City Hunter - Goodbye my Sweetheart
Originaltitel: City Hunter - Goodbye my Sweetheart
Herstellungsland: Japan
Erscheinungsjahr: 1997
Regie: Kazou Yamazaki
Technische Daten:
Vertrieb: Anime Virtual
Regionalcode: 2
Laufzeit: 91 min
Bildformat: 4:3
Sprachen: Deutsch Dolby Digital 2.0, Japanisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: Deutsch
Freigabe: FSK 16
Verpackung: Schuber
Nach dem eher mittelmäßigen, und viel zu stereotypen TV-Special „Secret Service“ wird mit dem darauf folgenden City Hunter Abenteuer auf einer ganz anderen Schiene gefahren. So viel Abwechslung muss sein. Die Markenzeichen des Ryo Saeba bleiben zwar alle enthalten, doch nun findet das ganze in weitaus bedrohlicherer Atmosphäre statt, der Zeichenstil wurde dem Trend der späten 90er angepasst, und action-technisch wurde hier nun auch völlig umgekrempelt.
Für meine damaligen Erwartungen war das etwas zu viel Innovation, doch im Nachhinein entpuppt sich „The Motion Picture“ (oder auch Goodbye my Sweetheart) als bester City Hunter Streifen, und gehört damit auch zu den besten Animes des Genres.
Der Ausgangspunkt der Story darf dabei noch als klassisch bezeichnet werden, denn einmal mehr wendet sich eine hübsche (und prominente) Dame names Amy Makaze an Ryo und Kaori, damit die beiden ihren lang vermissten Bruder ausfindig machen. Zur selben Zeit taucht ein mysteriöser, vom Interpol gesuchter Kriegsveteran auf, der mit der japanischen Regierung noch eine Rechnung offen hat. Als er einem Bombenexperten und einem Mörder die Flucht ermöglicht, und droht das Stadtviertel Shinjuku in die Luft zu jagen, wenn ihm von der Regierung nicht eine Geldsumme von astronomischen Ausmaßen gezahlt werde, waltet in Tokio Chaos, Panik und Verzweiflung.
Man muss nicht Sherlock Holmes sein, um zu erahnen, dass es sich bei Amys Bruder um genau diesen Terroristen handelt; aber daraus will der Film auch gar kein Geheimnis machen.
Dafür jedoch wird mit Takeaki Muto ein äußerst vielschichtiger Kontrahent geboten, der sich sämtlichen Bösewicht Klischees entzieht und eine ganz eigene Aura ausstrahlt, die durch seinen charmant und stilvoll angelegten Charakter eine gewisse Anziehung auf den Zuschauer ausübt. In detaillierten Flashbacks wird hier das Leben des jungen Muto beschrieben, wie er in einem wohlhabenden Elternhaus nicht glücklich werden konnte, und schließlich verschwand. Vom Golfkrieg gezeichnet und von der japanischen Regierung betrogen, kehrt er für alle scheinbar offensichtlich nun nach Japan zurück um Rache zu nehmen, insgeheim jedoch ist es für ihn noch von weitaus größerer Relevanz den legendären City Hunter herauszufordern.
Als Amy schließlich in einem Zug sitzt, in dem eine Bombe installiert wurde (welche mit 100 anderen Bomben durch ganz Shinjuku verteilt verlinkt wurde), deren Detonation durch das Ankommen am Shinjuku Bahnhof hervorgerufen wird, wird Ryo zum Teil des Spieles, und versucht die Stadt auf eigene Faust zu retten.
Dabei steht er natürlich der Tokioer Polizei im Weg, die ganz andere, moralisch fragwürdige Vorgehensweisen pflegt. Hier wird mit deutlich gesellschaftskritischem Unterton die Tokioter Polizei von ihrer unschönen Seite gezeigt, wenn sie in schierer Ausweglosigkeit plant Menschenleben zu opfern, um Shinjuku auf der Landkarte zu erhalten. Mit solch zweifelhaften Versuchen die Stadt zu retten geben sich Ryo und Co natürlich nicht zufrieden und pfuschen der Polizei ordentlich ins Handwerk. Und das ist es woraus die Action im Wesentlichen besteht, einer Hetzjagd quer durch Tokio, bei der nach Wegen gesucht wird, um in den fahrenden Zug zu gelangen und mit allen Mitteln versucht wird Selbigen von der „falschen“ Bahn abzubringen. Hier und dort werden Anschläge verübt, um Rettungs/-Aufklärungsversuche zu sabbotieren, Vehikel fliegen in die Luft und Hubschrauber stürzen ab; zum einen herrscht Panik in Shinjuku, zum anderen stürmen die Menschen in blinder Habgier auf das von der Polizei überwachte Lösegeld zu.
Es herrscht das totale Chaos.
Das ist es, was „Goodbye my Sweetheart“ so einzigartig unter allen City Hunter Abenteuern macht; es bezieht die ganze Stadt Tokio samt des gesamten komplexen Verkehrsnetztes mit ein, und zeigt die Bürger von ihrer habgierigen Seite. In anderen CH Filmen/Episoden läuft alles immer darauf hinaus, dass Ryo und Umibozu ein abgeschlossenes Areal, wie eine Villa, ein großes Schiff, oder eine Lagerhalle voll mit schießwütigen Gangstern stürmen, und dort dominant die Waffen sprechen lassen, wie man es aus John Woo Filmen kennt, doch hier erinnert das ganze eben viel mehr an Filme wie Stirb Langsam 3 oder Speed.
Es dauert zwar einige Zeit, bis der Film mit diesem Drive loslegt, doch es lohnt sich, denn durch die ausführlichen Flashbacks, in denen sich der Film im Mittelteil gerne verliert, gewinnt Widersacher Muto unglaublich viel Profil und dadurch wird ein Duell zwischen ihm und Ryo zu einem reizvollen und ungeduldig ersehnten Encounter. Dies ist eine der ganz großen Stärken des Filmes, denn mit Takeaki Muto wird der so ziemlich coolste, gefährlichste und zu gleich aber auch sympathischste Gegenspieler im gesamten City Hunter Universum geschaffen, womit er sich Locker unter den Top 10 der erinnerungswürdigsten Schurken im Anime Sektor einreihen kann, worunter ich auch Vicious aus Cowboy Bebop oder Tetsuo aus Akira einreihen würde.
Er gehört zu der Sorte Bad Guy, der trotz seiner gewissenlosen Taten, Sympathien auf sich zieht.
Wie die Rückblenden zeigen, war er in seiner Jugend er ein ewig verschlossener Charakter, der sich seiner Familie gegenüber kalt und zurückweisend verhielt, dafür aber bevorzugt mit schwarzen Rosen über das Leben philosophierte. Obwohl innerlich von Rachegelüsten zerfressen, erweist er sich nach außen hin stets als charmanter Gentleman, der immer einen angenehmen Ton zu treffen pflegt. An dieser Stelle sei mal wieder die überirdisch gute US-Synchro erwähnt, in der der großartige Gary Dehan seinem Muto so richtig Leben ein haucht, und durch seine kraftvollen, kriegsphilosophischen Ansprachen auch mal eine Gänsehaut erzeugen kann. Hierbei kann sich übrigens auch die deutsche Sprachfassung mit kleinen Einschränkungen was Übersetzung und Betonung angeht hören lassen. O-Ton Fans bekommen hier übrigens niemand geringeren als Koichi „Spike Spiegel“ Yamadera zu hören, doch mein persönlicher Favorit bleibt Gary Dehan, der die Figur auf eine Art und weise wirken lässt, wie es die anderen beiden (nichts desto trotz talentierten Sprecher) nicht ganz imstande sind. Ich mag diese Professor Muto, er ist alles andere als einfach nur ein böser Bad Guy.
Mit solch einer coolen Sau durfte sich Ryo bisher noch nicht messen, das macht dann auch das Finale in meinen Augen so großartig. Hier ist Ryo mal nicht der unbezwingbare, alles und jedem überlegene Superhengst. Er ist verletzbar, schießt daneben und muss hier oft auf unverschämtes Glück zurückgreifen.
Die Szenerie in Abenddämmerung getaucht gibt die optimale Voraussetzung für die dichte Atmosphäre, die aufkommen soll, als sich die beiden unter einem melancholischen Klavier-Solo beschießen, und im Anschluss einen kurzen, aber knackigen Kampf abhalten. Die instrumentale Begleitung dabei ist grandios, denn auch nach dem 20sten mal Sehen bekomme ich da immer noch eine Gänsehaut.
Stellenweise aber wird die gute Atmosphäre wieder verdorben durch die franchise-bedingten Slapstick Einlagen. Ohne diese wäre City Hunter einfach nicht City Hunter. Ryo Saeba bleibt in Situationen mit geringem Gefahrpotential weiterhin ein Sittenstrolch und Womanizer, der auch keinen Versuch aus lässt der aktuellen Klientin an die Wäsche zu gehen. Anfangs noch von ihrer Rolle als „Mann“ in einem Theaterstück kalt gelassen, geht er auch schon bald in die Offensive und grabscht und spannt ungeniert; ganz zum Ärger von Kaori, die mal wieder ihre überdimensional großen 50-100 Tonnen Hammer schwingt, und damit Ryo eine über die Rübe brät. Solche Einlagen finden sich immer wieder im Film.
Oft sind sie ganz gelungen, da sie sich so plötzlich und ohne Vorwarnung von einer auf die nächste Szene ergeben und dadurch eben besonders komisch wirken, an anderen Stellen jedoch, wenn es seriöser wird, der Ernst der Lage erkannt wird, und die musikalische Begleitung entsprechend mitspielt, wirken solche Scherze weniger gelungen, und irgendwann auch schon recht ausgelutscht.
Doch sind die Slapstick-Passagen den ernsteren Szenen gewichen, vergisst man diese auch schnell wieder. Der erwachsenere Zeichenstil und der grandiose Score, der mal angenehm ruhige Töne anschlägt, dann wiederum eine unangenehme Bedrohlichkeit anmutet tragen sehr zur dichten Atmosphäre bei. Verstärkt wird das durch ein kräftigeres Vokabulär (gerade in der US fassung), einer schonungslosen Gewaltdarstellung, sowie einer hintergründig recht sozialkritischen Thematik. Alles Komponenten, die den City Hunter trotz Albernheiten in seinem Umfeld wesentlich reifer wirken lassen, und zur Abwechslung die FSK 16 Freigabe auch wirklich rechtfertigen.
Und diese Stimmung die dabei herausgekommen ist, lässt mich schließlich auch über alle Mankos hinweg sehen. Die Animationen sind manchmal schon ziemlich dürftig, da gerade in Massenszenen gerne auf Freezeframes zurück gegriffen wird; sehr lebendig wirken diese Szenen jedenfalls nicht.
Auch hätte man den 90min Film ruhig an der 100min- Grenze kratzen lassen können, um einige kleinere Plotlöcher (woher nimmt Muto den Hubschrauber, warum wird keine einzige der 100 Bomben gezeigt?) zu stopfen. Der alberne Humor der an unpassenden Stellen immer wieder gerne penetrant in den Vordergrund tritt mag aus dem Flow der eigentlich spannenden Storyline reisen, doch angesichts der Gesamtwirkung, die der Film auf mich ausübte, und zum wiederholten Wiederansehen animierte, möchte ich dem Film eine hohe Wertung nicht vorenthalten. Wo die ein oder andere Szene durch den patentierten Humor verdorben wird, kann die finale Bombenentschärfungsszene dank Ryo's lüsternen Charakters mit Originalität wieder kräftig punkten. So macht der Humor an vielen Stellen auch Laune, der Score ist großartig, die Atmosphäre klasse, die Action buchstäblich „bahnbrechend“, Ryo ist ein cooler Held wie eh und je, und sein Gegenspieler stellt einen der so ziemlich memorabelsten Bösewichter überhaupt dar.
Mit einer etwas aufwendigeren Inszenierung würde ich den Film ganz großes Anime-Blockbuster Kino (wie Cowboy Bebop – The Movie) nennen, so bleibt er für mich aber nach wie vor ein sehr empfehlenswerter Geheimtipp!
Cover
Mit diesem Cover hat sich AV nun endgültig bei mir unbeliebt gemacht. Die Essenz des Filmes wird mit dem slapstickhaft davon laufenden Ryo im Vordergrund keineswegs erfasst. Ebenfalls will der Shot auch nicht zu einigen der anderen Screenshots passen, die aus seriöseren Momenten im Film stammen. Der Film wird durch das Cover schlicht und einfach völlig falsch dargestellt. Eine Schande. Hier bleibt wirklich nur die gewohnt gute Qualität der Bilder, die den Schuber edel schmücken.
Extras
Diesesmal ist das Thema des beigefügten Booklets die Waffen der Hauptcharaktere. Es werden einige technische Details erläutert, sowie historische Fakten rundum diese Waffe vermerkt. Ganz interessant und durchaus sinnvoll komprimiert hier nachzulesen.
Bild
Ansonsten hat sich nichts an der Qualität der DVD getan; das Bild ist weiterhin erhaben wie in den anderen Filmen, wobei ein kleiner Unterschied zur US-DVD auffällt, die besonders im Finale mit kräftigen Rot-Tonen protzt, und damit die Szenen etwas dunkler und intensiver wirken lässt.
Menü
Leider wurde auch hier darauf verzichtet Filmspezifische Musik ins Menü unterzubringen. Dieses ewige "Weekend Soldier" im Menü ist einfach nur noch nervig und hat thematisch als auch inhaltlich absolut nichts mit dem Film zu tun. Schade...
Synchro
Ich könnte sie mir auch 100 mal anhören, aber sie bleibt der englischen sprachfassung unterlegen. Michael Pan klingt in seinen Ulkszenen einfach zu weinerlich und wahrt keine Männlichkeit. Schade, das konnte er früher mal soooooo gut.
Zumindest ist die Stimme von Muto noch zufriedenstellend ausgefalle, auch wenn die Übersetzung an einigen Stellen nicht ganz so viel Sinn macht, und gerne auf Beleidigungen wie "sesselfurzer" zurückgreift...
Naja bleibt immernoch der O-Ton