In my Skin
Esther ist angespannt. Sie kann sich mit ihrem Freund keine Wohnung leisten, da sie keine feste Arbeit hat. Sie arbeitet zwar als Analystin, ist aber nur auf Probe eingestellt. Da ihr der Chef eine Festanstellung in Aussicht stellt, arbeitet sie intensiv an einem Projekt. Auf einer geschäftlichen Party geht sie in den Garten um frische Luft zu schnappen. Dort stolpert sie im Dunkeln, da im Garten einige Baustellenmateralien gelagert sind. Stunden später stellt sie auf der Party fest, dass sie sich anscheinend verletzt hat. Sie sucht ein Krankenhaus auf und der diensthabende Arzt schaut sie ob der tiefen Wunde etwas irritiert an. Sein Kommentar "Sind sie sicher dass das ihr Bein ist?" auf ihre Feststellung nichts gespürt zu haben, scheint wie ein Startsignal für Esther zu sein. Zunehmend verliert sie den Bezug zu ihrem Körper. Auf einem Geschäftsessen sieht sie ihren linken Arm getrennt von ihrem Körper auf dem Tisch liegen. Sie versucht sich zu konzentrieren, aber sie überkommen immer wieder Attacken in denen sie die Wunde sehr eingehend "behandelt". Als sie sich in einem Hotel ein Zimmer nimmt und es auch zu leichten kannibalistischen Handlungen kommt, vertuscht sie ihre Verletzungen, indem sie einen Autounfall vortäuscht. Aber ihr Freund ist mistrauisch und zweifelt an ihrer Beziehung. In die Enge getrieben muss sich Esther immer öfter Erleichterung verschaffen.
Das Regiedebut von Marina de Van, die auch Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin ist, schafft ein dichtes Drama mit einigen sehr intensiven Szenen. Dabei hält die Kamera nicht auf die Wunden sondern auf das Gesicht von Esther. Zusammen mit den passenden Geräuschen ist das manchmal unangenehmer als ein reiner Slasher. In dieses Genre passt "Dans ma peau" sowieso nicht, vielmehr handelt es sich um ein Drama, dass sich mit Stress, Entfremdung vom eigenen Körper, Persönlichkeitsstörung als auch dem Borderlinesyndrom beschäftigt, ohne den Zeigefinger zu heben oder sich in medizinischen Spezialausdrücken zu verlieren. Im Vordergrund stehen Esther und ihre Emotionen, die sehr gut in starken Bildern eingefangen sind, zu Beginn etwas nüchtern bis kühl, zum Ende dann auch mit vereinzelten stilistischen Mitteln unterlegt. Hervorzuheben ist sicher auch der exzellente Score des Esbjörn Svensson Trio, der den Film in den schwächeren Passagen noch zu stützen vermag. Leider hat Marina de Van keinen richtig guten Film gedreht, aber ein gelungener Debutfilm ist es auf jeden Fall. Der Schluss hat noch einen Punkt in der Schlussnote gekostet, da er eher wie eine Flucht wirkt bzw. so, als wüsste die Drehbuchautorin nicht wie man den Film richtig enden lassen könnte.
Freunde des etwas anderen Films bzw. Arthouse-Gernhaber dürfen mal einen Blick riskieren.