Sin Nombre
Willy ist Mitglied der Mara Salvatrucha, eine der typischen Gangs in Südamerika. Ganz scheint El Casper, so sein Gang Name, jedoch nicht mehr in der Tradition verwurzelt zu sein, hat er doch eine Freundin aus einem anderen Stadtviertel. Trotzdem muss er die Regeln beachten und so nimmt er den kleinen "Smiley" unter seine Fittiche. Dessen erste Aufgabe besteht darin, ein Mitglied einer anderen Gang zu liquidieren. Da gerade ein Gefangener gemacht wurde, hilft Willy seinem Schüler den tödlichen Schuss zu setzen. Willy's Freundin Martha Marlene ist in der Zwischenzeit extrem eifersüchtig, da er ihr verheimlicht, wo er sich die meiste Zeit aufhält. Als sie zufällig mitbekommt, wo das nächste Gangtreffen stattfinden soll, taucht sie dort auf. Ihr Freund soll sich endlich zu ihr bekennen, doch Lil' Mago, Chef der Mara Salvatrucha reagiert sofort aggressiv und besteht darauf das Mädchen aus ihrem Gebiet zu geleiten. Bei dem Versuch sie zu vergewaltigen, tritt Lil' Mago das Mädchen, das daraufhin unglücklich stürzt und stirbt. Ohne Skrupel gesteht der Clan-Chef gegenüber Willy, dass seine Freundin tot ist, dieser bricht daraufhin unter Tränen zusammen. Parallel zu Willy's Geschichte ist Sayra mit ihrem Vater und ihrem Onkel unterwegs von Honduras in die USA. In der Nähe des Clangebietes der Mara Salvatrucha warten die Menschen auf den Zug in Richtung Wohlstand. Lil' Mago nimmt Willy und Smiley mit auf den Zug, auf dem auch Sayra sitzt. Sie rauben die hilflosen Menschen aus, als Lil' Mago versucht Sayra zu vergewaltigen, tötet ihn Willy im Affekt. Er schickt Smiley zurück und bleibt einfach auf dem Zug sitzen. Obwohl die Flüchtlinge ihn fürchten, ist Sayra ihm dankbar und versucht sich mit ihm anzufreunden. In der Zwischenzeit wird Rückkehrer Smiley argwöhnisch in der Gang empfangen, es wird ihm zum Vorwurf gemacht, dass er Lil' Mago nicht beschützt hat. Um sein Ansehen zu verbessern, verpflichtet er sich Willy zu verfolgen und ihn zu töten. Die Kunde wird schnell über Landesgrenzen verbreitet: El Casper muss gefunden und liquidiert werden. Dieser ist sich sicher, dass sein Leben nichts mehr wert ist, trotzdem versucht er Sayra zu helfen, ihr Ziel zu erreichen.
Cary Fukunagas Spielfilmdebüt wurde unter anderem von Schauspieler Gael García Bernal co-produziert. Im Fahrwasser von Amores Perros und City Of God hatte er auch ein ordentliches Budget zur Verfügung. Dies macht sich doch insoweit positiv bemerkbar, als die Bilder und damit die optische Komponente sicher als eines der Highlights des Films angesehen werden kann. Die bunte Welt steht in starkem Kontrast zur düsteren, in den meisten Fällen auch aussichtslosen Perspektive der einzelnen Schicksale. Die Hauptdarsteller sind spielen alle gut und es wird doch ein gehöriges Maß an Authentizität vermittelt. Die Nebenrollen sind fast ausschliesslich mit Laien besetzt, der Regisseur meinte dazu lapidar: "Sie wissen wie man auf Zügen sitzt." Leider blieb der ganz grosse Wurf aus, da alles doch trotz der guten Geschichte recht bieder und fast schon zu brav gestrickt ist. Es wirkt alles nach Lehrbuch abgearbeitet, Überraschungen bleiben leider aus.
Eingehen möchte ich noch auf die in meinen Augen recht merkwürdige Auslegung, die in den Weiten des Netzes über den Film zu lesen ist. Dort wird "Sin Nombre" gern als Liebesgeschichte zwischen Willy und Sayra verkauft, was ganz sicher nicht der Fall ist. Sayra steht in meinen Augen stellvertretend für seine Freundin, die er nicht retten konnte und so versucht er an ihr wieder gut zu machen, was sein altes Alter Ego El Casper bei Marta Marlene nicht geschafft hat. Sayra entwickelt sicher mehr Gefühle für ihn, doch ihm geht es primär darum ihr zu helfen in die USA zu gelangen. Er ist auf dem Weg zwischen El Casper und Willy angekommen und eigentlich steht jeder für viele, deshalb sind in gewisser Weise alle ohne Namen.