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FLAG The Movie
Directors Cut - Review
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Technische Daten
Enstehungsjahr:
2006
Produktionsstudio:
The Answer Studio
Publisher:
OVA Films
Regie:
Ryosuke Takahashi, Kazuo Terada
Bildformat:
16:9 anamorph (1,85:1)
Tonformate:
Deutsch, Japanisch 5.1
Deutsch, Japanisch DTS | |
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Bilder, die bewegen...
Peter Arnett oder James Nachtwey - Namen, die kaum jemand kennt. Und doch riskierten diese beiden Menschen über Jahre hinweg ihr eigenes Leben, um uns in Bildern mit aktuellen Informationen aus den weltweiten Krisengebieten zu versorgen. Die Riege der internationalen Kriegsberichterstatter ist groß, doch bleiben die Menschen hinter der Kamera meist ungeachtet. FLAG schickt sich an, eine Lanze für diese Menschen zu brechen. Und das gelingt prächtig und überaus bewegend!
FLAG The Movie bleibt leider nur wenig Zeit, eine persönliche Bindung zu den an der erzählten Geschichte beteiligten Personen aufzubauen. Dabei bedient sich das Regie-Duo Ryosuke Takahashi und Kazuo Terada einer Technik, die wir bereits von Cloverfield kennen. Geht das ständige Geschwenke und Gewackle dort aber mit der Zeit tierisch auf die Nerven, bleibt die Kamera bei FLAG stets ruhig. Das macht das Zuschauen erheblich angenehmer und entspannter, zumindest körperlich. Seelisch geht FLAG nach einer Weile ziemlich an die Nieren. Das liegt in erster Linie an den sehr realistisch anmutenden Aufnahmen, die die Kriegsberichterstatterin Saeko Shirasu mit ihrer digitalen Spiegelreflexkamera aufnimmt. Ein weiterer Pluspunkt von FLAG im direkten Vergleich mit Cloverfield: Der Reporterin nimmt man es eher ab, dass sie die Kamera ständig benutzt und gezielt alles auf Film fest hält, was ihr vor die Linse kommt.
Die Geschichte selbst nimmt im Movie erheblich schneller Fahrt auf als in der TV-Serie. Sie wirkt stark komprimiert, und verliert dadurch deutlich an Intensität. Gerade die ist es aber, die man seit Jahren vergeblich im Animesektor sucht. Seichte Unterhaltung gibt es genug, wirklich ergreifende Geschichten sind aber sehr selten. Dreh- und Angelpunkt der Story ist eine Flagge, die durch ein Foto von Shirasu zum Sinnbild für Frieden und Toleranz wurde. Diese Flagge, die wohl nicht unbeabsichtigt an das Kennzeichen der Vereinten Nationen erinnert, soll bei den Waffenstillstandsverhandlungen in der fiktiven nordindischen Bergregion Uddiyana zum Einsatz kommen. Kurz vor diesem Gipfeltreffen in der Uddiyanischen Hauptstadt stehlen jedoch schwer bewaffnete Extremisten die Flagge. Shirasu macht sich zusammen mit einem Einsatzteam der UNF (United Nations Forces) auf die Suche nach der Flagge, während ihr langjähriger Freund und Berufskollege Keiichi Akagi auf Seiten der einheimischen Bevölkerung die Konsequenzen des Einsatzes am eigenen Leib zu spüren bekommt. Am Ende ist er es, der die Fotoaufnahmen von Saeko Shirasu, die tragischerweise nach diesem Auftrag bei einem Vergeltungsanschlag der Extremisten ums Leben kommt, aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich macht, obwohl die UNF das zu verhindern sucht.
Überaus realistisch...
...wirkt die Geschichte. Wir kennen solche Aufnahmen, wie sie uns hier durch die Linse der Kamera ständig gezeigt werden, aus den Nachrichten. Wir wissen, wie die zivile Bevölkerung unter den Einsätzen des Militärs zu leiden hat. FLAG zeigt uns dieses Geschehen aus der Sicht eines Kriegsberichterstatters, und schafft den Spagat, zugleich einfühlsam und erschreckend mit diesem Thema umzugehen, hervorragend. Meine Begeisterung ist mir sicher deutlich anzumerken, aber sie ist nicht übertrieben. FLAG ist, wenn auch als Movie erheblich komprimierter, einer der bewegendsten und gefühlvollsten Animes, die ich in den letzten Jahren sehen durfte. Auf Grund des Themas sollte die Freigabe ab 16 Jahren unbedingt eingehalten werden. Zwar sind nicht wirklich blutige Szenen zu sehen, aber die moralische Keule, die FLAG schwingt, sollte man nur gestandenen Persönlichkeiten zutrauen.
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Bild:
Die zeichnerische Qualität schwankt, aber das ist beabsichtigt. Verschiedene Kameras besitzen eben unterschiedliche Qualitäten, und genau dieses Verhalten fängt FLAG wunderbar ein. Auch hier verliert Cloverfield im direkten Vergleich, welches stets zu perfekt erscheint. FLAG ist da realistischer.
Die per CGI erstellten Fahrzeuge des Militärs wirken absolut lebensecht und mögen nicht so recht zu den gezeichneten Charakteren passen. Dies ist aber nur ein kleiner Fauxpas, den man den Verantwortlichen schnell und gerne verzeiht. Die Charaktere selbst sind fein herausgearbeitet, Animationen und Mimik liegen im oberen Feld vergleichbarer Produktionen.
Der Wechsel zwischen Videoaufnahmen und Standfotos der im Kriegsgebiet eingesetzten Kameras, zusammen mit den Aufnahmen der Webcam von Saeko Shirasu und dem Öffnen von Dokumenten auf dem Desktop ihres Notebooks (oder dem ihres Kollegen Akagi) hat seinen ganz eigenen Stil. FLAG gönnt uns so kleinere Atempausen, und wirkt weniger gehetzt als Cloverfield.
Ton:
Sowohl der deutsche als auch der originale japanische Ton liegen (wahlweise mit und ohne Untertitel) sowohl in Dolby Digital als auch in DTS vor. Schon die DD-Tonspur hat ordentlich Druck in den Kampfszenen, während in ruhigeren Momenten ein traditioneller, entspannter Musikscore für sehr räumlichen Klang sorgt. Stimmen kommen klar und deutlich aus dem Center, Explosionen fordern den Subwoofer, wie man es sich wünscht. Auf Grund der Region (wir erinnern uns: Nordindien) und dem europäischen Aussehen der Charaktere passen die deutschen Stimmen fast noch ein wenig besser, zumal die Sprecher sich wirklich Mühe gaben, nicht gelangweilt zu klingen.
Extras und Verpackung:
FLAG The Movie liegt in einer durchsichtigen Amary im Pappschuber in den Regalen der Händler. Das Cover innerhalb des aufgeklappten Amaray bietet einige knappe Informationen zu den Charakteren. Ansonsten liegt nur ein Heftchen mit den aktuellen Veröffentlichungen von OVA Films bei.
Die DVD selbst bietet lediglich ein Interview mit der Sprecherin Rena Tanaka, einige Trailer sowie eine kurze selbstablaufende Artwork-Galerie.
Persönliches Fazit:
Selten hat mich ein Anime oder Film mit einem flaueren Gefühl in der Magengegend zurück gelassen wie FLAG. Wenn es das Ziel dieser Produktion ist, sein Publikum zum Nachdenken über die aktuelle Kriegsberichterstattung zu bringen, über die Risiken, die fremde Menschen täglich für uns eingehen, und über das rigorose Vorgehen der Militärmächte, die ihr manchmal hehres Ziel nur über viele (zivile) Leichen erreichen - Gratulation an das Studio, ihr habt es bei mir geschafft! Sicher gibt es viele Anleihen, z.B. auch beim durch und durch patriotischen Der Soldat James Ryan, nur das hier kein Soldat, sondern ein Fetzen Stoff gesucht wird, aber das macht nichts. FLAG ist realistisch und konsequent und verdammt bewegend!
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Vielen Dank an OVA Films für die Zusammenarbeit und die zur Verfügung gestellten Rezensionsexemplare.
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FLAG TV-Serie
Volume 1 - Review
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Technische Daten
Enstehungsjahr:
2006-2007
Produktionsstudio:
The Answer Studio
Publisher:
OVA Films
Regie:
Ryosuke Takahashi, Kazuo Terada
Bildformat:
16:9 anamorph (1,85:1)
Tonformate:
Deutsch, Japanisch 5.1 | |
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Überlänge...
In der TV-Serie hat FLAG deutlich mehr Zeit, Saeko Shirasu vorzustellen. Bereits im Vorspann, wo uns abwechselnd Fotoaufnahmen aus Shirasus Kindheit und Jugend und ihre Arbeiten aus Kriegsgebieten präsentiert werden, die gegensätzlicher und verstörender gar nicht sein könnten, sorgt dieses Mehr an Screentime für eine dichtere Atmosphäre. Speziell die persönliche Beziehung zwischen uns und den Hauptfiguren der Handlung profitiert von dem TV-Format. Und so kommt es im Verlauf der Geschichte zu dem einen oder anderen packenderen Moment, wenn ein lieb gewonnener Charakter im Kampfeinsatz angeschossen wird oder nur knapp dem Tod entkommt.
Die Vorgehensweise der Spezialeinheit SDC um Capt. Chris Eversalt, übrigens eine Frau und ziemlich autoritär, wirkt gut organisiert und geplant. Genau so stellt man sich solche Missionen vor. Schließlich gebietet der Einsatz von millionenschwerem Einsatzmaterial und teurem Menschenleben ein gewisses Maß an Verantwortung. Trotzdem muss auch diese Animeserie das Klischee einer wild zusammen gewürfelten Truppe, deren Persönlichkeiten unterschiedlicher nicht sein könnten, scheinbar erfüllen. Es gibt den tumben Muskelprotz ebenso wie den gefühlvollen, ruhigen Asiaten und die bebrillte Nachrichtenoffizierin, typisch Stubenhockerin eben. So bleibt das letzte Quentchen an Realität leider auf der Strecke.
..die gut tut!
Doch diese kleine Schwäche verzeihe ich FLAG sehr gerne, denn im Vergleich zum Movie bietet die TV-Serie so viel mehr. Neben der Zeit für das Kennenlernen der Hauptcharaktere bleibt auch viel weiterer Raum, in neuen Szenen das technische Gerät der UN Forces in butterweichen, schön anzuschauenden CGI-Animationen zu bewundern. Realistische Hubschrauber stehen ebenso für den Kampfeinsatz zur Verfügung wie bereifte Truppentransporter, Flugabwehrgeschütze, und nicht zuletzt die HAVWCs, futuristische Kampfroboter (sogenannte Mechs), die sich Transformers-like auch mal eben auf alle Viere zusammenklappen und dann mit geschätzten 100 km/h über die nordindische Einöde rasen. Die Moral der militärischen Vertreter in den hier zusätzlich gezeigten Nachrichtensendungen und Interviews ist schön doppeldeutig und wirft weitere Fragen auf.
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Bild:
Ich mag mich täuschen, aber die TV-Serie wirkt ein wenig grobkörniger als der Movie. Wie bereits im 100 minütigen Film zur TV-Serie bieten die Bilder einen lustigen Mix aus scharfen Aufnahmen (gerade zu Beginn), sehr körnigem, farbarmen Aufnahmen (im Krisengebiet und während der Einsätze) und verwaschenen Szenen (wenn eine Webcam zum Einsatz kommt). Eigenwillig und so selten genutzt, aber es funktioniert sehr gut.
Einblendungen des Betriebssystems Akagis Notebook machen neugierig auf das AnOS, welches scheinbar das ideale Multimedia-Betriebssystem zu sein scheint. Blicke durch die Fotokamera bieten eine Informationsleiste mit Angaben zur Blende, dem Zoomfaktor und dem Ladezustand der Batterien. Ein Fadenkreuz und die "Schnittmarken" täuschen eine echte digitale Spiegelreflexkamera Marke Hastlebrad vor. Kleinigkeiten, die aber perfekt mit dem Rest der Serie harmonieren. Ein Genuss ist es auch, wenn Shiraso beim Filmen des Abwerfens einer Aufklärungsdrohne von einem Helikopter diese kurz aus dem Sucher verliert und mit einem Schwenk wieder einfängt - Das wirkt sehr realistisch.
Ton:
Den direkten Vergleich zum Movie braucht die TV-Serie nicht zu scheuen. Auch über den längeren Zeitraum leisten die Synchronsprecher gute Arbeit und passen zum jeweiligen Charakter. Wir sind zwar hier noch immer von der Qualität einer aktuellen, teuren Hollywoodproduktion einige Schritte entfernt, im Animegenre gibt es aber erheblich schlechtere Synchronisationen.
Effekte und Musik bleiben räumlich und nutzen das vorhandene Equipment gut aus. In den Kampfeinsätzen rummst und kracht es, in Dialogen sind die Stimmen deutlich und klar zu hören. Andere Geräusche passen gut zur jeweiligen Situation und wirken lebensecht und nachvollziehbar. Speziell die Hubschrauber sind eine wahre Augen- und nicht zuletzt Ohrenweide.
Extras und Verpackung:
Wie auch die Veröffentlichung von FLAG The Movie liegt die TV-Serie in einem durchsichtigen Amaray, jedoch ohne Schuber vor. Dafür bietet das Cover einen im ersten Moment schicken, letztendlich aber etwas unpraktischen Metallic-Effekt. So sollte man Spiegelungen beim Lesen des Covertextes auf der metallenen Rückseite vermeiden. Das Innere bietet weder ein Booklet mit Informationen zum Kriegsgerät oder den Schauplätzen noch das dem Movie beigelegte Heftchen mit den weiteren aktuellen OVA Films-Veröffentlichungen. Die zwei Charakterbeschreibungen von Saeko Shirasu und Keiichi Akagi stimmen mit der des Movie überein.
Auf der DVD mit 150 Minuten Laufzeit finden die ersten 5 Episoden der 13teiligen Serie mit jeweils etwa 25 Minuten Laufzeit ebenso Platz wie eine kleine Trailershow, Informationen zur Animania und die Credits. Hintergrundinfos, ein Making Of oder ähnliches sucht man leider vergebens. Schade.
Persönliches Fazit:
Im Vergleich zum Movie bietet die TV-Serie erheblich mehr FLAG. Die Geschichte nimmt sich die nötige Zeit, um langsam in Fahrt zu kommen - Nicht so übereilt wie im Movie. Dies gefiel mir erheblich besser und wirkt um einiges verstörender und bewegender, so dass ich die TV-Serie, zumal sie mit allen 13 Episoden auf lediglich 3 DVDs erscheinen wird, dem Movie jederzeit vor ziehen würde.
Jedem, der eine packende Geschichte einer effektheischenden Präsentation vor zieht, sollte unbedingt einen Blick riskieren. FLAG bietet beste Unterhaltung, abseits des Mainstream. Zugreifen!
[hr]
Vielen Dank an OVA Films für die Zusammenarbeit und die zur Verfügung gestellten Rezensionsexemplare.
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