Jason Statham tritt im Remake von Frankensteins Todesrennen das Gaspedal bis durchs Bodenblech! Ob das reicht, um das Remake vom Original abzuheben, erfahrt ihr hier!
Death Race
Originaltitel: Death Race
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Paul W.S. Anderson
Darsteller: Jason Statham, Joan Allen, Ian McShane, Tyrese Gibson, Natalie Martinez, Max Ryan, Jason Clarke, Frederick Koehler, Jacob Vargas, Justin Mader, Robert LaSardo, Robin Shou u.a.
---- VS ----
Frankensteins Todesrennen
Originaltitel: Death Race 2000
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1975
Regie: Paul Bartel
Darsteller: Sylvester Stallone, David Carradine, Mary Woronov, Martin Kove, Simone Griffeth, Roberta Collins, Louisa Moritz, Don Steele, Joyce Jameson u.a.
Willkommen zu dem gigantischsten Topevent der Medienwelt! Es ist Death Race Zeit und sie sind live dabei, wenn die Kontrahenten Death Race 2000 unter dem Künstlernamen Frankensteins Todesrennen auf Death Race, das Remake trifft! Und da marschieren die Kombattanten auch schon ein. Frankensteins Todesrennen ist der Erfahrenere der beiden Kontrahenten, weilt er doch schon mehr als 20 Jahre unter uns, während es der junge Emporkömmling auf gerade mal knapp en Jahr an Erfahrung bringt. Wer wird diesen Clash der Titanen gewinnen? Original vs. Remake? Oder sagen wir besser Oldtimer vs. hochgetunte Pimpkarre? Und da legen beide auch schon gut los. Mit ihren Geschichten wollen sie punkten.
Frankensteins Todesrennen legt vor mit einer nicht gerade innovativen Geschichte um ein Überlandrennen in den USA der Zukunft (1979!). Die Geschichte lebt dabei vor allem von einer ganzen Handvoll komplett bekloppter Ideen. Da gibt es Punkte für das Überfahren von Menschen. Frauen sind dabei mehr wert als Männer. Alte Leute und Kinder stellen den Jackpot dar. Also biegt man auch schon mal in Richtung eines Krankenhauses ab, um da eben Kinder und Rentner zu meucheln. In einer Gesellschaft, in der die Überalterung allmählich zunimmt, kann dies sogar als ein sozialkritischer – wenn auch ultraböser - Kommentar durchgehen. Dass die Medien von diesen Vorgängen allerdings so geil werden, dass sie sie bis ins Extrem ausschlachten und einen echten Hype um die Veranstaltung zelebrieren, ist dann zumindest der offensivste kritische Kommentar im Film. Ansonsten geht es eben um Piloten in ihren irren Kisten, die unbedingt als erster durchs Ziel wollen.
Im Remake geht es nun im Grunde um genau dasselbe. Ganz genau geht es auch hier um eine zukünftige Gesellschaft. Die Gefängnisse wurden privatisiert und verfolgen kommerzielle Ziele. Der Vorreiterknast dahingehend ist das Gefängnis von der eiskalten Hennessey, die in ihrem Knast ein Rennen namens Death Race veranstaltet und es medial bis ins Letzte ausschlachtet. Dass es bei diesem Rennen regelmäßig Tote gibt, wird billigend in Kauf genommen. Hot Shot ist ein Fahrer namens Frankenstein. Vier Rennen hat er schon gewonnen und sollte er noch einmal siegen, winkt ihm die von der Gefängnisleitung zugesicherte Freiheit. Doch Frankenstein überlebt dieses letzte Rennen nicht, was man aber nicht öffentlich macht und dem Publikum vorgaukelt, er sei nur verletzt. Doch in den Folgeshows brechen die Quoten dank fehlender Identifikationsfigur komplett ein und Hennessey sucht händeringend nach Ersatz. Da wird Jensen Ames in ihr Gefängnis verlegt. Ein Mann mit Benzin im Blut, der das Angebot, Frankensteins Platz zu übernehmen, dankend annimmt, will er doch raus zu seiner Tochter und die Vorgänge hinter dem ihm angehangenen Mord an seiner Ehefrau aufdecken! Dass Jensen Ames nicht zufällig in den Knast kam, der Mord an der Ehefrau im Knast geklärt werden wird und eigentlich niemand jemals fünf Rennen gewinnen soll, dürfte hier sicher jedem sofort klar sein, denn Death Race ist hinsichtlich seiner Story ein straightes Actionvehikel, das zugunsten gigantischer Schauwerte jegliche Formen von Gesellschafts-/Medienkritik (Medienkritik ist zumindest unterschwellig vorhanden) ausblendet und auch den schwarzen Humor des Originals deutlich herunterfährt. In Death Race geht es nicht mehr um irre Ideen, es geht nur noch um die Rennen, die durch die Story wenigstens ansatzweise zusammengehalten werden sollen, was gut klappt. Das extrem hohe Tempo, das teils förmlich in Kurzatmigkeit umschlägt, und die schnelle Abfolge aus Aktionen und Reaktionen lassen die Neuauflage in keinster Weise langwierig erscheinen und darum sind beide Kontrahenten auch noch relativ gleichauf!
Im nächsten Abschnitt widmen wir uns den darstellerischen Leistungswerten der beiden Vehikel und erblicken im Original als Helden David Carradine. Kein oscarverdächtiger Darsteller, niemals ein riesiger Star, aber dennoch immer mit einem sehr eigenen Charisma gesegnet, das ihn wohltuend aus der Masse abhob und für Frankensteins Todesrennen auch mühelos ausreicht. Flankiert wird er von einem irren Haufen an echten Typen. Die können zwar alle nicht spielen, erwecken aber diverse komplett bescheuerte Figuren zu eindrucksvoll überkandideltem Leben:
Cowgirl Jenny mit ihrem gehörnten Auto
Mathilda, die Hakenkreuzwalküre, mit ihrem Sozius Herman, dem Wüstenfuchs, in ihrem Panzerrrrr namens V1 und natürlich
Machine Gun Joe, dessen Auto wie eine Waffe auf Rädern ausschaut, und der im Übrigen von einem blutjungen Sylvester Stallone verkörpert wird.
Und genau diese Art des Castings macht Paul W.S. Anderson in seiner Neuauflage dem Regisseur des Originals nach. Ein absolut sympathischer und charismatischer Jason Statham macht als Jensen (später nur noch Frank genannt) das, was er schon als Frank (sic!) im Transporter am Besten konnte: Leute umknüppeln, schnell und cool durch die Gegend cruisen und den Stiernacken zelebrieren. Und wie bei Vorbild David Carradine (der im Remake im Übrigen den originalen Frankenstein spricht!) reicht das vollkommen aus für diesen Film. In den Nebenrollen setzte Anderson dann ebenfalls auf Typen, keine Schauspieler. Und so haben wir hier den üblichen Multikultimix, der alle Knastinsassenklischees transportieren darf, die man aus den üblichen Gefängnisfilmen her kennt. Der irre Latino, der irre Ivan, der irre Schwarze, der irre Asiate 😉. Und auch in diesem Film reicht dieser Mix komplett aus. Wie sich allerdings Joan Allen (Face/Off) in diesen Streifen verirren konnte, wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben. Sie bringt mit ihrer wirklich eiskalten Art und mittels des coolsten Blickduells der jüngeren Filmgeschichte viel Flair und sogar eine gewisse Ernsthaftigkeit in den Film. Ein bisschen leid tut sie einem aber schon. Ian McShane als Coach und Mentor von Frank muss noch dringend erwähnt werden, da er fortsetzt, was Joan Allen einleitet: Stil in den Film bringen.
In diesem Punkt liegen die Kontrahenten immer noch ziemlich gleichauf. Leichte Vorteile hat Frankensteins Todesrennen, da es seinen weiblichen Cast doch mehr abverlangt, als die prüde Neuauflage, in der Schnuckel Natalie Martinez aufgrund ihres Äußeren viel Erotik ins Spiel bringt, gegen die beherzten Nackedeiparaden im Original aber nicht viel ausrichten kann. Im Großen und Ganzen sind aber beide Filme nur Typenparaden ohne echte schauspielerische Highlights.
In Punkto Technik wird es allerdings alles andere als ein Kopf an Kopf Rennen geben, denn Frankensteins Todesrennen sieht man sein Entstehungsjahr definitiv an. Die Effektszenen aus der Zukunft sind ein Witz, die Kameraführung und musikalische Untermalung sind altbacken. Die Action ist eher lahmarschig umgesetzt und weiß aus heutiger Sicht sicherlich niemanden mehr hinter dem Ofen hervorzulocken, überrascht aber mit einigen kleinen derben Gewaltspitzen. Obendrein ist gerade die Action sehr omnipräsent über den Film verteilt, immerhin ist er ja auch konstant in Bewegung.
Dennoch wird Frankensteins Todesrennen in diesem Punkt von der Neuauflage mühelos überrundet. Anderson inszeniert treibend, schnell, hart, krachig, laut und extrem wuchtig, wobei er vor allem die Actionszenen so unglaublich genial paced, dass es einen permanent in den Kinosessel drückt. Seien es die genialen Autostunts, die hier an realen Objekten vollzogen werden, oder die gigantischen Ballerorgien, die die Kontrahenten ab Runde zwei abfeiern, hier gibt es Eye Candy vom Allerfeinsten, das sowohl Actionfans als auch Fans von Autoverfolgungsjagden mühelos begeistern sollte. Zwar ist gerade die Action sehr hart und schnell geschnitten, doch hier zeigt sich dann in gewisser Weise die Meisterhaftigkeit von Cutter, Kameramann und Regisseur, die eben ihre Action nicht in einem Wackelkamerawust absaufen lassen, sondern dieses Stilmittel der wüst zoomenden, hin- und herschwankenden und ruckartig herumgerissenen Kamera bewusst zur Tempoverschärfung einzusetzen verstehen. Gezielt und gekonnt eingebaute Totalen erhöhen den Überblick übers Chaos obendrein hervorragend. Kurzum: Death Race ist ein optisches Powerhouse, immer vorangetrieben durch die hochenergetische, brillant choreographierte Action, die fast schon orgiastische Ausmaße anzunehmen droht, wenn da mit Miniguns und 50mm Geschossen aufgerüstete Superboliden aufeinander einballern. Darunter pumpt ein cooler Score von Paul Haslinger, der einige Samples aus Trent Reznors (NIN) Schaffen übernahm und noch mal enormen Druck ins Geschehen bringt, ABER in keinster Weise in den Ohren haften bleibt. Sprich, ein echtes Thema oder dergleichen mehr findet man hier nicht.
Spaßtechnisch würde ich beide Teilnehmer als weitgehend gleichauf bezeichnen. Denn während Frankensteins Todesrennen ganz klar ein Kind seiner Zeit ist und aus heutiger Zeit einfach nur als Trash pur verortet werden kann und vor allem optisch viel zu dröge geraten ist, um ansatzweise punkten zu können, sind es die vielen irren Ideen, die komplett kaputten Typen und die Tatsache, dass der Streifen sich selbst nicht wirklich ernst nimmt, die durchgehend zu begeistern wissen. Und auch die etwas kritischeren Ansätze können durchaus als selbige verstanden werden.
Dagegen nimmt sich die an unsere Sehgewohnheiten angepasste Neuauflage viel zu ernst und ist ungefähr so innovativ, wie ein Sack voll Reis. Doch Death Race gibt auch zu keiner Sekunde vor, mehr sein zu wollen, als ein echter Männerfilm, der nach Testosteron und Gummiabrieb förmlich stinkt, die Trommelfelle zum Beben bringt und das Auge mit unglaublichen Schauwerten zu verwöhnen versucht,. Wenn im Film etwa das „Schlachtschiff“ zur Tat schreitet, sollte jedem Fan ein wohliges und vollkommen verklärtes Lächeln ins Gesicht geschrieben stehen (leider ist der Abgang der Besatzung des Schlachtschiffes ein wirklich schwacher CGI Effekt, den es bei der handgemachten Orientierung des ganzen Filmes nicht gebraucht hätte.) Der Film ist ein wahrer Spaßbolide ... solange man unter zwei Stunden Daueraction eben auch wirklich Spaß versteht. Wer mehr als Action erwartet, sitzt hier absolut im falschen Film!
Und damit gibt es auch nicht wirklich ein Fotofinish in diesem Rennen, denn die Neuauflage von Frankensteins Todesrennen ist wahrlich gelungen. Aus einer trashigen, ab und an sozialkritischen Typenparade mit hohem Actionanteil wurde eine Stylebombe und ein Powerhouse erster Kajüte, das bei angepasster Erwartungshaltung (Action und nichts mehr) blendend unterhält, in Jason Statham den charismatischsten Actionstar unserer Zeit aufzubieten hat, brillant an unsere heutigen Sehgewohnheiten angepasst wurde und einfach amtlichst rockt!
für die Neuauflage.
fürs Original.
In diesem Sinne:
freeman