Saw V
Da isser wieder! Zuverlässig wie ein Sägewerk macht uns Jigsaw auch in Teil V die Leinwände unsicher und verbreitet seine doch etwas verquere Sicht der Dinge ... ohne jemals auch nur ansatzweise an die ersten drei Teile heranzukommen.
Originaltitel: Saw V
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: David Hackl
Darsteller: Julie Benz, Meagan Good, Shawnee Smith, Tobin Bell, Scott Patterson, Costas Mandylor, Betsy Russell, Carlo Rota, Mark Rolston, Greg Bryk, Al Sapienza, Samantha Lemole
Spoilergefahr für alle, die die Vorgängerteile nicht gesehen haben! In Bezug auf Teil V Spoiler in der gewohnten – nicht wirklich spektakulären - Art ...
Mark Hoffman, der im Vorgängerteil als Mitstreiter Jigsaws geoutet wurde, führt in dem fünften Teil des Saw Franchises den etwas seltsam anmutenden Kreuzzug seines Vorbildes Jigsaw fort. Immer auf seinen Fersen ist Agent Strahm, der in Bezug auf Hoffman eine böse Ahnung hat, die sich im Laufe seiner Ermittlungen extrem erhärten wird. Und Strahm tut gut daran, Hoffman schnellstmöglich zu enttarnen, denn dieser hat fünf Personen in einem perfiden Todesapparat eingeschlossen, um ihnen die Bedeutung des Lebens einzutrichtern ...
Teil V schließt unmittelbar an die Ereignisse von Teil IV und damit auch Teil III an, die ja zeitlich gesehen parallel zueinander abliefen. Dabei liegt diesmal der Schwerpunkt überdeutlich auf Hoffman und der Staffelstabübergabe Jigsaws an seinen Lehrling, was Unmengen an Rückblenden in die ersten vier Teile des Franchises zur Folge hat. Dies schließt zwar ganz überzeugend einige logische Lücken, die noch in Teil IV aufgerissen wurden und auch Fragen wie „wie können ein gebrechlicher Krebskranker und die zierliche Amanda Opfer in Jigsaws Fallen zerren?“, letztendlich entsteht so aber auch irgendwann der überdeutliche Eindruck, dass den Machern einfach wirklich nichts Neues mehr einfällt und man durch immer neue Rückblenden in die vorhergehenden Teile nur noch auf der Stelle tritt.
Dementsprechend fügt Teil V dem Franchise NICHTS wirklich Neues hinzu, ist storytechnisch der schlechteste Teil und hat nicht einmal einen wirklich überzeugenden Twist an Bord, was den Vorgängern bisher ja allen noch halbwegs gelungen ist. Vielmehr arbeitet man in dem Storyteil Strahm vs. Hoffman ziemlich offensichtlich auf eine ganz bestimmte, sich weit vorher abzeichnende Pointe hin und auch im spannungstechnisch interessantesten Abschnitt um die fünf Personen in der fiesen Jigsawfalle erzeugt die „große Auflösung“ beim Zuschauer nur ein müdes Schulterzucken. Dennoch ist dieser Fallenabschnitt der überzeugendste Teil am ganzen Film, da hier eben wirklich Spannung aufkommt und die Story nicht permanent zurechtgebogen werden muss, wie es im Strahm/Hoffman Handlungsteil der Fall ist.
In diesem Fallenabschnitt holt Regisseur Hackl dann auch die Keule heraus. Hier kann man erfreulicherweise konstatieren, dass der Neuling auf dem Sawregiesessel es endlich mal wieder schafft, wirklich fiese Einlagen zu generieren, die ein mehr als mulmiges Gefühl in der Magengegend erzeugen (Die Sägenszene sei stellvertretend genannt). Zudem muss man ihm zuerkennen, dass er diverse Todesszenen bei weitem nicht so ausschlachtet, wie es noch die Vorgänger machten. So hält Hackl bei einigen Szenen nicht mehr so direkt drauf, wie man es bisher aus der Reihe kannte. Die Wirkung ist dennoch erstaunlich, denn hier kann endlich mal wieder das Kopfkino loslegen! Dennoch sollte man keinen Kinderfilm hinter Saw V vermuten, denn das, was gezeigt wird, toppt beispielsweise den Vorgänger in allen Belangen.
Gleichzeitig geht mit dem Wechsel des Regisseurjobs auch der in Teil IV überdeutlich vorgezeichnete Wandel in Sachen Optik mit riesigen Schritten vonstatten. Nicht wirklich zum Vorteil der Reihe, die eben wirklich von dem dreckigen, grobkörnigen und unmittelbaren Look lebte und noch einmal ein gehöriges Quäntchen an Härte eingeflösst bekam. Spätestens in Teil V sieht Saw aus wie jeder x-beliebige Horrorfilm neuerer Prägung. Die Schnittfrequenz geht auf ein absolutes Minimum herunter. Die typischen, hektischen und schnell geschnittenen Fast Forward Sawmomente kommen so gut wie gar nicht mehr vor und vor allem in dem Strahm/Hoffman Storyteil meint man, einer deutschen Seifenoper aus dem Vorabendprogramm zuzuschauen, so bieder und langweilig bebildert Hackl diese Momente.
Obendrein darf Soundtracklieferant Charlie Clouser so gut wie gar nicht Energie in die Bilder pumpen oder für Spannungsmomente sorgen. Wirklich bewusst wahrgenommen habe ich nur das typische Sawthema, wenn die Auflösungen anrollen. Davon abgesehen kann ich mich gar nicht an irgendwelche Musik erinnern. Das Herunterschrauben des wilden Industrialscores ist für mich nur ein weiterer Beleg dafür, dass Saw zu einer glattgeschniegelten Geldkuh verkommen ist, die man wohl noch einige Jahre melken will. Genug offene Fragen bleiben zum Beispiel nach Saw V definitiv vorhanden.
Schauspielerisch ist Saw mit Teil V definitiv ganz unten angekommen. Schrecklicherweise sind einem in diesem Teil alle Figuren so extrem unsympathisch und fremd, dass man niemals so richtig in die Handlung hineinfindet. Für den Strahm/Hoffman Part hat das schlimme Folgen, da dieser Abschnitt so Langeweilemoment um Langeweilemoment liefert. Obendrein sehen sich Scott Patterson (Strahm) und Costas Mandylor (Hoffman) auch noch zum Verwechseln ähnlich, was es ab und an schwer macht, so richtig durch das Storywirrwarr durchzusteigen. In dem Fallenabschnitt dilettieren alle fünf Darsteller munter vor sich hin. Nicht einmal Julie Benz als schwarzhaarige Zicke kann irgendetwas von ihrem Dextercharme in den Film retten. Die Folge ist klar: Es juckt einen letztendlich nicht sonderlich, wer da als nächstes gebraten, gesprengt oder filetiert wird. Und Tobin Bell als Jigsaw? Der wirkte bisher in keinem Teil lustloser ...
Was bleibt, ist die Gewissheit, dass man ganz allmählich an dem Punkt angekommen ist, wo den Machern hinter dem einst so nett gestarteten Franchise überhaupt nichts Neues mehr einfällt und man mit den Änderungen in Sachen Optik komplett im langweiligen Mainstream angekommen ist. Und da man zugunsten einer ziemlich wirren Story das eigentliche Highlight um die Gefangenen in der Jigsawapparatur fast vollständig ausblendet, man hier und da mit einem herzhaften Gähnen zu kämpfen hat, die Twists langweilig und vorhersehbar geraten und nur einige wirklich harsche und das Kopfkino kitzelnde Brutalomomente als Highlights übrig bleiben, bleibt Teil V auf einer Ebene mit dem lahmarschigen Vorgänger.
In diesem Sinne:
freeman