"Der Schulmädchenreport – Was Eltern nicht für möglich halten" und alle an den Erfolg anschließenden Werke wurden Ende 2007 von dem Filmverleiher
Kinowelt einzeln und in einer schmucken Box gesammelt veröffentlicht und sollen euch an dieser Stelle anhand des ersten Teiles einmal etwas näher gebracht werden!
Schulmädchenreport – Was Eltern nicht für möglich halten!
Originaltitel: Schulmädchen-Report – Was Eltern nicht für möglich halten
Produktionsjahr: 1970
Produktionsland: Deutschland
Regie: Ernst Hofbauer
Darsteller: Günter Kieslich, Wolf Harnisch, Friedrich von Thun, Helga Kruck, Alexander Miller, Gernot Möhner, Karl-Heinz Otto, Franziska Stömmer, Tonio von der Meden, Hertha von Walther, Lisa Fitz u.a.
Label: Kinowelt
Laufzeit: 78 Min.
FSK: 16
cut?: Ja
Regionalcode: 2
Bildformat:
Sprache/Ton:
Extras:
Verpackung: Amaray
Liebe Narren. Bitte etwas Ruhe, für mich ist es doch auch schon die sechste Stunde. Ich bin heute hier, um Euch von einer sehr gefährlichen Bedrohung für die gesamte Menschheit zu berichten. Deutsche Schulmädchen! Mir wurde aus geheimen Quellen ein Dokument zugespielt, das Zeugnis ablegt von diesen gefährlichen Wesen, die die armen Männer ihrer Umgebung mit aller Gewalt bedrängen und bedrohen. Ihr einziges Ziel:
Sex!
Wie ihr alle wisst, „
leben unsere Töchter heute im Bewusstsein der Emanzipation. Der Gleichberechtigung der Geschlechter. Einer Idee, die wahrscheinlich einmal als die entscheidende Neuerung des vergangenen Jahrhunderts gewertet werden wird. Das Schlagwort von der Gleichberechtigung der Geschlechter kann aber zu Auswüchsen ausarten, die sogar zu direkter sexueller Aggressivität der Frau führen. Dabei kommt es zu Situationen, die früher undenkbar gewesen wären. (Off Kommentar aus dem Streifen)“
Und damit zu Marlene K. Dieses frühreife Früchtchen hat es auf ihren sexy blaue Unterhosen tragenden Sportlehrer Dieter abgesehen. Dieser kann sich glücklicherweise lange der sexuellen Übergriffe von Marlene K. entziehen, doch dieses hinterhältige Wesen schafft es irgendwann doch, dass die himmelblaue Unterhose gen Erdboden rutscht.
Doch nicht nur Sportlehrer sind vor den Schulmädchen nicht sicher. Nehmen wir Renate W.! Renate treibt einen nichts ahnenden und unschuldigen Busfahrer in sein Verderben, verführt sie ihn doch noch an seinem Arbeitsplatz. Das Gleiche praktizieren die Freibadluder Claudia F., Karin L. und Margit S., die einem artigen Bademeister derart den Kopf verdrehen, dass er, als er wieder geradeaus gucken kann, auf Gefängnisgitter starrt. Und wer meint, dies sei alles noch harmlos, der kennt Evelyne B. nicht, die mit ihrem Drang zur Selbstbefriedung ihre Eltern in den Wahnsinn treibt. Dabei wissen wir doch alle, dass Selbstbefriedigung blind macht!
Wenn dann Irm F. auch noch einen vollkommen unbeteiligten Stoffelefanten nutzt, um sich selbst ihren ersten Orgasmus zu bescheren, wird klar, es gibt nichts gefährlicheres als Schulmädchen, die gerade ihre Sexualität entdecken.
Fragt nur Herrn Erichsen, der am Abend geschafft von der Arbeit kommt, sich gerne zum Ausruhen in sein Bett legen möchte und dort Lilo F. vorfindet, die ihn nicht nur zum Sex zwingt, sondern auch noch das Bett mit diversen Deflorationstränen voll weint. Kurzum: Seht euch vor! Und damit beende ich meine kleine Exkursion zu den gefährlichsten Bestien dieses Planeten.
Ok, ok, so schlimm sind / waren unsere Schulmädchen nicht, allerdings versuchte der Schulmädchenreport von 1970 - 1980 seinen Zuschauern genau dies in nunmehr 13 Folgen weiszumachen. Dabei lag das Hauptaugenmerk darauf, in möglichst kurzer Zeit viel nacktes junges Gemüse über die Leinwand zu scheuchen und dies unter dem Deckmantel einer knallhart recherchierten Reportage zu verstecken, um so dem Film den Anstrich eines Aufklärungsfilmes zu verleihen.
Losgetreten wurden diese voyeuristischen „Aufklärungsfilme“ im Jahre 1967 als im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums der Streifen „Helga – Vom Werden des menschlichen Lebens“ in die Kinos kam und fast gleichzeitig Oswalt Kolles erster Film: "Oswalt Kolle – Das Wunder der Liebe" in den Lichtspielhäusern der Republik seine Uraufführung erlebte. Die beiden enorm erfolgreichen Filme stellten den Sex erstmals als etwas Wichtiges und Wunderschönes dar, was nur aufgrund einer fast gleichzeitig stattfindenden Reform des Sexualstrafrechtes der BRD denkbar war. Diese Strafrechtsreform führte zu einer Liberalisierung und Kommerzialisierung von allem, was mit Sex zu tun hatte. Es begann eine sexuelle Revolution, eingeleitet auch und vor allem durch die Einführung der Pille, die vor allem die Frauen unabhängiger in sexuellen Fragen machte. Medial hatte diese Liberalisierung eine wahre Sexfilmwelle zur Folge.
Dabei variierte der Ansatz der Sexstreifen teils enorm. Während die einen das Thema eher humoristisch angingen (man denke an die diversen jodelnden Lederhosen Filme), versuchten diverse Reportreihen (Hausfrauenreport, Seitensprungreport, Skihaserlreport, …) ihr Thema eben „aufklärend“ anzugehen. Und im Grunde erfüllte man dabei durchaus auch den Hauptaufklärungsfilmanspruch, indem man bislang tabuisierte Themen aus dem Bereich der Sexualität aufgriff. Doch schon bei der Schulmädchenreportreihe erkennt man überdeutlich, dass der aufklärende Aspekt komplett einem rein voyeuristischen Ansatz weicht, der ausschließlich auf kommerzielle Dünkel ausgerichtet ist.
Und diese waren alles andere als unerheblich, lockte doch bereits der erste Teil mehr als sechs Millionen Zuschauer in die Kinos! Auch die beiden Folgefilme gewannen noch die goldene Leinwand und verbuchten damit jeweils über drei Millionen Zuschauer! Dabei können die Gründe für diesen Erfolg wirklich nur in einem Wandel in der Sexualmoral und einem aufkeimenden Interesse an allem, was mit Sexualität zu tun hatte, gesucht werden, denn aus heutiger Sicht kann man diese Filme wirklich nicht mehr ernst nehmen oder gar irgendwie ernsthaft auf ihre Qualität hin kritisieren.
Und zu dem Thema Erotik kann man nur konstatieren, dass man heute an jedem Zeitungskiosk erotischere Einsichten geboten bekommt als in diesen mittlerweile ewig alt anmutenden Anatomielehrstunden. Die Schulmädchenreporte sind eindeutig Kinder ihrer Zeit, geschaffen, um einen Trend zu bedienen und nicht etwa, um für die Ewigkeit bestand zu haben.
Dabei haben alle Streifen annähernd den gleichen Aufbau. Eingebettet in eine Rahmenhandlung (im Falle von Teil I eine Elternberatung, in späteren Teilen sind es Gerichtsverhandlungen oder simple Gespräche zwischen Freundinnen) werden episodisch verschiedene Sexualthemen angeschnitten. Sex mit Älteren, Sex mit den Lehrern, Sex mit „Negern“, Sex an und für sich,
Sex, Sex, Sex. Dazwischen werden - zumindest in den ersten Teilen - von einem „Reporter“ „Passanten“ zu ihren sexuellen Vorlieben befragt. Und über den besonders heiklen Episoden tönt dann noch ein wahrhaft schulmeisternder Off Kommentar, der den Anspruch auf Aufklärung noch deutlicher machen soll, im Grunde aber das verlogendste Element der Streifen darstellt.
Thematisch wurden die Streifen mit zunehmender Anzahl der Filme immer heikler, was sie zum begehrten Indizierungs- und Streitobjekt machte. Vergewaltigung, Inzest und inzestuöse Vergewaltigung stellten dabei die „Höhepunkte“ und ließen fast alle einstelligen Schulmädchenreporte auf den Index für jugendgefährdende Schriften wandern. Aus heutiger Sicht sind diese Abschnitte allerdings genauso unfreiwillig komisch wie die restlichen angeschnittenen Themen. Da unsere deutschen Behörden mit den Themen selber richtigerweise aber noch immer ihre liebe Not haben, gibt es die Schulmädchenreporte übrigens in zwei Varianten. Zum einen die hier vorgestellte, von der FSK freigegebene, gekürzte Fassung, die um alle heiklen Episoden erleichtert wurde und eine „unberührte“ und ungeprüfte Variante. Aus filmhistorischer Sicht sind die fehlenden Minuten bei den geschnittenen Versionen allerdings in keinerlei Art und Weise von Bedeutung. Es sei hiermit nur einmal darauf hingewiesen.
Was bleibt nun also zu dem Kritikgegenstand Schulmädchenreport I aus Filmkritikersicht zu sagen? Nun, Schulmädchenreport I ist ein Hort an unfreiwilligem Humor (Die Episode um die Deflorierung zweier Girls auf einer Baustelle schießt dahingehend absolut den Vogel ab!), schlecht gespielt, mit grauenerregend miesen Dialogen und billigst inszeniert (Teil I kostete nicht einmal 200 000 DM! Die Filme wurden stumm!!! gedreht und später nachsynchronisiert, weil dies billiger war, als live vor Ort die Gespräche mitzuschneiden).
Aber dennoch kann man mit diesem Film durchaus seinen Spaß haben! Seien es die naiv gezeichneten Figuren, die lachhaften, unzähligen Altherrenwitzen ähnelnden „erotischen Situationen“ oder die Tatsache, dass Silikon hier noch als Teufelswerk galt und der Begriff "rasiert" ausschließlich auf männliche Gesichter zutraf. Dieser Film ist ein Fundus an absurden Szenen, Momenten und Details. Dazu kommen Augenkrebs verursachende modische Entgleisungen, eine in den Ohren schmerzende Filmmusik oder Bonmots wie dieses hier:
„
Na hopp Schwester, zieh den Fummel aus, oder wenigstens den Schlüpfer, dann kann nämlich keiner sagen, ich hätte es gemacht!“ Ärm … ja …
Eines ist jedoch absolut klar: „
Vielen Eltern wird dieser Film die Augen öffnen, denn er zeigt wirklich, was Eltern nicht für möglich halten!“
In diesem Sinne: passt mir ja auf eure Kinder auf! 😉
DVD - Test
Menü
Starr und unanimiert. Dafür mit Musik unterlegt und schön ans Thema angepasst.
Hauptmenü
Untermenü
Bild
Hier muss man freilich das Alter des Ausgangsmaterials in Betracht ziehen. Mit heutigen Produktionen kann man das annähernd 40 Jahre alte Material freilich nicht vergleichen. Dementsprechend gibt es hier und da Blitzer und Verunreinigungen und auch manche Fläche wirkt ein wenig sehr lebendig, dafür passen die Farben und auch der Kontrast stimmt. Im Großen und Ganzen leistete Kinowelt hier tolle Arbeit, freilich bleibt im Vergleich mit wirklich neuen Produktionen aber nur folgende Wertung:
Ton
Hier gilt grundsätzlich das Gleiche wie beim Bild. Obendrein kommt der Ton nur in Mono daher, daher „klebt“ der Sound freilich an der Front. Doch im Vergleich zu anderen Mono Produktionen klingt der Ton wirklich harmonisch und nicht etwa blechern oder übersteuert. Rauschen bleibt ebenfalls aus. Dazu eine ordentliche Sprachverständlichkeit, macht:
Extras
Hier sammelte Kinowelt einiges zusammen. Es gibt den Kinotrailer zu Teil II zu bestaunen, dazu ein Interview mit dem Produzenten Wolf C. Hartwig, das zwar in grausliger Qualität vorliegt, aber ungemein interessant ausgefallen ist. Dazu eine Sammlung der Pressefotos und Poster zum Film als Bildergalerien und als DVD Rom Teil drei PDF Dokumente mit interessanten Interviews zum Film und einer witzigen Datenanalyse zu den Streifen a la Wie viele Mädchen wurden in sexuelle Kontakte verwickelt usw.. Mehr als solide:
Fazit
Der Schulmädchenreport und seine Folgewerke sind Streifen, die eher Zeitzeugnis denn filmhistorisches Dokument darstellen und auf technisch soliden DVDs daherkommen. Dabei empfiehlt sich die Reihe allen, die einmal wieder in Nostalgie schwelgen (selbst ich erinnere mich an meinen ersten Kontakt mit den Streifen kurz nach der Wende auf Sat 1, als der Sender noch Niveau hatte *lach*) oder einfach mal wieder herzhaft ablachen wollen. Beide Parteien werden hervorragend bedient werden.
In diesem Sinne:
freeman
PS.:
Neben dem ersten Teil veröffentlichte Kinowelt auch alle Fortsetzungen aus der Schulmädchenreportreihe. Sowohl einzeln als auch gesammelt in einer Box. Diese enthält neben dem gerade vorgestellten ersten Teil folgende Filme:
Schulmädchen-Report - Was Eltern nicht für möglich halten
Schulmädchen-Report 2 - Was Eltern den Schlaf raubt
Schulmädchen-Report 3 - Was Eltern nicht mal ahnen
Schulmädchen-Report 4 - Was Eltern oft verzweifeln lässt
Schulmädchen-Report 5 - Was Eltern wirklich wissen sollten
Schulmädchen-Report 6 - Was Eltern gern vertuschen möchten
Schulmädchen-Report 7 - Doch das Herz muss dabei sein
Schulmädchen-Report 8 – Was Eltern nie erfahren dürfen
Schulmädchen-Report 9 - Reifeprüfung vor dem Abitur
Schulmädchen-Report 10 - Irgendwann fängt jede an
Schulmädchen-Report 11 - Probieren geht über Studieren
Schulmädchen-Report 12 - Junge Mädchen brauchen Liebe
Schulmädchen-Report 13 - Vergiss beim Sex die Liebe nicht
als Bonus: DVD zu dem Film: Tanzstunden-Report