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bzw.
Entstehungsdaten:
Großbritannien / Luxemburg / USA 2006
Regie:
Stewart Raffill
Darsteller:
Kelly Brook
Billy Zane
Juan Pablo Di Pace
Todd Collins
Victoria Di Pace
Trailer:
http://german.imdb.com/title/tt0377309/trailers[/align]
[align=justify]„Three“ (aka „Survival Island“) ist eine Art „the Blue Lagoon“ für Erwachsene. Na, Neugier geweckt? Okay, nächster (vornehmlich ans männliche Geschlecht gerichteter) Versuch: Die UK-DVD wirbt mit der Anpreisung „
Kelly finally bares it all in this erotic Thriller!“, womit sich auf das sehr attraktive britische Model Kelly Brook („Absolon“) bezogen wird. Im Widerspiel können sich die Damen der Schöpfung an dem in etwa genauso freizügig auftretenden Argentinier Juan Pablo Di Pace („Mamma Mia!“) erfreuen. Dritter im Bunde ist übrigens, man beachte den Titel, der Amerikaner Billy Zane („Demon Knight“), welcher, trotz seiner Angewohnheit, jüngst fast ausschließlich in unterdurchschnittlichen Produktionen mitzuwirken, hier (as always) voller Elan zu Werke geht. Ferner können sich Fans der Bahamas an traumhaften Naturaufnahmen erfreuen – und die Tatsache, dass Zane und Brook während des Drehs ein Paar wurden sowie im Anschluss ernsthaft gerichtlich (erfolglos) durchzusetzen versuchten, dass der Streifen auf keinen Fall uncut (mit all seinen „heißen“ Szenen) veröffentlicht wird, könnte manchem potentiellen Zuschauer ebenso eventuell von Interesse sein. Zugegeben: Insgesamt sind das sind nun nicht gerade sonderlich überragende oder hochwertige Argumente – dennoch lassen bzw ließen sie im Vorfeld die Hoffnung aufflammen, es vorliegend wohlmöglich zumindest mit einem netten „Guilty Pleasure“ zutun zu haben…
Um sich eine spaßig-erholsame Auszeit vom Alltag zu gönnen, hat sich der reiche Geschäftsmann Jack (Zane) eine Luxusyacht (samt Kapitän und einer spärlichen Crew) für einige Tage gemietet – gemeinsam mit einem befreundeten Ehepaar (Gabrielle Jourdan & Todd Collins) sowie Jennifer (Brook), seiner wunderschönen Frau und wohl größten Trophäe, bricht die vergnügte Gruppe nun also zu einem Trip quer durch die Karibik auf. Alles wäre perfekt, wenn sich die südländische Hilfskraft Manuel (Di Pace) nicht vorm Ablegen am Pier wie ein komplettes A-Loch verhalten hätte – ein temperamentvoller Streit mit seiner Freundin Maria (Victoria Di Pace) endete nämlich damit, dass sie sich gegenseitig ohrfeigten. Dieses Verhalten verabscheut Jack zutiefst, weshalb er ihn fortan immerzu (noch stärker) von oben herab behandelt – aber glücklicherweise verschafft ihm Fesselsex mit der Angetrauten, Hochseeangeln und/oder das Einnehmen von kühlen Drinks auf dem Sonnendeck die nötige entspannende Ablenkung. Was keiner ahnt, ist dass Maria etwas mehr als nur ein wenig nachtragend ist – und da passt es wie die Faust aufs Auge, dass sie zugleich die hohe Kunst des Voodoo beherrscht: Kurz nach einem exotisch getanzten Ritual erreicht der im Zuge dessen heraufbeschworene schwarze Unglückszauber die Yacht mit ihrem verachteten Ex an Bord und löst (indirekt) eine Ereignisserie aus, welche in einem Kombüsenbrand resultiert, der das edle Schiff schließlich gar sinken lässt. Später geraten die bis dato Überlebenden zu allem Überfluss auch noch in einen nächtlichen Sturm, worauf ihr Rettungsboot kentert, sie voneinander getrennt werden und fortan jeder für sich im tosenden Meer gegens Ertrinken kämpfen muss…
Am nächsten Tag kommt Jennifer am Strand einer unbewohnten kleinen Insel wieder zu sich. Manuel hat es ebenfalls geschafft, der Skipper hatte nicht so viel Glück – seine Leiche entdecken sie kurz darauf, von den anderen fehlt jegliche Spur. Zwangsweise erfordert die Lage, dass sie am selben Strang ziehen: Dank seines handwerklichen Geschicks bauen sie sich eine provisorische Unterkunft, und schon bald landet von ihm erlegtes Meeresgetier auf ihrem Speiseplan. Er ist, das ist unübersehbar, ihrem Körper und Wesen nicht abgeneigt – ihr wiederum ist klar, dass sie im Grunde vollkommen auf ihn angewiesen ist. Mit der Zeit entwickelt sich tatsächlich eine gewisse Bande zwischen den zwei Schiffbrüchigen – bis Jack nahebei angespült wird. Anfangs belustigt ihn die erkeimte Verbundenheit zwischen seinen Schicksalsgenossen im Großen und Ganzen, da sie ja seine Frau ist, er nur ein einfacher „Diener“ – doch zunehmend kocht in ihm die Eifersucht auf, Spannungen untereinander entstehen. Keiner der männlichen Egos will in dieser Situation Schwäche zeigen, woraus Intrigen und vordergründige Präsentationen der jeweiligen Survival-Künste hervorgehen. Ziel scheint es immer mehr zu sein, Jennifer für sich zu gewinnen, denn jener geht es vornehmlich ums Überleben – egal an wessen Seite. Irgendwann entscheidet sie sich dann für Manuel, welcher die insgesamt dienlicheren Kenntnisse und Fertigkeiten besitzt – außerdem ist Jack´s Verhalten inzwischen schier unausstehlich geworden. Aber der gehörnte Ehemann lässt nicht locker – im Gegenteil: Genährt von dem beißenden Anblick seiner Frau in den Armen dieses anderen Mannes, und das zu allem Übel auch noch offen in seiner direkten Nähe, potenziert sich seine Wut unaufhörlich – bis sich diese letzten Endes in Form von offener Gewalt entlädt…
Inmitten der öden Werbeblocks unserer TV-Landschaft, meist zwischen mindestens genauso faden Sendungen, begegnet einem manchmal einer dieser Hochglanz-Duschgel-Spots, in denen leicht bekleidete Schönheiten an exotischen Locations aufreizend die zu verkaufende Ware anpreisen: Für einige kurze Momente starrt man(n) aufmerksam gen Mattscheibe, registriert das eigentliche Produkt kaum und erfreut sich stattdessen eher an der sich dem Auge bietenden Pracht – also entweder an dem Setting und/oder dem anziehenden Testimonial. Die Lauflänge mutet optimal getimed an – und im Anschluss ist alles dann mindestens genauso schnell wieder vergessen. „Three“ ruft beim Betrachter einen ähnlichen Eindruck hervor: Über in etwa genauso viel Substanz, Anspruch, Nachhaltigkeit und Spannung verfügend, ist der Film den Clips von „Fa“ (und Co.) zudem visuell (weitestgehend) ebenbürtig – zentrale Probleme sind nur, dass er rund 95 Minuten lang läuft sowie im Kern eigentlich ein Thriller ist (bzw sein möchte). Natürlich können die „Blue Lagoon“-Streifen ebenso keine Suspense vorweisen, bloß thematisieren sie ganz andere Inhalte: Während bei Shields/Atkins und Jovovich/Krause das Erwachen der jugendlichen Sexualität im Vordergrund stand, versuchte man hier, einen soziologisch geprägten Blick auf die Handlungsweisen verschieden gearteter Menschen zu werfen, wenn sich diese auf einmal in einer isolierten Umgebung miteinander arrangieren müssen – plötzlich zählen nur noch die ureigensten Fähigkeiten und Triebe (Jagen, Obdach, Überleben etc). Unter den gebotenen Voraussetzungen, also Vorwissen und Charakterzüge, wirken die gezeigten Reaktionen partout nachvollziehbar – nur handelt es sich dabei um keine Offenbarung in irgendeiner Form, denn diese Veränderungs- und Verhaltensmuster sind uns nicht erst seit „Lord of the Flies“ (1953) geläufig. Selbst das Reality-TV hat die Materie mehrfach aufgegriffen – und ich meine damit gar nicht mal „Big Brother“, sondern in erster Linie die sogar in einem fast identischen Kontext angelegte Serie „Survivor“. Extreme Umstände fördern unabwendbar das wahre Wesen eines Individuums zutage. Um einen eigenen Vorteil zu erlangen, gerade wenn es um Leben und Tod geht, ist man dazu bereit, einfach alles einzusetzen sowie dementsprechend persönliche Überzeugungen (u.a. Moralvorstellungen) zu überdenken bzw zu verwerfen…
Die simpel konzipierte Ausgangslage hätte man vorzüglich dazu verwenden können, einen interessanten Thriller mit psychologischem Tiefgang zu erschaffen – Regisseur und Drehbuchautor Stewart Raffill misslang dies allerdings auf ganzer Ebene, was hauptsächlich an seinen schwach gezeichneten Charakteren liegt. Bei einem 3-Personen-Stück müssen diese, wie wir alle wissen, punktgenau sitzen – nur sind Jennifer, Jack und Manuel (jeder für sich) dermaßen seicht und unsympathisch, dass die nötige Verbundenheit (mit zumindest einer Figur) zu keiner Zeit entstehen kann. Jennifer hält sich immerzu an denjenigen, in dessen Nähe sie die größten Chancen wittert: Ihren Körper legt sie auf die Waagschale, denn etwas anderes kann sie auf der Insel an Gegenleistung fürs Ernähren überhaupt nicht offerieren – quasi ihre Zuwendung gegen einige Häppchen der gefangenen Fische. Sie unterwirft sich, verfällt gelegentlich in die Opferrolle – oder ist gerade das der Kern ihrer Macht im Rahmen dieser Konstellation? „
I must do everything to survive“ rechtfertigt sie ihre Entscheidungen, lässt so aber den Schluss zu, dass sie Jack wohlmöglich von Anfang an nur seines Geldes wegen geheiratet hat, unter anderem weil es ihr später so dermaßen leicht fällt, ihn zu betrügen und zu verletzen. Er selbst ist ein überheblicher Geschäftsmann, der seine Frau zwar liebt, sie jedoch auch als Vorzeigeobjekt an seiner Seite betrachtet. Manuel stellt für ihn eine Bedrohung dar, weshalb er sich müht, die Position des Alphamännchens (wieder) einzunehmen – je mehr er sich in den Vordergrund drängt, desto stärker distanziert er sich hingegen (ungewollt) von beiden. Der „Cabana Boy“, mit seinem schablonenhaften Akzent und trainierten Body, schert sich nicht um die Gefühle der Frauen, belässt sie aber in diesem Glauben – eine Klischee-getränkte Masche, die vielerorts gängige Realität ist. Er ist der kleine Angestellte, der von reichen Leuten immerzu herumgeschubst wurde und nun genüsslich den Spieß umdreht. Man kann es ihm nicht konkret verübeln, nur hat man ja im Hinterkopf, dass sein Verhalten (gegenüber Maria) die gesamte fatale Ereigniskette erst in Gang setzte. Von den Motiven her kommt Jack demnach gewissermaßen am besten weg – komisch, wo er doch sozusagen die Hassfigur des Streifens sein soll…
Nach „Dead Calm“ und „Titanic“ hat es Billy Zane erneut mit einem sinkenden Schiff zutun, wobei sich ebenso Elemente seiner damaligen Parts in „Three“ wiederfinden – von arrogant und besitzergreifend wandelt er sich beispielsweise hin zu paranoid und durchtrieben. Billy ahnte wohl, dass ein todernstes Ausrichten seiner Rolle keinesfalls zweckmäßig wäre, weshalb er (wie so oft in frischester Vergangenheit, vgl. „Bloodrayne“ oder „Tal der Wölfe“) zum Teil vergnüglich „over the Top“ zu Werke geht, was einen dienlichen Eindruck hinterlässt – gerade im überzogenen dritten Akt. Darüber hinaus gebührt ihm Respekt, so köstliche optische Geschmacklosigkeit zu beweisen: Er trägt einen „Porno-Bart“ sowie rosa Hemden (hey, selbst wenn man „Lachsfarbe“ dazu sagt, wirkt es noch immer gay) und hat sich dieses Mal unüblicherweise eine Halbglatze stehen lassen (ein allgemeiner Styling-Tipp an alle Männer unter 45 da draußen: bei Haarausfall, bitte ganz abrasieren, sonst sieht´s nur traurig aus). Leider ist sein Engagement insgesamt bloß ein Tropfen auf dem heißen Stein dieses cineastischen Schiffwracks. Zu Juan Pablo Di Pace („Aftersun“) will ich mich eigentlich nicht groß äußern: Ja, er sieht ohne Frage gut aus – aber Manuel ist stereotyp ohne Ende (beispielsweise greift er, wenn wütend, gerne auf spanische Worte zurück, Frauen versucht er mit Sätzen wie „Forget about him – let´s dance!“ zu erobern) und Juan agiert dermaßen blass, dass er selbst die wenigen ihm abverlangten Eigenschaften nicht überzeugend zu vermitteln vermag. Kelly Brook, die 2005 von der Zeitschrift „FHM“ zur „Sexiest Woman in the World“ gewählt wurde, zeigt (nach „School for Seduction“ und „House of 9“) einmal mehr, dass sie ein gesundes Maß an Talent vorweisen kann: Sie spielt solide und beweist passabel, nicht nur „just another pretty Face“ zu sein – was man angesichts ihrer Model-Historie spontan annehmen könnte. Mit makellosen, kurvigen Formen gesegnet, läuft sie meist in einem Hauch von Nichts herum – oder halt nackt, und das zudem nicht ausschließlich im Rahmen der heißen Sex-Szenen mit beiden ihrer Co-Stars. Wem reine Softcore-Filmchen zu niveaulos sind und wer dazu noch Bademoden-„Behind the Scenes“-Reportagen (vgl. „Sports Illustrated´s Swimsuit Edition“) anregend findet, der kann getrost mal einen Blick riskieren – allen anderen empfehle eine anderweitige, sinnvollere Wahl oder Beschäftigung.
Die Inszenierung von Stewart Raffill („the Philadelphia Experiment“/„Mannequin 2“/„Tammy and the T-Rex“) bewegt sich auf routiniertem TV-Niveau, nimmt sich allerdings viel zu ernst, weshalb leider nie ein echtes Trash-Feeling aufkommt – von Momenten unfreiwilliger Komik mal abgesehen: Der Score ist furchtbar, es gibt grauenhaft unecht ausschauendes Kunstblut, unpassende Bildfolgen (der eheliche Sex wird etwa immer wieder von Aufnahmen der den Fluch heraufbeschwörenden Maria unterbrochen) sowie Anschlussfehler á la auffällig unterschiedliche Sonnenstände oder Kelly´s plötzlich auftauchendes Höschen beim Entsteigen der Wellen nach dem Nacktbaden, wo man sie doch zuvor eindeutig „unten ohne“ hineinlaufen sah. Mein Favorit: Manuel rät ihr, lieber ohne (!) Bikini schwimmen zu gehen, da sie nur diese Kleidung hätte, es nachts kalt werden würde und sie sonst mit nassem Stoff am Leibe schlafen müsse – das nenne ich Fürsorge! Und wie viele Monate hält eigentlich das Feuerzeugbenzin in einem Zippo so? Budget-Limitierungen sind zwar beim Brand auf der Yacht und im Zuge des Sturms auf hoher See sichtbar, fallen jedoch nicht weiter ins Gewicht, denn der restliche Verlauf entfaltet sich entlang kaum mehr als einer Postkarten-tauglichen Küstenlinie (wer´s wissen will: Elevthera Island). Das dominante Problem ist eindeutig das schwache Skript – die nur sehr wenigen positiven Faktoren, wie zwei der drei Hauptdarsteller, ein clever manipuliertes Rettungsboot oder die bitterböse Schluss-Sequenz, haben keinerlei Chance, gegen all die negativen Eindrücke etwas auszurichten. Ohne Substanz, Tiefe oder anregende Charaktere ist die ganze Angelegenheit ohnehin von Beginn an zum Scheitern verurteilt gewesen, bloß gibt der enorm überflüssige Voodoo-Ansatz der Sache letztendlich den Rest – er zerstört den potentiellen Realismus der Geschichte rigoros, erklärt andererseits einige merkwürdige Entscheidungen der Protagonisten. Nun ja, aber vielleicht haben zumindest „Lost“-Fans ihre Freude an diesem übernatürlich angehauchten Survival-Unsinn in exotischer Kulisse – wer weiß?
Fazit: „Three“ ist ein erschreckend belangloser möchtegern-Thriller – geistesarm und langweilig, mit platter Erotik statt sexuell aufgeladener Spannung (dabei bietet „Dead Calm“ in dieser Hinsicht doch ein so großartiges Vorbild). Die Thematik geht unverkennbar auf J.M.Barrie´s „the Admirable Crichton“ (1902) zurück, dessen Vorlage ja auch Lina Wertmüller im Jahre 1974 für ihr komödiantisches Drama „Swept Away“ aufgriff – ihr Klassiker kam mir während des Sichtens dieses Werks allerdings nie in den Sinn, sondern höchstens das schauderhafte 2002er Madonna/Ritchie-Remake…[/align]
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(„2 von 10“)
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