City Hunter - Bay City Wars & Million Dollar Conspiracy
Technische Daten:
Vertrieb: Anime Virtual
Regionalcode: 2
Laufzeit: 44min + 49min
Bildformat: 4:3
Sprachen: Deutsch Dolby Digital 2.0, Japanisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: Deutsch
Freigabe: FSK 16
Verpackung: Schuber
Bay City Wars
Originaltitel: City Hunter: Bay City Wars
Herstellungsland: Japan
Erscheinungsjahr: 1990
Regie: Kanetsugu Kodama
OVAs sind schon eine feine Sache. Wenn für eine weitere TV-Staffel die Drehbücher zu knapp sind, und ein neuer Kinofilm zu aufwendig ist, bieten sie sich als hervorragende Zwischenlösung auf dem Direct- and only - to – Video Sektor an. Die beiden Drehbücher eines ursprünglich geplanten, aber noch nicht produzierten Zweiteilers werden zusammengefügt, die Production Values leicht nach oben geschraubt, und schon hat Sunrise eine gute Rechtfertigung für eine fusionierte Doppelfolge von City Hunter mit dem Titel „Bay City Wars“ Geld zu verlangen. Die Fans werden sich es ja letztlich doch ansehen wollen...
Prallel zu „BCW“ wurde auch die andere OVA „Million Dollar Conspiracy“ produziert, die beide zwischen der dritten und vierten Staffel entstanden, was Zeitdruck erahnen lässt, und somit eine Erklärung für die Ideenarmut, die ganz besonders „BCW“ befallen hat, liefert. Dieser nämlich schwimmt im Fahrwasser der von Joel Silver kreierten Die Hard-Welle. Zwar handelt es sich um eines der ersten Die Hard Rip Offs, doch es wird gar nicht wirklich versucht das Konzept zu variieren, stattdessen hat man auch hier ein von Terroristen eingenommenes Hochhaus, das „Bay City Hotel“; das große Herzstück der Freizeitpark-Insel „Bay City“ markierend.
Während Kaori und Micky sich die luxuriösen Innenausstattungen des Hotel Gebäudes bei der Einweihungsparty zu Gemüte führen, schlendert Ryo mit hungrigem Magen durch die Straßen und stößt dabei auf ein Mädchen, das jedoch auch sein stinkiger Gelegenheitspartner Umibozu ins Visir genommen hat. Durch verschiedene Motivationen angetrieben geraten die beiden in einem albern inszenierten Streit aneinander, und lassen dabei das Mädchen entkommen. Diese ist (für Ryo ungeahnt) die Tochter eines sadistischen Generals, der mit stark bewaffneten Männern das Bay City Hotel einnehmen möchte. Dort nämlich befindet sich im Untergeschoss ein Zentralcomputer, der auch Zugang zu militärisch gesicherten Daten liefert, die von Tochter Luna gehackt und zum Vernichten der verhassten USA missbraucht werden sollen. Und so geraten Umibozu und Ryo mehr oder weniger ungewollt in das von Terroristen eingenommeAreal, und müssen auf eigene Faust das Schlimmste verhindern...
Doch wirklich ernst wird der Job von den beiden nicht genommen. Die Lockerheit, mit der sie die gesamte Situation behandeln macht die ganze Chose zu einem furchtbar albernen Actionspektakel. Die anfänglichen Streitereien wie Umibozus Faust, die in Ryos Mund landet, und die kleine Verfolgungsjagd mit Ryo auf dem Dach sind noch ganz witzig, doch sobald sich die zwei auf der Insel befinden nehmen sie den Bleikugelhagel, der um sie weht nur noch beiläufig wahr. Umibozu, prinzipiell auf den Auftrag konzentriert wird ständig von Ryo abgelenkt, der ihn mit Fragen bezüglich des jungen Mädchens betreffend durchlöchert. Erst später, nachdem Ryo sich ins Hotel eingeschlichen, und das komplette Restbuffet verputzt hat, wird langsam versucht die Situation unter Kontrolle zu bekommen.
Wüsste man es nicht durch Serien und Kinofilmerfahrung besser, könnte man bis zum letzten Drittel des Filmes meinen, Ryo sei nur ein nerviger Sidekick des eigentlichen Stars Umibozu. Es ist Umibozus Auftrag, an dem Ryo nur zufällig Anteil hat, und zu Beginn weitestgehend bloß eine Ulknudel mimt, die nur durch Tölpeleien und Tolpatschigkeit auffällt. Und trotzdem kann er am am Ende die besten Szenen verbuchen. Szenen, die direkt aus der großen Vorlage entnommen wurden. Das große Highlight aus Die Hard, nämlich McClanes Sprung vom Dach wird hier bis auf minimale Modifikationen fast 1 zu 1 von Ryo nachgestellt. Natürlich kommt Ryos großer Mega Stunt dramaturgisch nicht an Bruce Willis ran; dafür ist Ryo in dem Film einfach zu unzerstörbar und der Aufbau der Szene viel zu plötzlich und ungesteigert in den Film eingebaut. Rein technisch jedoch überaus gut inszeniert übt die Szene eine beeindruckende Wirkung auf den Zuschauer aus. Doch auch Umibozu hat seine Momente, und darf sich einmal mehr einen harten „Riese gegen Riese“- Fight liefern.
Nach einem intensiven Marathon an beeindruckenden Actioneinlagen bleibt dennoch ein recht fader Nachgeschmack, denn die Handlung plätschert vorhersehbar und innovationslos durch die 44 min Laufzeit, ist sich dabei für keine Klischees zu schade, und der Humor wirkt nur an den wenigsten Stellen wirklich sinnvoll platziert. Dennoch werden hier und dort auch mal ernstere Töne angeschlagen, um Ryo Saeba's zweidimensionalen Charakter zu bewahren, auch wenn das in der Serie und später in „Goodbye my Sweetheart“ wesentlich besser funktioniert hat. Immerhin ist Ryo in einer einmaligen Szene zu bewundern, die ihn dazu zwingt gegen seine Natur die Waffe auf eine Frau zu richten. Dem Film zugute gehalten werden muss dabei, dass genau solche Szenen die Blödeleien von vorhin schnell vergessen machen, und das ist eine Kunst die City Hunter verdammt gut beherrscht.
Trotzdem lautet bei „Bay City Wars“ die Devise: Hirn aus, Vorhang auf, lasset die Actionspiele beginnen!
Million Dollar Conspiracy
Originaltitel: City Hunter: Hyakuman doru no inbô
Herstellungsland: Japan
Erscheinungsjahr: 1990
Regie: Kanetsugu Kodama
Nachdem in „Bay City Wars“ Terroristen beseitigt und die USA gerettet wurden, geht es im zweiten City Hunter OVA „Million Dollar Conspiracy“ nun wieder wesentlich privater zu. Umibozu kann wieder ruhig hinter der Theke Kaffee ausschenken, und Ryo seiner Tätigkeit als Privatdetektiv nachgehen. Und die Arbeit ruft! Eine hübsche Blondine (was sonst), aus Los Angeles hergereist, bittet Ryo um Schutz; die Mafia hat es auf sie abgesehen. Gelingt der Job winken Ryo ganze 1 Mio Dollar. Ein Angebot, das Ryo selbstverständlich nicht beeindruckt, wenn nicht auch mindestens eine Runde Sex dabei ist, oder wie es Ryos deutscher Sprecher Michael Pan auch gerne ausdrückt; einen „superscharfen Service“. Auch schier einfache Jobs wollen nach Ryos persönlichen Vorlieben belohnt werden, doch wenn der Titel schon mit einer „Verschwörung“ protzt, kann man darauf gefasst sein, dass der Plot noch einige Wendungen bereit hält, denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.
Hier fängt City Hunter allmählich wirklich an in die Belanglosigkeit ab zudriften, da das folgende Programm nach Job Annahme alt bekannt und vorhersehbar ist. Klientin Emily O'Hara wird in Ryos eigenem Heim einquartiert, schon bald fängt er an, sich an sie ran zu machen, es gibt Prügel von Kaori, ein Anschlag wird verübt, Ernüchterung über den wahren Stand der Dinge stellt sich ein, beide Damen werden entführt und so muss Ryo zur Rettung eilen und den Bösen das Handwerk legen. Abwechslung findet sich in Ryo's Anmachversuchen und Kaoris immer bizarrer werdende Waffen mit denen sie Ryo vom Leibe der Klientin hält. Die Wandelbarkeit der Droh- und Bestrafungsmethoden scheint in ihren furchtbar übertriebenen „Tom & Jerry“ ähnlich comichaften Darstellungen gar grenzenlos zu sein. Hier und dort amüsiert Ryo mit einigen recht ulkigen und poetisch angehauchten Sprüchen und explosiven Euphorien, die ihn nun einmal auszeichnen.
Einmal mehr Grund genug für die aktuelle Klientin, Herrn Saeba maßlos in dessen Qualitäten als Beschützer und Jäger zu unterschätzen. Sprengstoff Junkie „Douglas“ bietet dabei mit seinen Spielzeugvehikeln Ryo die Gelegenheit Emily vom Gegenteil zu überzeugen. Hier darf Ryo dann wieder in grandios animierten Actionszenen glänzen, in denen vereinzelt Mini-Sprengstoff-Vehikel auf ihn zu rasen, und sich dabei in beeindruckenden Feuerbällen auflösen, die so manch spektakuläre Manöver von Ryo abverlangen.
Richtig fordernd ist aber auch das nicht, denn wer innerhalb eines Bruchteiles einer Sekunde es schafft einen Revolver samt verballerter Munition zu entleeren und zu zu laden, hat kein Problem weder mit Spielzeugbomben, noch mit einem durchgeknallten, sich selbst überschätzenden Dynamite Joe (bzw Douglas). Abgesehen davon ist Ryo auch diesmal wieder erstaunlich gut informiert, kann große Aufklärungsreden halten vor seinem Gegner halten, und entlarvt dabei nicht nur alle Aspekte dieser kleinen internationalen Verschwörung. Es wirkt fast schon albern und ermüdend zu gleich, den von Ryo so detailliert und schlüssig aufgedeckten Plot anhören zu müssen, da der Oberbösewicht „Dick“ samt Motive mal wieder sämtliche Klischees erfüllt, die zu allerlei an den Haaren herbeigezogenen Plänen führen, und somit „Million Dollar Conspiracy“ im Endeffekt eine notdürftige, wenn auch intransparent verschachtelte Story bietet.
Bei all dem Klamauk und den stereotypen Storyvorgängen wird trotzdem in einer Szene auch auf Tiefgang gesetzt, in der Ryo eine durchaus seriöse Lebensphilosophie über den Gebrauch von Waffen von sich gibt. Auch hier wahrt Ryo erfolgreich seinen vielschichtigen Charakter, und schafft einen guten Kontrastpunkt zu seinen Faxen, die aber letztlich leider doch die Überhand nehmen, und auch an den unmöglichsten Stellen noch ihren Platz finden. Auch wenn der Humor altbewährt ist, und sich Storytechnisch, mal von der etwas komplexeren und wendungsreicheren Struktur abgesehen im Universum verschiedenster 08/15-Krimis bedient wird, kann „Million Dollar Conspiracy“ mit unverkennbaren Actionszenen (wo sonst Ryo explosive Mini-Autos als Gegner?) punkten, und drückt damit der zweiten City Hunter OVA einen eigenen, unverwechselbaren Stempel auf.
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Cover:
Auch der Zweite Release von Anime Virtual ist sehr gelungen ausgefallen, und braucht sich nicht vor den US-Covern verstecken.
Auch wieder fein, das beigelegte 8-seitige Booklet mit u.a. Infos zu Tsukasa Hojo.
Synchro:
Hier jedoch ist kein sonderlich großer Fortschritt hörbar. Die Hauptcharaktere agieren nur minimal dynamischer, als in "magnum...".
Es fehlt weiterhin an Power und Elan. Akira Kamiya und Martin Blacker schaffen es auch in Blödelszenen noch einen markanten Hinterton in ihrer Stimme zu bewahren, Michael Pan dagegen klingt dagegen völlig albern und leicht verweichlicht.
Außerdem ist die inflationäre Verwendung von Saebas neugewonnenem Lieblingsadjektiv "superscharf" auf die Dauer einfach nur nervend. Das japanische "Mokkori" oder englische "Nookie" machten wegen ihrer Natur zur Sprache noch Spaß, "superscharf" dagegen wirkt stark aufgesetzt, künstlich und sehr gezwungen.
In der Serie wurde das Problem umgangen, in dem verschiedenste Ausrufe verwendet wurden; Wortneulogismus wäre an dieser Stelle nicht so sinnvoll gewesen.
Nun aber verkrampft "superscharfen Service" einzufordern klingt verdammt behämmert, und hat nicht die Hauch einer Klasse eines "Nookie" oder "Mokkori".
Das große Synchroverbrechen jedoch ist die deutsche Stimme des Bad Guys aus "MDC" nämlich Douglas.
Dieser hatte in der US Fassung eine spritzig freche Stimme, die nur so vor Elan und jugendlicher Rotzlöffel-Attitude strotzt. Absolut passend zum gezeigten Charaker, das ist wahre Action für die Ohren *schwärm*.
Der deutsche Sprecher ist das absolute Gegenteil davon; dieser klingt eher, wie ein vornehmer britischer Großgrundbesitzer mit Monokel, dessen Tagesplan von 3 - 5 Teepausen strukturiert wird. Hier wurde wohl eine der am unpassendsten gewählten Stimmen in der Geschichte der deutschen Anime-Synchronisation gewählt. FURCHTBAR!!!
Ton:
Nichts besonderes, kein aufwendiger Surroundmix oder ähnliches, einfach nur ein nüchternes dolby digital 2.0
Menü
Was für mich sehr enttäuschend ist, ist dass auch hier dieselbe Menümusik verwendet wird, wie im ersten Release, nämlich "Weekend Soldier", der Titeltrack des ersten Filmes. Der mag sich als Menühintergrundmusik durchaus gut machen, doch besser wäre es gewesen der Abwechslung zu Liebe einen neuen Track zu wählen. Traurig ist es zu erfahren, dass dieses Stück auch für die restlichen Releases als Menümusik genutzt wird, was gerade bei den letzten beiden Filmen absolut unpassend wäre...
Ansonsten ist das Menü durchaus hübsch und praktisch gestaltet worden, so gelangt man nach anwählen der gewünschten Sprache direkt zum ausgewählten (Kurz)-Film.
Bild:
Ich könnte hier dasselbe sagen wie zur ersten DVD. Das Bild ist wirklich gut, erst recht, wenn man es wie hier mit knapp 20 Jahre alten Filmen zu tun hat.
Die FSK Freigabe ist übrigens ein schlechter Witz. Die beiden Filme sind keinen Deut "härter" als "Magnum...". Die UK-Freigaben belaufen sich ebenfalls alle bei einer 12er Freigabe; was Anime Virtual nun hierzu geritten hat, bleibt mal wieder deren Geheimnis.