Halloween
Originaltitel: Halloween
Produktionsjahr: 2007
Herstellungsland: USA
Regie: Rob Zombie
Darsteller: Malcolm McDowell, Brad Dourif, Tyler Mane, Daeg Faerch, Sheri Moon, William Forsythe, Richard Lynch, Udo Kier, Scout Taylor-Compton, Danielle Harris
Michael Myers ist zurück! Und diesmal mussten sich die Drehbuchautoren gar keine Gedanken darüber machen, wie sie das Ableben ihres "Helden" im vorhergehenden Teil möglichst radebrechend erklären. Nein, diesmal beschloss man gleich: Lasst uns das grandiose Original remaken. Denn Remakes sind gerade voll in ... das Ergebnis ist dann wieder einmal typisch für den derzeit grassierenden Remakewahn in Tinseltown: Hier und da ist das Ergebnis schon hui, im Großen und Ganzen ist es aber ziemlich pfui.
Dabei macht Drehbuchautor und Regisseur Rob Zombie zunächst alles richtig und verlegt sich auf das, was er seit Devil's Rejects anscheinend am besten kann: Die Zeichnung oder besser Überzeichnung der amerikanischen White Trash Kultur, die mit einigen sehr einprägsamen Szenen um die Streitigkeiten am familiären Küchentisch an die Nieren zu gehen weiß und nebenbei scheinbar den Versuch unternimmt, den "Fuck"rekord aus Zombies Vorgängerfilm bereits in den ersten fünf Minuten zu toppen. Schrecklicherweise entpuppen sich diese ersten Minuten nicht als ein Versuch des Neuanfanges und der Neuverortung des Franchises in einem bisher unangetasteten Milieu. Mitnichten. Was wir hier verfolgen, ist die wenig subtile Bebilderung des Weges vom kleinen Fratz Michael zum riesigen Killerklops.
Und dabei lässt Zombie wirklich keine einzige Klischeeuntiefe aus. Hässlich war der kleine Michael (und wie ... er erinnert massivst an den kleinen fetten Kelly Family Spross, der Angel gesungen hat) und wird darum von niemandem für voll genommen, sehe er doch wie ein Mädchen aus. Das findet auch der dauerbesoffene Vater, der Muttern gerne unterbuttert und den ganzen Tag nur vor der Glotze hängt. Die Schwester sieht in Michael auch eher einen Klotz am Bein und die Mitschüler betrachten ihn als geeignete Prellwand für ihre Aggressionen. Kein Wunder, dass der sensible kleine Trottel ausklinkt und seine Hausratten killt. Dann Hunde, Katzen und irgendwann den Klassenrowdie. Und siehe da: Michael findet seine Bestimmung, killt alle störenden Familienmitglieder und wandert in die Psychiatrische. Was Zombie mit diesem viel zu langem Prolog bezweckte, weiß anscheinend nur er allein. Will er Mitleid für Michael wecken? Soll jener die Identifikationsfigur sein? Brauchen wir das? Eigentlich nicht, denn so entzaubert der Film die riesige Killermaschine und macht sie von dem scheinbar unberührbaren Monstrum zum fetten Fratz, bei dem man jede Minute Angst hat, er könne zu singen beginnen. So treibt Zombie recht unverblümt die Entmystifizierung seines Michael Charakters voran ... ohne echte Begründung für dieses Vorgehen.
Obendrein wird es im darauffolgenden Klappsenabschnitt nicht besser. Denn Zombie treibt ausgerechnet JETZT seinen Michael Charakter nicht mehr an. Michael verharrt komplett in der "hässlicher Junge kommt mit Welt nicht klar" Phase und erlaubt uns keinerlei Einblicke in seine Psyche. Denn ganz ehrlich, wenn mich etwas interessiert hat, dann die Beweggründe Michaels, nicht sein Background. Die Erklärung, warum er eigentlich tötet. Ist es der Machtrausch, den man hat, wenn man ein Leben beendet? Bedeutet der Akt eventuell gar nichts und ist das Töten mehr eine Art Trieb? Oder ist es gar der Moment des Sterbens, in dem das Opfer sein Leben aushaucht, selbst? Immerhin hatte Michael von jeher die Angewohnheit, seine Opfer ausgiebig beim Sterben zu betrachten. Doch das scheint Zombie nicht zu interessieren. Und damit führt er letztendlich seinen Ansatz, hinter den Mythos Michael Myers schauen zu wollen, vollkommen ad absurdum. Viel mehr noch, Michael wird ihm in dem nun folgendem Metzelshowdown vollkommen egal werden.
Denn wenn Michael nun versucht, seine verbliebene Familie wieder zu vereinen, mutiert der Kelly Family Fettklos zu Wrestler Tyler Mane. Der androgyne Knirps wird zum Einmannrollkommando, das schonmal ganze Häuser einreißt, um an die Objekte seiner Begierden zu kommen. Das sind meist knackige Körper im Teenageralter, die vergnügt kopulierend durch die weitere Handlung pimpern und den Film im vollkommenen Stillstand ankommen lassen. Nichts geht mehr ... außer Michael Myers, der seine Opfer verfolgt. Diese werden NULL charakterisiert, bleiben gesichts- und eigenschaftslos und dienen nur als Kanonenfutter für den wie tollwütig tobenden Killermann. Spätestens jetzt braucht niemand mehr den Prolog, denn was sollte er uns in Bezug auf dieses Gemetzel sagen? Dass dieser ziemlich rabiat killende Knallkopp auch nur ein Mensch ist, der es ach so schwer hatte? Falls ja, dann aua ...!
Wenn dann sogar Laurie Strode, im Original noch die Hauptfigur, einzig und allein als Babysitterin verortet wird, ist der Film ganz unten angelangt. Dass sich so keinerlei Form von Spannung in den Film verirrt, dürfte klar sein und mehr noch: Hier und da trampelt Zombie selbst jede Form von Spannung tot, indem er Michael einen hochtourigen Bodycount abliefern lässt, der zeitgenössischen Actionfilmen die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte. Dabei ergeht er sich in einer nicht enden wollenden Eintönigkeit, die irgendwann nur noch massiv abstumpft und in ihrer Monotonie unempfänglich für das Treiben auf der Leinwand macht. Irgendwann endet dementsprechend Michaels Messer in einem menschlichen Messerblock, der Mensch darf noch zucken, viel bluten und aus. Ein wenig mehr Kreativität und vor allem der Aufbau von suspensevolleren Szenen hätten hier Wunder gewirkt. Und ein vollkommen neuer Showdown wäre auch nicht schlecht. Dieser ist mir nur noch aufgrund des nervtötenden Geschreis von Laurie in Erinnerung, die sich dermaßen kopfbehindert durch diese Abfolge an unlogischen Einlagen laviert, dass das Einzige, was man ihrer Figur in diesem Moment noch wünscht, ist: Stirb! Jetzt!
Doch glücklicherweise gibt es in Halloween auch noch einiges zu entdecken. So sind die Referenzen an das Original Legion. Seien es die Ausstattung, originalgetreue Schauplätze, Figuren und sogar 1:1 übernommene Szenen. Im Verbund mit dem immer wieder auftauchendem Original-Halloweenthema von John Carpenter kommt dann schon so etwas wie Vertrautheit und ein wohliges Gefühl in der Magengegend auf. Und sogar einige Varianten im Bezug zum Original wissen durchaus zu gefallen. So der Umgang mit dem Figureninterieur, bei dem man gar nicht glauben kann, dass nun ausgerechnet diese Charaktere ins Gras beißen. Bei dem konsequenten Ende wird man es obendrein schwer haben, einen plausiblen Anschluss für eine eventuelle Fortsetzung zu finden. Und auch Zombie zeigt sich erneut von einer gereifteren Seite. Die Morde werden allesamt nicht so gnadenlos ausgespielt wie noch in seinem Vorgänger. Menschenverachtend geht's zwar durchaus noch zu, doch nicht mit derart zynischem Unterton wie bei den Rejects. Allerdings hat Zombie vor allem inszenatorisch zugelegt. So geraten einige Attacken von Michael zu echten Terroreinlagen. Wenn die Kamera nervös zittert und damit ein Gefühl permanenter Bedrohung entwirft und Michael durch Wände und Mauern bricht, wird der Mythos kurz wieder lebendig. Leider hat es von diesen Momenten sehr wenige.
Ein weiterer verhalten positiver Punkt ist die Besetzung von Halloween. Hier hat Zombie einige echte Koryphäen der Filmgeschichte versammelt: Brad Dourif (Death Machine), Richard Lynch (Invasion USA), Sid Haig (Devil's Rejects), Ken Foree (Zombie), Udo Kier (wo hat er eigentlich net mitgespielt? 😉 ), Danny Trejo (From Dusk till Dawn), Clint Howard (House of the Dead vom Uwe 😉 ), William Forsythe (The Rock) und und und. In fast jeder Nebenrolle erkennt man ein bekanntes und gestandenes Gesicht! Sogar Danielle Harris, die in Halloween 4 schon von Michael gejagt wurde, darf vorbeischauen und ihre Moppen auspacken. Schöne Sache. Überhaupt definieren sich die weiblichen Darstellerinnen nur über folgende Schauspielkünste: nackt oder tot, im bestem Falle beides. Und auch bei den männlichen Darstellern sieht es in Folge der lachhaften Charakterisierung ähnlich verheerend aus. Allerdings haben die Männer noch eine Verantwortung weniger zu tragen, müssen sie doch zumeist nur sterben und dürfen die Klamotten anbehalten. Die Hauptrolle spielt Tyler Mane und naja, auch er muss nicht spielen. Wie auch, mit dicker William Shatner Maske überm Kopp? Ein kleines Ärgernis ist Malcolm McDowell als Dr. Loomis, der mir absolut nicht zugesagt hat, zumal die Dr. Loomis Rolle ziemlich verheizt wird. Schauspielerisch ist hier also wirklich nichts los. Sterben sollen die Leute und das machen sie.
Um die Sache abzukürzen: Wenn ich mich in einem Film derart peinlich manipuliert fühle, dass ich bei dem vollkommen deplazierten Song "Love Hurts" in schallendes Gelächter ausbreche, muss irgendwas im Argen liegen. Klar, der Metzelfreund in mir freut sich alleine schon wegen dem Fakt, dass diesmal nicht nur fünf Teenies nach prüdem Moppengerubbel in einer Blockhütte das Zeitliche segnen. Das ändert aber nichts daran, dass das Halloween Remake schlicht und ergreifend verquaster Stumpfsinn ist, der dem Original zu keiner Zeit das Wasser reichen kann! Zwar Stumpfsinn, der einen technisch weiter gereiften Regisseur und süße Moppen in mannigfaltiger Form und Größe an Bord hat ... aber dennoch Stumpfsinn.
In diesem Sinne:
freeman