Undisputed II
Technische Daten:
Publisher: EMS
Regionalcode: 2
Laufzeit: ca. 94 Min.
Regie: Isaac Florentine
Darsteller: Michael Jay White, Scott Adkins, Ben Cross, Eli Danker, Mark Ivanir, Ken Lerner u.a.
Bildformat: 1.85:1 (anamorph)
Sprachen: Deutsch: DTS 5.1, Deutsch: Dolby Digital 5.1, Englisch: Dolby Digital 5.1
Untertitel: Deutsch (Hauptfilm)
Freigabe: KJ
Verpackung: Amaray
Als die Meldung durchs Web ging, dass Undisputed fortgesetzt werden würde, war die Freude im Actionfandom doch eher verhalten. Nicht dass der Vorgänger von Walter Hill mit Wesley Snipes und Ving Rhames schlecht gewesen wäre. Er war aber definitiv auch nicht so gut, dass er in irgendeiner Form hätte fortgesetzt werden müssen. Denn an diesem Film war nichts in irgendeiner Form besonders. Doch dann trudelten neue Meldungen ein und eine ließ dann das Fandom aufraunen. Regie sollte
Isaac Florentine führen. Isaac who? Isaac Florentine! Mit diversen Power Rangers Filmen hatte er einst erste Duftmarken in der Filmbranche hinterlassen. Power was? Ja, danach ging es dann natürlich weiter: Cold Harvest,
High Voltage,
Kommando: U.S. Navy Seals II, Special Forces USA, Fight of the Dragon. Filme, die außerhalb des Actionfandoms keiner kannte, die aber im Actionfandom selber eine große Lobby haben. Und zwar aus beiden Lagern: Die einen liebten diese Filme, die anderen empfanden sie als puren, comichaften Unsinn. Meiner einer sieht in diesen Filmen absolut straighte, immer ironisch gebrochene Actioner vom Allerfeinsten mit wahrlich beachtlichem Unterhaltungspotential. Leider ist der Output dieses Regisseurs wirklich sehr gering und so freute ich mich extrem auf den neuesten Florentine.
Dieser erzählt im Grunde die Geschichte von Undisputed I noch einmal nach. Denn dieser Film ist mehr Remake denn Fortsetzung und man wäre sicher besser gefahren, hätte man den Streifen vollkommen von dem Undisputed "Franchise" losgelöst. Wer Undisputed I kennt, weiß also sofort, was hier Phase ist. Für die anderen: Es geht um den ehemaligen Schwergewichts-Boxweltmeister George "Iceman" Chambers. Der abgehalfterte Boxer befindet sich gerade auf einer Promotour durch Russland, als er von der Polizei verhaftet wird. Drogen sollen sich in seinem Besitz befinden. Diese Drogen wurden Chambers untergeschoben. Und zwar von einem Mitglied der russischen Mafia, das in einem russischen Knast hochdotierte Kampfsportveranstaltungen durchführen lässt. Leider gehen diese Geschäfte in letzter Zeit sehr schlecht, da sich der russische Insasse Uri Boyka als unbesiegbarer Knastchampion herausstellte, was die Quoten bei seinen Kämpfen ins Bodenlose purzeln lässt. Also verfrachtet die - freilich geschmierte - Polizei Chambers in genau diesen Knast und man versucht alles, Chambers dazu zu bringen, gegen Boyka anzutreten ...
Das es zu diesem Kampf kommen wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Geschichte für ihren Einfallsreichtum zu loben, wäre ein echter Affront und auch die in dem Streifen abgesonderten Dialoge haben nichts mit Shakespeare und Co. zu tun. Damit ist Undisputed II B-Movie Business as usual, doch dieser Film hat wie schon
The Mechanik das Herz am rechten Fleck und ist dabei auch ehrlich genug, gar nicht erst so zu tun, als sollte hier mehr als absolut grundsolider B-Action Spaß herauskommen. Deshalb sollte man dem Film eben auch hoch anrechnen, dass er das macht, was viele B-Actioner der letzten Zeit komplett verbockt haben: Er zieht sein Programm straight, geradlinig und ohne einen einzigen störenden Subplot durch. Das reichert Florentine mit den gängigsten Knastklischees an, die er zudem auch deutlich überhöht, was - wie von Florentine gewohnt - eine gewisse ironische Distanz zu dem gebotenen Treiben liefert. Alles in Undisputed II dient somit einzig und allein dem Fortgang der Handlung, denn das Chambers aus diesem Knast, den man seinem ärgsten Feind nicht wünschen würde, rauswill, macht dann auch glaubhaft, warum Chambers irgendwann doch kämpft. Mit diesem Kampf ist der Streifen dann allerdings noch nicht vorbei, sondern man arbeitet auf eine weitere Konfrontation hin, woraufhin dann auch noch die Kampfsporttrainingsroutine anrollen darf, die unterhaltsam und kurzweilig daherkommt. So folgt hier immer Reaktion auf Aktion, der Film kommt nie zur Ruhe und Pacingprobleme kennt Undisputed II gar nicht erst.
Doch was in Undisputed II viel mehr zählt, ist die Action und ja, Holla die Wildsau! Es sei vorweggenommen, dass in diesem Streifen einmal geschossen wird und es keinerlei Explosionen oder derartige Actioneskapaden zu sehen gibt. In Undisputed II gibt's aufs Maul ... und wie! Das Highlight stellt dahingehend Scott Adkins als Uri Boyka dar. In seinem ersten Auftritt läuft er wie ein menschgewordener Schrank auf die Kamera zu und man hat schlimmste Befürchtungen, was die Kämpfe angeht. Vorm geistigen Auge des Zuschauers beginnen nämlich sofort die zwar ordentlichen aber unspektakulären Boxkämpfe aus dem ersten Teil abzulaufen, was nicht viel Hoffnung macht. Doch plötzlich springt dieser Berg von einem Mann mühelos aufs oberste Ringseil, verharrt ganz kurz und macht einen Salto in den Ring. *Womp* liegt die Kinnlade auf dem Fußboden. Und der darauf folgende Kampf lässt jedes Actionherz schneller schlagen: Wie ein muskelbepackter Tony Jaa brennt Adkins hier ein Feuerwerk an Moves und Aktionen ab, die ihresgleichen suchen. Ohne Netz und doppelten Boden fliegt der Kerl durch die Lüfte, punktet mit unglaublicher Agilität und Akrobatik und legt ein Tempo an den Tag, dass Staunen macht. Man sollte mal über ein Duell Adkins vs. Tony Jaa nachdenken, das Ergebnis könnte alles wegrocken, was es bisher auf der Leinwand zu sehen gab. Diese spektakulären Aktionen sind es dann auch, die einen jeden neuen Kampf herbeisehnen lassen und Florentine wäre kein versierter Actionregisseur, würde er diesem Verlangen nicht nachkommen. Und zwar sehr oft ...
Michael Jai White steht seinem Konkurrenten als Chambers eigentlich nicht wirklich nach, bevorzugt aber einen geerdeteren Kampfstil, der hauptsächlich eben den Boxhintergrund seines Charakters erahnen lässt, dabei aber auch Aktionen lanciert, die man so bisher in noch keinem Boxkampf gesehen hat, insbesondere was das unglaubliche Tempo angeht. So rockt hier ein Fight mehr als der Andere und als Fan von Martial Arts bekommt man hier wahrlich einiges geboten. Einzig der Showdown, der logisch konsequent dem Motto "Man ist nur so gut, wie es der Gegner zulässt!" folgt, enttäuscht ein wenig, weil eben Adkins durch Michael Jai Whites Aktionen deutlich heruntergebremst wird. Der Fight ist absolut cool, keine Frage, nur er hätte noch etwas exzessiver und vor allem länger ausgespielt werden können.
Bei der Inszenierung der Fights schlägt dann der Kampfsportbackground und die Hongkongbegeisterung des Regisseurs überdeutlich durch. Florentine, den man im Making Of auch mal kicken sieht, weiß, wo die Kamera stehen muss, um die Fights glaubwürdig wirken zu lassen. Das Ergebnis lässt den Zuschauer dann mehrmals angespannt auf dem Sessel herumrutschen und manche Schläge kommen so druckvoll und hart rüber, dass es einen auch als Zuschauer schier durchzuschütteln scheint. Grandios ist die Optik der Fights. Florentine und sein Kameramann Ross W. Clarkson (The Mechanik oder ganz aktuell de Palmas The Black Dahlia) bedienen das Auge des Zuschauers mit großen Totalen des Treibens und sie verlassen sich auf das Können ihrer "Darsteller". Die rasanten Kampfchoreographien präsentiert man aus immer stimmigen Perspektiven und mit genial eingewobenen, megaedlen Zeitlupeneinlagen, die den Fights eine grandios brutale Eleganz verleihen. Ein Fest fürs Auge sind die rasanten Wechsel aus Fast Motion und extremer Zeitlupe. Absolut Top! Dabei vernachlässigt Florentine auch nicht einen gewissen Härtegrad. Hier ein gebrochenes Bein, da ein verbogener Arm, auch Genicke dürfen herzhaft krachen und einige Free Fight Einlagen sind alles andere als ein Kindergeburtstag. Bei vielen Actionfans steht Florentine in der Kritik, seine Action immer ein wenig zu comichaft zu gestalten. Am meisten werden dabei die von ihm gerne verwendeten Swoosh, Zisch, Zack Soundgeräusche angefeindet, die man vielleicht eher in Animes oder uralten Kung Fu Streifen vermuten würde und in denen eben schon das Drehen eines Kopfes für eine dicke Klangkulisse sorgen kann. Dieses Stilmittel benutzte Florentine bisher geradezu exzessiv und federte damit selbst die brutalsten Spitzen seiner Filme immer recht trefflich ab, was vermutlich auch ein wenig der Sinn hinter diesen Einlagen war. Mich persönlich hat das niemals wirklich tangiert, dennoch kann ich durchaus nachvollziehen, dass es Menschen gibt, die diese Einlagen extrem stören. Im Vorfeld von Undisputed II wurde nun angekündigt, dass er auf derlei Spielereien verzichten werde und wirklich, Florentine fährt die Soundgeräusche zumindest deutlich herunter. Einige besonders spektakuläre Einlagen hat er dennoch mit diesen Sounds versehen, aber, soviel vorweg, es verkommt hier zu keiner Sekunde zum Selbstzweck, sondern verstärkt größtenteils den spektakulären Einschlag der Aktionen. Also, wer sich wegen dieser Soundgeräusche von Undisputed II abhalten lassen sollte, macht einen großen Fehler. Ansonsten inszeniert Florentine den Film absolut ordentlich. Wie weiland Dolph Lundgren nutzt er den Schauplatz Osteuropa ordentlich aus und stemmt eine konsequent düstere, scheinbar jeglicher warmer Farben beraubte Optik, die den Knastalltag noch trostloser und rauer macht, als er ohnehin herüberkommt. Und auch in den Handlungsabschnitten lässt Florentine häufiger durchblicken, dass das asiatische Kino ihn sehr inspiriert, was in immer interessanten Einstellungen und Perspektiven mündet und so den Film auch abseits der Fights optisch funktionieren lässt. Splitscreeneinlagen und einige Bildverfremdungen haben auch ihren Weg in den Film gefunden, werden aber äußerst sparsam dosiert. Die gebotene Musik passt sich dem Geschehen auf dem Bildschirm stets treffend an und hat einige nette Themen und einen absolut cool rockenden Song während des Trainings von Chambers zu bieten.
Darstellerisch braucht man hier nicht viel erwarten. Michael Jai White und Scott Adkins wurden wegen ihres Kampfsportbackgrounds gecastet und vor allem Adkins (der schon Jackie Chan in
Medaillon oder
Spion wider Willen verzimmern durfte und zuletzt Jet Li in
Unleashed eine einschwenkte) Rolle ist viel zu eindimensional, als dass er hier irgendwie schauspielerisch etwas reißen müsste. Dennoch hat der Kerl unglaublich viel Ausstrahlung und man kann nur hoffen, dass er demnächst noch häufiger die eine oder andere Produktion veredeln darf. Michael Jai Whites Figur darf sich im Verlauf des Filmes vom arroganten Schnösel zum Menschen wandeln, was Jai White eigentlich ganz gut herüberzubringen vermag. Ansonsten hat er aber auch nicht viel zu tun. Was man ihm aber ansieht, ist, dass er seine Hauptrolle doch sichtlich genießt und sein Vokabular, das fast ausschließlich aus wenig jugendfreien Begriffen besteht, sorgt für den einen oder anderen Schmunzler. Erwähnenswert ist noch Ben Cross als erster Kumpel von Chambers, der wie in The Mechanik eine nett menschelnde Note in den Film einbringen kann. Nach seinem Ausscheiden übernimmt das Eli Danker, der mir als ehemaliger russischer General auch sehr gefallen hat, da er die menschelnde Note von Cross mühelos aufnehmen und weiterhin im Film verankern konnte.
Was bleibt ist ein durch und durch ehrliches B-Movie. Obendrein ein Hochunterhaltsames! Vor allem die grandiose, knallharte Kampfchoreographie sollte jedem Actionfan das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Probleme auf der Storyebene oder in der Schauspielerführung sind hier nicht viel mehr als zu vernachlässigende Makulatur. Für mich nach The Mechanik die B-Bombe des Jahres!
Menüs:
Das mit Bildausschnitten aus dem Film versehene Hauptmenü wurde mit dem coolsten Song aus Undisputed II unterlegt. Die Untermenüs sind reine Standbilder allerdings ebenfalls mit untermalt. Standard halt ...
Bild:
Das Bild wurde von Florentine stark farbkorrigiert, was durch die DVD sauber und anständig, ohne große Bildfehler transportiert wird. Hier und da gehen allerdings einige Details in dem satten Schwarz unter, rauscht es gar furchterbar und hat eine nicht immer durchgängig hohe Schärfe den einen oder anderen Nachzieheffekt zur Folge. Insgesamt ordentlich, aber nicht überragend.
Ton:
Unglaublich druckvoller und voluminöser Sound beherrscht die genialen Fights. Wenn eine Faust einschlägt, spürt man das dank wuchtiger Subwoofereinsätze am eigenen Leib. Auch sonst gibt sich der Film recht voluminös und wird auch in den ruhigeren Sequenzen mit diversen Effekten aus den Rears angereichert. Einen signifikanten Unterschied zwischen den gebotenen Soundspuren konnte ich nicht ausmachen.
Extras:
Die DVD von EMS bietet eine recht actionorientierte Trailershow aus dem Programm des Anbieters, eine Bio- und Filmographie in Textform von Michael Jai White, eine selbst ablaufende Bildergalerie, den Originaltrailer zu Undisputed II und ein leider recht kurzes Making Of (17 Minuten), in dem sich die Beteiligten gegenseitig loben dürfen und man leider kaum Interessantes zu den Kampfchoreographien oder den Dreharbeiten an sich erfährt. Dennoch ist das Bemühen von EMS, der DVD einen gewissen Mehrwert angedeihen zu lassen, deutlich zu erkennen. Leider wurde zum Beispiel das Making Of nicht untertitelt.
Fazit:
Ein hochunterhaltsamer, sehr brutaler Knochenbrecher auf einer technisch nicht vollends überzeugenden Disc. Von mir gibt es eine klare Empfehlung für diesen Streifen, der alle Kampfsportfans unter den Lesern begeistern MUSS!
In diesem Sinne:
freeman