinem Glauben finden und die Vergangenheit ein für alle mal aufarbeiten muss, denn nur so lässt sich das Böse aufhalten…
Ich kann mir die entgeisterten Gesichter der Verantwortlichen nach dem Screening bildlich vorstellen – gefolgt von einer großen Bestellung Kaffee und/oder Red Bull (bzw härteren Spirituosen angesichts des investierten Kapitals) sowie der Einberufung einer Krisensitzung. Auf dem Papier mag alles ja noch ganz gut geklungen haben, doch was Regisseur Schrader aus dem Material von Caleb Carr und William Wisher Jr. gemacht hat, kann kaum Cineasten begeistern, geschweige denn das „reguläre“ Publikum. Sicher, der Mann hat einige der besten Drehbücher der Geschichte verfasst (“Taxi Driver“/“the last Temptation of Christ“), doch als Regisseur das Ziel öftermals verfehlt (“Touch“/“Forever Mine“) – und sein „Cat People“-Remake hätte eigentlich als Hinweis dienen müssen, dass seine persönliche Sicht- bzw Herangehensweise im Horror-Genre nicht unbedingt gut aufgehoben ist.
Der Titel „Dominion“ bezieht sich auf Merrins Sorge darum, ob sich die Erde überhaupt noch in Gottes Hand befindet oder nicht aufgrund aller Grausamkeiten in Satans Einflussbereich übergegangen ist. Schrader hat den Film als Drama/Studie um Spiritualität und Selbstfindung eines gefallenen Mannes angelegt, okkulte Elemente treten eher am Rande auf. Die ruhige Inszenierung soll die seriösen Ambitionen unterstützen, erzeugt aber eher Monotonie und Langeweile, denn unnötig in die Länge gezogene Sequenzen sowie der vornehmliche Einsatz der Steadicam werden nicht mit tragender Substanz gefüllt, sondern verbleiben erstaunlich nichtssagend, wo eigentlich eine tiefer gehende Auseinandersetzung über die Natur des Bösen hätte stattfinden sollen. Darüber hinaus sucht man einprägsame Schauwerte vergeblich (abgesehen von der o.g. Totgeburt), in etwa vergleichbar mit einer TV-Produktion, die selbst von den landschaftlichen Reizen Afrikas kaum Gebrach macht. Zwar ist die Darstellung Merris psychischer Verfassung durchaus gelungen, was auch an Skarsgards überzeugender Verkörperung liegt, doch reicht das noch immer nicht für eine überzeugende Charakterstudie aus – mal abgesehen von der Tatsache, dass man eine solche (unter Vernachlässigung der Grusel-Elemente) im Rahmen der „Exorcist“-Reihe gar nicht primär sehen will…
Kommen wir nun zum unausweichlichen Vergleich mit „the Beginning“: Natürlich ist „Dominion“ subtiler und bietet bessere Charakterzeichnungen – unabhängig aller Schwächen, muss ich bei direkter Gegenüberstellung jedoch vermelden, dass die konventionellere, oberflächlichere Harlin-Fassung trotzdem die klar bessere ist! Beide Versionen teilen die Bebilderung Vittorio Storaros, gewisse Schauspieler, Dialoge, Settings und Sequenzen, aber bei der Überarbeitung veränderte man die Schnittechnik, den Aufbau der Geschichte sowie die Härte- und Schock-Intensität. Nicht nur durch die Einführung einer Sammler-Figur wurde Merrin eher zu einer „Indiana Jones“-Gestalt – das Publikum bekam zudem Action, Tempo, Gore und eine interessantere Optik geboten, was in der Gesamtheit zumindest zu unterhalten vermochte. Man kann es entfernt mit dem Fall „Amityville“ vergleichen: Aus einem lahmen Original schuf man ein modernes Remake. Harlin konzentrierte sich stärker auf den Kernaspekt der Besessenheit durch das Böse und vernachlässige Elemente wie das Dorfleben oder den Aufbau einer Schule für arme Kinder. Durch die Umstrukturierung erzeugte er bereits im Vorfeld ein von der Grabstätte ausgehendes Gefühl der Bedrohung, welches bei Schrader komplett fehlt. Die Kirche sieht in der zweiten Version zudem wesentlich imposanter aus, und man muss sich anfangs, um hinein zu gelangen, von der Decke abseilen, während man bei „Dominion“ durch die Vordertür eintreten kann – dieses Beispiel zeigt stellvertretend die Art der Ansatz-Unterschiede auf. Bei Schrader ist die Rolle des jungen Priesters größer, dafür aber die der Ärztin kleiner – zum Glück wurde jene allerdings nicht (wie später) als beinahe-„Love-Interest“ konzipiert, doch mir gefiel der Umgang mit deren KZ-Vergangenheit in der anderen Fassung besser (auch das Fehlen ihres (verwirrten) Mannes als Expeditionsleiter hat mich hier enttäuscht). Erst jetzt, also nach dem Sichten dieser Variante, weiß man die Überarbeitung richtig zu schätzen.
Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass „Dominion“ nicht nur im direkten Vergleich schlecht abscheidet, sondern auch für sich allein betrachtet ein schwacher Film ist. Wir erinnern uns noch an die miesen CGI-Hyänen der Neufassung? You ain´t seen nothing yet – denn in diesem Fall wirken sie noch grauenvoller animiert, zumal sie oft in Großaufnahme gezeigt werden und/oder einfach nur in der Szenerie herumstehen! Schon der Einstieg ist hier unglücklich gewählt, denn Schrader eröffnet unmittelbar mit der bedrückenden Nazi-Szene, welche Harlin wesentlich geschickter über den Verlauf in Form von Flashbacks verteilte, um so eine Intensivierung zu erzeugen. Auf diese Weise wird der Zuschauer nämlich mit dem realen Bösen gleich vorweg konfrontiert, gegen das der (übernatürliche) Showdown mit dem besessenen Cheche nicht den Hauch einer Chance besitzt. Doch selbst diese Sequenz büßt hier weiter an Kraft ein – in ihr wird eine junge Dame sinnlos erschossen, während es sich bei „the Beginning“ um ein kleines Mädchen handelte, was zwar plakativer, aber für den Zuschauer intensiver mit anzusehen ist. Bis zum Finale passiert dann nicht allzu viel (zB gibt es einige unfreiwillig komische Albtraumsequenzen, in Minute 34 sieht man, wie ein Rind eine tote Hyäne frisst (zwar nicht sehr aufregend und zudem mit schlechten F/X umgesetzt, aber zu diesem Zeitpunkt greift man bereits nach jedem Strohhalm), oder ein offenes Bein, das begradigt wird), und als die Endauseinandersetzung zwischen Gut und Böse schließlich stattfindet, rutscht der Film vollends in lächerliche Gefilde ab: Cheche, von Pop-Star Billy Crawford bislang mit viel Make-up eher schlecht als recht verkörpert, mutiert hier zu einer durchtrainierten, haarlosen Gestalt mit roten Augen und tiefer Stimme, welche zudem ein Laken um die Leistengegend trägt und im Schneidersitz durch seine Höhe schweben kann! Okay, man wollte wohl einen anderen Weg einschlagen – aber doch bitte nicht so! Harlin hatte zumindest den Twist, dass der Junge nicht der eigentlich Besessene war, doch hier haben wir es mit einem von Anfang an linearen und überraschungsfreien Ablauf zutun! Und warum ist Satan nun eigentlich „aufbauend“ tätig und verhilft Cheche zu einem perfekten, makellosen Body, während Regan im Original fast zerrissen wurde?! Diese gewählte Gestalt vermittelt so gut wie kein direktes Gefühl der Bedrohung – alles ist sauber, gesprochen wird vornehm. Ja, der Teufel hat viele Gesichter, aber man sollte ihn zumindest ernst nehmen können! Die Szene an sich (mit weiteren Rückblenden bzw einer wichtigen Entscheidung Merrins, die seinen Charakter auf die Rolle in der „Fortsetzung“ vorbereitet) ist nicht schlecht konzipiert worden – doch auf Film gebannt funktioniert sie nahezu gar nicht. Ich könnte noch ewig so fortfahren, von einer völlig deplatzierten „Matrix“-artigen Sequenz in der Kirche bis zu dem (10 Minuten langen) Öffnen des Himmels zum Schluss, was wie eine bunte (blau/grün/orange) Lasershow aussieht. Letztendlich gelingt es oftmals mühelos, das Niveau der misslungensten Szenen aus Teil 2&3 zu erreichen, was nie hätte geschehen dürfen!
Die Verantwortlichen haben sich wohl mit der Veröffentlichung gedacht: Hey, sollen die Nörgler da draußen damit glücklich werden – und sagt nicht, wir hätten Euch nicht gewarnt! Wieder wurde eine cineastische „Legende“ entmystifiziert. Hätte man den Film doch bloß, wie die Bundeslade damals bei „Indie“, in einer Kiste im großen Studioarchiv verschwinden lassen…[/align]
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Screenshots:
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Bild & Ton:
Die Bildqualität ist sehr klar und sauber, die Farben sind kräftig, was auch für die dunklen Bereiche gilt. Der Film an sich ist größtenteils ruhig, doch wenn mal lautere Soundeffekte eingesetzt werden, schafft es der Dolby Digital 5.1 Ton, diese effektiv zu vermitteln. Mir ist zudem aufgefallen, dass viele Hintergrundgeräusche, wie beispielsweise der Wind oder das Graben mit Schaufeln, erstaunlich gut zur Geltung kommen, wobei sie aber nie zu direkt eingesteuert wirken. In diesem Bereich kann die DVD vollkommen überzeugen.
Menüs:
Starrer Aufbau, also auch nur Screenshots im Kapitelanwahl-Bereich. Keine Musikuntermalung. Insgesamt sehr einfach gehalten.
Extras:
Neben einer kleinen Bildergallerie und sechs Deleted Scenes, welche allesamt nicht sonderlich aufregend sind und bestenfalls vorhandene Szenen ergänzen, ist auf der Disc noch ein Audiokommentar des Regisseurs vorhanden, welcher, obwohl ich ihn mir nicht ganz angehört habe, recht interessant zu sein scheint. Schrader wirkt jedoch (stimmlich) alt und fast etwas müde. Er betont dabei nochmals, dass es ihm nicht vordergründig um einen Horrorfilm gegangen ist, und wenn er mal auf das Verhalten des Studios eingeht, beschränken sich die Kommentare auf neutrale Aussagen (wie die oben genannte als Begründung) ohne irgendwelche Anfeindungen.
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Fazit:
Film: Paul Schrader hat mit „Dominion“ eindrucksvoll bewiesen, dass er kein Gespür dafür besitzt, wie ein guter Horror-, Grusel- oder Suspence-Film auszusehen hat. Sein Prequel ist zudem letztendlich genauso inhaltsleer wie das von Kollege Harlin – nur im Gegensatz zu dessen Variante auch noch langweilig, belanglos inszeniert sowie unfreiwillig komisch, was angesichts der eigentlichen Absicht und Ausgangsidee mehr als nur schade ist … 3 von 10.
DVD: Zwar hat man in die Gestaltung der Disc (siehe „Menüs“) nicht sonderlich viel Kreativität und/oder Mühe investiert sowie nur ein Basispaket an Bonusmaterial hinzugefügt, doch die Bild- und Tonqualität ist dagegen absolut vorbildlich, was letztendlich einen guten Gesamteindruck entstehen läßt.
Film: ,5
DVD: ,5[/align]