24 Season 4 UK-Box
Technische Daten:
Vertrieb: 20th Century Fox
Regionalcode: 2
Laufzeit: 1005 Minuten
Regie: Jon Cassar
Darsteller: Kiefer Sutherland, Kim Raver, Dennis Haysbert, William Devane
Bildformat: 1,78:1
Sprachen: Englisch DD5.1
Untertitel: EfH
Freigabe: „Suitable only for persons of 15 years and over“
Film:
Die Review beinhaltet keine Spoiler!
Vor vielen Jahren rettete Jack Bauer den Präsidentschaftskandidaten David Palmer vor einem Mordkomplott (Season 1), anderthalb Jahre später verhinderte er eine Atombombenexplosion in Los Angeles und bald darauf vereitelte er einen Anschlag mit dem Cordilla-Virus auf die Stadt der Engel. Nach all diesen Jahren voller gefährlicher Momente, Schießereien, Verfolgungsjagden, ja selbst Folter sitzt der Nationalheld nun hinter dem Schreibtisch in Washington, weit entfernt von L.A., Terrorismus & Ermittlungen. Bauer arbeitet mittlerweile für den Verteidungsminister James Heller.
Als dieser beruflich in Los Angeles zu tun hat, muss auch Jack notgedrungen wieder in die alte Heimat inklusive dem ersten Besuch seit seinem Abgang in der CTU. Dort beschäftigt man sich gerade mit einem tragischen Zugunglück, dessen Ursache geklärt werden soll. Als ein Verdächtiger in einen der Verhörräume gebracht wird, den Jack aus früheren CTU-Zeiten zu kennen glaubt, schöpft er Verdacht und platzt zum Leidwesen von CTU-Chefin Erin Bristoll in die Ermittlungen….und tatsächlich war das Zugunglück nur der Anfang…
Ihr ahnt es schon…die 4. Season geht keine neuen Wege ein und zeigt Jack nicht 24 Stunden lang bei spannender Schreibtischarbeit, denn ohne große Umwege bekommt man schon in der ersten Folge klar gemacht, dass die CTU ohne Bauer so effektiv ist wie ein Formel 1-Wagen ohne Motor. Das was die Terroristen in der vierten Staffel vorhaben erfordert eben wieder einen starken Gegenpart, welcher nicht vor brutalen Verhören und Regelverstößen zurückschreckt. Aber was haben sie überhaupt vor?
Waren in den ersten drei Staffeln die Bedrohungen von Anfang an klar definiert, steht man diesbezüglich in der 4. Season von Anfang an auf Glatteis. Alle reden von etwas Großem, was die Welt verändern wird, doch der Zuschauer tappt unwissend im Dunkeln herum und hat – sofern nicht durch Spoiler-Lesen geschummelt - nicht mal ansatzweise eine Ahnung, worauf das ganze hinausläuft.
Dieser Effekt sorgt von Anfang an für Spannung, für Ungewissheit. Angst vor langen Story-Durchhängern braucht man deswegen allerdings nicht zu haben. Während die vorherigen Seasons alle verhältnismäßig gemütlich gestartet sind, bekommt man gleich in der ersten Folge der neuen Staffel einen nervenzerreißenden Countdown (der am Ende der Folge endet) serviert, der an Spannung kaum zu überbieten ist und auch in der Inszenierung selbst für 24-Verhältnisse herausragend ist.
Die anfängliche Euphorie nach diesem mehr als gelungenen Start bleibt allerdings nicht vollständig erhalten. Dies liegt einmal an leichten Abnutzungserscheinungen. Die Arbeit der CTU ist bekannt, mögliche Probleme (Stress mit dem Vorgesetzten usw…) ebenfalls und stellenweise ist es recht offensichtlich, dass die Drehbuchautoren sich vom Bekannten freizappeln wollen, dies aber bei weitem nicht immer gelingt. Daraus resultieren auf der einen Seite bekannte Situationen, die man schon mal in den Vorgänger-Staffeln gesehen hat oder völlig abstruse Ideen, die selbst für „24“ ein bisschen zu dick aufgetragen sind.
Es fehlt stellenweise einfach die Innovation. Dies macht das ganze aber keinesfalls schlecht oder durchschnittlich, denn ehrlich gesagt war es imo nur eine Frage der Zeit, bis die Themen anfangen sich zu wiederholen. Nun in Staffel 4 ist es also soweit, wobei sich dies ziemlich sicher bei der 5. Season wieder ändern wird….
Während sich nun im ersten Drittel der Staffel die Bedrohung klärt, steht die nächste schon unmittelbar in den Startlöchern und läuft dann auch rapide an. So gibt es hier kein 24-stündiges Hinarbeiten auf das unglaubliche Desaster. Stattdessen haben die Terroristen viele Pläne auf Lager. Das bringt einerseits Dynamik in die Geschichte, weil man als Zuschauer nie weiß, was letztendlich passieren soll – und das selbst nach der Staffel-Halbzeit nicht -, auf der anderen Seite resultieren daraus aber immer wieder kleinere Breaks im Spannungsverlauf. So tänzelt die berühmte Kurve von einem Berg zum nächsten, hat aber immer wieder kleine Täler zu überwinden. Eine halbwegs lineare Steigung fehlt.
Zugegeben, das liest sich alles viel negativer, als es letztendlich im Heimkino ist. Denn wie man spannungs-geladene Geschichten erzählt hat im 24-Team niemand vergessen. Egal was das aktuelle Ziel von Bauer & Co ist, die Ermittlungen und eventuelle Festnahmen gestalten sich nach wie vor als größtenteils enorm an den Nerven zerrend. Die sprunghaften Wendungen sind seltener geworden, vor allem im letzten Viertel tauchen sie aber mehr und mehr auf. Dorthin verlagern sich auch wieder die größten Schocks. „24“ ist im Vergleich zu den Vorgänger-Staffeln einen Tick braver geworden, bietet aber dennoch noch mehrere Momente, bei denen man gar nicht fassen kann, was gerade auf dem Bildschirm passiert, Aktionen, die man nie in Hollywood-Filmen zu sehen bekäme. Hier schleudert man dem Zuschauer solche Ereignisse mit knallharter Konsequenz einfach vor die Nase, doch gerade das ist ja das, was den Reiz an der Serie ausmacht.
Umso schneller es auf’s Finale zugeht, desto rasanter entwickelt sich das ganze und schnell geht dann auch die finale Bedrohung an den Start, die das Tempo weiter anheizt. Selbiges hält sich bis zum Ende wacker, schlägt dann aber massiv nach oben aus. Hier haben die Autoren aus den Vollen geschöpft, integrieren clever eine politisch überaus heikle Situation, ziehen diese konsequent durch und lassen auch im Hauptstrang alles auf Katastrophe hinauslaufen. Im Gegensatz zu den Vorgänger-Staffeln klärt sich das alles nicht ein paar Folgen vor Schluss auf, sondern rennt mit stetig ansteigendem Tempo auf die finale Folge zu und als Zuschauer beginnt man sich mit einem unangenehmen Gefühl in der Magengegend zu fragen, wann den endlich jemand die Bremse betätigt…und wenn man dann schließlich im Finale ankommt, stellt man mit Erschrecken fest, dass die erhoffte Notbremsung immer noch nicht einzutreten scheint. Ob diese überhaupt noch gelingt, lasse ich hier offen. Fest steht, dass das Ende mit zum genialsten gehört, was 24 je hervorgebracht hat und somit mit Abstand den besten Staffel-Abschluss darstellt. Ein wenig pessimistisch auf der einen Seite, aber doch versöhnlich auf der anderen…und da Staffel 5 gerade gedreht wird, braucht man sich um die Fortsetzung glücklicherweise auch keine Sorgen zu machen.
Trotz der teilweise überzogenen, unrealistischen Aktionen und kleinen Hängern, weist Season 4 ein beachtliches Tempo auf, was meist immer wieder auftauchende Logik-Fehler kaschieren kann. Auffallend ist beim Zurückdenken, dass viele Story-Stränge einfach ins Leere laufen und Personen, die gerade noch Mittelpunkt des Ganzen waren im nächsten Moment unwichtig sind und deren Schicksal überhaupt nicht mehr geklärt wird. Schön hingegen werden aktuelle Bezüge in die Story integriert. Insbesondere die Bedrohung, die vom Internet ausgeht, wurde gleich mehrmals sehr schön eingebunden. Auch der neue Präsident und dessen Regierung zeigen leichte Parallelen zu George W. auf.
Nicht oft genug hervorheben kann man – wie auch schon in den anderen Seasons – den Cast. Kiefer Sutherland liefert einmal mehr eine tolle Vorstellung ab, die zu jedem Zeitpunkt absolut überzeugt & begeistert. Er hat seinen Charakter Jack Bauer derart mit Leben gefüllt, dass man sich keinen anderen in der Rolle des CTU-Agenten vorstellen könnte. Er ist der Held, mit ihm kann sich das Publikum identifizieren, mit ihm fiebert man mit, mit ihm leidet man.
Ansonsten hat sich so einiges getan…es gibt in fast allen Bereichen nur noch neue Gesichter zu sehen, einzige alte Arbeitskraft in der CTU ist Chloe ’o Brian, welche erneut für dezentes Schmunzeln sorgt. Die Angst vor der neuen Mannschaft ist allerdings völlig unberechtigt. Während in vielen Hollywood-Produktionen nur zweitklassige Akteure herumstapfen, schafft man es hier in jeder Staffel „nur das Beste“ zu engagieren. Jack’s neue Lebensgefährtin Audrey, gespielt von Kim Raver, agiert hervorragend, ihr Vater, der Verteidigungsminister mimt ebenfalls eine facettenreiche Figur, die ständig zwischen treusorgendem Vater und patriotistischem, sarkastischem Hardliner hin und her pendelt.
Ebenfalls einige sehr gute emotionale & intensive Szenen hat die neue CTU-Chefin Erin Bristoll. Da auf dem UK-Cover auch Tony Almeida abgebildet ist, darf wohl an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass Teile der Stammbesetzung nach und nach auch in der 4. Staffel wieder auftauchen. Das diese nicht sofort mit im Spiel sind, unterstützt einmal die Identifikation mit Jack, der sich genau wie der Zuschauer zu Beginn inmitten von Fremden bewegt und sorgt andererseits für herzerwärmende „Wiedertreff-Momente“, die einem im ernsten Terroristenchaos ein zufriedenes Lächeln auf’s Gesicht zaubern. Es tut trotz der tollen neuen Besetzung einfach gut, wieder die alten Gesichter zu sehen, die Charaktere, die man nach 3. Staffeln wie gute Freunde zu kennen scheint.
Wie in kaum einer anderen Staffel überzeugen diesmal vor allem die Bad Guys. Arnold Vosloo als Oberterrorist Habib Marwan taucht schon früh auf, bleibt aber dann auch der Obermotz für den Rest der Season. Er spielt seine Rolle sehr zurückhaltend, aber doch passend. Übertrumpft wird er von der Familie Araz, in der sowohl Vater & Mutter, als auch Sohn Behrooz eine beachtliche Glanzleistung abliefern.
Das hinter dem Spannungsmonster „24“ mittlerweile ein routiniertes Team steht, merkt man auch schön bei der Inszenierung. Die hat sich nach dem fantastischen Look der dritten Staffel noch einmal verbessert. So gibt es diverse clevere Kamera-Perspektiven, die die Action optisch genial im Hintergrund präsentieren, dabei aber den Focus auf den Charakter legen, der gerade in der Szene die Hauptrolle spielt. Die zahlreichen Shoot-Outs sind erneut klasse eingefangen, es gibt wieder jede Menge Handkamera, die den Protagonisten unsicher in die Schießerei folgt, so dass der Zuschauer meist selbst nicht weiß, wer oder was hinter der nächsten Ecke lauert. Die zahlreichen Split-Screen-Aufnahmen werden erneut routiniert verwendet.
Auch die Location Los Angeles wird herausragend in Szene gesetzt. Da ich diesen Sommer das Glück hatte, mir die Stadt der Engel selbst mal anzuschauen, kann ich definitiv sagen, dass nur wenige Filmproduktionen L.A. + Umgebung so authentisch einfangen wie „24“. Die glitzernde Skyline steht in direktem Kontrast zu den nahen Wüstenregionen. Oft wirkt der Schauplatz staubig, neblig vor Smog und brütend heiß. All das bringt man hier klasse auf den Bildschirm der Zuschauer. Einziger Kritikpunkt sind einige nicht ganz stimmige CGI-Effekte, die tauchen zwar nur ca. 2x sichtbar auf, lassen sich dann aber auch sofort als solche enttarnen.
Musikalisch greift man auf altbewährtes zurück. Die große bestehende Menge an verschiedenen Themen-Melodien für die Serie wird verwendet und um einige Neuzugänge erweitert. Die Musik spielt sich nie aufdringlich in den Vordergrund, unterstützt die gewünschte Stimmung einer Szene aber zu jedem Zeitpunkt perfekt.
Kommen wir letztendlich zu dem, was ich bei dieser Staffel-Review am liebsten überspringen würde, dem Fazit.
Auch als großer Fan der Serie kann man es drehen und wenden wie man will, die 4. Staffel kommt nicht mehr ganz an die Vorgänger heran. Verantwortlich dafür sind vor allem leichte Abnutzungserscheinungen, wofür die Serie aber an sich nichts kann. Viele Vorgänge wirken eben mittlerweile vertraut und hauen einen nicht mehr so arg vom Hocker, wie es noch in den ersten Staffeln der Fall war. Außerdem ist die Story mit ihren zahlreichen Bedrohungen nicht immer stimmig im Bezug auf den Spannungsaufbau. Im Gegenzug, auch wenn die blinde Begeisterung wegen des innovativen Konzepts mittlerweile verflogen ist, macht es nach wie vor einen Heidenspaß Jack Bauer bei seinen Ermittlungen zu begleiten. Die Spannung bewegt sich nonstop auf hohem Niveau und steigt zwischenzeitlich bis zum Maximum an, die gebotenen Schocks gegen Ende sind ebenfalls genial, vor allem im Finale. So bekommt man auch in der 4. Staffel Top-Unterhaltung geboten, die trotz einiger Macken nach wie vor anderen TV-Serien als auch Kinoproduktionen qualitativ haushoch überlegen ist, aber eben nicht mehr an die (imo) perfekten Vorgänger-Seasons herankommt.
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Bild:
Das Bild der englischen Staffel-Box weiß fast durchgehend zu überzeugen. Hier und da taucht noch leichtes Rauschen auf, ansonsten haben wir es mit einem sehr gelungenen detail- und kontrastreichem Transfer zu tun, der qualitativ nicht mehr weit von dem Niveau aktueller Kinoproduktionen entfernt ist.
Sound:
Auch beim Sound bietet die 4. Staffel das bisher beste Ergebnis. Schon in der ersten Folge wird man mit ungewöhnlich vielen Effekten von allen Seiten versorgt, dieses Erlebnis zieht sich insbesondere in den actionreichen Sequenzen durch die ganze Staffel. Lediglich der Bass bleibt ein wenig zu zahm. Für eine Serie ist das Gebotene dennoch klasse!
Hinzufügen möchte ich auch hier noch, dass der Originalton mich wieder absolut überzeugt hat. Auch dieses mal kam mein Vater mit seinem eingerosteten Hauptschul-Englisch problemlos überall mit (mit zugeschalteten engl. Uts). Für den, der sich Filme normal im O-Ton gibt, ist auch „24“ gar kein Problem. Es macht die Serie noch rasanter und wirkt weit atmosphärischer als die zugegeben ebenfalls gute Synchronisation. Davon abgesehen ist’s einfach kultig wenn Jack bei schiefgelaufenen Aktionen immer ein deftiges „Son of a bitch“ in den nicht vorhandenen Bart brummt 😉
Ausstattung:
Die äußerst ansprechende UK-DVD-Box kommt diesmal nicht mehr als Digipack, sondern als aufklappbares Case im Stil der Erstauflage der „Alien Quadrilogy“. An Extras hat man die Bonus-Disk mit 3 Featurettes, die jeweils eine bestimmte (meist aufwendige) Szene behandeln, 40 Deleted Scenes + Commentary und einem Musik Video ausgestattet. Die Menüs sind erneut nach einer animierten Einleitung statisch, ärgerlich allerdings, dass die Menüs der einzelnen Folgen wieder stellenweise übelst spoilern.
Fazit:
Es ist mir dieses mal ziemlich schwer gefallen die Review zu verfassen, da die 4. Staffel einfach nicht mehr so blind begeistert, wie es die Vorgänger-Staffeln getan haben. Problematisch dabei ist, dass die Qualität der Serie nach wie vor auf einem überaus hohen Niveau ist, sowohl Spannungs-technisch, als auch was Schauspieler, Story & Inszenierung angeht. So gibt’s bei der Film-Wertung dieses mal schweren Herzens kein „Full House“ mehr, um einfach den kleinen aber doch feinen Unterschied zu verdeutlichen. Die DVD-Qualität hingegen ist herausragend und übertrumpft die Releases der Vorgänger-Seasons ohne Probleme. Insbesondere der Ton ist diesmal sehr gut geworden und braucht sich vor aktuellen Kino-Produktionen nicht mehr zu verstecken.
Kaufen oder nicht kaufen? Wenn man einen weiteren Tag mit Jack Bauer verbringen will, ist auch die 4. Staffel ein Fest für die Sinne. Nach wie vor ist „24“ einmalig spannend, einmalig schockierend und einmalig gut gespielt. Nur sollte man die Erwartungen in sofern zurückschrauben, dass man keine neue 2. Staffel erwartet.
Testequipment
PC-System mit Teufel Concept E Magnum
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