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“the Tesseract”
Technische Daten:
Regionalcode: … 1
Vertrieb: … Showtime / Sundance Home Entertainment
Laufzeit: … 96 Min. (NTSC)
Bildformat: … 2,35:1 (anamorph / 16:9)
Sprachen: … Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: … -/-
Freigabe: … R
Regie: Oxide Pang Chun
Darsteller:
Jonathan Rhys-Meyers
Saskia Reeves
Alexander Rendel
Carlo Monni
Lene Christensen
Veradis Vinyarath
Nimponth Chaisirikul
Film-Kritik:
Als ich hörte, dass sich der thailändische Regisseur Oxide Pang Chun („Ab-normal Beauty“), eine Hälfte der hoch gelobten „Pang Brothers“ („the Eye“), für sein erstes internationales Projekt die Verfilmung eines Romans des britischen Kultautors Alex Garland („the Beach“/„28 Days later“) ausgesucht hatte, war ich begeistert und auf das Endergebnis sehr gespannt, zumal der Trailer (optisch wie inhaltlich) äußerst viel versprechend aussah…
Aber der Reihe nach. Was ist eigentlich ein „Tesseract“? Die Antwort liefert der Film gleich zu Beginn:
„The Tesseract is a Hypercube unravelled. When a Square unravels to a Line, two Dimensions become one. When a Cube unravels to a Cross, three Dimensions become two. When a Hypercube unravels to the Tesseract, four Dimensions become three.”
Aha. Gut, das mal erfahren zu haben, doch wirklich wichtig für Verlauf oder Verständnis sind diese Informationen nur bedingt – sie beziehen sich lediglich auf den verschachtelten Aufbau des Films, welcher verschiedene Erzähl- und Zeitebenen umfasst sowie diese unchronologisch miteinander verbindet. Wer also schon mit “Memento“,“the Limey“,“21 Grams“ oder “Wicker Park“ seine Probleme hatte, kann hier eigentlich gleich im Vorfeld kapitulieren…
Das Heaven Hotel in Bangkok ist eine verhältnismäßig kostengünstige Absteige für Personen aller Art, und in dieser kargen Umgebung treffen fünf Schicksale aufeinander: In Raum 303 ist der Brite Sean (Jonathan Rhys-Meyers) abgestiegen – er ist Drogenkurier und wartet auf die Übergabe der Ware, welche er außer Landes schmuggeln soll. Die Psychologin Rose (Saskia Reeves), die nach dem Tod ihres Sohnes eine Dokumentation über die Träume und Wünsche thailändischer Straßenkinder drehen möchte, hat Zimmer 205 bezogen – nur zwei Türen entfernt von einer Attentäterin in 203, welche sich nach einem gescheiterten Anschlag schwer verletzt dorthin zurückgezogen hat, um die Sache nach Ankunft der Zielperson doch noch in Ordnung zu bringen. Die offensichtliche Verbindung zwischen den Gästen stellt der dreizehnjährige Dienstjunge Wit (Alexander Rendel) dar, der in Abwesenheit seine Kunden bestiehlt und deren Sachen auf dem Schwarzmarkt verkauft. Ferner erfährt der Zuschauer noch von einem Unterweltboss, der Opfer des Mordanschlags werden sollte und Sean am nächsten Tag die Drogen übergeben wird…
Mit jeder Handlung der Beteiligten scheinen sich ihre Geschichten anzunähern: Wit beschafft der namenlosen Killerin Medikamente für ihre Schusswunde, wird aber kurz darauf von Rose beim Durchstöbern ihrer Sachen erwischt, worauf er ihr als Gegenleistung für ihren Film zur Verfügung stehen muss. Sean erhält die Drogenlieferung, lässt es sich aber nicht nehmen, das Hotel kurz zu verlassen und sich mit einer Prostituierten zu amüsieren – in jener Zeit hat ihm Wit jedoch das Päckchen gestohlen und versucht folgend einen Abnehmer zu finden, worauf Sean nach dem Bemerken die Nerven zu verlieren beginnt, da er so die Übergabe nicht schafft und seine Auftraggeber nun hinter ihm her sind…
Diese Geschichten hat Regisseur Pang auf verschiedenen Erzähl- und Zeitebenen unchronologisch zusammengestellt, so dass man oft nur anhand von Farben oder sich im Bild befindenden Uhren ihre Positionierung erkennen kann. Flashbacks wechseln sich mit Flashforwards ab, Zeitlupen mit Zeitraffern. Trotz allem ist die Verschachtelung der ineinander verwobenen Stränge in diesem Fall nicht ganz so verwirrend oder anstrengend, sondern fördert die Struktur der Story mitsamt ihrer Figuren gar auf eine gewisse Weise. Mit der Zeit kann man geistige Bilder der verschiedenen Ebenen erstellen, welche sich durch einzelne Überschneidungen, die dann aus unterschiedlichen Positionen und Winkeln gezeigt werden, bestätigen lassen.
Wie auch bei „Ab-normal Beauty“ dominiert die optische Hochglanzfinesse dieser Produktion: Gleich die erste Szene zeigt Sean in seinem Zimmer – plötzlich bilden sich innerhalb einer Wand dunkle Gestalten, welche augenblicklich das Feuer auf ihn eröffnen. Diese Paranoia-Einbildung hat man in perfekter „Matrix“-Manier mitsamt Bullet-Time und den dazu gehörigen Soundeffekten dargestellt. Es gibt extrem schnelle Schnittmontagen, Großaufnahmen, farbkorrigierte Sequenzen sowie ungewöhnliche Kameraeinstellungen (die Sexszene etwa wird aus den verschiedensten Winkeln gezeigt – ja, sogar kopfüber). Die gesamte Action wird, wenn sie denn auftritt, überstilisiert, und zwar in Form von am PC entstandenen Spielereien, die zwar spektakulär daherkommen, so jedoch nicht unbedingt nötig gewesen wären. Allgemein ist die Bildersprache modern, interessant und hochwertig.
Im Endeffekt kommt es bei „the Tesseract“ auf die Figuren an, wovon die Optik manchmal einfach zu sehr ablenkt. Vielleicht wollte man auf diese Weise die nicht ganz so überzeugenden Charakterzeichnungen kaschieren, denn die Verzweiflung der Personen mitsamt der jeweiligen Suche nach sich selbst sowie dem Sinn ihres Lebens wirkt in machen Bereichen etwas unausgereift und oberflächlich. Ich nehme an, dass man die Geschichte von Alex Garland stark verändert hat, was man dem Film stellenweise anmerkt.
Der kleine Wit bildet dabei die Schlüsselfigur – sein Unvermögen, richtig von falsch zu unterscheiden, löst die fortführenden Ereignisse mit ihren gravierenden Folgen erst aus. Ein persönliches Problem von mir war es, dass ich seinen Charakter auf Dauer als leicht nervig empfand – an Alexander Rendels Darstellung lag das sicher nicht, denn wie alle anderen Beteiligten spielt er recht überzeugend (sogar Rhys-Meyers ist hier nicht so blass wie sonst).
Ein gravierendes Problem des Films ist es, dass er sich nicht zwischen den Genres entscheiden kann: Bis zum staubig-blutigen Finale spielt sich die furiose Action fast ausschließlich im ersten Drittel ab, während der Mittelteil um Rose und Witt eher dramatische Züge trägt, bis sich gegen Ende ein gradliniger Thriller herausentwickelt. Der interessante Hintergrund (um Bangkok sowie die Straßenkinder) und die menschlichen Schicksale unterstützten wirksam die Elemente des Dramas, nicht aber eine durchgehende Spannungskurve – die besonders kunstvoll inszenierten Actionszenen erweckten in Anbetracht des Gesamtwerks einen eher befremdlichen Eindruck.
Screenshots:
Bild & Ton:
Obwohl Regisseur Pang (wie üblich) stark auf Farbfilter und verfremdete Bilder setzt (z.B. um einen „washed out“-Effekt bei manchen Szenen zu erzielen), kann das Bild überzeugen, auch wenn es teilweise (beabsichtigt) etwas „weich“ wirkt. Der Sound (mitsamt des pulsierenden Soundtracks von James („Smashing Pumpkins“) Iha) ist klar und wird per Dolby Digital 5.1 dynamisch präsentiert.
Menüs:
Das Hauptmenü beginnt mit der spektakulären „Bullet Time“-Sequenz des Films, bevor es in die Übersicht geht, welche eine Wand von Seans Hotelzimmer zeigt. In der abgebildeten Uhr werden Ausschnitte eingespielt, genauso wie im Hintergrund auf der Tapentenfläche – dort allerdings undeutlicher als auf dem „Ziffernblatt“.
Extras:
Leider sehr mau … der amerikanische und japanische Trailer von „the Tesseract“ sowie diverse Promo-Trailer des Vertriebs (u.a. „Rick“ & „AKA“), mehr nicht!
,5
Fazit:
Film: „the Tesseract“ ist eine vertrackte Mischung aus Thriller und Drama – zwar inhaltlich wie initiatorisch überzeugend, leidet der Film jedoch an den hohen Erwartungen angesichts der Beteiligten sowie einigen dramaturgischen Schwächen, die kein abgerundetes Gesamtbild entstehen lassen … daher nur 6 von 10.
DVD: Bild- und Tonqualität = absolut in Ordnung, die Menüs = nett gestaltet … nur das Fehlen von Bonusmaterial enttäuscht!
Film:
DVD: [/align]