Der Kaufhaus Cop
King of Queens Superstar Kevin James in dem amerikanischen Superhit Mall Cop und damit in einem Versuch eines witzigen Stirb Langsam Plagiates ...
Originaltitel: Paul Blart: Mall Cop
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Steve Carr
Darsteller: Kevin James, Keir O'Donnell, Jayma Mays, Shirley Knight, Raini Rodriguez, Stephen Rannazzisi, Adam Ferrara, Bobby Cannavale, Erick Avari, Dylan Clark Marshall u.a.
Paul Blart strebte eigentlich eine Karriere als Streifenpolizist an, scheiterte aber bei der Aufnahmeprüfung an einer stressbedingten chronischen Unterzuckerung. So bleibt ihm nun nicht viel mehr als der deutlich weniger stressige Job als Kaufhaus Cop mit allen damit verbunden Vor- und Nachteilen. Der Vorteil ist, dass er hier zumindest ansatzweise einem polizeiähnlichen Job nachgehen kann. Der Nachteil: Niemand, wirklich niemand nimmt Paul oder seine Kollegen ernst. Kein Wunder, sind doch die Segway bewährten Ladencops alleine schon ein zu grotesker Anblick. Doch Pauls große Stunde kommt, als ein paar Gangster die Mall überfallen, um die dank Weihnachtsgeschäft proppevollen Kassen zu plündern.
Der Kaufhaus Cop ist mal wieder eine amerikanische Komödie bekannter Prägung. Sprich, nach einem halbwegs gelungenen Einstieg mäandert man in ein anderes Genre und versucht noch ein zwei gute Gags einzubauen. Das geht bei den meisten Komödien, die vor allem in die melodramatische oder beziehungstechnische Richtung abdriften, häufig schief. Beim Kaufhaus Cop ist man dahingehend aber guter Hoffnung, denn hier kündigt sich ein Umschwenken in Richtung Actionkomödie an. Und was können die Amerikaner besser als Actionkomödien? Und so sitzt man fast schon giggelnd in seinem Kinosessel und freut sich auf den bevorstehenden Genrewandel. Zumal, da sich der Einstieg des Kaufhaus-Cops eher zäh gestaltet und viel zu übermächtig auf Hauptdarsteller Kevin James abgestellt ist. Der müht sich zwar redlich, wirklich überspringen will aber vor allem der Komikfunke nicht so recht.
Und dann wird der Kaufhaus Cop endlich zu einem Stirb Langsam Rip Off und man reibt sich schon freudestrahlend die Hände. Doch oh weh, auch in diesem Abschnitt will der Film einfach nicht zünden und hat seine besten Momente eigentlich nur dann, wenn Kevin James den fetten Bruce Willis gibt und eben aufgrund seiner Leibesfülle scheitert. Leider sind nun Komödien, bei denen man über die Figuren lacht und weniger mit ihnen, nicht so ganz mein Fall, weshalb der Unterhaltungsfaktor langsam aber stetig in die für eine Komödie falsche Richtung tendierte.
Zumal die lancierten Bösewichte mit ihrer Trendsportartenverliebtheit einfach massiv nervten und man immer das Gefühl hatte, Regisseur Steve Carr (der bisher vor allem dank diverser unkomischer Ice Cube Familienproduktionen „aufgefallen“ ist) wisse gar nicht, was er mit den Figuren nun eigentlich wirklich anstellen soll. So darf dann ein Skateboardfahrer eine nette Verfolgungsjagd gegen Kevin James Segway liefern, ansonsten sind die sich per BMX oder Parkour fortbewegenden Herrschaften aber anscheinend nur dazu da, mal elegant an der Kamera vorbei zufliegen. Davon abgesehen wird das Potential dieser Gerätschaften/Sportfreaks null für den Film genutzt.
Obendrein sind die Gangster grauenhaft schlecht gezeichnet und vor allem der Part des Oberbösewichts ist ein Fehlgriff sondergleichen. Wenn ich schon Stirb Langsam hochnehme, brauche ich einfach dringend auch einen guten Alan Rickman Part, der unserem Helden auch wirklich Kontra geben kann. Das gelingt hier gar nicht, weshalb der Actionkomödienteil auch herrlich spannungsfrei daherkommt. Da werden irgendwann sogar Verwandte von Paul gefangen genommen. Sowohl er als auch der Zuschauer nehmen es mit einem Schulterzucken zur Kenntnis.
Hier ist der Kaufhaus Cop einfach zu stark auf Kevin James ausgerichtet. Dieser ist zugegeben ein Pfund an Sympathie, ein Zauberer auf dem Segway und in einigen Szenen grandios komisch (Ich trinke eigentlich keinen Alkohol!), kommt aber nie so recht im Film an und ist ausgerechnet immer nur dann komisch, wenn es eben um seine körperlichen Unzulänglichkeiten geht und das ist – wie bereits erwähnt – in meinen Augen kein sympathischer Zug einer Komödie. Die restlichen Darsteller um ihn herum sind allesamt vollkommen nichts sagende Blassbacken, die den Begriff Nebendarsteller wahrlich verdient haben.
Leider kann der Actionanteil des Filmes diese Mankos allesamt nicht mit Schauwerten plätten, denn der Kaufhaus Cop wirkt seltsam gebremst und zurückhaltend, was diesen Part angeht. Die Trendsportartenguys verpuffen wirkungslos, handfeste Auseinandersetzungen gibt es nicht, ausladende Explosionen auch nicht und der Showdown ist ein Fanal der Unfähigkeit, einen rasanten Ausklang für den Film zu finden. Mehr noch, er zieht sich teils unendlich und will statt Action noch eine spannungsfördernde Enthüllung pushen. Die ist dem Zuschauer aber genauso egal wie dem Drehbuch, das vermutlich als erstes von den Bösewichtern geklaut wurde.
Der Kaufhaus-Cop ist ein eher trauriges Beispiel für eine amerikanische Actionkomödie. Hier will einfach gar nichts zusammengehen. Der Einstiegspart ist dank Kevin James bemüht witzig, aber auf keinen Fall gelungen. Sobald der Film in den Stirb Langsam Modus schaltet, zieht zwar das Tempo ein wenig an, aber wirklich besser und vor allem witziger will die ganze Chose einfach nie werden. Kevin James kann man dabei keinen echten Vorwurf machen, dafür aber dem Drehbuch, das unfähig ist, eines der meist plagiierten Actionmotive zu persiflieren, dem Regisseur, dem diese Unzulänglichkeiten nicht auffielen und der teils echte Pacingprobleme hat und dem Produzenten Adam Sandler, dass er nicht mehr Geld für fette Krawummaction lockermachte und seinen Kumpel Kevin James einfach viel zu blass und brav verkaufen will. Shame on you all …
In diesem Sinne:
freeman