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Entstehungsdaten:
USA 2002
Regie:
Newton Thomas Sigel
Darsteller:
Ray Liotta
John Leguizamo
Colm Feore
Cliff Curtis
Bai Ling
Illeana Douglas
Ronny Cox
Sophia Bush
Bill Moseley
Nora Zehetner
Trailer
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[align=justify]„Point of Origin“ ist ein hochwertig produzierter Thriller des amerikanischen Kabelsenders „HBO“ aus dem Jahre 2002, welcher sowohl Freunde klassischer „True Crime“-Dramas als auch Fans der vergleichsweise modern gestalteten „CSI“-Franchise ansprechen dürfte. Auf wahren Begebenheiten beruhend, thematisiert der Film eine sich über mehrere Jahre hinweg erstreckende Brandanschlagsserie, welche in der 80ern bestimmte Regionen Kaliforniens in Atem hielt...
John Orr (Ray Liotta) ist der führende „Arson Investigator“ des Glendale Fire Departments – ein erfahrener Ermittler, der sich den verbreiteten Ruf eines Experten auf dem Gebiet der Lokalisierung von Brandherden erworben hat. Anhand der Spuren am Ort des Geschehens ist es ihm möglich, in seinem Kopf die spezifischen Abläufe zu rekonstruieren, wodurch er an die entscheidenden Informationen gelangt, die ihm verraten, von wo aus und auf welche Weise sich die Flammen ausgebreitet haben. Wie es ausschaut, treibt in seinem Zuständigkeitsbereich ein skrupelloser Brandstifter sein Unwesen, welcher mit Hilfe von einfach konstruierten Zeitverzögerungs-Mechanismen seine Feuer (teils am helllichten Tage in belebten Kaufhäusern) zündet, so dass er sich nach dem Legen dieser noch in aller Ruhe einen Platz ganz in der Nähe suchen kann, um bewundernd die Auswirkungen seiner Taten zu goutieren – „This is about Ego, not Fire“ lautet dementsprechend ein zentrales Fazit des von Orr erstellten Profils. Als es erste Opfer unter der Bevölkerung zu beklagen gibt, stellt das „Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives“ (kurz: „ATF“) eine Sondereinheit unter der Führung des ambitionierten Beamten Mike Matassa (Colm Feore) zusammen – und John sorgt per Abrufen einiger Gefallen dafür, dass sein aufstrebender Partner Keith (John Leguizamo), für den er die Rolle des Mentors eingenommen hat, einen Platz in der Truppe erhält...
Gemeinsam jagen sie den in regelmäßigen Abständen zuschlagenden Feuerteufel, der ein tödliches „Katz & Maus“-Spiel mit den Behörden treibt und von dem sie sogar recht bald eine übereinstimmende Beschreibung mehrerer Zeugen erhalten. Stetig scheint sich allerdings der unschöne Verdacht herauszukristallisieren, dass der Täter den eigenen Reihen entstammt – das würde zumindest seine umfassenden Fachkenntnisse sowie die Entdeckung erklären, dass es früher schon ähnliche, jeweils in der Nähe von Feuerwehr-Tagungen auftretende Anschläge gab. Plötzlich weisen mehrere Indizien in Orr´s Richtung, woraufhin er, anfangs von seiner Seite aus unbemerkt, ins Visier der ihn immer genauer unter die Lupe nehmenden Fahnder gerät – beispielsweise weil eine neuerliche Untersuchung älterer Beweise auf einmal ergibt, dass sich John´s Fingerabdruck auf einer genutzten Zündvorrichtungen befindet. Hat man damals unsauber gearbeitet, wurde das Material eventuell gar manipuliert – oder ist an den Annahmen wohlmöglich doch etwas dran? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen Kieth in Folge dessen permanent: Er ist fest von der Unschuld seines Freundes überzeugt, dem hingegen selbst langsam zu dämmern beginnt, dass man es allem Anschein nach auf ihn abgesehen hat. Aber wer könnte Interesse daran haben, ihm das anzuhängen? Der Druck von außen wächst jedenfalls zunehmend – und einige aus seiner Beschattung hervorgehende Offenbarungen, wie etwa dass er seine Frau (Bai Ling) mit einer Kollegin (Illeana Douglas) betrügt oder daheim an einem auf den aktuellen Geschehnissen beruhenden Roman arbeitet, stellen seine Person nicht gerade in einem rühmlicheren bzw entlastenderen Licht dar…
„Point of Origin“ markiert das Spielfilm-Regiedebüt des mehrfach ausgezeichneten Cinematographers Newton Thomas Sigel, der solch optische Leckerbissen wie „Three Kings“, „the Brothers Grimm“, „Superman Returns“ oder die ersten beiden „X-Men“-Abenteuer ins rechte Licht bzw Bild rückte. Dementsprechend das Auge erfreuend gut sieht dann auch das vorliegende Ergebnis aus – geprägt von stylisch arrangierten, stimmungsvoll ausgeleuchteten Einstellungen, einer kreativen Kameraarbeit sowie zahlreichen Farb-Manipulationen (u.a. diverse beinahe ausschließlich in Schwarzweiß-Schattierungen gehaltene Images, innerhalb derer man einzelne (vornehmlich rote) Farbelemente punktuell leuchtend hervorgehobenen hat). Nur an einer Stelle übertreibt es Sigel – nämlich als er ein Gespräch aus einer Perspektive heraus aufzeigt, bei der er die Kamera zum Teil unter dem Fuß (!) eines der Beteiligten platziert hat. Um spezielle Abläufe und Gegebenheiten zu verdeutlichen, griff man hier, ähnlich wie bei der Hit-Serie „CSI“, auf Special Effects zurück, welche dem Publikum Orr´s Überlegungen und Erkenntnisse veranschaulichen. Qualitativ ist diese Art der Präsentation zweifellos gelungen: Die visualisierten Rekonstruktionen, in deren Rahmen sich John beispielsweise durch ein abgebranntes Gebäude bewegt, während das (inzwischen gelöschte) Inferno um ihn herum re-chronologisch sowie in Zeitraffer ablaufend gezeigt wird, sind hochwertig gestaltet worden und wissen zu gefallen – man ist mitten im Geschehen drin und kann die Schritte nachvollziehen, die ein solcher Experte im Geiste ausführen muss, um den Titel-gebenden Ursprung zu bestimmen. Natürlich spiegelt das keine authentische Ermittlungsarbeit wieder – ist aber cool anzusehen und nichtsdestotrotz informativ. Bereits in Natura strahlt die Kombination aus der Beschaffenheit sowie dem „Verhalten“ von Flammen einen nicht von der Hand zu weisenden Reiz aus – es ist unheimlich faszinierend, ein loderndes Feuer zu beobachten. Die verwendeten F/X potenzieren genau diese (nicht nur auf Pyromanen beschränkte) Verzückung ein erneutes Stück weit, indem sie die betreffenden Sequenzen zu einem Sehnerv-anregenden Erlebnis emporstilisieren. Kommentare des Brandstifters, in deren Rahmen er die „stimulierenden Empfindungen“ beschreibt, die ihn beim Anblick der direkten Folgen seines Schaffens übermannen, nähren diesen Eindruck zusätzlich. Wer jedoch auf ausgedehnte Flammenmeere aus ist, welche die Materie wahrhaft ausschlachten und mit höchstem Aufwand (ganz ohne auffällige CGI-Interferenzen) arrangiert wurden, sollte sich lieber noch einmal „Backdraft“ zuwenden…
Für eine TV-Produktion wartet der Film mit einer erstaunlich hochwertigen, ansprechenden Besetzung auf: In kleinen Nebenrollen lassen sich etwa Bill Moseley („the Devil´s Rejects“/„Dead Air“) sowie die beiden Jungstars Sophia Bush („the Hitcher“/„Stay Alive“) und Nora Zehetner („Brick“/„Beneath“) entdecken, während die zweite Reihe (u.a.) aus gestandenen Mimen wie Ronny Cox („Robocop“/„Beverly Hills Cop“), Illeana Douglas („Stir of Echoes“/„Factory Girl“), Bai Ling („the Crow“/„Red Corner“), Cliff Curtis („Sunshine“/„Collateral Damage“) und Colm Feore („the Chronicles of Riddick“/„Highwaymen“) besteht, die allesamt solide agieren und keinerlei Grund zur Klage hervorrufen – zudem sind echte Mitglieder des „Glendale Arson Investigation Teams“ in kurzen Cameos zu sehen. John Leguizamo („Assault on Precinct 13“/„Moulin Rouge“) hat mich persönlich am meisten überrascht, denn er tritt hier ungewohnt zurückhaltend als Rookie der Einheit auf. Eingangs hält er die Anschuldigungen gegen den von ihm gar respektvoll „Professor“ genannten Kollegen für völlig aus der Luft gegriffen, nach und nach bringt er aber doch einige Flecken auf dem weißen Hemd seines Mentors zum Vorschein. Oder ist er selbst etwa der Täter und will auf diese Weise seine eigene Cleverness unter Beweis stellen? Ray Liotta („Narc“/„ Identity“) war ohne Frage eine gute Wahl für die Hauptrolle – er besitzt sowohl das Talent als auch die Ausdruckskraft, um eine (solche) Figur zu verkörpern, die Kompetenz, Erfahrung und Verbissenheit ausstrahlt, der man allerdings zugleich in gewisser Hinsicht zutrauen könnte, dunkle Persönlichkeitsfacetten verborgen in sich zu tragen. Liotta´s Performance ist überzeugend, was dem Gesamtbild klar zugute kommt.
So technisch herausragend und ansprechend besetzt „Point of Origin“ auch sein mag – das Problem liegt, wie es leider des Öfteren der Fall ist, unter der glänzenden Fassade verborgen, genauer gesagt innerhalb der Konzeption von Matthew Tabak´s („Auggie Rose“) Drehbuch. Die erste Hälfte beschäftigt sich hauptsächlich mit den Untersuchungen und der Verfolgung des Brandstifters, was in einem interessanten, im Ansatz sogar fesselnden Hergang resultiert – später kristallisiert sich jedoch mehr und mehr heraus, dass man eine gewisse Vielschichtigkeit per Einschlagen anderer Pfade anstrebte, die allerdings (nicht nur angesichts des „realen“ Kontexts) in ihrer letztendlich präsentierten Form ein wenig unangemessen anmuten: Beide Gedankenwelten, also die des Täters sowie jene seines Jägers, werden an manchen (Schlüssel-) Stellen der Handlung visualisiert – nur ist das dem Zuschauer in etlichen der betreffenden Momente keinesfalls klar, sondern erschließt sich ihm erst im Nachhinein, also in Folge der Auflösung, wenn ihm alle Fakten vorliegen. Als man den Feuerteufel (zuvor) beim Legen und Genießen der Brände sah, war sein Aussehen nur ein aus Orr´s Vorstellung stammendes Abbild, um die wahre Identität nicht unmittelbar preiszugeben. Dieses Gimmick funktioniert nicht unbedingt optimal, gerade rückwirkend sowie unter Berücksichtigung der späteren Aussagen des Gefassten betrachtet, obgleich es die Spannung bis dato dienlich aufrecht erhält. Wenn Orr in seiner Einbildung zu der Hauptfigur seines Romans avanciert und sprichwörtlich aus den geschriebenen Seiten heraustritt, ist die betreffende fiktive Sequenz eindeutig als eine solche zu identifizieren – bloß halt insgesamt nicht alle im Verlauf, was sehr in Richtung einer vordergründigen Täuschung des Publikums tendiert. Ferner wage ich zu behaupten, dass man so das Fehlen echter Substanz kaschieren wollte. Eine gradlinigere Herangehensweise wäre mit Sicherheit deutlich befriedigender ausgefallen – dafür hätte ich auch gerne auf die (rein im Kopf ausgelebte) Schießerei im überzogenen Stile einer Joel Silver Produktion verzichtet, obwohl sie durchaus nett anzusehen ist und in ihrer surrealen Art überraschend aus dem Nichts heraus auftaucht(e). Die exakten Motive des Feuerteufels erfahren wir nicht – ein sich leer anfühlendes, oberflächliches Empfinden bleibt zurück, was sehr schade ist. Mehr Hintergründe wären wünschenswert gewesen, ebenso wie eine reichhaltigere Zeichnung u.a. von Leguizamo´s Figur, welche ja eine zentrale Rolle einnimmt – die recht unbedeutenden Parts von Illeana Douglas und Bai Ling hätte man im Prinzip gar völlig weglassen können. Ohne im nötigen Maße Zugang zu den Charakteren zu finden, vermag der Betrachter keine Sympathien zu ihnen aufbauen – selbiges gilt übrigens auch für die Opfer, welche ausnahmslos anonym verbleiben. Unterm Strich schaden diese genannten Punkte zweifellos dem Gesamteindruck, auffällig viel Potential ließ man unausgeschöpft – doch alles in allem gelingt es dem Film nichtsdestotrotz, vornehmlich dank seiner guten Darstellerriege sowie der hochwertigen, reich an „Eye Candy“ daherkommenden Inszenierungsweise, ein akzeptables Maß an Unterhaltungswert aufrecht zu erhalten…[/align]
[align=center]knappe
(6 von 10)
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