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“Ladder 49”
Deutscher Titel: Im Feuer
Entstehungsjahr: 2004
Technische Daten:
Regionalcode: … 3
Vertrieb: … Buena Vista / Touchstone
Laufzeit: … ca. 115 Min. (NTSC)
Bildformat: … 1,85:1 (anamorph / 16:9)
Sprachen: … Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: … Englisch, Chinesisch, Koreanisch, Thailändisch, Malaysisch, Bahasa
Freigabe: … PG-13
Regie: Jay Russell
Darsteller:
Joaquin Phoenix
John Travolta
Jacinda Barrett
Robert Patrick
Morris Chestnut
Billy Burke
Balthazar Getty
Tim Guinee
Jay Hernandez
Trailer:
http://www.apple.com/trailers/touchstone/ladder_49.html
Film-Kritik:
Es ist unbestreitbar, dass die Anschläge des 11.Septembers vieles im Bewusstsein der Menschen verändert haben – unter anderem verliehen die Geschehnisse an jenem Tag den Mitgliedern der Feuerwehr auf tragische Weise neuen Symbolcharakter, weit über ihren bislang gängigen, jedoch beinahe als selbstverständlich angesehenen „Helden des Alltags“-Status hinaus. Eine filmische Aufarbeitung bzw Würdigung war in Folge dessen eigentlich nur noch eine Frage der Zeit. Neben etlichen Dokumentationen entstand seither der Independentstreifen „the Guys“ (2002), welcher die Auswirkungen anhand bestimmter Schicksale in Form eines subtilen Kammerspiels aufzeigte, sowie die große Studioproduktion „Ladder 49“ (2004), um die es hier gehen soll, bei der das Thema „9/11“ allerdings bewusst ausgeklammert wurde. Natürlich stand diese Gegebenheit auch damit in Zusammenhang, dass das Projekt bereits vor 2001 konzipiert worden war, aber dennoch wählte man darüber hinaus eine gezielt von jenen Ereignissen losgelöste Herangehensweise, etwa indem der ursprünglich im Skript vorgesehene Schauplatz New York kurzerhand nach Baltimore verlegt wurde. Selbstverständlich keimen beim Sichten trotzdem unweigerlich Erinnerungen an jenen Tag auf, nur erleichtert es die fehlende (direkte) Thematisierung, das Werk als genau das betrachten zu können, was es eigentlich ausschließlich bloß sein will: Ein Tribut an diese Männer, die täglich ihr Leben für (fast immer) vollkommen unbekannte Menschen riskieren – aufgezeigt mitsamt der dazugehörigen Sonnen- und Schattenseiten…
Der Film eröffnet mit einem spektakulären Großfeuer in einem gigantischen Lagergebäude: Feuerwehrmann Jack Morrison (Joaquin Phoenix) schafft es gerade noch, einen Mann im zwölften Stock vor den Flammen zu bewahren und zur rettenden Drehleiter abzuseilen, da lässt eine gewaltige Explosion den Fußboden einstürzen, worauf er mehrere Stockwerke tief fällt und im Inneren des Bauwerks schwer verletzt von den Flammen eingeschlossen wird. Während Einsatzleiter Cpt. Mike Kennedy (John Travolta) draußen die Rettungsaktion, parallel zu den anhaltenden, schwierig zu bewältigenden Löscharbeiten, möglichst effektiv zu koordinieren versucht sowie sich die Kollegen quälend langsam durch die brennenden Trümmer in Richtung der Position ihres Kameraden voranarbeiten, wird dem Betrachter Jacks erfolg- und ereignisreicher Werdegang seit seinem ersten Tag auf der Wache in Form ausgewählter Rückblenden präsentiert. Man erhält quasi die vergangen 10 Jahre seines Lebens vor Augen geführt: Beginnend bei den ersten Einsätzen, dem wachsenden Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft, der Erfahrung des Verlusts von Freunden bei der Ausübung ihres Jobs, dem Kennenlernen seiner späteren Frau, einer nach und nach zunehmenden Routine im (privaten wie beruflichen) Leben – bis hin zu dieser entscheidenden Nacht „im Feuer“…
„Ladder 49“ müht sich redlich, übermäßig melodramatische Elemente weitestgehend zu umschiffen. Der Fokus liegt dabei auf den Hauptprotagonisten, welche sich im Rahmen der gewollten Authentizität ebenso mit auftretenden Gewohnheiten sowie Belastungen auseinandersetzen müssen, welche sich auf unterschiedliche Bereiche ihrer Leben auswirken. Das Aufzeigen diverser Einsätze dient nicht etwa einem Bestreben, Action in den Vordergrund zu rücken – die Inszenierung richtet ihren Fokus zu keiner Zeit auf die Brände an sich, obwohl diese eine unstreitige Faszination mit sich führen, sondern legt deutlich mehr Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen wie Freundschaft, Kameradschaft und Liebe. Wenn auf der Wache mal nichts los ist, vertreiben sich die Männer den Tag mit Putzen, Späßchen oder Konversationen, wobei selbstredend eine Reihe Klischees Verwendung finden – zum Beispiel wird der Rookie bei seiner Ankunft kräftig verarscht, feiert mit Kollegen in Kneipen und muss sich erst einmal im Team beweisen, bevor er endgültig als einer der ihren anerkannt wird. Meiner Meinung nach gehören solche Augenblicke jedoch irgendwie automatisch mit dazu, denn sie vermenschlichen die Figuren, verleihen ihnen Sympathiewerte und wirken im Kontext zudem glaubwürdig real – zumal diese Eindrücke nie überstrapaziert werden.
Den letzten größeren Vertreter dieses Sub-Genres, den 91er „Backdraft“, halte ich, rigoros im Sinne Hollywood-typischer Unterhaltung, für durchaus einigermaßen gelungen – wenn auch auf eine sehr oberflächliche Art und Weise, welche nicht unerheblich mit den fantastisch ins Bild gerückten Flammenmeeren zutun hat. Im direkten Vergleich sehe ich „Ladder 49“ als den besseren Film an, hauptsächlich weil er, im Gegensatz zu Ron Howards „Smoke Opera“, auf eine fadenscheinige Alibistory (wie die damalige Krimi-Ausrichtung) verzichtet sowie das Feuer nicht als wissentlich eingesetztes „Werkzeug zum Zweck“ präsentiert, sondern sich auf die Menschen konzentriert, was, einschließlich des konsequenten Endes, einen ehrlicheren Eindruck hinterlässt.
Eine klassische Heldengeschichte lebt von ihren Charakteren – und selbst wenn sich die hier vorhandenen ziemlich nahe an aus ähnlichen Produktionen geläufigen Stereotypen bewegen, können sie doch zu den dargebotenen Stärken gezählt werden, da man sich mit ihnen recht schnell bzw unkompliziert identifizieren kann, wozu die Besetzung einen maßgeblichen Teil beiträgt. Das liegt vor allem an den beiden hochkarätigen Hauptdarstellern: Joaquin Phoenix (“8mm“/“the Village“/“Walk the Line“) besitzt eine unglaublich charismatische Ausstrahlung, zudem ist seine Rolle die am stärksten ausgearbeitete. John Travolta (“Pulp Fiction“/“the General´s Daughter“/“Be Cool“) gefiel mir in den vergangenen Jahren selten so gut wie in dieser Rolle der erfahrenen Chef- und Vaterfigur, welche er bravourös personifiziert. Die Chemie zwischen ihm und Phoenix stimmt zu jeder Sekunde. Den übrigen Akteuren hat Lewis Colick´s (“Unlawful Entry“/“Beyond the Sea“) Drehbuch leider deutlich weniger Raum zugestanden, und so wandeln sie auf strikt konventionellen Pfaden, was ihre ausnahmslos soliden Leistungen aber keinesfalls schmälert. Jacinda Barrett (“Urban Legends: Final Cut“/“Poseidon“) hat mir (als Jack´s Ehefrau Linda) persönlich sehr gut gefallen, innerhalb der „Crew“ lassen sich (u.a.) nachstehende bekannte Gesichter entdecken: Robert Patrick („Terminator 2“), Morris Chestnut („the Cave“), Balthazar Getty („Lost Highway“), Tim Guinee („Blade“), Billy Burke („Along came a Spider“) sowie Jay Hernandez („Hostel“).
Regisseur Jay Russell („My Dog Skip“) hat ein handwerklich hochwertiges, ansehnliches, unterhaltsames Drama im altmodischen Stil abgeliefert, das nicht auf CGI- oder Kameraspielchen zurückgreifen muss, um intensive und/oder beeindruckende Momente zu erschaffen. Bei den Dreharbeiten legte man großen Anspruch auf Wirklichkeitsnähe: Jeder gezeigte Einsatz basiert auf einem realen Fall, mehr als 800 echte Feuerwehrleute stellten sich als Komparsen für die Inszenierung zweier Beerdigungen zur Verfügung, und die Umsetzung des imposanten Lagerhaus-Brandes vorort in Baltimore führte dazu, dass sich hunderte Einwohner besorgt bei den Behörden meldeten, worauf man sich dazu gezwungen sah, per Radiomeldungen über den Tatsachenhintergrund zu informieren, um die Telefonleitungen für echte Notfälle freizuhalten. Die Verwendung des Rückblenden-Aufbaus verleiht der Story zusätzliche Kraft: Die heraufbeschworenen Gemütsempfindungen werden, im Einklang mit der Spannungs-erzeugenden Ausgangslage, über den gesamten Verlauf verteilt. So mündet dieser nicht in einer finalen Rettungsaktion, sondern letztere entfaltet sich parallel zu den gezeigten Flashbacks, welche jedes Mal die emotionale Verbindung zu Jack weiter festigen – man erfährt nachvollziehbar, wie, warum und aus welchem inneren Antrieb heraus er in jene Lage geraten ist. Die gewollte Botschaft wird mit Hilfe der leiseren Töne vermittelt: Es geht den Machern darum, (individuellen) heldenhaften Mut aufzuzeigen, ohne diese Ambition mit der Vorführung extravaganter Heldentaten untermauern zu müssen.
Fazit: „Ladder 49“ ist ein realistisches, bewegendes Portrait amerikanischer Feuerwehrmänner, welches sich zwar entlang der klassischen Muster bewegt, allerdings (u.a.) aufgrund seiner glaubhaften Darsteller sowie respektvollen Annäherung an das Thema trotzdem zu überzeugen vermag … knappe „8 von 10“
Screenshots:
Bild & Ton:
Das in einem 1.85:1-Format (anamorphic Widescreen) daherkommende Bild überzeugt vor allem in Anbetracht seiner gelungenen Farbpräsentation: Die vielen Rot- und Orange-Töne der Flammen, Fahrzeuge und Signallichter erstrahlen kräftig, die Schwarzflächen sind angenehm satt, Verunreinigungen habe ich keine Ausmachen können, die Sättigung ist nahezu optimal. Der Dolby Digital 5.1 Surround Sound bietet eine hervorragende Balance aller Kanäle, wobei hauptsächlich die Einbindung der Hintergrundgeräusche während der Einsätze auffällt, durch die man sich, dank der knisternden Flammen, knirschenden Balken oder in der Nähe ertönenden Sirenen, mitten im Geschehen verortet vorkommt. Auch in ruhigeren Momenten erzeugen unaufdringlich eingesteuerte Umgebungslaute eine umfassende (Klang-) Atmosphäre, die Dialoge sind jederzeit deutlich zu vernehmen, Explosionen lassen den Subwoofer wirkungsvoll seinen Dienst verrichten.
Menüs:
Die Menüsprache ist nach dem Einlegen der DVD zu wählen – zur Auswahl stehen: Englisch, Chinesisch, Koreanisch, Thailändisch, Bahasa und Malaysisch. Das Hauptmenü weist Film-Clips auf, die im mittleren Bildabschnitt eingespielt werden, während oben und unten im Hintergrund ebenfalls Szenen ablaufen, diese allerdings nur in unscharfer Präsentation. Im Kapitelanwahl-Bereich lassen sich leider nur Screenshots der betreffenden Chapter finden, doch alle Menüs weisen eine stimmige (irisch klingende) Instrumentalmusik-Untermalung auf.
Extras:
Der Audiokommentar von Regisseur Jay Russell und Editor Bud Smith ist äußerst informativ und bietet einen guten Eindruck, wieviel Zeit und Energie investiert wurde, um den Film möglichst realistisch wirken zu lassen. Die üblichen Geschichten vom Dreh sind selbstverständlich ebenfalls in der Fülle ihrer Ausführungen enthalten, welche professionell und sachlich sind, also durchdacht, reichhaltig sowie beinahe ohne sinnlose „Füllsel-Kommentare“. Ein rund 21 Minuten langes, in drei Segmente geteiltes „Making of“ (On Location/Fire Academy/Anatomy of a Scene) gewährt einen unterhaltsamen Einblick in die Trainingsvorbereitungen der Schauspieler, die Konstruktion der aufwändigen Sets bzw Kulissen und den Strapazen (u.a.) beim Umsetzen der vielen Pyro-Effekte. Zusätzlich kommen die Hauptbeteiligten zu Wort, welche (natürlich) voll des Lobes bezüglich der Produktion sind. Fünf sehenswerte Deleted Scenes (mit insgesamt knapp 14 Min. Laufzeit) beinhalten interessante Erweiterungen der Handlung, die man durchaus im fertigen Film hätte verwenden können – leider gibt es für sie keinen anwählbaren AK. In Erinnerung bleibt eine Szene, in der Jake und Linda im TV eine Berichterstattung über „9/11“ sehen. „Everyday Heroes“ (ca. 13,5 Min.) begleitet echte Feuerwehrleute (hauptsächlich Lt. Donald Schafer, Engine Company 5, Baltimore) bei ihrer Arbeit, wartet mit diversen Anekdoten über reale Ereignisse auf und gewährt ebenso Einblicke in ihre Privatleben – also die perfekte („real Life“-) Ergänzung zum Hauptfilm. Abgerundet wird die ganze Sache von einigen Promo-Trailern (“National Treasure“,“Finding Neverland“ etc) sowie dem Musikvideo des Robbie Robertson Titelsongs „Shine your Light“.
Fazit:
Film: Siehe den letzten Absatz meiner Kritik.
DVD: Eine rundum überzeugende Veröffentlichung aus dem Hause „Touchstone / Buena Vista“ – ein Eindruck, der sowohl das Bonusmaterial als auch die technischen Aspekte der DVD umfasst.
Film:
DVD: [/align]