Die Klasse aka Entre les murs
Der Gewinner der Goldenen Palme in Cannes 2008 gibt die Erlebnisse des Lehrers François Bégaudeau wieder, der bereits 2006 das gleichnamige Buch veröffentlichte. Im Film übernahm Bégaudeau dann auch die Rolle des Lehrers. An einer Pariser Schule im 20. Arrondissement unterrichtet François Marin seit 4 Jahren Französisch. Die Schule ist geprägt durch das französische System als auch durch einen hohen Migrationsanteil. Ein Schuljahr begleitet die Kamera François "zwischen den Mauern" (die Übersetzung des Originaltitels "Entre les murs"). Er will Freund sein, aber auch den Teenagern etwas beibringen. Das schwarze Schaf der Klasse ist Souleymane aus Mali, er schwänzt, stört den Unterricht, macht keine Hausaufgaben und verweigert fast jegliche Mitarbeit. Immer zu Diskussionen aufgelegt sind Khoumba und Esmeralda, die den einen Tag mitarbeiten und dann bald darauf sich in unnötigen Wortgefechten zu verlieren. Aber auch Mr. Marin stösst im Laufe des Jahres an seine Grenzen.
Die Kamera bleibt immer in der Schule, ein Leben draussen findet nur über die Schüler statt, die in einer Aufgabe eine schriftliches Selbstporträt erstellen müssen oder über die Besuche der Angehörigen an den Elternabenden. Zwischen den Mauern meint aber nicht nur jene der Schule sondern auch ethnische und / oder religiöse Mauern. Die Identität (u.a. in einer Diskussion über den Afrika-Cup) sowie die Zugehörigkeit zu einer Bevölkerungsgruppe spielen ebenso eine Rolle wie die Religion. Zum Glück thematisiert der Film das nicht, sondern schafft es, sie in die Alltäglichkeit der Schüler in ihrem Umgang miteinander zu etablieren.
Obwohl es sich um einen Film handelt, wirken die 124 Minuten mehr wie eine Doku, was zum grossen Teil an den vorzüglichen Laiendarstellern liegt, die aus einem Workshop für Schauspiel rekrutiert wurden. Ganz ohne Klischees kommt der Film nicht aus (z.B. der Gothik-Aussenseiter), aber er wirkt immer frisch, unterhaltsam und auch fordernd. Was bleibt ist die Tatsache, dass die Lehrer wohl trotz aller unterschwelliger Kritik etwas zu gut wegkommen und die Erkenntnis dass es wohl überall gleich ist an den Schulen, auch im Ausland (ausser man lernt natürlich seinen Namen zu tanzen).
Ansehen lohnt sich für alle, die etwas mit Dokus anfangen können, denen der normale Franzosenfilm zu "kunstvoll" ist und die nicht schon die Schnauze voll haben, von pubertierenden Teenagern mit und ohne Migrationshintergrund. Gerade die Darstellung der beiden Mädels (auch auf obigem Poster zu sehen) war sehr unterhaltsam.