Gefahr und Begierde
In "Gefahr und Begierde" steht ein Mordkomplott im Mittelpunkt, das sich aber mehr und mehr zu einer geheimen leidenschaftlichen Affäre wandelt, in deren Verlauf sich körperliche Lust allmählich in ein obsessives Verhältnis verwandelt. Es entspinnt sich ein gefährliches Netz aus Gefühlen und Begierden, in dem sich die beiden „Liebenden“ zunehmend verlieren.
Originaltitel: Se, jie
Herstellungsland: China / USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Ang Lee
Darsteller: Tony Leung Chiu Wai, Joan Chen, Tang Wie, Wang Lee-Hom, Anupam Kher, Chu Chih-Ying, Johnson Yuen u.a.
Label: Tobis vertrieben von Universum / ufa home entertainment
Freigabe: FSK 16
Laufzeit: ca. 153 Minuten
Bild: 1,85:1 (anamorph / 16:9)
DVD Sprachen / Ton: Deutsch, Chinesisch jeweils Dolby Digital 5.1
Extras: Interviews mit Cast & Crew, Featurette: "Tiles of Deception Lurid Affections", B-Roll, Deutscher/Englischer Trailer, Trailershow
Verpackung: Amaray
Nach seinem international gefeierten Streifen Brokeback Mountain entschied sich Regisseur Ang Lee für einen Film in chinesischer Sprache. Seine Wahl fiel auf Gefahr und Begierde in dem er von der jungen Chinesin Wang Jiazhi erzählt. Diese kommt 1938 an einer Universität in Hongkong in Kontakt mit einer politischen Studentengruppe, die regelmäßig Theaterstücke wider die zunehmende Besetzung Chinas durch die Japaner im Rahmen des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges (1937 – 1945) aufführt.
Doch Kuang Yu-Min, dem Kopf der Gruppe, reicht das bald nicht mehr aus und er schlägt seinen Freunden vor, man solle doch Herrn Yi, einen Kollaborateur der japanischen Regierung, im Namen des chinesischen Widerstandes töten. Erstaunlicherweise sind alle Darsteller der Schauspielgruppe sofort Feuer und Flamme und entwerfen einen tollkühnen Plan. Wang Jiazhi soll sich in das Leben von Yi einschleichen , ihn ködern und dann zu einem Ort locken, wo man ihn in Abwesenheit seiner Bodyguards meucheln kann.
Wang Jiazhi stimmt in diesen Plan ein und versucht sich fortan an Yi anzunähern, doch das Glück will ihr nicht in die Karten spielen. Es beginnt eine nervenaufreibende und erfolglose Zeit , in der die Studentengruppe schnell merken muss, dass sie für ein solches Unterfangen zu unerfahren, unorganisiert und finanziell zu gering bestückt ist. Dann geht es dank eines Zufalles auf einmal sehr schnell. Doch als Wang Jiazhi schon fast ein Bein im Schlafzimmer von Herrn Yi hat, wird dieser nach Shanghai versetzt, wo er den Nachrichtendienst übernehmen soll. Die Gruppe bricht ihr Vorhaben entnervt ab, kommt allerdings noch in die Verlegenheit, in einem barbarischen Akt der Gewalt einen Bodyguard Yi’s töten zu müssen. Ab sofort trennen sich die Wege der Studenten.
1942 lebt Wang Jiazhi in Shanghai. Das Land leidet unter der Knute Japans und Herr Yi hat sich einen zweifelhaften Ruhm als Folterknecht der Marionettenregierung unter japanischer Schirmherrschaft erarbeitet. Da steht auf einmal Kuang wieder vor Wang Jiazhi. Sein Anliegen: Die Beseitigung von Yi … Wang Jiazhi sagt wieder zu, ohne zu ahnen, dass diesmal sie der dunklen Anziehungskraft von Yi erliegen wird … Eine unheilvolle Spirale aus Gefahr und Begierde wird unversehens in Gang gesetzt …
Zwei Personen sind Herz und Seele von Gefahr und Begierde. Wang Jiazhi und Herr Yi. Wang Jiazhi verkörpert die Art Frau, die Regisseur Ang Lee liebt und vergöttert . Eine starke Frau mit eigenen Ansichten und Zielen. Eine Frau, die zwar mehr und mehr zum Spielball der Gewalten wird, dies aber weiß und gewinnbringend für sich und ihre Sache einsetzt und somit wirkliche Macht besitzt. Doch mit der Zeit wird sie sich ändern. Sie wird lernen. Lernen, dass die Liebe und die Gefühle einem Menschen immer einen Strich durch die Rechnung machen können. Doch dieser Lernprozess wird große Opfer fordern und um diesen Lernprozess einzuleiten, muss sie sich mit dem Teufel in Menschengestalt einlassen.
Sein Name: Herr Yi. Ein nach außen hin unglaublich sanftmütiger, ruhiger und beherrschter Charakter, gesegnet mit den wohl melancholischsten Augen, die die Filmwelt derzeit allgemein aufzubieten hat. Doch dazu gleich mehr. Denn viel wichtiger ist, dass Herr Yi ein weiteres wichtiges Thema von Ang Lee bedient. Hierbei geht es um Dinge, die unter der Oberfläche brodeln . Und diese sind hier besonders pervertiert . Denn Herr Yi, dieser scheinbar so zivilisierte Mensch, ist ein Folterknecht, der für Informationen über Leichen gehen würde. Von seinen Tätigkeiten hören wir nur, wir bekommen sie nie zu sehen, dafür werden wir in den Sexszenen mit Wang Jiazhi Zeuge, wie innerlich verkümmert dieser Mensch aufgrund seiner Tätigkeit ist und wie wenig Menschlichkeit ihm eigentlich noch inne wohnt.
Diese beiden Charaktere prallen in Gefahr und Begierde aufeinander und lassen die Leinwand in manchen Momenten förmlich explodieren. Weniger wegen dem was sie sagen und tun, vielmehr wegen dem, was man aufgrund vielsagender Gesten und Blicke förmlich am eigenen Körper spürt. Ang Lee reizt diese Energie, diese unausgesprochene, manische und irgendwie seltsame Anziehungskraft, die einfach nicht auf Vernunft beruhen kann, bis zum Exzess aus. Die Folge ist, dass die Leinwand teilweise zu flirren scheint vor Spannung , bis sich die aufgestaute und vor sich hin brodelnde Leidenschaft explosionsartig entlädt. Die Folge sind Sexszenen, die Gefahr und Begierde in den USA das Pornosignum NC 17 einbrachten und auch in anderen Ländern zu diversen Diskussionen führte. Doch bei Ang Lee sind diese Sexszenen nicht einfach nur Sexszenen. Es sind meisterliche Spiele um Macht, Abhängigkeit, Kontrolle und deren Ausübung . So gerät die erste Sexszene zwischen Yi und Wang Jiazhi zu einer sadomasochistischen Annäherung, die schon fast den Charakter einer Vergewaltigung hat. Und diese Gangart wird beibehalten. In den folgenden, teils recht freizügigen Beischlafszenen wird gewürgt, gefesselt, gebissen und schlägt sich der unberechenbare Charakter von Yi vollends Bahn.
Und so funktionieren diese Sexszenen fast wie die Kampfszenen in Ang Lees Tiger and Dragon, denn hier wie dort zeigen die Charaktere nur in diesen Extremsituationen ihr wahres Gesicht und offenbaren hier ihr Wesen und ihre Charakterprägung. Als Folge sind die Sexszenen zwar sehr ansprechend inszeniert und präsentieren zwei schöne Körper in teils kamasutraartigen Liebespositionen , doch Erotik offenbart sich in diesen Szenen so gut wie nie. Es schwingt zuviel Kontext in diesen Momenten mit, als das man sie bloß auf den effektheischenden Pornoverdacht (der bei aller Liebe nicht gegeben ist) reduzieren könnte. Sie sind Zustandsbeschreibungen der Charaktere und dahingehend wohl die ehrlichsten Momente des gesamten Filmes.
Denn eines muss man unumwunden feststellen: Gefahr und Begierde, obschon von Ang Lee als sein persönlichstes Werk betituliert, will den Zuschauer niemals so richtig an sich heranlassen. Ang Lee hält uns zu „seinem“ Projekt immer auf Distanz und lässt uns niemals richtig mit den Figuren mitfiebern. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass uns Lee eben selten am Gefühlsleben seiner Figuren teilhaben lässt. Herr Yi zeigt eigentlich nur in den Sexszenen so etwas wie menschliche Regungen und das auch nur beim Höhepunkt und selbst dann versucht er noch ein enormes Maß an Selbstbeherrschung aufrecht zu erhalten. Dasselbe gilt für Wang Jiazhi, die ebenfalls nur in den Sexszenen (und bei zwei Kinobesuchen!!!) echte Gefühle zeigt. Zwischen den beiden passiert deutlich mehr aufgrund von Blicken und absolut flüchtigen Gesten. Doch ansonsten lassen sich beide Figuren einfach nur als kalt bezeichnen. Sie sind charaktertechnisch brillant gezeichnet, aber agieren selten wie wahre Menschen.
Auch muss man konstatieren, dass die Charaktere bei aller Brillanz ein entscheidendes Problem haben: Sie funktionieren hervorragend innerhalb der vierjährigen Momentaufnahme in Gefahr und Begierde, aber als echte Menschen mit einer Geschichte, einem Background funktionieren sie nicht. Und zwar insofern, dass ihnen Ang Lee bzw. das Drehbuch von James Schamus und Hui-Ling Wang auf Grundlage einer Kurzgeschichte von Eileen Chang keine echte Vergangenheit zugesteht, die ihnen irgendwelche Motive für ihr Handeln offerieren könnte. Insbesondere bei der Rebellenstudentengruppe um Wang Jiazhi wird dies am Offensichtlichsten. Deren Wandlung von der politischen Theatertruppe zum Mordkommando wird begründet mit einem simplen „Vaterlandsliebe“. Doch spätestens wenn man die Tatsache, dass man nach vier Jahren immer noch geradezu verbissen Herrn Yi töten will, obwohl der erste Versuch bereits den Tod ihrer aller Unschuld bedeutete, mit genau dem gleichen Argument begründet, macht es sich Gefahr und Begierde ein wenig zu einfach. Wenn sich dann Wang Jiazhi im Dienste der Sache schon einmal in einem Übungsschäferstündchen mit einem ihr nicht unbedingt sympathischen Typen deflorieren lässt, hat Gefahr und Begierde aufgrund dieser sehr motivlosen Antriebe der Figuren einen extrem befremdlichen Moment , von dem sich der Streifen lange Zeit nicht erholt.
Und ein weiteres Problem fährt Ang Lee in die Parade. Im Film heißt es an einer Stelle:
„Wenn man aufmerksam ist, gibt es nichts, was belanglos ist!“ Leider trifft das auf Gefahr und Begierde nicht zu. Denn hier gibt es einige Momente, von denen sich Ang Lee beruhigt hätte trennen können, da hier oftmals viel geredet wird, ohne dass die Charaktere wirklich etwas sagen würden. Obendrein habe ich ja bereits versucht darzustellen, dass der Film seine reizvollsten Momente genau da hat, wo nicht gesprochen wird. Und so ist Gefahr und Begierde ein gutes Stück zu lang geraten, was dem einen oder anderen Zuschauer sicher enormes Sitzfleisch abverlangen wird.
Allerdings reden wir hier nach wie vor von einem Ang Lee Film. Und das heißt, dass wir hier einen Bilderbogen par excellance geboten bekommen, an dem man sich gar nicht satt sehen kann und will und sich förmlich verliert in den grandiosen Szenen aus dem gigantischen Shanghaiaußenset, in dem Ang Lee dank formidabler Ausstattung die 40er Jahre wieder auferstehen lässt. Doch auch die Szenen abseits dieser schon vom Interieur her opulenten Pracht sind ein Augenschmaus. Edel durchkomponierte Dialogszenen treffen auf gediegene, unaufgeregte Kamerafahrten und edle Close Ups still vor sich hin leidender Charaktere. Dazu eine sehr erdige Farbpalette und optische Höhepunkte wie die unglaublich energetische Inszenierung einer Partie Mahjong, bei der ganz nebenbei wieder das Thema der starken Frau aufkommt. Dann nämlich, wenn die spielenden Damen feststellen, dass eigentlich sie die Macht in China hätten und nicht die Japaner oder ihre Männer, die in der japanischen Marionettenregierung dienen. Über diese erlesenen Bilder komponierte Alexandre Desplat einen themenstarken, wunderschönen Soundtrack, der aber wie der Film selbst funktioniert und eher subtil und unterschwellig daherkommt und sich zu keiner Sekunde in den Vordergrund drängt.
Denn in Gefahr und Begierde liegt der Fokus schlicht und ergreifend auf den Figuren und damit auf den Hauptdarstellern Tang Wei und Tony Leung. Tang Wei, die hier als Schauspielerin debütiert, erstaunt mit einer unglaublichen, kraftvollen und vor allem mutigen Performance. Immerhin hat sie einige sehr schwierige Momente zu absolvieren und muss hier weit über ihre Schamgrenze hinausgehen. Doch auch abseits der Sexszenen trägt sie den Film über weite Strecken fast allein und füllt ihren (für den Moment!) ungemein präzise gezeichneten Charakter überzeugend mit Leben.
Ihr zur Seite steht ein ganz Großer des chinesischen Kinos . Tony Leung. Ang Lee, der schon lange mit dem Schauspieler arbeiten wollte, hatte laut eigenen Aussagen zunächst Bedenken, Leung zu casten. Einfach weil dieser in mehr als 20 Jahren Leinwandpräsenz immer als positive Identifikationsfigur besetzt wurde. Sei es in Actiongranaten wie John Woos Hardboiled oder in den Wong Kar Wai Dramen Chungking Express oder In the Mood for Love. Leung war noch nie auf ein Genre beschränkt, wohl aber auf eine Art Charakter. Und diesen musste er für diesen Film durchbrechen ... inklusive der Tatsache, dass auch er hüllenlos vor der Kamera agieren musste. Im Nachhinein erweist sich diese Besetzung aber als eigentlicher Coup an Gefahr und Begierde. Denn der Edelmime macht seinem Berufsstand wieder alle Ehre und sagt mit wenigen Blicken tausendmal mehr als manch anderer mit tausend Worten. Zudem eignen sich seine immer tiefmelancholischen Augen eh jederzeit zum darin Versinken. So auch hier. Und zunächst kommt seine Rolle seinem Image auch sehr entgegen, denn lange Zeit ahnt man ja gar nichts von dem wahren Wesen, das Herrn Yi antreibt. Als dann aber der sanftmütige und melancholische Leung auf einmal ausrastet und dem ewig unterdrückten Spiel der Begehrlichkeiten in einem rauen Sexakt ein endgültiges Ende setzt, ist der Schock nicht nur bei Wang Jiazhi recht groß. Und dann schanzt ihm Ang Lee auch noch eine gigantische letzte große Szene zu, in der Leung mit unterdrückter Stimme und den Tränen nahe Abschied von Wang Jiazhi nehmen muss. Am Ende reicht ein Blick aus Leungs traurigen Augen auf ein leeres Bett , um dem Zuschauer einen echten Klos im Hals zu besorgen! Grandios!
Dagegen kommen die Nebendarsteller dann allesamt nicht an. Zwar bemühen sie sich sichtlich, doch dies ist nicht ihre Bühne. So gar nicht gefallen wollte mir der Kuang Darsteller Wang Leehom! In seiner Heimat ein gefeierter Popstar, sollte er vermutlich bei dieser Profession bleiben, denn er bleibt extrem blass und seine letztendlichen Annäherungsversuche gegenüber Wang Jiazhi geraten extrem fad, da sie komplett aus dem Nichts kommen und offenbaren, dass Wang Leehom bisher nicht einmal annähernd in der Lage war, unterdrückte Gefühle für Wang Jiazhi zu transportieren.
Bei dieser Konzentration auf die Charaktere bleibt es dann auch nicht aus, dass sich Gefahr und Begierde etwas ungelenk zwischen die Stühle Thriller und (sehr düsterer) Liebesfilm setzt. Denn letztendlich ist Gefahr und Begierde nichts von beidem. Für einen Liebesfilm gibt es – wie bereits erwähnt – zu wenige emotionale Bezugspunkte und von einem gefühligen Miteinander kann schon gar nicht die Rede sein. Als Thriller scheitert Gefahr und Begierde am Aufbauen einer konstanten Spannungskurve. Denn immer wieder rückt der Mordanschlag an Herrn Yi für die seltsame Liebesbeziehung zwischen Yi und Wang Jiazhi in den Hintergrund. Und immer wenn sich die Beiden füreinander geöffnet zu haben scheinen, schlägt sich wieder der Thrilleransatz Bahn. Die Folge ist ein unentschlossenes Pendeln zwischen den Genres , was es auch schwer macht, den Film wirklich einzuordnen.
Auch wenn sich meine Kritik in manchem Punkt recht negativ anhören mag, so ist dies doch Meckern auf extrem hohen Niveau . Ang Lee gelingt mit Gefahr und Begierde ein großartiger Bilderreigen und die Wiederbelebung einer längst vergangenen Zeit. Dass er letztendlich immer ein wenig zwischen Thriller und Liebesfilm hin und herwankt und letztendlich keines der beiden Genres wirklich bedient, sei ihm verziehen. Nimmt man Gefahr und Begierde als eine Studie des menschlichen Wesens und kann man sich auf die brillanten Charaktere, Bilder und hervorragenden Darsteller einlassen, erlebt man hier eine elegische Fingerübung in Sachen Stil und Atmosphäre, erschaffen durch einen großartigen Regisseur, der es immer wieder schafft, seinen Themen treu zu bleiben, ohne sich selbst zu kopieren oder zu wiederholen .
Die DVD
Menüs
Das Hauptmenü ist stilvoll animiert und mit Szenen aus dem Film versehen. Diese Bilder wurden sehr stimmungsvoll mit der Musik von Alexandre Desplat unterlegt. In den Untermenüs gibt es dann weder Animationen noch Musik zu hören.
Hauptmenü:
Untermenü:
Macht:
Bildqualität
Die erdfarbenen und edlen Bilder werden sehr gut und vor allem stimmig transportiert. Die lange Lauflänge des Filmes und die Nichtauslagerung der Extras auf eine weitere DVD machen sich erstaunlicherweise so gut wie gar nicht bemerkbar. Kompressionsartefakte, Bewegungsunschärfen oder ähnliches findet man ebenso wenig wie Verschmutzungen des Ausgangsmaterials. Hier und da fehlt ein wenig Schärfe, ab und an rauscht es in dunklen Szenen und in dem satten Schwarz säuft hier und da so manches Detail ab, was aber auch ein wenig Stilmittel ist, da Herr Yi Angst vor der Dunkelheit hat, weswegen Ang Lee hier und da gerne mit diesem Fakt spielt. Solide
Ton
Insbesondere der Score von Alexandre Desplat wird räumlich aufgezogen. Da er aber eher zurückhaltend und subtil arrangiert wurde, entsteht niemals eine wirklich beeindruckende Klangkulisse im Heimkino, was aber sicher auch nie intendiert war. Dennoch werden beim Einsetzen des Scores wirklich alle Kanäle sauber befeuert, nur eben nicht mit soviel Druck. Auch der Subwoofer schaltet sich häufiger zu, soll aber ebenfalls ausschließlich dazu dienen, eine etwas verunsichernde Atmosphäre aufzubauen und hat vor allem die Aufgabe, düster beklemmend vor sich hin zu grummeln . Die restliche tonale Abmischung ist dem Thema und dem Genre entsprechend eher unspektakulär ausgefallen und vor allem hochgradig funktional. Das heißt, es wird überwiegend die Front mit Informationen versorgt und diese gibt vor allem die Dialoge absolut klar und verständlich wieder. Gerade in den Straßenszenen wird dann klar, dass die DVD tonal ein wenig hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt. Denn hier, wo man viele diffizile Effekte hätten setzen können, bleibt die Tonspur eher verhalten. Kurzum: Eine absolut typische Dramatonspur , die sich dem Film und seiner Grundstimmung unterordnet.
Extras
Die Extras wirken im Großen und Ganzen ein wenig bemüht und beschränken sich leider auf das übliche Promotionmaterial. Dieses besteht aus wenig informativen Interviewschnippseln, dem wunderschönen Kinotrailer (deutsch und englisch), einer nicht kommentierten, dafür aber mit Alexandre Desplats sehnsuchtsvoller Musik unterlegten 15minütigen B-Roll mit Momentaufnahmen vom Set und einem leider viel zu kurzen, in gegenseitigem Lobgehudel erstarrenden Making Of, das ganz nebenbei zumindest noch ein paar nette Fakten präsentiert und obendrein komplett deutsch untertitelt wurde. Eine Trailershow vom Verleiher UFA/Universum rundet die Extras ab. Dass es diesmal keinen Audiokommentar von Ang Lee gibt, ist wirklich sehr traurig, denn seine Kommentare gemeinsam mit seinem langjährigen Begleiter James Schamus sind immer wieder ein Hort an interessanten Details und Hintergrundinformationen.
Gesamteindruck
Ein teilweise etwas betulicher, optisch wundervoller Erotikthriller mit tollen Darstellern für ein anspruchsvolleres Publikum auf einer technisch stimmigen DVD.
In diesem Sinne:
freeman