Der Womanizer - Die Nacht der Ex-Freundinnen
Es wird mal wieder rosa. Herzschmerz light ist angesagt, wenn Matthew McConaughey als Supermacho von seinen vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Beziehungen die Leviten gelesen bekommt.
Originaltitel: Ghosts of Girlfriends Past
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Mark Waters
Darsteller: Matthew McConaughey, Jennifer Garner, Lacey Chabert, Emma Stone, Christina Milian, Noureen DeWulf, Amanda Walsh, Michael Douglas, Breckin Meyer, Robert Forster, Anne Archer, Daniel Sunjata u.a.
Der Fotograf Connor Mead ist ein eitler, selbstgefälliger und selbstverliebter Pfau, der sich über einen frauentechnischen Durchgangsverkehr in seinem Bett freuen kann. Wenn er sich am nächsten Morgen noch an den Namen der holden Maid in seinen Bettlaken erinnern kann (wenn es denn mal nur eine ist!), ist dies schon eine große Leistung für ihn, zumal er selbst nach den unverbindlichen Nummern möglichst schnell das Weite sucht.Dementsprechend pragmatisch sind auch seine Ansichten zu den Themen Liebe, Beziehung und Ehe. Dass er dennoch von seinem Bruder Paul zu dessen Hochzeit geladen wird, sieht Pauls Zukünftige nicht sehr gern, erwartet sie doch von der Verbindung "Connor <-> Hochzeit" eine Katastrophe mittleren Ausmaßes. Doch es kommt noch schlimmer ...
Connor kann sich mit dem Bestreben seines Bruders, sich nur einer Frau zu verschreiben, gar nicht arrangieren und so trinkt er mehr als nur einen Drink über den Durst. Da steht auf einmal sein lange verstorbener Onkel Wayne - ein Lebemann, der Connor aufgezogen und in Richtung Arschloch erzogen hat - vor ihm und verkündet, dass ihm in den nächsten drei Nächten drei Geister erscheinen werden, die Connors bisherige, gegenwärtige und zukünftige Beziehungen verkörpern und allesamt aufzeigen werden, was in seinem (Liebes)Leben grundsätzlich schief läuft ...
Was das ist, ahnt man in einer durch und durch den moralischen Vorstellungen der prüden Amerikaner folgenden Romantic Comedy schon weit, bevor der eigentliche Film gestartet ist. Und freilich erfolgt eine Wandlung vom Saulus zum Paulus an dessen Ende die große Liebe steht - freilich ungetrübt von vorehelichem Verkehr 😉.Dieser weithin bekannte und schon mehrfach vorexerzierte Handlungsverlauf ist denn auch das Uninteressanteste am ganzen Film. Weitaus interessanter ist der Ansatz, die Weihnachtsgeschichte "A Christmas Carol" von Charles Dickens auf das Beziehungsleben eines Womanizers/Machos umzudeuten.
Und so nimmt hier Connor die Rolle des Ebenezer Scrooge ein, der an Weihnachten vom Geist der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft heimgesucht wird und vor Augen geführt bekommt, wie sein Leben enden wird, wenn er so egomanisch weiterlebt, wie er es bisher vorexerzierte. Nur das im Womanizer eben der Geiz und die damit verbundene Einsamkeit Scrooges auf den Frauenverschleiß und die damit verbundene Gefühlskälte Connors umgedeutet wird, was lange Zeit erstaunlich gut funktioniert. So sind wir dabei, wie Connor zum Macho mutiert, wie er sich die Frauenwelt Untertan macht und wie er schon einmal in einer Konferenzschaltung mit drei Frauen gleichzeitig Schluss macht. Hier wird der Begriff des Machotums herrlich absurd auf die Spitze getrieben und sorgt für einige amüsante Momente.Doch dann beginnt Connor umzudenken und die ganze Geschichte gerät einen ganzen Zacken zu moralisch. Doch dieses Problem amerikanischer Romantic Comedies, nach spritzigem Beginn mehr und mehr an Fahrt zu verlieren und vermehrt mit dem Zeigefinger zu wedeln, ist ja weithin bekannt und kann auch hier leider nicht umschifft werden. Zumindest dem männlichen Publikum wird dies eher sauer aufstoßen, während sich das weibliche Publikum bei dieser Art der Storyfortführung ja allgemein als etwas leidensfähiger erwiesen hat … wenn es anders wäre, gäbe es ja nicht diese Masse an eigentlich immer gleichen Romantic Comedies …
Doch bis zu diesem Gutmenschenschlenker wird man durchaus solide und lustig unterhalten, auch wenn man sich hier und da ein paar präsentere Gags gewünscht hätte. Diese funktionieren ausschließlich auf verbaler Ebene und lassen Slapstickhumor oder körperlichere Ausprägungen vollkommen außen vor, was auch und vor allem an der Besetzung liegen dürfte, die durchgehend nicht unbedingt als komödiantisch orientiert bekannt ist. Dabei bekommt man hier definitiv eine kleine Überdosis an Matthew McConaughey, der einfach absolut überpräsent ist und diverse Male einfach alles platt walzt. Dabei geht ihm vor allem der Einstieg als eitler Pfau in einer amüsant schleimigen schauspielerischen Vorstellung hervorragend von der Hand. Vermutlich, weil sich der Frauenschwarm hier schlicht und ergreifend nicht groß verstellen muss und einfach nur er selbst sein darf. Dagegen nimmt man ihm dann die Wandlung zum Gutmenschen nicht wirklich ab, da es hierfür ein paar feinerer Nuancen im Spiel bedurft hätte, die McConaughey hier nicht wirklich darbieten kann oder will. Leider gehen in der eitlen Nabelschau des Hauptdarstellers alle anderen Darsteller ein wenig unter.
Sei es die lange Zeit pausiert habende, erneut unglaublich entzückende Jennifer Garner, die erschreckend eindimensional den langjährigen Love Interest Connors geben muss, der zur vollkommenen Untätigkeit verdammte Breckin Meyer, der in Road Trip bewiesen hat, welch komödiantisches Potential in ihm steckt, oder die niedliche Lacey Chabert als Pauls Zukünftige, die einfach nur niedlich aussehen darf – niemand bekommt hier wirklich die Möglichkeit zu glänzen. Mit einer Ausnahme und die heißt Michael Douglas, der hier eine Art Abziehbild des Klischeemachos schlechthin gibt und in den besten Momenten wie eine Karikatur des ewig bademantelbewährten Hugh Hefners rüberkommt. Was Douglas hier in unendlicher Spielfreude an Machosprüchen ablassen darf und mit wie viel Verve er sich einfach durchgehend daneben benimmt, das hat ganz große Klasse und zeigt, was aus dem Film im Ganzen hätte werden können, wenn er weniger eitle Nabelschau von McConaughey und mehr das Treffen von selbstironischen Hochklassedarstellern gewesen wäre.
Zumindest hinsichtlich der technischen Belange gibt es an Der Womanizer nicht viel zu mäkeln. Die wenigen präzise gesetzten Special Effects funktionieren toll, die einzelnen Szenerien in Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit sind topp ausgestattet (hier ragt vor allem die grässliche Mode in der 80s Episode deutlich hervor) und der Soundtrack untermalt recht treffend die optisch ansprechend umgesetzten Bilder.
Doch letztendlich gilt, dass etwas weniger McConaughey und etwas mehr Konzentration auf die sicher ausbaufähigen Nebenfiguren das ganze Treiben durchaus spritziger, witziger und vor allem selbstironischer hätte werden lassen können. So geht dem Film über weite Strecken das für dieses Thema dringend nötige Quäntchen Ironie fast vollkommen ab, sieht man einmal von den genialen Auftritten des spielfreudigen und leider unterbeschäftigten Michael Douglas ab. Letztlich retten seine Auftritte und die vom Grundgedanken her reizvolle Grundidee der Geschichte den Film leidlich amüsant und leichtfüßig über die Runden. Jeglicher Mehrwert oder gar ein Klassikerstatus im Bereich des Romantic Comedy Genres wird dem Womanizer aber durchweg verwehrt bleiben. Dazu ist er viel zu harmlos und den Regeln des Genres zu sehr verhaftet. Guilty Pleasure, wie der Amerikaner gerne sagt ...
In diesem Sinne:
freeman