Zwei Brüder - Die Abenteuer von Kumal & Sangha
von Jean-Jacques Annaud
Deluxe Edition (2DVD-Set)
Technische Daten:
Vertrieb: Pathé, Tobis
Regionalcode: 2 (Europa)
Laufzeit: Film ca. 101 Minuten, Bonusmaterial ca. 232 Minuten
Regie: Jean-Jaques Annaud
Darsteller: Guy Pearce, Jean-Claude Dreyfus, Freddie Highmore
Bildformat:2,35:1 (16:9 anamorph)
Sprachen: Deutsch und English Dolby Digital 5.1, DTS 5.1
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch
Freigabe: ab 6 Jahren
Film:
Tiger sind vom Aussterben bedroht!
Manch einer mag da jetzt sagen: "Tiger sind ja nicht die einzigen Tiere, die von der Bildfläche verschwinden." Das stimmt sicherlich, aber für mich ist diese Tatsache ein erschreckendes Zeugnis für die blinde Zerstörungswut des Menschen, all das, was ihm fremd und gefährlich erscheint, einfach auszurotten. In der Evolution siegt stets der Stärkere, und vielleicht liegt es in unseren Genen, dass wir uns so verhalten. Doch sind wir inzwischen bei allem technologischen und wissenschaftlichen Fortschritt nicht in der Lage, unser Weiterleben auf eine andere Art und Weise zu schützen?
Die Population der Tiger ist in den letzten 100 Jahren von 100.000 Exemplaren weltweit auf nur noch 6.000 gesunken. Von ehemals acht Unterarten dieser wunderschönen und eleganten Raubkatzen existieren heute nur noch fünf. Gejagt wurden Tiger in den 20er und 30er Jahren vor allem wegen Ihres schön gezeichneten Fells. Damals war es legal und Mode, auf Tigerjagd zu gehen. Vor allem Engländer und indische Maharadschas pflegten diesen "Sport". Doch auch heute noch wird der Tiger absichtlich und unnötigerweise gejagt und getötet: Um Arzneimittel herzustellen!
Drei jahre Hitze und Entbehrungen.
Wie man in den ausführlichen Dokumentationen zum Dreh auf der zweiten DVD dieses schön gestalteten Sets erfährt, waren die Dreharbeiten für Annaud und seine Crew in Kambodscha nicht gerade ein Zuckerschlecken: Während die ausgesuchten Tiere, eindeutig die Hauptdarsteller des Films, sich relativ frei in einem großzügig eingezäunten Areal des Dschungels bewegen konnten, saßen Kameramann und Toningenieur sowie oftmals auch Annaud selbst in einem kleinen, engen Käfig, zum Schutz vor den Raubkatzen. Doch trotz aller widrigkeiten der Drehorte gelang es dem französischen Filmemacher - wie zuvor schon bei seinem Film "Der Bär" - faszinierende Aufnahmen von Tieren und Natur auf die Leinwand zu bannen. Man hat wirklich das Gefühl, nur wenige Zentimeter neben diesen majestätischen Tieren zu stehen, mittendrin statt nur dabei zu sein. Ungewöhnliche Blickwinkel und kräftige Farben sorgen für ein etwas anderes Filmgefühl, man erlebt die Geschichte der "Zwei Brüder" aus den Augen der Tiger. Menschen spielen eindeutig nur eine Nebenrolle, wenn diese auch am längeren Hebel sitzen, doch dazu gleich noch mehr.
Das Abenteuer Leben beginnt...
Die ersten Minuten des Films verbringen wir mit den wenige Wochen alten Brüdern Kumal und Sangha, zwei Tigerbabys. Wir sind dabei, als sie spielerisch erste Lebenserfahrung sammeln, und merken sofort, dass Kumal eindeutig der tapferere, mutigere von beiden ist. Unbeschwert und unglaublich knuffig tollen die beiden in sagenhaften Bildern durch den heimischen Dschungel, beschützt von Vater und Mutter.
Doch die Gefahr kündigt sich in Form von lautem Geschrei und durchdringenden Rufen an: Menschen, genauer der Jäger McRory, dringen in den Dschungel ein und damit in das Revier der Tigerfamilie. McRory ist aber in erster Linie nicht als Jäger unterwegs, sondern verdient sich seinen Lebensunterhalt notgedrungen mit dem Ausschlachten alter Tempelanlagen und dem Verkauf der Statuen an reiche Briten, die solche Objekte liebend gern in ihren prachtvollen Villen ausstellen. Doch leider ist die alte verwitterte Tempelanlage, auf die es McRory abgesehen hat, der Unterschlupf unserer Tigerfamilie, und so kommt es unausweichlich zu Konflikten.
Konflikte, die uns als Zuschauer schon nach wenigen Minuten Film verdeutlichen, wer hier eigentlich wen in die Enge treibt und angreift: Nicht der Tiger attakiert wahllos die Menschen. Nein, Menschen sind es, die in sein Revier eindringen, die ihn und seinen Nachwuchs bedrohen. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass das Tier sich dagegen wehrt.
Die beiden Brüder werden getrennt und wachsen unabhängig voneinander auf: Der mutige Kumal wird von McRory an einen Zirkus verkauft, wo er die typischen Kunststücke vollbringen muss und langsam daran zerbricht; Sangha wächst dagegen bei dem jungen Sohn des britischen Gouverneurs in Kambodscha auf, wird aber auf Grund eines Unfalls mit dem Hund des Gouverneurs an einen Maharadscha verkauft, der die beiden Brüder in einer Arena zum vergnügen zahlender und hochkarätiger Gäste gegeneinander kämpfen lassen möchte. Werden die zwei Brüder diesem Wunsch entsprechen und sich gegenseitig zerfleischen? Oder gibt es ein Happy End? Ich lasse diese Frage offen, denn dieser Film ist es wert, gesehen zu werden!
Bild:
Ungewöhnliche Blickwinkel zeichnen diesen Film aus. Ein weiteres Mal greift Annaud zu bemerkenswerten Tricks, um Seine Zuschauer mitten ins Geschehen zu transportieren. Oft bleibt die Kamera nur wenige Zentimeter über dem Boden, um die Geschichte der Tiger zu verfolgen. Man ist stets ganz dicht dabei, meint, die Tiere greifen zu können. Fast macht das Bild einen dreidimensionalen Eindruck. Störende Treppchenbildung oder Unschärfe ist nicht festzustellen, dafür aber ein außergewöhnlicher Stil, der sich durch den gesamten Film zieht und ihn zu etwas Besonderem macht.
Ton:
Tonspuren gibt es in Dolby Digital 5.1 und DTS. Getestet wurde die DTS-Spur, die sehr räumlich klingt und bei der Szene, in der das Grammofon den Urwald mit einer Opernarie beschallt, wunderbar nachhallt. Der Subwoofer kommt nur selten zum Einsatz, dann aber durchaus kraftvoll und präzise. Die Stimmen kommen klar aus dem Center, Musik wird räumlich wiedergegeben, und das Fauchen und Brüllen der Raubkatzen wirkt schon sehr eindrucksvoll.
Menüs:
Animierte Menüs, wunderschön im Dschungel-Stil gemacht, führen durch die DVDs. Missverständnisse kommen durch klare Gliederung nicht auf, man fühlt sich prima an die Hand genommen und findet auch auf der Bonus-DVD alles auf Anhieb. Sich abwechselnde Bilder von Tigern laden auch mal zum Verweilen im Menü ein, was ja sonst eher selten der Fall ist.
Bonusmaterial:
Auf der ersten DVD findet sich neben dem Hauptfilm noch ein informativer Audiokommentar von Jean-Jacques Annaud. Die weiteren Extras wurden in diesem getesteten Set namens "Deluxe Edition" auf einer zweiten DVD untergebracht. Das lässt auf umfangreiches Material hoffen, und man wird nicht enttäuscht: Neben den klassischen Featurettes zum Thema Dreharbeiten, Drehorte, Effekte und Musik wird der Käufer der teureren variante der DVD mit umfassenden Dokumentationen zu diesen wunderschönen Raubkatzen belohnt. Die von Guy Pearce moderierte Dokumentation "Alles über Tiger" kann man nur als umfassend bezeichnen, hier wird wirklich alles präsentiert, was man über diese Tiere wissen sollte, um wie ich ein "Fan" zu werden. Eine animierte Bildergalerie, Trailer, Storyboard-Vergleich, Interviews und ein Vergleich zwischen 35mm- und High-Definition-Kameras runden das Bonusmaterial ab.
Persönliches Fazit:
Ich bin irgendwie geprägt. Ich weiß zwar nicht, wodurch, aber schon seit Jahren finde ich Tiger faszinierend, unglaublich elegant und einfach schön! Ich weiß zwar um die Gefährlichkeit dieser Raubkatzen, die bis zu 4 Meter lang und 250kg schwer werden können, aber es tut mir im Herzen weh, wenn ich wieder einmal lesen muss, dass Tiger Menschenfresser sind und deswegen getötet wurden. Das geht so weit, dass ich von meiner Verlobten zum nächsten Geburtstag eine Patenschaft bekommen werde.
Wie in der Dokumentation zu sehen war, waren Angriffe dieser Raubkatzen auf Menschen vor knappen 100 Jahren nicht selten, da die Population dieser Tiere damals wohl zu groß war und es so zwangsläufig zu Konfliktsituationen mit dem Menschen kommen musste, die sich damals ebenfalls stark ausbreiteten. Doch heutzutage können wir diesen Tieren aus dem Weg gehen, ihnen ihre Reviere lassen.
Annaud schafft es, den Zuschauer dazu zu bringen, sich in die Lage der Tiger zu versetzen. Wir erleben das Aufwachsen der beiden Jungtiere bis zu ihrer Trennung durch den Menschen, wir verfolgen die Torturen fast bei eigenem Leib mit, denen Kumal beim Zirkus ausgesetzt ist. Ja, wir drücken die Daumen, dass beim Kampf in der Arena alles glücklich enden wird.
Ich finde, man muss diesen Film zumindest einmal gesehen haben, um zu verstehen, dass die Menschheit damit aufhören sollte, unsinnig weitere Tierarten auszurotten. Denn es gibt kein Zurück...
Weiterführende Informationen und Links:
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WWF - Rettet den Tiger
Meine ehemalige Seite über den Tiger (offline)
Wikipedia - Jean-Jacques Annaud
Getestet auf:
Loewe Cantus 16:9-Fernseher, Yamaha RX-V496 RDS und Magnat 5.1-Aktivsystem.