Marley & Ich
Johns Frau wünscht sich ein Kind. Doch John ist nicht bereit für eine solche Verantwortung und kauft als Probe für die neue "Extremsituation" einen Hund. Dieser entpuppt sich als wahrer Teufel in Hundegestalt!
Originaltitel: Marley & Me
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: David Frankel
Darsteller: Owen Wilson, Jennifer Aniston, Eric Dane, Alan Arkin, Kathleen Turner, Ana Ayora, Dave Barry, Johann Benét, Haley Bennett u.a.
John und Jennifer sind seit kurzer Zeit verheiratet. Er schreibt unbedeutende Berichte zu unbedeutenden Ereignissen für eine unbedeutende Postille, sie ist Feuilletonistin bei einem wahren Prestigeblatt. Glücklich sind beide nicht so recht mit dem Erreichten. Er wäre gerne ein bedeutender Reporter für eine große Zeitung, sie wünscht sich dringend ein Kind. Als John das erfährt, schrillen bei ihm die Alarmglocken, fühlt er sich doch nicht wirklich bereit für Kinder. Um Jennifer den Kinderwunsch auszutreiben, kauft er ihr einen Labrador namens Marley. Dummerweise ließ ihn der seltsam niedrige Preis für den kleinen Racker nicht aufhorchen und so holt man sich den Teufel auf vier Beinen ins traute Heim, der beiden vollste Konzentration abfordert und einem Rollkommando gleich alles zerstört, was sich ihm in den Weg stellt. Doch mit Marley kommt scheinbar auch das Glück ins Haus der Familie Grogan! John steigt auf und damit einhergehend steigt seine Bereitschaft, ein Kind zu zeugen. Alles könnte perfekt sein, würde Jennifer nicht auf einmal zwei weitere Kinder bekommen. Für jene gibt sie nämlich ihren Job auf und kümmert sich um Heim, Kinder und Marley – eine wahrhaft herkulische Aufgabe, die nur im unvermeidlichen Bruch der Familie enden kann …
Nehmen wir es gleich vorweg: Der auf dem Bestseller von John Grogan basierende Film Marley und Ich leidet an genau den gleichen Problemen, die alle Komödien amerikanischer Prägung haben: Nach einem rasanten, humorvollen und vor allem ungemein charmanten Einstiegsdrittel findet ein unvermittelter Genrewechsel (hier in Richtung Drama) statt, der in teils etwas ermüdendem Gekeife und Gezeter von Frau Aniston seinen Anfang findet, um hernach einen Problemherd nach dem anderen zu schüren und sich in einer schier endlosen Aneinanderreihung von Streit- und Versöhnungssituationen zu ergehen. Nach diesem Genrewechsel vollzieht der ohnehin gut 20 Minuten zu lange Streifen einen weiteren Wechsel in Stimmung und Atmosphäre und mutiert zu einem zu breit ausgewalzten Melodram, dass absolut grandiose Tränenzieherqualitäten besitzt!
Auch wenn der Film durch diese Vielzahl an Richtungswechseln etwas unrund wirkt, kann man ihm nicht absprechen, dass er grundsympathisch daherkommt und vor allem die Entwicklung der Dreiecksbeziehung Marley, John und Jennifer herziger und gewitzter niemals hätte ausfallen können. Zudem wird ein Köter in den Mittelpunkt gerückt, der vom unsensiblen Nervtöter, der scheinbar alles zerstören MUSS, zum wesentlichen Kitt in der Beziehung seiner Herrchen mutiert und sie lehrt, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und weitere „Personen“ in ihrer Mitte aufzunehmen und zu respektieren. Diese Entwicklung wird ungemein feinfühlig und einfühlsam umgesetzt, laviert aber auch immer stark an der Grenze zur Rührseeligkeit, was so manche verbitterte Seele als heillosen Kitsch werten könnte. Dem könnte man dann ja den Wahrheitsgehalt der Geschichte entgegenstellen, aber warum sollte man das tun?
Immerhin hat der Film in Hund Marley einen so treudoof guckenden und absolut liebenswerten Herzensbrecher an Bord, dass wer ihn nicht mag, eh keine Freude im Leben haben wird. Dabei wird Marley im Übrigen nie vermenschlicht! Der Labrador darf den ganzen Film über seiner Natur frönen und als „schlimmster Hund der Welt“ alles anfressen, umrennen oder runterschlucken, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Das geht sogar soweit, dass Marley nicht einmal im hohen Alter auf gerufene Befehle hört. Neben einem solchen Showsteeler ist es freilich schwer, zu bestehen, doch die beiden menschlichen Hauptdarsteller Jennifer Aniston und Owen Wilson mühen sich nach Leibeskräften und werden dank des gelungenen Drehbuches auch niemals von Marley an die Wand gedrückt. Vielmehr ist es eben, wie bereits angedeutet, eine offenkundige Dreiecksgeschichte, die ALLEN drei Charakteren ihren Platz und somit allen „drei“ Darstellern ihre eigene Charakterentwicklung zugesteht.
Dabei kommt Jennifer Aniston am „schlechtesten“ davon, da sie im Rahmen des Dramödienanteils doch verhalten zu nerven beginnt und ihr komisches Talent deutlich unterfüttert bleibt. Dieses zündet sie vor allem im ersten Drittel, wo sie für Owen Wilson mehr als nur ein würdiger Pointenlieferer ist. Owen selbst mutet endlich wieder an, als sei er wieder in seinem Leben angekommen. Nach dem gnadenlos an ihm vorbeigehenden Drillbit Taylor Flop ist Owen wieder ungemein präsent, setzt sein breitestes Grinsen auf, lässt seinen Charme auf unnachahmliche Weise spielen und geht vor allem auch im Dramateil des Streifens ganz in seiner Rolle auf und zeigt, dass es ihm gefällt, wenn er gefordert wird. Er ist durchgehend Herz und Seele des Streifens – noch vor Marley! In Bezug auf die Nebendarsteller fällt auf, dass Marley und Ich selbige gar nicht wirklich braucht. Sie sind nicht mehr als Randnotizen, die das Leben von Jennifer und John begleiten, es aber niemals irgendwie beeinflussen! Selbst die Kinderdarsteller bleiben seltsam blass und es wird nicht einmal ansatzweise ausgelotet, wie ihre Beziehung zu Hund Marley ausschaut. Randfiguren – allesamt! Einzig Alan Arkin bleibt als grantig und ewig miesepetriger Chef von John Grogan positiv in Erinnerung und kann ein paar gute Szenen auf sich vereinen. Ganz im Gegensatz zu Kathleen Turner, die in einer erbarmungswürdigen und schlicht unwürdigen Szene verheizt wird.
Technisch zeigt hier Florian Ballhaus, der Filius von Kameragott Michael Ballhaus, dass Talent definitiv vererbt wird. Er erzeugt grandiose, weitschweifige und selbst in engsten Räumen weit aufziehende, ungemein farbgesättigte Bildpanoramen, die das Lokalkolorit Floridas grandios einfangen und echte Urlaubsgefühle wecken. Grandios gelang ihm vor allem eine Collage, in der John Grogan innerhalb von 10 Minuten mehrere Jahre des Glücks aus dem Off zusammenfasst und die Ballhaus in Heimvideooptik ungefiltert auf den Zuschauer niedergehen lässt. Hier beweist dann vor allem Regisseur David Frankel ein unnachahmliches Gespür für komödiantisches Timing und ungemein trockenen Witz. Die relaxten Songs des Soundtracks und die sich fabelhaft an die Filmstimmung anpassende Filmmusik unterstreichen den gelungenen Gesamteindruck vortrefflich.
Was bleibt ist eine exquisit gefilmte, amerikanische Komödie mit allen Stärken und Schwächen, die dieses ganz eigene Filmgenre mit sich bringt. Wer sich an damit einhergehenden plötzlichen Stimmungsumschwüngen nicht stört und ein Herz für sowohl Tiere als auch ein ordentliches Maß an Romantik hat, wird hier definitiv fündig. Zudem präsentiert sich Owen Wilson endlich wieder in alter Form, was alleine schon den Eintrittspreis wert ist. Flankiert von einer ordentlichen Jennifer Aniston und einer grandiosen Abrissbirne auf vier Beinen entsteht so ein wirklich schönes Beziehungsdramolett, für dessen Genuss man aber dringend ein oder zwei Tempotaschentücher bereit halten sollte!
In diesem Sinne:
freeman