Spoilertechnisch gilt das gleiche wie immer.
Terminal
Heute habe ich im Terminal von Steven Spielberg eingecheckt. Ein Film, der sich das Leben von dem Iraner Merhan Karimi Nasseri zur Prämisse macht und die Geschichte von Victor Navorski erzählt, der wie Nasseri auf einem Flughafen festsitzt. Allerdings nicht auf dem Pariser Flughafen wie der Iraner, der mittlerweile seit gut 16 Jahren zum Flughafeninventar gehört, sondern im JFK Flughafen von New York.
Diesen darf er nicht verlassen, weil just in dem Moment, in dem er einchecken will, in seinem Heimatland Krakozhia ein Umsturzversuch stattfindet. Da die USA die neu eingesetzte Regierung noch nicht akzeptiert haben (und es auch nicht werden, solange weiterhin Krieg in dem Land geführt wird) existiert für die USA Krakozhia de facto nicht mehr. Somit ist Viktor staatenlos und darf den Terminal nicht verlassen.
Nach diversen Verständigungsschwierigkeiten wird Viktor Navorski seine missliche Lage schließlich bewusst und er beginnt, sich mit der neuen Situation zu arrangieren. So richtet er sich häuslich in einem ungenutzten Gate ein, findet Freunde unter dem kauzigen Flugpersonal, sucht einen Job, lernt Englisch und trifft ganz nebenbei die Liebe seines Lebens. Einzig warum er das alles auf sich nimmt und nicht einfach flüchtet, wie es sich der Chef vom Sicherheitspersonal, dem Navorski ein Dorn im Auge ist, wünscht, weiß niemand ...
Steven Spielberg versucht sich nun schon zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit an einem komödiantischen Stoff, geht aber diesmal dem Genre deutlich mehr auf dem Leim, als noch bei Catch me if you can. So ist der Einstieg in Terminal schlicht grandios gelungen, von hohem Tempo und mit ein zwei sehr bewegenden Momenten. Sobald aber das romantische Element zu dem Film dazukommt, verliert er ziemlich an Fahrt, denn alles was romantische Komödien ausmacht kommt nun zum tragen. Dramatische Elemente, Verwicklungen und vor allem sehr viel Kitsch.
So geraten Spielberg einige zwischenmenschliche Momente teils derart absurd kitschig, dass man sich fragt, ob die Regie gewechselt hat, denn 10 Minuten vorher wurde eine gesamte Hochzeit mit der Leichtigkeit eines Fingerschnippens abgehandelt, so dass der Begriff schnulzig niemals in den Sinn gekommen wäre. Schade.
Dass der Film aber nicht zum kitschigen Rührstück verkommt, verdankt Spielberg seinem auf den Punkt besetzten Cast. Tom Hanks ist einfach dieser Viktor Navorski und er beweist nach Ladykillers bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr, dass er nichts von seinem komödiantischen Talent und dem dafür notwendigen Timing verloren hat.
Stanley Tucci als verbohrter, paragraphenreitender Schnösel und Hauptantagonist von Viktor Navorski beweist, dass er einem Tom Hanks schauspielerisch um nichts nachsteht und schafft es in den ersten 15 Minuten, dass man ihn ziemlich hasst.
Catherine Zeta Jones als Love Interest von Viktor Navorski muss eigentlich nur bezaubernd aussehen, mehr wird von ihr nicht verlangt, was ihrer sehr passiv eingestellten Rolle zuzuschreiben ist. Trotzdem hat sie mir hervorragend gefallen, obwohl eigentlich ihre Rolle der Grund für mein Gemäkel an Terminal ist 😉
Weitere Kitschbremsen sind der locker, luftige, fast schon beschwingte Soundtrack von Spielbergs Hauskomponisten John Williams und die hervorragende Kamerarbeit von Janusz Kaminski, der das geschäftige Treiben des Mikrokosmos Flughafen in satten Farben und mit tollen Lichtspielereien einfängt. Und auch Spielberg selbst gelingt es, mit gut über die Laufzeit verteilten, teils brachialen Slapstickeinlagen und ein zwei sehr bitteren Seitenhieben auf die derzeitige Paranoia der Amerikaner und deren Angst vor allem fremdem, dem Kitsch einen Riegel vorzuschieben, so dass das Unternehmen Terminal eigentlich als sehr gelungen betrachtet werden kann.
Als Fazit kann man sagen, dass man bei diesem Terminal auf die Frage nach dem Zweck des Aufenthaltes mit einem beruhigten Gewissen sagen kann: Ich bin hier, um mich gut unterhalten zu lassen. Daher:
Mehr Informationen unter:
http://www.theterminal-themovie.com
In diesem Sinne:
freeman