P.S. Ich liebe dich
Originaltitel: P.S. I Love You
Herstellungsland: USA
Produktionsjahr: 2007
Regie: Richard LaGravenese
Darsteller: Hilary Swank, Gerard Butler, Lisa Kudrow, Gina Gershon, James Marsters, Kathy Bates, Harry Connick Jr., Jeffrey Dean Morgan u.a.
Limousinenfahrer Gerry und Maklerin Holly leben seit knapp neun Jahren ein glückliches Eheleben. Klar, Streitigkeiten gibt es überall und dass Gerry auf ein gemeinsames Kind drängt, für das sich Holly noch nicht bereit fühlt, sorgt auch für zwischenmenschlichen Zündstoff, doch insgesamt sind beide so glücklich wie am ersten Tage ihrer Begegnung. Da wird Holly ihr Gerry entrissen. Ein Gehirntumor beendet das gemeinsame Glück und lässt eine gebrochene Frau zurück, die jegliche Lebenslust verloren hat und sich in ihren eigenen vier Wänden einigelt. An ihren 30. Geburtstag erreicht sie auf einmal ein Paket von ihrem Gerry. In jenem kündigt er an, dass Holly im folgenden Jahr zu bestimmten Terminen neue Nachrichten von ihm erhalten werde. Und wirklich, Holly erhält immer neue Briefe von Gerry, in denen er von ihr verlangt, bestimmte Sache zu erledigen. Die folgende Zeit wird für Holly mehr und mehr zu einer Reise in ihre gemeinsame Vergangenheit mit Gerry und gleichzeitig zum Startschuss für einen neuen Lebensabschnitt mit neuem Lebensmut ...
P.S. Ich liebe dich ist einfach ein wunderschöner Film über die Themen Liebe, Verlust und das Schöpfen neuer Lebenskraft nach einem Schicksalsschlag. Die Thematik ist dabei alles andere als neu. Schon "Mein Leben ohne mich" verarbeitete eine ähnliche Thematik, bei der die sterbende Ehefrau versucht, dem Ehepartner zu helfen, sich in einem Leben nach der gemeinsamen Zeit zurechtzufinden. Doch wirkliche Neuerungen wird man sich bei einem Film wie P.S. Ich liebe dich wohl auch niemals erwartet haben. Bei einem Film dieser Couleur geht es um ganz andere Punkte und diese kann der Streifen hervorragend bedienen. So ist der Film bei aller Schwere der zugrundeliegenden Thematik teils erfrischend komisch umgesetzt und geraten die Rückblicke in die Vergangenheit von Gerry und Holly glücklicherweise nicht zu den erwarteten Tränenziehern.
Gerade in den grandios eingebundenen Rückblenden, die nahtlos mit der Jetztzeit verbunden werden und sehr geschickt die Grenzen von Vergangenheit und Gegenwart aufheben, beweist P.S. ich liebe dich, dass er das Herz am rechten Fleck hat und es auf grandiose Weise versteht, Sentiment, Humor und lebensbejahende Botschaften miteinander zu verknüpfen, ohne in Kitsch abzugleiten. Dennoch sind es vor allem die kleinen Szenen am Rande, die den Zuschauer wirklich bewegen und treffen. Da wäre eine Szene, in der Holly die Firmenmailbox ihres Gerrys abhört, nur um seine Stimme zu hören. Großartiger könnte man ihre Suche nach Nähe zu ihrem verstorbenen Mann kaum umsetzen. Doch P.S. Ich liebe dich geht sogar noch einen Schritt weiter und lässt die Liebenden auch nach dem Tod noch mehrere Male interagieren. Wenn Holly beispielsweise erwacht und scheinbar die Berührungen ihres Gerrys spürt, liegt er plötzlich auch neben ihr. Oder wenn sie sich einmal nach ihrem Gerry sehnt, steht dieser auf einmal bei ihr und umarmt sie. Auch kleine Gespräche führen die Liebenden. Diese Momente erzeugen wirklich eine Gänsehaut und machen den Verlust von Molly, die sich hier nichts anderes als eine eigene Realität erschafft, fast schon am eigenen Leibe spürbar.
Einen großen Anteil am Gelingen dieser Momente und damit am Funktionieren des Streifens hat der formidable Cast, der mit großer Spielfreude an den Bestseller von Cecelia Ahern herangeht und vor allem lebendige und (im Rahmen des Genres) glaubwürdige Figuren erzeugt. Allen voran Hilary Swank als Holly und Gerard Butler als Gerry, die vor Spielwitz geradezu sprühen und witzigerweise immer wieder - teils beherzt falsch - zu kleinen Musiknummern anheben, bei denen Butler (siehe Das Phantom der Oper) deutlich besser wegkommt als Swank. Zwischen den beiden Darstellern funktioniert die Chemie hervorragend, wobei man sich zunächst vor allem bei Frau Swank erst einmal daran gewöhnen muss, dass sie ein solches filmisches Leichtgewicht mit ihrer Gegenwart beehrt, zumal sie rein vom Typ her ja eher nicht dem niedlichen RomComPrinzessinnenschemata entspricht. Flankiert werden sie von einem Cast, der vor allem von den - bis in die kleinsten Nebenrollen hinein - sympathisch schrullig gezeichneten Figuren profitiert und ordentlich Leben in den Film pumpt. Eigentlich funktionieren nur Gina Gershon und Lisa Kudrow als Sidekicks von Molly nicht ganz so, wie beabsichtigt, da vor allem Kudrow auftritt, als wolle sie alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, was in ihrer Hitserie Friends durchaus noch funktionierte, hier aber so gar nicht auf den Film passt.
Regisseur Richard LaGravenese präsentiert die rührende Geschichte in zur Thematik passenden, farblich ziemlich gedeckten Bildern, die er nur selten aufbricht. Erst in den wundervollen Bildern der rauen Landschaften Irlands setzt er auf volle Bildgewalt und inszeniert den Anfang der Beziehung Gerry/Holly und den Neuanfang Hollys mit eindrücklichen Bildern. Ansonsten ist es vor allem die bereits erwähnte, nahtlose und grandiose Verknüpfung der Flashbacks mit der Jetztzeit, die Staunen macht und auf den Punkt funktioniert. Musikalisch bringt John Powell einen immer stimmigen Score ein, der viel auf irische Folklore setzt und auch irisch beeinflusste Pop- und Rockmusik lanciert, die thematisch hervorragend zum Film passt.
Doch freilich ist P.S. Ich liebe dich bei aller ihm entgegengebrachten Sympathie nicht perfekt. Die Geschichte ist abseits ihrer tadellosen und interessanten Umsetzung seichter als diverse Seen in Irland. Manche arg hollywoodeske Entwicklungen und Zufälle bleiben ebenfalls nicht aus und Klischees hat es natürlich auch en Masse (so ist Gerard Butlers Gerry einfach einen Zacken zu sehr auf Mr. Perfect getrimmt, sind alle Männerbekanntschaften Hollys einfach zu lieb und nett und fehlt auch beispielsweise in den Landschaften Irlands jeglicher Makel). Doch was erwartet man denn sonst von einem Film dieses Genres? Problematischer ist da schon die Tatsache, dass der Streifen vor allem gegen Ende durchaus um einige Minuten zu lang geraten ist.
Doch insgesamt ist P.S. Ich liebe dich ein echter kleiner Herzwärmer mit starken Darstellern, einer feinen Botschaft, viel Herzschmerz und genau der richtigen Mischung aus sehr feinem Humor und Sentiment. Für Menschen mit einer Antenne für derartige Stoffe dürfte sich P.S. Ich liebe dich als echter Glücksfall entpuppen. Realisten und Miesepeter werden sich ja hoffentlich schon dank des Titels niemals in den Film verirren.
P.S. dem Schniefen, Schluchzen und Schnauben im Publikum nach dürfte dieser Film in ganz bestimmten Publikumskreisen durchaus bewertungstechnische Full House Qualitäten haben 😉
In diesem Sinne:
freeman