Die Mumie - Das Grabmal des Drachenkaisers
Das Mumienfranchise geht in seine dritte Runde und präsentiert die O'Connells diesmal auf Abwegen in asiatischen Gefilden, wo ihnen Jet Li mal so richtig in den Arsch treten darf ...
Originaltitel: The Mummy: Tomb of the Dragon Emperor
Produktionsland: USA
Herstellungsjahr: 2008
Regie: Rob Cohen
Darsteller: Brendan Fraser, Maria Bello, Jet Li, Michelle Yeoh, Luke Ford, John Hannah, Isabella Leong, Anthony Wong Chau-Sang, Russell Wong u.a.
Alt sind sie geworden, die O’Connells. Und müde. Müde der Abenteuer und Action. Dementsprechend geht Rick lieber Angeln und Evelyn auf Lesereisen, auf denen sie ihre Romane über ihre Begegnungen mit Mumien an die abenteuerlustigen Leser bringt. Doch irgendwie spüren beide, dass sich dieses „neue“ Leben nicht richtig anfühlt. Und wie auf Bestellung taucht jemand auf, der sie bittet, einen okkulten Gegenstand nach China zu bringen. Man ist sofort Feuer und Flamme und stürzt sich voller Begeisterung in die neue Aufgabe. Kaum in Shanghai angekommen, stolpert man über den eigenen Sohn. Alex. Ein Tausendsassa und ganz wie die Eltern: Immer in Action und immer in Schwierigkeiten. Diesmal hat er einen Fund von enormer Bedeutung gemacht. Das Grabmal eines chinesischen Kaisers, der einst mit aller Gewalt das Land einen wollte und auf seiner Suche nach Unsterblichkeit von einer Hexe aufgehalten wurde. Dieser Kaiser wurde mitsamt seiner riesigen Gefolgschaft durch die Hexe versteinert. Tja, und genau das Artefakt, das die O’Connells nach Shanghai brachten, kann den Kaiser wiedererwecken! Und dummer Zufall sei Dank, geschieht dies auch umgehend. Dass der Kaiser nun seine riesige Armee zu untotem Leben erweckt, um fortan wieder ganz China und vielleicht auch die Welt unter seiner Knute zu vereinen, versteht sich hoffentlich von selbst. Und dass die O’Connells ihm in die Suppe spucken wollen, hoffentlich auch ...
Besser als die II und schlechter als die I. So ließe sich die nun folgende Kritik am Besten zusammenfassen. Denn Teil III der Reihe fehlt der Verve und die Spielfreude mit den Abenteuerstreifenklischees, die Teil I inne wohnten, und er verzichtet dankenswerterweise auf den alles zukleisternden Actionpomp, der die II zulärmte. Im Großen und Ganzen liefert der Drachenkaiser sehr unterhaltsame Ware für den blockbusteraffinen Kinogänger, der auch mal zwei Stunden lang einfach nur abschalten möchte und sich unterhalten lassen will.
Dabei tönte man im Vorfeld des dritten Teiles gerne von einem Reboot des Franchises. Wohl eher eine billige Ausrede zur Verschleierung der Tatsache, dass zwischen den Teilen I, II und III eine doch recht lange Pause lag, dank der man zwischenzeitlich dachte, dass der Scorpion King Ableger das Franchise wohl endgültig begraben hatte. Und wirklich wurde es nach dem Scorpionkönig recht ruhig um die Mumie. Sehr ruhig. So ruhig, dass Rachel Weisz nach Anfrage keine Lust mehr auf das Franchise hatte und ohne Stephen Sommers als Regisseur eh nicht wiederkehren wollte. Dieser produzierte zwar noch, überließ aber Rob Cohen den Regiestuhl, der nach dem hochunterhaltsamen, aber gnadenlos gefloppten, Stealth wohl sehnlichst nach einem Blockbusterprojekt gesucht haben dürfte. Genau wie Brendan Fraser und eigentlich so gut wie alle an dem Projekt beteiligten.
Im dritten Teil der Mumie belegt Regisseur Rob Cohen wieder einmal eindrucksvoll, warum er zuletzt auf die Flopschiene geraten ist: Er hat einfach die Fähigkeit verloren, richtige Geschichten zu erzählen. Auch die Mumie III ist so wirr und überladen aufgezogen, dass man nach 30 Minuten aus dem Kino rennen will, einfach weil man die Schnauze voll hat von immer neu eingeführten Charakteren, die eh keinen jucken – auch den Film nicht. Und so bekommt Cohen in die ersten Minuten auch einfach keinen Zug oder Spannung hinein, selbst eine größer angelegte Actionszene versumpft im Wackelkamerachaos, bei dem man irgendwann komplett das Gefühl für die Szene und den Bezug zu den handelnden Personen verliert.
Glücklicherweise fängt sich Cohen nach ca. 45 Minuten wieder und macht das, was er am Besten kann und was man von der Mumie eigentlich auch sehen will: Dicke Actionszenen inszenieren, diese mit locker lässigen One Linern unterlegen und zünftig Mumienkeile beimengen. Klar, dabei geraten Szenen um kämpfende Yetis oder einen sich zum Drachen verwandelnden Drachenkaiser ein wenig zu sehr over the Top, aber hey, das ist die Mumie verdammt noch eins! Und ist das Intermezzo im Himalaya vorbei, rollt auch schon der Showdown an, in dem Cohen dann keinerlei Mäßigung mehr kennt und eigentlich in den Mumie II Gang schaltet. Da dieses Getöse und dieses Zuviel an Action aber als Showdown auch die etwas misslungenen ersten 45 Minuten abrundet, drückt man gerne ein wenig die Augen zu, zumal es hier wirklich Augenfutter satt gibt und die Action ordentlich Laune macht.
Diese reicht von Hand to Hand Combats über Martial Arts Intermezzos hin zu gigantischen Ballereien und Magiespielereien und bedient dabei eigentlich alles, was der Actionfan von heute sehen will. Leider klammert der Streifen dabei das Vermögen seiner prominenteren Neuzugänge im Darstellerbereich ziemlich aus. Vor allem der Fight zwischen Jet Li und Michelle Yeoh, die hier nach Tai Chi und Fearless (zumindest im Originalcut) zum dritten Mal gemeinsam in einem Film agieren, gerät doch schwer enttäuschend und lässt eine wirklich eindrückliche Choreographie schmerzlich missen. Auch der Fight Jet Li gegen Brendan Fraser weiß nicht wirklich zu überzeugen, egal wie sehr man betont, dass Fraser extra für den Streifen Krav Maga trainierte. Kurzum: die wahren Talente Lis und Yeohs werden ziemlich verschenkt.
Wobei auch Lis darstellerische Fähigkeiten vollkommen verschenkt werden. Er muss nur böse gucken und darf ansonsten gar nichts machen. Dies ist auch in der Figur seiner Kaiser-Han-Mumie selbst verankert, die leider nur absolut böse sein darf und die Ambivalenz der Originalmumie von Arnold Vosloo und deren Liebeswehmut vollkommen missen lässt. Lis Mumie ist ausschließlich der hassenswerte Unsympath. Und das ist dann leider ein bisschen wenig. Dafür darf die Mumie von Anfang an richtig hinlangen. Sprich, sie muss nicht erst wie die Urmumie aus Teil I und II langsam zu alter Form gelangen, sondern sie kann von Beginn an gleich richtig in die Vollen gehen und darf Feuerbälle schmeißen, mit Eis um sich werfen und und und. Diese tatkräftige Seite gefiel mir persönlich außerordentlich gut.
Beim Rest vom Cast kann man nur konstatieren, dass alle mit viel Spaß bei der Sache gewesen zu sein scheinen, dass aber auch eine deutliche Verlagerung des Schwerpunktes auffällt. Wenn zum Beispiel irgendwo die tolle Chemie zwischen Maria Bello (imo absolut farbloser Ersatz für die in der Rolle der Evelyn immer herrlich tollpatschige und sich selbst nicht ernst nehmende Rachel Weisz) und Brendan Fraser hervorgehoben wird, muss ich mich fragen, was diese Leute dann für einen Film gesehen haben. Die Beiden agieren fast nie miteinander und werden obendrein zugunsten der neuen Charaktere deutlich in den Hintergrund gedrängt. Sicher auch ein Grund, warum Frau Weisz nicht wieder mitwirken wollte, scheint hier doch mit Alex O’Connell und Lin eine Art neues O’Connell Pärchen für die neue Generation installiert zu werden. Am schlimmsten erwischt es John Hannah, der als Jonathan in drei Szenen im Weg stehen darf und einige Gags vollkommen in den Sand setzt. Der Mime, der sonst immer fester Bestandteil des Franchises war und einige der besten Gags lancieren durfte, wird mehr oder weniger mit einem saftigen Arschtritt aus der Reihe verabschiedet.
Fraser selber agiert steif wie immer, hat aber wie in den Vorgängerteilen genug Action und dumme Sprüche zu bewältigen, um sich über die Runden zu retten. Im Grunde ist er als einziger noch richtig in der Franchise verankert. Maria Bello irritiert in der Rolle der Evelyn mit teilweise lächerlichem Overacting und wirft die Frage auf, ob früher Krankenkassen massive Brustverkleinerungen gestützt haben? Luke Ford als Alex ist unglaublich blass und damit im Grunde ganz der Vater. Sollte das Franchise weitergehen, wäre eine Neubesetzung angeraten. Isabella Leong als Tochter von Michelle Yeoh ist zumindest optisch eine Augenweide, darstellerisch kann man nicht viel sagen, da sie zumeist mit Action und weniger mit Dialogen zu tun hat.
Optisch bietet China mit seinen vielen natürlich gegensätzlichen Schauplätzen vom Himalaya bis zu Wüstenregionen alle Möglichkeiten für optische Abwechslung, die Cohen auch weitestgehend gewinnbringend einzusetzen vermag. Ansonsten inszeniert er hier fast ohne irgendeine Form von eigener Handschrift und man wüsste gar nicht, was man für Unterschiede zwischen den ersten beiden Teilen und dem Neuen in optischer Hinsicht (außer eben den Schauplätzen) anbringen könnte. Effekttechnisch schöpfte man erneut aus den Vollen und lässt gigantische Untotenarmeen aufeinandertreffen. Auch Lis verschiedene Verwandlungsstadien machen durchaus Laune und im Grunde genommen bietet der dritte Teil den gleichen Mix aus teils trashigen (Die Yetis schmerzen schon in den Augen, die Flugzeuglandung) und teils hochklassigen (der Showdown) Effekten wie die Vorgänger und steht somit vollkommen in der Tradition des sich selbst nicht so ernst nehmenden Franchises.
Was bleibt ist ein etwas zäh anlaufendes neues Mumienvehikel, das spätestens nach einer Stunde Handlungswirrsinn zu alter Form aufläuft und gewohnt spektakuläre Unterhaltung abzuliefern versteht. Allerdings bleiben vor allem einige negative Punkte besonders im Bewusstsein des Zuschauers verankert. Zum einen wirken Michelle Yeoh und Jet Li ziemlich verschenkt, zum anderen werden viele neue Figuren installiert, die einen nicht interessieren und auch eine Art Wachablösung im althergebrachten Figurengefüge scheint sich anzukündigen. Insbesondere John Hannah bekam dies in diesem Teil rabiat zu spüren. Zumindest in diesem Teil trösten ein paar gewohnt spektakuläre Bilder, dicke Action und ein brachial wütender Score über diverse Probleme hinweg und lassen fast den überzogenen zweiten Teil vergessen. Fast ...
In diesem Sinne:
freeman