Die Töchter des chinesischen Gärtners
Originaltitel: Les Filles du botaniste
Produktionsjahr: 2005
Produktionsland: Frankreich / Kanada
Regie: Dai Sijie
Darsteller: Mylène Jampanoï, Li Xiaoran, Wang Weidong, Dongfu Lin, Nguyen Van Quang, Nguyen Nhur Quyynh u.a.
Vertrieb: ufa home entertainment
Regionalcode: 2
Laufzeit: ca. 94 Minuten
Bildformat: 2,35:1 (16:9 anamorph codiert)
Sprachen/Ton: Deutsch: Dolby Digital 5.1, Chinesisch: Dolby Digital 5.1
Untertitel: Deutsch
FSK: ab 12 Jahren
Bonusmaterial: Kinotrailer + Trailershow
Li Ming absolviert ein Praktikum in Pflanzenkunde auf der Insel des Professor Chen. Der ordnungsfanatische Professor macht es Li Ming allerdings alles andere als einfach, so dass sie lange braucht, um in ihrer neuen „Heimat“ anzukommen. Doch glücklicherweise ist da An, die Tochter des chinesischen Botanikers. Li Ming fühlt sich von Anbeginn zu der ätherischen Schönheit hingezogen und An erwidert ihre Gefühle. Gemeinsam geben sie sich ihrer Liebe hin.
Doch wie soll ihre Liebe Bestand haben in einer Gesellschaft, in der Homosexualität als verboten gilt? Man schmiedet einen Plan: Li Ming heiratet Ans Bruder Dan, der kurz nach der Heirat nach Tibet versetzt werden wird. So kann Li Ming bei An bleiben, fühlt sich doch Ans Vater verantwortlich für die Ehefrau seines Sohnes Dan. Doch dem Professor fallen mit der Zeit immer mehr Veränderungen an seiner Tochter und seiner Schwiegertochter auf. Beide lehnen sich zunehmend gegen ihn auf und beide scheint ein Geheimnis zu umgeben. Als er das Geheimnis der beiden Frauen aufdeckt, kommt es zu einer Tragödie ...
Dai Sijie, der Schöpfer des unglaublich schönen „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“, macht in der ersten Stunde seines Filmes „Die Töchter des chinesischen Gärtners“ alles richtig. Er lässt sich unglaublich viel Zeit seine beiden Hauptcharaktere einzuführen und die zarte Liebe zwischen ihnen anzudeuten und zunehmend zu intensivieren. Dazu nutzt er begehrliche Blicke und verstohlene, heimliche Gesten ebenso wie erotische Intermezzi zwischen seinen beiden sehr schönen Hauptdarstellerinnen. All das siedelt er im chinesischen Hinterland an und schwelgt dementsprechend in den meisten Szenen einerseits in den anmutigen Gesichtern seiner Hauptfiguren als auch in unglaublichen Landschaftstableaus, die er mit aller Wucht und anmutig schön umsetzt und in ewig langen Einstellungen, hervorragend durchkomponierten Bildern und wunderbar edlen Kamerafahrten zelebriert.
Darunter legte der Komponist Eric Levi einen so wunderschönen Score, dass man die erste Stunde schlicht und ergreifend als Musik- und Bildgedicht sondergleichen bezeichnen muss. Und egal wie elegisch diese erste Stunde auch anmuten mag, sie ist zu keiner Sekunde langweilig. Denn Dai Sijie erschafft neben den tollen Naturbildern und der schönen Liebesgeschichte auch viele Einzelszenen, die nachhaltig in Erinnerung bleiben. Sei es eine vor Details berstende Hochzeit an einem Flusslauf, der verbotene Hochzeitstanz von An und Li Ming oder alle gemeinsamen Szenen der beiden Frauen in dem botanischen Garten ... "Die Töchter des chinesischen Gärtners" machen es dem Zuschauer verdammt schwer, sie nicht zu mögen!
Doch dann macht Dai Sijie einen schwerwiegenden Fehler. Denn wenn Li Ming und An gegen die Schranken ihrer Liebe aufbegehren, wird die erwartete Systemkritik und die vermutete ansteigende Dramatik leider recht schnell zum Kampf zweier Frauen gegen das Patriarchat und damit zu einem reinen Kampf gegen die Männerwelt. Dementsprechend wird mit dem Hauslatsch gezüchtigt und wird Li Ming schon einmal an die Zimmerdecke gehangen, um sie zu bestrafen. Kurzum: Die ohnehin etwas tumb gezeichnete Männerwelt mutiert zum Teufel in Menschengestalt.
Die Folge ist ein Wust an Klischees, inklusive einer immer burschikoser auftretenden Li Ming. Das hätte es alles gar nicht gebraucht, denn in diesen Sequenzen verliert der Streifen an Kraft und Wucht! Kraft und Wucht, die er für das sehr dramatische Finale gebraucht hätte, das in der jetzigen Form allerdings ein wenig verpufft. Und bedenkt man die harschen Aussprüche des Richters, der über eine perverse Krankheit fabuliert, die da Homosexualität heißt und der An und Li Ming anheim gefallen sein sollen, kann man sich ein Bild davon machen, welch dramatisches Potential wirklich in der Geschichte gesteckt hätte.
Hätte man doch nur den Kampf gegen das Patriarchat zugunsten eines Kampfes gegen ein verkrustetes System aufgebrochen. Schade. Obendrein da Homosexualität in China noch immer ein solches Tabuthema ist, dass Dai Sijie ein Drehverbot in China erhielt und für seine Naturpanoramen nach Vietnam ausweichen musste! Ganz abgesehen davon, dass Homosexualität in China bis 1997 noch unter Strafe gestellt war und der Film eben in den 80er Jahren spielt. Hier wird wirklich viel verschenkt und schleichen sich auch einige Längen ein. Zwar gelingen Dai Sijie auch hier noch großartige und gefühlvolle Einzelszenen, etwa wenn sich Li Ming und An gegenseitig spielerisch füttern, aber der Zauber ist allmählich einer gewissen Ernüchterung gewichen, die auch das dramatische Ende nicht ausgleichen kann.
Filmisch ist „Die Töchter des chinesischen Gärtners“, wie bereits angedeutet, ein echtes Bildergedicht voll extrem farbgesättigter und fast schon surreal anmutender, schwelgerischer Bilderwelten, die dem Streifen immer einen gewissen märchenhaften Anstrich verleihen. Leider verkommen diese grandiosen Bilder mangels dramaturgisch intensiverer Unterfütterung mehr und mehr zu ziemlichem Kitsch, der so manchem realistisch veranlagten Zuschauer ziemliche Probleme bereiten könnte. Wer sich allerdings auf wunderschöne Naturpanoramen und edle Bilder einlassen kann und diese zu genießen weiß, der wird bei diesem Film hervorragend bedient und obendrein mit einem sehr melancholischen und immer wunderschönen, ungemein atmosphärischen Soundtrack verwöhnt.
Darstellerisch gerät der Film ebenfalls ein wenig zwiespältig. Die beiden Hauptdarstellerinnen Mylène Jampanoï (Li Ming) und Li Xiaoran (An) punkten alleine schon durch ihre exotische Schönheit und gewinnen vor allem aufgrund ihrer unglaublich sympathisch gezeichneten Figuren, für die sich Regisseur Dai Sijie eben auch alle Zeit der Welt nimmt, um sie im Bewusstsein der Zuschauer zu verankern. Auch die begehrlichen und heimlichen Blicke sowie die ganz große Liebe zwischen den Hauptfiguren transportieren die beiden jungen Darstellerinnen vortrefflich und das mit einem scheinbar geringen, recht mühelos wirkenden schauspielerischen Aufwand.
Dagegen schneiden die restlichen Darsteller nicht ganz so gut ab. Insbesondere der Darsteller des Dan (Wang Weidong) ist für die Fatalität, die seiner Figur inne wohnt - immerhin tritt das Auftauchen seiner Figur alle dramatischen Verwicklungen erst los -, einfach zu blass und langweilig gewählt und seine Ausraster will man ihm dann auch nicht so recht abnehmen. Auch verwundert, dass seine Figur recht sang- und klanglos aus dem Film herausbefördert wird, sprich er nach seinem Ausraster so gar keine Rolle mehr spielt. Das Vier-Personen-Stück vervollständigt Dongfu Lin als Professor Chen, der zu Beginn aufgrund seiner Konsequenz und Souveränität sehr gefällt und recht komplex gezeichnet wirkt, in der etwas schwachen zweiten Hälfte aber zum reinen Pascha mutiert, der vor Naivität förmlich zu platzen droht und hier viel an Wirkung verliert.
Was bleibt ist ein Streifen voll wunderschöner Bilder mit einer grandiosen musikalischen Untermalung, der mit zunehmender Laufzeit aber viel an Kraft und Wirkung verliert und einfach einiges an Möglichkeiten zugunsten einer Salve an Klischees verschenkt. Dank der gut gezeichneten Frauenfiguren und den sympathischen, ungemein sensibel aufspielenden Hauptdarstellerinnen ist „Die Töchter des chinesischen Gärtners“ aber dennoch ein sehr ansprechender Film geworden, der sich vor allem an Fans ruhiger und betont langsamer Filmkost richtet.
Menüs
Das Hauptmenü ist komplett animiert, mit Bildern und der Musik aus dem Film unterlegt und sehr stilvoll geraten. Leider sind die Untermenüs allesamt unbewegliche Standbilder ohne jedwede Sounduntermalung.
Hauptmenü
Untermenü
Sound
Hier überrascht das Drama mit einer unvermutet präzisen und vor allem raumfüllenden Abmischung! Insbesondere der omnipräsente Soundtrack wird herrlich räumlich aufgezogen und taucht das heimische Wohnzimmer in warme Klangwelten. Doch auch die Szenen in dem botanischen Garten glänzen mit diffizilen Effekten aus allen möglichen Richtungen und lassen das Wohnzimmer zum Vogelgezwitschererfüllten Garten mutieren. Auch Regen oder das Rauschen der Blätter wird hervorragend wiedergegeben. Der Subwoofer hat dabei aber weitgehend Pause. Die Stimmwiedergabe ist sowohl in der deutschen Dolby Digital 5.1. als auch in der chinesischen (mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln) Dolby Digital 5.1. Abmischung klar und verständlich.
Bild
Insbesondere die Landschaftsbilder werden hervorragend und fast schon plastisch durch das Bild der DVD transportiert. Die extrem gesättigten Farben werden toll transportiert und neigen bei aller Pracht nicht zum Überstrahlen. Kleine Bewegungsunschärfen, minimales Bildrauschen und das letzte Quäntchen fehlender Schärfe in den weiten Totalen trüben den Gesamteindruck, im Großen und Ganzen präsentiert sich die DVD aber ohne großartige Makel wie Blockbildung, Verunreinigungen oder Kontrastschwächen.
Bonus
In dieser Sparte sieht es leider sehr schwach aus. Gerade einmal der (gelungene) Kinotrailer hat es an filmspezifischen Extras auf die DVD geschafft. Dazu gesellt sich eine Trailershow des Anbieters und das war es leider auch schon. Ein schönes Making Of oder ein Interview mit dem Regisseur zu seinen Intentionen wäre wirklich schön gewesen.
Der Gesamteindruck
Ein Film, der leider viele Möglichkeiten auslässt und dennoch zu berühren versteht, auf technisch absolut solider Disc, die vor allem bonustechnisch viel verschenkt.
Die DVD erscheint am 10.3.2008 von Universum / ufa home entertainment. Muchas Gracias an Universum für die TestDVD …
In diesem Sinne:
freeman