Tour of the UniverseCopyright aller Bilder: Mute Records
Titel: Tour of the Universe
Aufnahmeort: Palau St. Jordi , Barcelona 20 & 21 November 2009
Regie: Russel Thomas
Band:Dave Gahan – Gesang
Martin Gore – Gitarre , Gesang , Keyboards
Andrew „Fletch“ Fletcher“ – Keyboards , Backingvocals
Peter Gordeno – Keyboard , Backingvocals
Christian Eigner – Schlagzeug
Setliste:01 Intro
02 In Chains
03 Wrong
04 Hole To Feed
05 Walking In My Shoes
06 It's No Good
07 A Question Of Time
08 Precious
09 Fly On The Windscreen
10 Jezebel
11 Home
12 Come Back
13 Policy Of Truth
14 In Your Room
15 I Feel You
16 Enjoy The Silence
17 Never Let Me Down Again
18 Dressed In Black
19 Stripped
20 Behind The Wheel
21 Personal Jesus
22 Waiting For The Night
Bonus Tracks23 World In My Eyes
24 Sister Of Night
25 Miles Away/The Truth Is
26 One Caress
Das KonzertDie “Tour of the Universe” stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Am Tag der Premiere in Tel Aviv verstarb der Vater von Andrew Fletcher , das darauf folgende Konzert in Athen musste 30 Minuten vor Begin abgesagt werden weil Sänger Dave Gahan plötzlich erkrankte – wie man mittlerweile weiß an Krebs (lange Zeit war nur von einem Tumor die Rede – auf der DVD wird jetzt explizit von „Krebs“ gesprochen) , worauf hin mehrere Konzerte abgesagt werden mußten. Es folgten noch einige Verletzungen (und weiteren Konzertabsagen) & irgendwie schaffte es die Gruppe doch noch die Tour im Frühjahr 2010 Erfolgreich zu beenden.
Für die mittlerweile Standartmäßige Live DVD wählte man wieder eine Aufnahmeort im Süden von Europa – Barcelona war das Ziel , wo die Gruppe am 20 & 21 November 2009 für zwei Konzerte in der von außen Archetektonisch sehr schönen Halle „Palau St. Jordi“ gastierte. Zu diesem Zeitpunkt befand man sich bereits im letzten Teil der Tour , der die Band wieder zurück nach Europa führte.
Die Bühne von der SeiteAbwechslung war auf dieser Tour das Thema & so warfen Depeche Mode immer wieder die Trackliste der Konzerte um , nahmen neue Songs auf & andere wurden fallengelassen. So kommt es das z.B. sowohl „Master & Servant“ als auch „Strangelove“ fehlen die ein halbes Jahr vorher noch auf den Deutschlandkonzerten gespielt wurden. Auch bei den zwei Konzerten in Barcelona wurde die Trackliste verändert – insgesamt gab es bei 4 Songs Unterschiede innerhalb dieser zwei Tage. Aber keine Angst: Da beide Konzerte komplett aufgezeichnet wurden sind diese 4 zusätzlichen Songs im Bonusmaterial enthalten.
Die Bühne mit Videoleinwand , das Auge oberhalb ist die zweite runde LeinwandDas Design der Bühne wurde wieder von Anton Corbijn gestaltet – Hauptangelpunkt ist eine riesige Videoleinwand im Hintergrund die sowohl als Lichtquelle als auch als Projektionsfläche für kleine Filme dient. Wie immer bei Corbijn sind diese Filme eher unterstützend , sie spielen sich nie in den Vordergrund & lenken vom Geschehen auf der Bühne ab. Dazu gesellt sich eine riesige , sehr beeindruckende Lichtanlage die sich in der Höhe variieren lässt sowie eine zweite Kugelförmige Videoleinwand für besondere Effekte. Die Bühne wirkt sehr aufgeräumt , fast schon karg – die Band steht wieder voll im Mittelpunkt.
Mit jedem Song ändert sich das BühnenbildBei der Liveband gibt es keine großen Überraschungen – sowohl Keyboardspieler Peter Gordeno als auch Schlagzeuger Christian Eigner sind schon seit Jahren feste Mitglieder im Konzert Line-up von Depeche Mode , was dem Zusammenspiel mehr als zugute kommt. Depeche Mode wirken immer mehr wie eine klassische Rockband , zumal Martin Gore fast das gesamte Konzert Gitarre spielt (bei jedem Stück eine andere) – im Grunde fehlt nur noch ein Bassist.
Weiteres Beispiel für die HintergrundfilmeLive sind Depeche Mode schon immer eine Klasse für sich gewesen – hauptsächlich durch die Energiegeladene Performance von Sänger Dave Gahan. Der hüpft & rennt immer noch wie in alten Zeiten über die Bühne , keiner hat das Publikum so im Griff wie er. Musikalisch ist vieles Rockiger geworden – vor allen die alten Hits wie „Behind the Wheel“ oder „Enjoy the Silence“ haben allesamt ein Gitarrenbetontes , Rockigeres Kleid verpasst bekommen , was ihnen auch verdammt gut steht. Neben Gahan sollte man aber auch das Schlagzeugspiel von Eigner erwähnen , der hinter seiner riesigen Batterie aus diversen Drums eine sehr beeindruckende Performance abliefert.
Bei der Auswahl der Songs kann man (theoretisch) nicht meckern – neben Schlüsselsongs aus dem aktuellen Album (Auffällig: Der Singleflop „Peace“ fehlt) & den unverwüstlichen Klassikern gibt es einen guten Querschnitt aus 30 Jahren Depeche Mode. Sicherlich wird dem ein oder anderen Fan sein Lieblingssong fehlen , aber die Gruppe gibt ja selber in der beigefügten Doku zu , das das Zusammenstellen der Playliste für ein Konzert keine leichte Aufgabe ist.
Wir suchen die SchärfeGänsehautmomente gibt es natürlich auch – lustigerweise allesamt bei den Balladen. Zuerst bei „Home“ , das Live zu einer Pianoballade umarrangiert wurde. Der Song ist fertig , die Band steht bereit auf der Bühne & will weitermachen – aber das Publikum singt „Home“ einfach weiter , was Dave Gahan dazu veranlasst sich als Dirigent zu versuchen. Das gleiche Spiel etwas später bei der Zugabe „Dressed in Black“. Und natürlich das Konzertende wo Dave & Martin vereint am Bühnenrand stehen & „Waiting for the Night“ als Duett singen , inklusive eines wunderschönen Fehlers: Gahan verpasst seinen Einsatz & Martin Gore bricht in lautes Gelächter aus. Schön zu sehen das es solche Fehler auf eine Live DVD schaffen.
Immer noch auf der Suche nach der SchärfeNun wäre sicherlich die Saat für eine richtig fette VÖ gelegt – wären da nicht zwei dicke Haare in der Suppe: Zum einen die Kameraführung: Die ist schlicht & einfach schlecht , sehr schlecht sogar. Anstatt das Geschehen auf der Bühne zu verfolgen gibt es Haufenweise schlechte Winkel. Die Kamera vor der Bühne z.B. filmt durch die ganzen Arme des Publikums. Das hat zwar Liveatmo & wirkt sogar wie eine Bootlegaufnahme , allerdings stören die unzähligen Kamerahandys & Digitalknipsen unglaublich – nach dem Genuss dieser DVD ist man für ein Verbot von Kamerahandys bei Konzerten. Der Kameramann am linken Bildrand ist wohl ein Fußfetischist – denn anders ist nicht zu erklären warum er andauernd auf die Schuhe von Dave Gahan draufhält - zumindestens wissen wir jetzt das Gahan immer saubere Schuhe trägt. Die gesamte Kameraführung ist unendlich mies – uninteressante Einstellungen (Gores Oberarme mit Glitter Make Up , Gahans Tatoos in Grossaufnahme) , öde Publikumshoots , es ist fast immer irgendwas im Bild was stört (Arme , Kamera , Plakate) & wenn nix mehr hilft dann kommt die Kamera zum Einsatz die hinter der Videoleinwand installiert wurde – deren Bilder sehen aus als würden Depeche Mode hinter Gittern spielen.
Huch ! Da ist sie ja , die SchärfeRichtig schlimm sind allerdings die Optischen Mätzchen: Kaum ein Bild ist scharf , ständig drehen die Kameraleute am Schärferegler um ein Bild von scharf auf unscharf zu drehen (oder umgekehrt) , um das Bild ganz verschwimmen zu lassen oder gar einen total unnötigen Schärfepunkt auf der Bühne anzusteuern. Das kann man jetzt als Stilmittel bezeichnen – ist aber letztendlich nur störend & über die gesamte Laufzeit nervt es einfach nur.
Autofocus – wo bist Du ?Das zweite Haar in der Suppe ist der äußerst bescheidene Sound der recht lau aus den Boxen kommt. Kaum Druck was besonders beim Schlagzeug von Eigner auffällt – so wie der auf die Felle einhaut müsste man vom Sofa geblasen werden , wird man aber leider nicht. Die gesamte Tonabmischung bleibt weit hinter den heutigen technischen Möglichkeiten zurück.
Jawohl – die Schuhe wurden vor dem Konzert ordentlich geputztWirklich sehr schade das ganze , womit diese Live DVD sich wohl hauptsächlich an die Hardcore Fans der Gruppe richtet. Das Bonusmaterial auf DVD 2 ist sehr Informativ ausgefallen & auch die beiden Live Audio CDs sind eine nette Dreingabe. Zum Reverenzprodukt reicht diese VÖ aber nicht.
FazitWäre die Kameraführung besser , der Sound voller sowie die ewigen Scharf / Unscharf Mätzchen nicht vorhanden – ja dann wäre das ein wirklich toller Konzertmitschnitt geworden. Das vorliegende Ergebnis ist dank der gut eingespielten Band allerdings zwar kein totaler Reinfall geworden , man fragt sich allerdings schon warum man hier nicht ein Reverenzprodukt geschaffen hat.
Somit bleiben Depeche Mode bis heute eine ultimative Live DVD schuldig – schlecht ist das Ergebnis zwar nicht geworden , aber es hätte wesentlich besser sein können.
MenüAnimiertes Menü mit Musik , sehr einfache Navigation. Das man die Bonustitel allerdings alle einzeln anwählen muß & es keine „Play all“ Funktion gibt ist nicht mehr ganz Zeitgemäß
BildSchwierig zu bewerten: Wenn die Kameramänner mal die Hände vom Schärferegler lassen & das Bild tatsächlich mal scharf ist dann gibt es nix zu meckern. Hintergrundrauschen o.ä. Störungen habe ich nicht sehen können. Die sehr starke Beleuchtungsanlage inklusive der Videoleinwand überstrahlen allerdings das Bild öfters & dadurch versumpfen einige Details.
Ungewöhnlich das Bildformat – nämlich 2,35:1. Die DVD ist übrigens in NTSC & nicht in PAL (was theoretisch keine große Probleme machen sollte).
TonZiemlich dünne Angelegenheit das ganze – man muß schon den Reciever ordentlich aufdrehen um Konzertfeeling im Wohnzimmer zu bekommen. Effekte gibt es keine , das ganze ist extrem Frontlastig geworden , lediglich das Publikumsgeheule kommt aus den Rears. Dave Gahans Stimme kommt schön brav aus dem Center. Der Subwoofer brummt zwar auch ganz nett , dennoch hat man die ganze Zeit das Gefühl das bei der Abmischung irgendwie nicht alles rausgeholt wurde. Weder Reverenzklasse noch Vorführwürdig. Warum bei einem Konzertmitschnitt aus dem Jahre 2009 eine DTS Spur fehlt ist ebenso nicht mehr Zeitgemäß wie unerklärlich.
BonusmaterialEine schöne Informative halbstündige Dokumentation (die Aussage von Gahan , das er sich so langsam alt & müde fühlt & auch keine Lust hat bis in alle Ewigkeit mit der Gruppe auf Tour zu gehen wird den ein oder anderen Fan sicherlich ins Herz treffen) , alle Hintergrundfilme als separater Film , Probeaufnahmen , diverse Montagen , die 4 Videoclips zum „Sound of the Universe“ Album – alles Depeche Mode Standartprogramm. Dazu noch zwei Audio CDs mit dem ganzen Konzert.
Ob das jetzt „Deluxe“ ist muß jeder selber entscheiden.


Verpackt ist das ganze in einem Digi-Pack mit Schuber. Das Digi ist allerdings einige Millimeter dicker & hat eine „Luftkammer“ wodurch der Schuber eingedrückt werden kann & hässliche Knicke entstehen.
Dazu gibt es ein 8 Seitiges Booklet mit Screenshoots vom Konzert. Der FSK Aufkleber (FSK ab 12 wegen dem „Wrong“ Video) lässt sich leicht vom Digi ablösen.
Erhältlich als Einfach DVD mit 2 Audio CDs , Deluxe Version mit zusätzlicher Bonus DVD sowie als Blu-Ray.
Das Digipack in seiner ganzen Pracht (Witzigerweise Spiegelverkehrt)