Spoiler wie immer.
Große Haie, kleine Fische
Heute gelüstete es mich nach Fisch und da ich aus Prinzip keinen Fisch esse, ging ich ins Kino, denn da gibt es derzeit Fische im Überfluss. Der zugehörige Film heißt „Grosse Haie, kleine Fische“ (ich hasse die Rechtschreibreform) und ist das neue Animationswunder aus der Dreamworksschmiede, die uns ja unter anderem schon Shrek bescherte.
In dem neuen Film geht es um Oscar, einen Loser und Niemand, der in einer Walreinigungsfirma arbeitet. Sein Ziel ist es ganz groß rauszukommen, was ihm eines Tages auch gelingt, als er irrtümlich für einen Haikiller gehalten wird.
Gleichzeitig ist da Lenny, ein vegetarischer Hai, der von seinem Vater für seine Fleischabstinenz gehasst wird und endlich einen Fisch töten und fressen soll. Lenny sieht nur noch einen Ausweg, er muss verschwinden, zumal er sich schuldig fühlt für den Tod seines Haibruders.
Just in dem Moment, in dem Oscar in die Pflicht gerät, vor versammelter Fischgemeinschaft einen Hai zu töten, kreuzen sich die Wege von Lenny und Oscar und man schmiedet gemeinsam einen tollkühnen Plan ...
Diese Inhaltsangabe verdeutlicht - wie ich finde - bereits sehr gut, dass sich „Grosse Haie, kleine Fische“ zu „Findet Nemo“ genauso verhält wie einst „Antz“ zu „Das großen Krabbeln“. Beide Filme haben das gleiche Sujet (die Unterwasserwelt) und die gleichen Hauptdarsteller (Fische) unterscheiden sich ansonsten aber gravierend. Es gibt nicht wirklich eine einzige Überschneidung zwischen den Filmen und auch die Botschaften die „Findet Nemo“ und „Grosse Haie, kleine Fischer“ vermitteln wollen, unterscheiden sich grundlegend.
Wie schon bei „Antz“ und „Das große Krabbeln“ ist auch bei dem neuen Dreamworks vs Pixar Kräftemessen der Dreamworks Kandidat der erwachsenere, rasantere und vor allem witzigere Film, weil er eben nicht wie die Pixar Filme auf vollkommene Kiddieskompatibilität getrimmt ist. Dies merkt man vor allem an der Lust, mit der der Film die heiligen Mafiafilmklischee(see)kühe schlachtet und damit spielt und auch der Rest der Gags ist eher von hysterischer Slapsticknatur und spielt sich wie zu seeligen Nackte Kanone Zeiten vor allem im Hintergrund ab. Was da teilweise abgeht, lässt die Leinwand fast bersten vor Ideen.
Storytechnisch ist also im Grunde genommen alles im Lot, einzig die eingebaute Liebesgeschichte hört wieder einmal zu sklavisch auf alle gängigen Klischees und ist daher unglaublich vorhersehbar. Warum hat man diesen Storyzweig nicht auch einmal ironisch aufzubrechen versucht? Schade.
Ein absolutes Hailight setzen die Animationen. Die Detailfülle (vor allem in der unglaublich liebevoll designten Fischstadt), die Rasanz der Kamerafahrten und vor allem die Charakteranimation sind von einer geradezu brillanten Qualität. Besonders seien hier die Figuren Oscar (der wirklich aussieht wie Will Smith) und Don Lino erwähnt, wobei vor allem letzterer so frappierend an de Niro und seine Art zu schauspielern erinnert, dass man manchmal glaubt, gleich streift der Hai seine „Verkleidung“ ab und Robert de Niro schält sich heraus. Absolut verblüffend. Leider führt diese perfekte Art der Animation und ihre Anpassung an die Schauspieler zu einer mir nicht wirklich zusagenden extremen Vermenschlichung der Figuren, so dass eigentlich keiner der Fische wirklich noch etwas mit einem Fisch zu tun hat.
Trotz diverser storytechnischer Mängel (Geschichte zu vorhersehbar, schnulzige Liebesgeschichte) und der extremen Vermenschlichung der Figuren würde ich dem Film somit 4 Narrenkappen verleihen, da er unglaublich witzig ist, eben keinen „Findet Nemo“ Klon darstellt, über einen wundervollen funky Soundtrack verfügt, der mehr als einmal zum Mitwippen animiert und weil er eine wahre Fundgrube für Leute ist, die Spaß daran haben, Anspielungen auf andere Filme suchen, denn die gibt es wahrlich zuhauf (mein Liebling waren definitiv die Haie, die bei ihrem Erscheinen das Thema von „Der weiße Hai“ summen), ABER:
Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, die deutsche Synchronfassung zu sehen! Ich gebe dahingehend unumwunden zu, dass man die Synchronisation an sich als sehr gelungen bezeichnen kann, aber die Stimmen sind absolut unpassend, im Falle von Oscar sogar nervend! Und das ist natürlich entsetzlich, wenn man bedenkt, dass diese Figur den Film trägt. Ich versuche mal zu umschreiben, wie sich Daniel Fehlow als Will Smith Kopie anhört: Er beginnt die Sätze immer sehr tief und hat durchaus Flow in der Stimme, der zu Will Smiths Rapperattitüden passen könnte, aber irgendwann kippt seine Stimme IMMER komplett um und wird hoch und schrill. Manchmal scheint sie fast wegzubleiben. Grausam!!! Auch die deutsche Stimme von Lola, die im Original Gesicht und Stimme von Angelina Jolie hat, ist ganz schlimm. Sie will verrucht und sexy wirken, mit dem Ergebnis, dass der Fisch so erotisch wirkt, wie ein Loch im Kopf. Auch die anderen Figuren, die im Original hochkarätig besetzt sind, verkommen hier zu absoluten stimmlichen Lachnummern und so geht auch einiges an Witz verloren. Genannt seien hier stellvertretend die beiden als comic relief geplanten bekifften Quallen, die nicht eine einzige witzige Szene hatten!
Was man sich dabei gedacht hat, kann ich mir echt nicht erklären. Folglich gibt es auch nur:
Weitere Infos gibt es unter:
http://www.sharktale.com/
In diesem Sinne:
freeman