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Entstehungsdaten:
USA 2000
Regie:
Rob King
Darsteller:
Craig Sheffer
Corey Haim
Jennifer Beals
Gabrielle Anwar
Ian Black
Adam Harrington
Blaine Hart[/align]
[align=justify]„Without Malice“ (deutscher Titel: „Todesschuss im Schnee“) ist ein kleiner, unspektakulärer Thriller, welcher in seiner Konzeptionsphase noch „A Lucky Shot“ hieß und im Januar des Jahres 2000 von Regisseur Rob W. King (TV´s „Moccasin Flats“) im Auftrag eines nordamerikanischen Fernsehsenders „on Location“ in den verschneiten Wäldern Kanadas umgesetzt wurde…
Paul Venters (Craig Sheffer) ist ein plastischer Chirurg, wie er im Buche steht: Arrogant, Macht-hungrig, Erfolgs-verwöhnt, Ego-bezogen sowie kurz davor, eine wunderschöne junge Frau (Gabrielle Anwar als Susan) zu ehelichen, auf deren Bitten hin er sich widerwillig dazu bereit erklärt, ihren gerade aus der Haft entlassenen Bruder, den Ex-Junkie Marty (Corey Haim), auf seinen lange herbeigesehnten Jagdausflug in die Wildnis Kanadas mitzunehmen. Die beiden Männer könnten unterschiedlicher nicht sein: Paul, der Waffennarr, möchte unbedingt ein beeindruckendes Exemplar für seine Trophäenwand schießen, Marty benötigt Abwechslung plus Ablenkung, um clean zu bleiben bzw sich von dem noch immer leicht vorhanden Drang nach dem Teufelszeug abzulenken. Nördlich der US-Grenze angekommen, wird rasch klar, dass es dem Doc ausschließlich darum geht, sein Ziel per Ausnutzen aller möglichen Mittel zu erreichen – Jagdeinschränkungen sind ihm dabei weitestgehend egal. Bereits auf dem Fußmarsch zu ihrer Hütte hin werden sie jedoch von dem Wildhüter Nick Evason (Ian Black) angesprochen, welcher zuvor beobachtete, wie sie in einem Schutzgebiet auf einen Hirsch anlegten. Bei der Kontrolle ihrer Unterlagen fällt ihm auf, dass Paul´s Gewehr den zulässigen Bestimmungen widerspricht, weil es dahingehend modifiziert wurde, auch vollautomatische Schussfolgen abfeuern zu können – zwar lässt er sie (aus Mangel an Beweisen) ziehen, beschlagnahmt aber die betreffende Waffe…
Bei Anbruch der Dunkelheit wird das Nachtlager zu guter Letzt erreicht – noch bevor sie es beziehen können, greift Paul allerdings ein aggressiver Bär an, dem er nur knapp entkommt sowie im Verlauf dieser Aktion einen überstürzten (sprich: ungezielten) Schuss in die Schulter verpasst, worauf das Tier verwundet in den Wald hinein flüchtet. Umgehend nehmen sie die Verfolgung auf: Kurz darauf raschelt es im Gestrüpp ganz in der Nähe, worauf sie schießen und angesichts des getroffenen Ziels jubeln … nur stellt sich heraus, dass es sich nicht um den Bären handelt, sondern Ranger Evanson nun tot vor ihnen im Schnee liegt – er ahnte, dass sie eventuell wildern würden, und war ihnen daher nachgegangen. Unklar, wessen Kugel ihn getötet hat, überzeugt Paul seinen nervösen Begleiter, gemeinsam die Beweise verschwinden zu lassen – man vergräbt die Leiche, holt sich die konfiszierte Waffe zurück und schiebt das Dienstfahrzeug in einen Graben, um die Situation wie ein Unfall darzustellen. Marty ist mit den Nerven am Ende, würde sich am liebsten stellen, nur ist ihm gleichermaßen bewusst, dass man ihm (angesichts seiner Vergangenheit) die Geschichte wohl kaum so ohne weiteres abkaufen dürfte. Am nächsten Morgen schon werden sie von einem Suchtrupp, angeführt von Nick´s entschlossener Kollegin Sam Wilkes (Jennifer Beals), aus dem Schlaf geklopft und über das Verschwinden des Beamten informiert. Es handelt sich vermutlich nur noch um eine Frage der Zeit, bis die mitgeführten Hunde die Fährte aufnehmen und den Körper aufspüren – also heißt es für die zwei Amerikaner, schnell die Stadt zu verlassen und die südliche Grenze gen Chicago zu überqueren, was sich leider keineswegs als eine simple Angelegenheit entpuppt…
„Without Malice“ wurde in nur rund drei Wochen von einem relativ kleinen Team bei Temperaturen teils deutlich unterhalb des Gefrierpunkts nahe der Stadt Waskesiu (im Prince Albert Nationalpark, Saskatchewan, Kanada) umgesetzt. Die Story konzentriert sich hauptsächlich auf das problematische (Zwangs-) Bündnis der Hauptprotagonisten sowie deren Bemühungen, den Schauplatz des tragischen Ereignisses eiligst zu verlassen, bevor man ihnen auf die Schliche kommt, was mit jeder Minute in wahrscheinlichere Nähe rückt. Der Vorfall, eigentlich ein tragisches Versehen, wird vertuscht, Spuren beseitigt, falsche Fährten gelegt – Paul denkt nur an seine Zukunft und Karriere, während der von dem eigenen Werdegang resignierte Marty zwar mitzieht, er sich jedoch am liebsten (angesichts seines schlechten Gewissens, etwa gegenüber der Familie des Opfers) stellen und die Sache direkt ausstehen möchte, statt sich wie echte, fliehende Verbrecher zu verhalten, was sie ja keineswegs (im traditionellen Sinne) sind. Dies führt natürlich zwangsläufig zu diversen Anspannungen, bei denen sich die verschiedenen Persönlichkeiten deutlich voneinander abgrenzen, so dass der Zuschauer seine Sympathiepunkte klar vergeben kann, auch ohne einen klassischen Villain präsentiert zu bekommen.
Charakterlich tendiert Paul hin zu einem Kontrollfreak, der stetig die Lage-beherrschende Oberhand zu verlieren droht: Er ist sich selbst der Nächste und hält seine Mitmenschen für ihm unterlegen – nicht bloß weil er ein bedeutender Arzt ist, aus einer Großstadt oder den Vereinigten Staaten stammt. Als ihm das Schicksal Steine in den Weg zu werfen beginnt, wächst die Nervosität und bröckelt die souveräne Fassade. Craig Sheffer („Nightbreed“/„Hellraiser: Inferno“) war noch nie ein sonderlich ausdrucksstarker Darsteller – vorliegend agiert er (wie gewohnt) etwas hölzern, aber (dem ungeachtet) annehmbar. Dies gilt ebenso für seinen Co-Star, den ehemaligen Teenie-Schwarm Corey Haim (Stephen King's „Silver Bullet“/„the Lost Boys“), welcher beim Herangehen an seine Rolle aus eigenen Erfahrungen schöpfen konnte (u.a. Drogenmissbrauch, Aufenthalt hinter Gittern). Corey hat den schwierigsten Part zu meistern, schließlich muss er innere Zerrissenheit glaubwürdig rüberbringen, was ihm sogar in bestimmten Augenblicken gelingt – geradezu erstaunlich, wo man Herrn Haim doch eher als ein Anti-Talent aus Machwerken wie „Demolition High“ oder „Snowboard Academy“ kennt. Ferner stimmt die Chemie zwischen den beiden Leads, was gut ist, denn sie stehen fast permanent im Mittelpunkt der sich entfaltenden Geschehnisse. In der Credits-Abfolge an dritter Position befindet sich Jennifer Beals (TV´s „the L Word“/„Flashdance“), die über weite Strecken im Hintergrund verbleibt und nur an zentralen Stellen (für die Handlung richtungweisend) in Erscheinung tritt – in diesem Zusammenhang mutet eine spezielle Szene, die Sam daheim mit Mann und Kind zeigt, leicht deplaziert an, denn sie scheint allein den Zweck erfüllen zu wollen, der Figur mit Nachdruck (zumindest einen Tick) mehr Tiefe einzuverleiben. Neben ihrem üblichen Steine-erweichenden Rehblick und dem süßen, von der Kälte zumeist stark durchbluteten Spitznäschen, ließ mich vor allem ihr Versuch eines kanadischen Akzents, welcher im Grunde nur aus dem Anhängen der Endung „-ey“ an jeden zweiten Satz besteht, öftermals schmunzeln. Die bezaubernde Gabrielle Anwar („Scent of a Woman“/„Body Snatchers“), deren Beteiligung mich überhaupt dazu brachte, mir diese unscheinbare Veröffentlichung anzusehen, besitzt maximal vier Minuten Screen-Time: Überwiegend am Telefon, bildet Susan den verbindenden Nenner der unfreiwilligen Paarung – darüber hinaus trägt sie (leider) nahezu nichts zur grundsätzlichen Story bei. Dieser Film markiert eines zahlreicher gemeinsamer Projekte von Gabrielle und Craig: Nachdem sie sich Ende der 80er in London kennenlernten, zog die gebürtige Engländerin mit ihm nach Los Angeles – aus ihrer Beziehung ging Töchterchen Willow (geboren 1993) hervor, bis heute standen sie etliche Male zusammen vor der Kamera (z.B. bei „the Grave“, „Turbulence 3“ oder „Flying Virus“).
Das Drehbuch, auf dem „Without Malice“ basiert, stammt aus der Feder des Newcomers Peter Layton („the Paradise Virus“/„Snowman´s Pass“), welcher im Prinzip eine klassische Story auf altmodische Weise erzählt – was soviel wie „solide und frei von Experimenten jeglicher Art“ heißt. Rob W. King´s Regiestil passt sich diesem Eindruck formvollendet an: Ganz ohne einer reißerischen Hektik, etwaigen Money Shots oder Kamera-Spielereien, welche die Optik künstlich aufzupolieren gedenken, mutet alles haargenau wie das an, mit dem wir es hier tatsächlich zutun haben – einem „Made for TV“-Krimi, der problemlos im Abendprogramm eines öffentlich-rechtlichen Senders laufen könnte (beim Schauen musste ich bisweilen unweigerlich an diese skandinavischen Fernsehproduktionen denken, die gelegentlich im „ZDF Montagskino“ laufen). Der Plot ist okay, obwohl er sich auf die üblichen Zufälle und Verwicklungen verlässt, was ein im Ansatz auftretendes konstruiertes Gefühl erzeugt, der Instrumental-Soundtrack erfüllt seinen Zweck, die Spannung lodert auf Sparflamme genügsam vor sich hin – ohne vollends zu erlöschen bzw Langeweile aufkeimen zu lassen, wohlgemerkt! Der Bären-Angriff wirkt keineswegs so aufregend wie gewiss beabsichtigt, bei manchen Szenen muss man gar, angesichts des „Pechs“ der Flüchtenden, leicht lächeln – auf der anderen Seite entschädigen einen immer wieder malerische winterliche Naturkulissen, welche die kalte Grundstimmung treffend unterstreichen. Was demnach am Ende bleibt, ist ein recht belangloser, routinierter, bestenfalls mäßiger Krimi Schrägstrich Thriller, der, wenn er schon nicht optimal zu unterhalten vermag, immerhin verhältnismäßig nett besetzt sowie anzusehen ist … [/align]
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