Missionary Man
Originaltitel: Missionary Man
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Dolph Lundgren
Darsteller: Dolph Lundgren, August Schellenberg, John Enos III, Lawrence Varnado, Morgana Shaw, Daisy Lang, Kateri Walker, Mathew Greer, Chelsea Ricketts, Matthew Tompkins, Brian Scott Fitzgerald u.a.
Label: Sony Pictures Home Entertainment
Laufzeit: 89 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Regionalcode: 2
Bildformat: 1,85:1 (anamorph)
Ton: Deutsch Dolby Digital 5.1., Englisch Dolby Digital 5.1.
Untertitel: Deutsch, Englisch, Türkisch
Extras: Trailershow, Entfallene Szenen
Verpackung: Amaray
Ein Reservat in den USA. Hier hat ein rücksichtloser Casinobetreiber das Sagen. Mit Mord und Todschlag sowie kleineren Drogengeschäften hält er sein Imperium am Laufen. Eines Tages macht er aber einen Fehler und tötet einen Mann namens JJ. Kurz darauf reitet ein geheimnisvoller Fremder auf einem dicken Motorrad in dem Örtchen ein. Eine Bibel und flinke Fäuste nennt er seine steten Begleiter und er ist in das Örtchen gekommen, um hier mal so richtig auf den Busch zu klopfen. Denn eines ist klar, Ryder, wie sich der Fremde nennt, will Rache für JJ's Tod, auch wenn scheinbar keinerlei Beziehungen zwischen JJ und Ryder bestanden zu haben scheint ...
Hauptdarsteller, Regie, Drehbuch und sogar die Produktion hat Dolph bei Missionary Man übernommen und fügt vor allem seiner Vita als Regisseur eine weitere hochklassige Arbeit hinzu. Denn soviel vorweg: Missionary Man mag von der Grundausrichtung her kein klassischer Dolph Lundgren Böller sein, macht aber nichtsdestotrotz verdammt viel her. Der wichtigste Grund dafür dürfte der angeschlagene Grundton des Streifens sein, denn Dolph Lundgren verortet seine dritte offizielle Regiearbeit (was er in Diamond Dogs gedreht hat, ist ja weitestgehend nicht nachvollziehbar) im Westerngenre. Sei es der fast namenlose Fremde, die Kleinstadt, die viel Westernflair atmet (inklusive Saloonlocation), oder die Konfrontationen mit den Bäddies, die wie die Cowboys von einst „herumreiten“ – nur eben auf schweren Motorrädern ... Missionary Man mutet in jeder Einstellung und dank des Sounddesigns beständig wie ein Neowestern an und spielt sogar mit dem Genre.
Dies geschieht vor allem in der Figur des Ryders, die Dolph genüsslich zelebriert und teils sogar extrem überhöht. Sei es die Maulfaulheit des Helden, die Larmoyanz, mit der er Gegnern auf die Glocke haut, um sie danach zu verhöhnen oder seine beständige Lonesome Cowboy Attitüde. Dolph hat seine Hausaufgaben gemacht und er hat sichtlich Spaß an seiner Rolle! Mit einem beständigem Schmunzeln im Gesicht absolviert er minimal kurze Dialoge, haut mit One Linern um sich und taucht sein Gesicht als sein eigener Regisseur gerne in harte schwarze Schatten, über denen ab und zu nur noch das leuchtende Blond seiner Haare zu erkennen ist. Dazu kommt, dass sich Dolph Lundgren in einer unglaublichen physischen Form befindet. Rein vom Körperbau glaubt man gar nicht, dass der Mann auch schon zu den Halbjahrhundertern gehört. Und auch athletisch hat er noch einiges drauf, wie er in kurzen, aber sehr knackigen Infights beweisen kann.
Am meisten überrascht allerdings erneut sein inszenatorisches Geschick und wie er die Geschichte von Missionary Man aufzieht. Diese ist frei von Überraschungen, Wendungen oder dergleichen mehr. Rache gilt es zu nehmen, Rache wird genommen werden. Dabei werden sich keinerlei Fronten verschieben, Verhandlungen nicht stattfinden und irgendwelche Joker werden auch nicht gezogen. Missionary Man funktioniert wie eine gut geplante Motorradfahrt und geht eben umweglos von A nach B. Und trotz dieser straighten Ausrichtung setzt Lundgren eher selten auf Action. Er gibt der Geschichte Zeit und vor allem seine Charaktere dürfen ordentlich atmen und sich - im Rahmen der Möglichkeiten eines B-Filmes gesehen - sogar richtig entwickeln! Derartige Einschläge hätte man in einen Dolph Lundgrenfilm sicher nie vermutet, aber es funktioniert auf den Punkt und lässt auch den actionarmen 60minütigen Einstieg niemals langweilig erscheinen! Zumal man sich an der Optik des Streifens auch nicht so recht satt sehen kann. Zwar kommt sie sehr wettergegerbt und ausgewaschen daher und lässt Missionary Man teils wie einen extrem trostlosen Schwarz Weiß Streifen anmuten, dies passt allerdings formidabel auf den Westernansatz des Missionary Man. Lundgren verpackt das in herrliche Einstellungen und Perspektiven, die er von seinem Mechanik Soundtracklieferanten mit einem atmosphärisch pumpenden Score unterlegen lässt. Schon sein "Einreiten" in das Städtchen ist einfach mal grandios bebildertes Genrekino.
Am Ende bietet er dann seinen Fans, was sie von ihm sehen wollen. Dabei fährt er ein wenig den Mechanikansatz und setzt vor allem auf Mano a Mano Duelle in verwinkelten Hinterhöfen und bringt so manch witziges Werkzeug zum Einsatz. Äxte, Seile, eine freilich in Zeitlupe durchgeladene Pumpgun ... alles drin, was Spaß macht! Und Lundgren beweist auch hier wieder Sinn für viel Flair. Denn er versieht die Action mit stylischen Stilmitteln wie Fast Forward und Zeitlupeneinlagen, die sich übergangslos in die Actioneinlagen einfügen, arbeitet mit überblendeten Jump Cuts und hält eben bei Shootgunkopfschüssen voll drauf! Derzeit kann und muss man Lundgren wohl als eine DER Bänke in Sachen Actioninszenierung ansehen!
In Sachen Schauspieler beweist Regisseur Lundgren ebenfalls viel Fingerspitzengefühl und besetzte seinen Streifen mit durchaus fähigen Darstellern, die seinem ruhigen Inszenierungsstil mit ihrem Spiel sehr entgegenkommen. Einzig der Oberbäddie Reno wirkt unglaublich blass. Hier hatte Lundgren mit der Besetzung von Matthew Tompkins kein gutes Händchen, lanciert aber 30 Minuten vor Schluss mit John Enos III noch einen weiteren, weitaus charismatischeren Bäd Ass, dem er herrliche Bonmots in den Mund legt und den er ähnlich saucool wie seinen Ryder anlegt! Diesen Darsteller hätte Lundgren von Anbeginn an als Hauptgegner installieren sollen, dann hätte Missionary Man noch eine ganze Ecke mehr gerult.
Was bleibt ist ein grandioses B-Filmchen für zwischendurch! Klar, der langsame, sich allmählich entfaltende Storyverlauf wird manchen B-Actionfan mühelos abschrecken, der Oberbäddie wirkt ein wenig luschig und etwas mehr Konsequenz hätte man sich vor allem nach dem Mechanikbrett durchaus gewünscht, aber Missionary Man punktet dafür in ganz anderen Belangen! Stilsicher und mit ruhiger Hand inszeniert Lundgren seinen Neowestern absolut souverän und schneiderte sich eine Rolle auf den Leib, die ihn auch als Darsteller glaubwürdig und gereifter erscheinen lässt. Dabei blendet er sympathischerweise auch sein Alter nicht aus! Zum Bibellesen braucht er eine Brille, seine Love Interests sind keine 25jährigen Ostblockschnecken und anstatt zu kicken, ballert er halt lieber. Lundgren ist und bleibt definitiv auf dem richtigen Weg, was seine Filmkarriere angeht, und er beweist erneut, wie straight und - mit Verlaub - geil er Action inszenieren kann.
DVD Test:
Soviel vorweg: Sony gehört einfach mal richtig gebasht! Denn was die Jungs in Sachen B-Action abliefern, ist richtig enervierend für den geneigten Fan! Vollkommen Schwarzwertbefreite Master werden uns vorgesetzt, der Ton wird niemals richtig räumlich aufgezogen (zur Erinnerung: Ich rede von Actionstreifen!!!), Extras hat's auch fast nie, die Menüs sind nicht animiert und die Cover sehen allesamt gleich aus. Mittlerweile könnte man bei Wetten Dass ...? mal eine Wette anbieten, dass man die verschiedenen Sony Steven Seagal Streifen nur anhand des Covers auseinanderhalten könnte. Es wäre eine herkulisch schwere Wette ... schämt euch Sony!!!
Menüs:
Starr, unanimiert, ohne Musik ... arm!
Bild:
Der Film wurde, was die Farbdynamik angeht, von Lundgren bewusst trostlos gehalten, daher kann man Sony hier keine Vorwürfe machen, werden die extrem farbentzogenen Bilder doch ordentlich transportiert. Auch der Kontrast passt. Peinlich wird es erneut in Sachen Schwarzwert, der teils gar nicht vorhanden zu sein scheint und eben graue Flächen zur Folge hat, wo eigentlich tiefschwarze Nacht angesagt ist. Dazu kommen Blitzer und sichtbare Verschmutzungen, die von wenig Nachbearbeitung zeugen.
Ton:
Die Sprachverständlichkeit ist sehr gut. Dabei klebt fast alles an der Front. Einzig einige Wind- und Halleffekte, sowie einige Scoreelemente werden auf die rückwärtigen Boxen verteilt. Die Ballereien erscheinen wenig dynamisch und wirken gar ein wenig kraftlos. Der Subwoofer bleibt obendrein unterbeschäftigt. Wie gesagt: Action, die nicht nach Action klingt. Obendrein beweist man die Lieblosigkeit zum Sujet, indem man nicht den deutschen, sehr charismatischen Standardsprecher von Dolph castete. Peinlich ...
Bonus:
Hier hat es Sony immerhin geschafft, ein paar Deleted Scenes aufzutreiben. Wirklich wichtig erscheinen diese aber nicht. Dazu ein paar Trailer zum aktuellen Sonykatalog. Und obwohl hier fast alle Trailer schon ein deutsches Äquivalent besitzen, spielte man nur die englischsprachigen Originale auf.
Fazit:
Ein überraschend stilsicherer Neowestern mit einem sympathischen Hauptdarsteller auf lieblos hingerotzter DVD.
In diesem Sinne:
freeman