Bad Boys 2 Extended Version
Technische Daten
Vertrieb: Columbia Tristar
Regionalcode: 2
Laufzeit: 141 Minuten
Regie: Michael Bay
Darsteller: Will Smith, Martin Lawrence, Joe Pantoliano, Jordi Molla
Bildformat: 2,40:1
Sprachen: DD5.1 (Deutsch, Englisch)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Freigabe: Keine Jugendfreigabe
Film:
1995 war es für einen jungen Werbeclip-Regisseur namens Michael Bay an der Zeit die Branche zu wechseln und unter dem Produzentenduo Don Simpson & Jerry Bruckheimer seinen ersten Hollywoodfilm zu drehen. Mit einem verhältnismäßig sehr kleinen Budget und 2 eher unbekannten Stand-up-Comedians in den Hauptrollen drehte er die Actionkomödie „Bad Boys“, die gut das 6-fache ihrer Kosten einspielte. Im Folgejahr realisierte er den Actionfilm „The Rock“ mit Nicolas Cage & Sean Connery in den Hauptrollen welcher 330.000.000 Dollar einspielte. Weitere 2 Jahre später ließ er Superstar Bruce Willis auf einen nahenden Asteroiden los, was sage und schreibe 550.000.000 Dollar in die Studiokasse spülte. 2001 wütete Mr. Bay auf Hawaii und inszenierte in einer noch nie da gewesenen Materialschlacht den Angriff der Japaner auf „Pearl Harbor“ und landete wieder einen Kassenschlager.
2003 war es dann an der Zeit die beiden „Bad Boys“ Will Smith & Martin Lawrence wieder ihr Unwesen treiben zu lassen, wofür Produzent Jerry Bruckheimer satte 130.000.000 Dollar locker machte…
Die beiden Drogenfahnder Mike Lowrey & Marcus Burnett bekommen den Auftrag, die bisher größte Ecastsy-Lieferung nach Miami zu unterbinden. Die Ermittlungen führen zu dem Drogenboss Johnny Tapia, an dessen Fersen sich auch Marcus’ Schwester als Undercover-Agentin der DEA geheftet hat…
Was sich in der Inhaltsangabe klar strukturiert anhört, ist es im Film nicht wirklich. Bei einer Laufzeit von 141 Minuten startet der eigentliche Hauptstrang der Story erst nach ungefähr 30 Minuten. Das hält Michael Bay nicht davon ab schon 2 groß angelegte Actionsequenzen am Anfang zu verbraten, bei welchen einem wahrlich der Atem stockt. Die große Verfolgungsjagd, für die der MacArthur-Causeway in Miami über mehrere Tage gesperrt wurde, lässt die Kinnladen reihenweise nach unten klappen. Dies liegt vor allem an der dynamischen Kameraführung, die ein fantastisches Mitten-Drin-Feeling vermittelt. Bay verzichtete hier fast komplett auf Computereffekte und ließ echte Fahrzeuge von einem echten Autotransporter fallen, die Crashs sind echt, die Explosionen sind echt und Will Smith zischt mit seinem Ferrari Maranello haarscharf mitten durch die furiose Zerstörungsorgie. Erst hier nach beginnt der eigentliche rote Storyfaden, der für einen solchen Actionblockbuster ausreichend ist, aber letztendlich nur als Bindeglied für die Blödeleien & Verfolgungsjagden des Cop-Duos dient. Der Humor wirkt weit weniger leichtfüßig und nicht mehr so frei wie im ersten Teil. Durften dort die beiden Komiker Will Smith & Martin Lawrence noch stellenweise improvisieren, scheint dieses Element in der Fortsetzung weitgehenst verschwunden zu sein. Katastrophal im Bezug auf den Wortwitz gestaltet sich die veränderte Synchronstimme von Mr. Lawrence, welche um Klassen schlechter als die im Vorgänger ist. Abhilfe schafft der O-Ton, der in diesem Fall wirklich die Nase weit vorn hat, vor allem was die Wortgefechte der beiden Hauptdarsteller angeht. Den direkten Vergleich gewinnt aber auch hier Teil 1. Ansonsten spielt der gesamte Cast gut, das Team Smith-Lawrence ist eingespielt und hat den Zuschauer von Anfang an auf seiner Seite.
Trotz der gigantischen Actionsequenzen am Anfang des Films zieht sich ein blutiger Shoot-Out- und Verfolgungsjagd-Faden über den ganzen Streifen. Ja, richtig gelesen: blutig! Der rote Lebenssaft der in aktuellen Hollywood-Produktionen zugunsten niedriger Altersfreigaben fast vollständig vernachlässigt wird, taucht in „Bad Boys 2“ zur Genüge auf. Michael Bay wollte wieder einen brutalen Actionfilm machen, ohne dabei auf eine junge Zielgruppe Rücksicht zu nehmen und das hat er zweifellos geschafft, in den Augen mancher Zuschauer sogar übertrieben. Wenn Leichenwagen ihre tote Fracht verlieren und diese unter den Rädern der Verfolger Körperteile verliert, kann man sich durchaus fragen, ob eine derart makabere Darstellung sein muss. Die FSK18 ist auf jeden Fall gerechtfertigt, neben besagten makaberen Szenen gibt’s natürlich auch diverse blutige Shoot-Outs. Auch die wurden klasse umgesetzt, hier und da durch Zeitlupe verfeinert, über große Teile aber laut, hektisch und dreckig in Echtzeit. Hervorzuheben ist die Schießerei in dem Haus der Haitianer, die mit hochinnovativen Kamerafahrten ein audiovisuelles Erlebnis ist.
Als gegen Ende hin dann teilweise wildfremde Cops sich für eine illegale Rettungsaktion in Kuba anbieten („Wir kennen euch zwar nicht, aber wir helfen euch trotzdem, ihr seid in Ordnung…“) wird das Geschehen recht abstrus. Zweifellos ist das ein Zeichen dafür, dass das männliche Zuschauer-Gehirn noch mit zuviel Leistung läuft, also schrauben wir den Regler ganz nach unten, was sich im Nachhinein als richtige Entscheidung herausstellt. Das mutige amerikanische Einsatzkommando stürmt nun mit Mike & Marcus in bester „Phantom Commando“-Manier die riesige Villa des Drogenbosses, welche anschließend mit einem Riesenwumms in die Luft fliegt. Das Haus war übrigens keine Kulisse, sondern wurde vom Filmteam aufgekauft, um es anschließend – gefilmt von jeder Menge Kameras – in die Luft zu jagen.
Wo bei anderen Filmen Schluss wäre, zeigt sich hier das fette Budget, denn Bay zelebriert vor dem finalen Showdown noch eine Verfolgungsjagd zweier Geländewagen durch eine riesige Wellblechhüttensiedlung, welche beim berüchtigten US-Stützpunkt Guantanamo Bay schließlich endet. Aufgrund des auf Standby-laufenden Gehirns beschäftigen wir uns nicht weiter mit dem Holzhammer-Patriotismus („Wir sind Amerikaner, wir dürfen das“…), der auf Kuba auf den Zuschauer losgelassen wird.
Was die Inszenierung angeht, haut Bay gewaltig auf den Putz und zaubert über den ganzen Film verteilt genial innovative Kamerafahrten und Einstellungen auf die Leinwand. Die großen Actionszenen strotzen nur so vor Dynamik und man merkt, wie viel Spaß der Regisseur an seinen Zerstörungsorgien hat. Seine für ihn typische Werbeclip-Ästhetik
taucht Miami in eine herrliche Urlaubsoptik mit strahlenden Sonnenunter- und aufgängen.
Sound-technisch wurde leider nicht mehr das geniale Thema aus dem ersten Teil verwendet. Stattdessen setzte man auf aktuelle Hiphop-Songs, welche durchweg gut zum Film passen. Ein dominantes Hauptthema fehlt leider.
Am Ende der Filmkritik angelangt ist der größte Kritikpunkt des Films die Story, der teilweise der rote Faden fehlt und die gegen Ende hin heftigst an der Schmerzgrenze zur Lächerlichkeit vorbei schrammt. Der Rest stimmt fast ausnahmslos. „Bad Boys 2“ ist endlich noch mal ein großer Action-Blockbuster, welcher auf modische CGI-Effekte pfeift und größtenteils noch auf richtige Stunts und echte Explosionen setzt und sich außerdem die unerhörte Freiheit nimmt auf die Zensurorgien der Studios zu verzichten. Brutal, handgemacht, lustig…..ein Männerfilm durch und durch, während dem man dem Gehirn eine Auszeit gönnen und sich einfach nur von den fulminanten Bildern und den Wortgefechten der beiden Protagonisten unterhalten lassen sollte.
,5
Bild:
Die Columbia-Scheibe kann größtenteils überzeugen. Die Farben sind kräftig, Bildrauschen sucht man vergebens und der Kontrast ist auch klasse. Ganz selten fällt eine nicht ganz perfekte Detailschärfe auf.
,5
Sound:
“Bad Boys 2” ist eine Soundgranate allererster Güte. Die Shoot-Outs werden knochentrocken über den Subwoofer ausgegeben und sind unheimlich räumlich. Auch ansonsten passt der Soundmix perfekt, die Musik harmoniert grandios mit den Soundeffekten, Explosionen werden mit unglaublich donnernden Bässen wiedergegeben. Ein Fest für die Sinne!
Empfehlenswert ist aufgrund der verkorksten Synchronisation von Markus Lawrence die englische Tonspur, die wesentlich mehr Wortwitz zu bieten hat und sound-technisch der deutschen in nichts nachsteht.
Ausstattung:
Auch die Ausstattung der Doppel-DVD weiß zu überzeugen. Die Filmdokumentationen geben einen tollen, sachlichen Einblick in die Dreharbeiten und beschäftigen sich mit fast jeder wichtigen Szene. Außerdem gibt’s Deleted Scenes, ein Musik-Video, ein Produktions-Tagebuch und einige Trailer. Einziger Kritikpunkt, dass Michael Bay keinen Audiokommentar gesprochen hat, denn der war beim Vorgänger wirklich klasse und sehr informativ.
,5
Fazit:
Columbia Tristar hat mit der “Bad Boys 2 Extended Version” eine technisch ungemein überzeugende Doppel-DVD abgeliefert, die in allen Punkten dem Prädikat „Referenz“ sehr nah kommt. Der Film selbst ist endlich noch mal ein kompromissloser, handgemachter Actionfilm, der auf „political correctness“ pfeift, an bösen F-Wörtern nicht spart und im wahrsten Sinne des Wortes die Fetzen fliegen lässt. „Bad Boys 2“ ist auf keinen Fall perfekt, aber noch mal eine willkommene Abwechslung im Zeitalter von PG13-Vin Diesel-Action.
Knappe
Equipment:PC-System mit 21er Monitor und Teufel Concept E Magnum
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