Der Auslandskorrespondent
Originaltitel: Foreign Correspondent
Erscheinungsjahr: 1940
Laufzeit: ca. 115 Min.
Regie: Alfred Hitchcock
Darsteller: Joel McCrea,
Laraine Day,
George Sanders,
Herbert Marshall ,
Albert Bassermann,
Robert Benchley,
Edmund Gwenn,
Eduardo Ciannelli u.a
Vertrieb: Kinowelt
Bildformat: 1,33:1 (Vollbild 4:3)
Sprachen: DD 1.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Freigabe: FSK 12
Film:
Die Inhaltsangabe entnehme ich hier einfach mal aus Truffauts Feder und ergänze es etwas.
Jones, ein amerikanischer Journalist, wird Anfang 1939 von seiner Zeitung nach Europa als Auslandskorrespondent geschickt, um sich über die Möglichkeit eines Weltkriegs zu informieren. In London trifft er einen alten holländischen Politiker Van Meer (Albert Bassermann, der für die Rolle eine Oscarnominierung bekam), der die Geheimklausel eines Bündnisvertrages mit sich führt. Nachdem ein Attentat auf ihn simuliert worden ist, wird der alte Holländer von Naziagenten verschleppt, und Jones macht sich auf die Suche nach ihm. Dabei hilft ihm ein Mädchen (Lariane Day), dessen Vater (Herbert Marshall) Präsident einer Pazifistischen Vereinigung ist und sich als führender Nazi entpuppt. Während eines Flugzeugabsturzes mitten über dem Meer bringt sich der Vater um, Jones wird von einem Schiff aufgefischt und kehrt mit dem Mädchen nach London zurück.
Nach dem für Hitchcock untypischen Rebecca, kam im selben Jahr noch ein eher unbekannter Film Hitchcocks, Der Auslandskorrespondent, ein Film nach dem Buch Personal History von Vincent Sheean. Von dessen Geschichte aber nicht viel übrig blieb. Im Gegensatz zu Rebecca war Der Auslandskorrespondent ganz klar ein Hitchcock Film, über die meiste Zeit sehr guter Suspense, technisch größtenteils brillant und mit einem geschickten MacGuffin, der Geheimklausel des Bündnisvertrags. Doch der Film wurde direkt als B-Film abgestempelt und das immer noch trotz insgesamt 6 Oscarnominierungen und einem Niveau das sich deutlich dem eines B-Movies abhebt. Doch das Thrillergenre, war 1940 in den USA nicht anerkannt, wie einige Jahre später oder zur selben Zeit in England. Darum ist die Besetzung auch nicht Namenhaft, was ein weiterer Grund war das der Film als B-Movie abgestempelt wurde. Ursprünglich bot Hitchcock die Rolle des Johnny Jones Gary Cooper an, doch der lehnte ab. Etwas was Cooper noch Jahre später bereut hatte. Auch Lariane Day war nicht gerade die erste Wahl Hitchcocks, was klar wird wenn man sie sich ansieht, sie hat so gar nix von den typischen Hitchcockfrauen. Dafür sind die Nebenrollen sehr gut besetzt wurden, Herbert Marshall der einen wundervollen Bösewicht abgibt, George Sanders der auch schon in Rebecca mitspielte spielt einen Journalistenkollegen von Jones mit dem ungewöhnlichen Namen Scott ffolliott, das kleingeschriebene f am Anfang und das Doppel f sind beabsichtigt und kein Fehler meinerseits. 2 ganz wichtige Nebenrollen, die vor allem für den für Abwechslung sorgenden Humor bestimmen, sind Robert Benchley in der Rolle von Stubbins dem Kollegen von Jones der immer wieder für Lacher sorgt, für diese Lacher überließ im Hitchcock freie Hand er durfte großteil seiner Dialoge selbst entwerfen. Der andere ist Edward Conrad in der Rolle des komischen kleinen Letten den keiner versteht.
Wie ich schon sagte ist das ein typischer Hitchcock, er erinnert auch schon etwas an Filme wie Die 39 Stufen oder spätere Filme wie Saboteure oder Der unsichtbare Dritte. Ein Mann der eine Reise quer durch Europa macht, im Falle von Der unsichtbare Dritte oder Saboteure war es natürlich quer durch die USA, um die Wahrheit zu enthüllen. Freilich hat es Jones bzw. Huntley Haverstock wie er sich nach seiner Umtaufung durch Mr. Powers, seinem Chef bei der Zeitung nennen soll, einfacher. Er wird nicht von der Polizei gesucht und muss nicht seine Unschuld beweisen. Trotzdem ist er durch sein Wissen in akuter Lebensgefahr.
Wie schon bei Secret Agent, wo er die Schweiz durch die Alpen und der Schokoladenfabrik vorstellte oder Der unsichtbare Dritte mit Mt. Rushmore, versteht es Hitchcock seine Location visuell vorzustellen, in diesem Fall ist es Holland, was ist für Holland typisch natürlich Windmühlen und auch die Regenschirmszene (beide Szenen waren der Ausgangspunkt mit dem Hitchcock an den Film ranging) wo der Mörder nach dem vorgetäuschten Mord an Van Meer in einer Masse von Menschen verschwindet die alle Regenschirme auf hatten. Eine weitere Idee Hitchcocks die nicht verwendet wurde war ein Mord im Tulpenfeld, wo die Kamera eine Großaufnahme einer Tulpe zeigt in das dann auf einmal ein Blutstropfen reinfällt. Doch diese Szene hätte natürlich seine Brillanz durch die Schwarz-Weiß Aufnahme gänzlich verloren. Doch auch der Mord wie er im Film gezeigt wurde, zeigt mal wieder wie Abwechslungsreich Hitchcock die Morde in seinen Filmen gestaltet. Anstatt das einfach jemand auf den falschen Van Meer schießt, zeigt Hitchcock den Mörder der sich als Kameramann ausgibt, wie er ein Foto schießen will und dabei eine Pistole rauszieht und unbemerkt Van Meer erschießt. Hitchcock zoomt erst auf die Kamera wo die Pistole immer noch versteckt ist bleibt bei der zeigt wie die Pistole enthüllt wird und abschießt um dann die Auswirkung im Gesicht Van Meers zu zeigen, eine für die Zeit doch extrem Gewalttätige Aufnahme. Doch auf die beste Szene muss der Zuschauer bis zum ende warten, nachdem Van Meer gerettet wird und Fisher auffliegt flüchtet er mit dem Flugzeug nach Amerika, während der überfahrt wird das Flugzeug beschossen und stürzt ab. Schon allein die Einführung in die Szene ist genial, Großaufnahme des Flugzeugmodells von außen, gefolgt von einem heranzoomen an ein Fenster und dann in das innere wo Stephen Fisher und seine Tochter sitzen dann eine Kamerafahrt nach rechts um zu zeigen das Jones und ffolliott, Fisher gefolgt sind und dies zeigt Hitchcock ohne einen Schnitt, bemerkenswert. Noch bemerkenswerter fällt dabei der Absturz des Flugzeugs aus. Der Absturz wird über den Schultern der Piloten im Cockpit gezeigt, Hitchcock zeigt durch das Fenster das immer nähr kommende Meer. Der geübte Zuschauer erkennt sofort eine Rückprojektion, doch Hitchcock treibt seine Vision auf einen technischen Höhepunkt. Das durch die Rückprojektion Dargestellte Meer kommt immer näher und ohne einen Schnitt taucht das Cockpit ins Meer ab und wird durchflutet. Da hab ich beim ersten Mal wirklich gestaunt. Wie hat er das gemacht? Die Antwort dazu gibt er in dem Interview mit Truffaut bekannt. Er ließ für die Rückprojektion ein Leinwand aus besonders starkem Papier machen, dahinter befand sich ein Wasserbehälter. Auf Knopfdruck konnte Hitchcock den Wasserdruck erhöhen, wodurch die Leinwand zerriss, während das das Cockpitmodell auf die Leinwand zuraste.
Eine ironische Geschichte zu den Dreharbeiten, vor allem im Bezug zu dem Ende des Films gab es mit dem zweiten Drehteam. Diese sollten zusätzliche Aufnahmen in London und Amsterdam machen, was sie auch taten. Bei der Rückfahrt mit dem Schiff wurde dieses torpediert, wobei das Filmmaterial zerstört wurde. Also musste das zweite Drehteam wieder zurück und alles neu Filmen.
Was bei dem Film oft übersehen wird ist, die etwas kritische Darstellung, die Hitchcock von Amerika zeigt, weil sie nicht in den Konflikt in Europa intervenieren wollen. Allein wenn man am Anfang mit dem zu beginn sehr naiven Charakters Johnny Jones konfrontiert wird, hat man das Gefühl Hitchcock zeigt das Klischee eines idealtypischen Amerikaners, ich mein allein der Name Johnny Jones kann kaum amerikanischer sein, auf die Frage seines Chefs was er den über die Lage in Europa wüsste, wirkt er verdutzt, was er den genau meine. Den Höhepunkt setzt dann die Frage Jones ob er denn auch Hitler interviewen soll, den der hat ja sicherlich was dazu zu sagen. Erst mit der Ankunft in Europa und den Geschehnissen, wird Jones bewusst wohin das alles führen wird und das, dass Böse (Nazis) aufgehalten werden müssen und dafür die USA intervenieren muss. Was er in der allerletzten Einstellung unter beweis stellt in dem er eine Radioansprache in London gibt, während um ihn der Bombenalarm ertönt und die ersten Einschläge zu hören, doch der appell an die amerikanische Bevölkerung ist wichtiger, so kommt es auch das der Abspann unter der amerikanischen Nationalhymne den Film abschließt. Der Kapitän des amerikanischen Schiffes das Jones und die anderen nach dem Flugzeugabsturz aufnimmt ist ein weiteres Zeichen dafür, um neutral zu bleiben verbietet er Jones und ffolliott irgendwelche Artikel über die gerade erlebten Geschehnisse zu senden.
Es gibt nicht viel was man an dem Film aussetzten kann, okay die Story an sich hat schon ein paar Haken, vor allem am Anfang braucht Hitchcock etwas zu lange um in die Geschichte rein zukommen und mit Darstellern vom Format eines Gary Coopers wäre der Film vielleicht noch besser geworden, aber Joel McCrea, dem vielleicht Westernfans ein Name ist, macht seine Sache gut und gibt einen sympathische Vorstellung dar.
Mit Rebecca und Der Auslandskorrespondent feierte Hitchcock 1940 einen tollen Einstand, was sich dann schließlich bei den Oscarverleihungen 1941 widerspiegelte 11 Oscarnominierungen für Rebecca und 6 für Der Auslandskorrespondent, beide waren für den Oscar als bester Film nominiert, den Rebecca auch schließlich gewann, naja über die ausbeute von 2 Oscars von insgesamt 17 Nominierungen kann man hinüber wegsehen.
In Deutschland kam der Film 1961 in die Kinos unter dem Namen Mord, wegen der Handlung wurde der Film in einer auf ca. 97 Minuten gekürzten Fassung gezeigt, erst das ZDF brachte 1986 die restaurierte und ungekürzte ca. 115 Minuten Fassung mit dem Titel Der Auslandskorrespondent ins Fernsehen.
Bild:
Man kann natürlich von dem Film was Bild und Tonqualität nicht viel erwarten, dementsprechend fällt auch das Fazit darüber aus. Bildfehler, teilweise Unschärfe und Kratzer bestimmen das Bild, aber meiner Meinung nach gehört das irgendwo bei so einem alten Film mit dazu
,5
Ton:
Was für Bild galt, gilt auch für Ton, wer mehr als das übliche Mono erwartet wird enttäuscht werden. Wenigstens bietet Kinowelt deutsche Untertitel.
Extras:
Starinfos, Produktionsnotizen und 4 Trailer zu Citizen Kane, Der dritte Mann, Sein oder Nichtsein und High Noon, mehr bietet die DVD nicht für den Wissbegierigen Hitchcockfan.
Fazit:
Ich mag den Film sehr, visuell und technisch ist er meiner Meinung nach seiner damaligen Zeit voraus und kann sich mit späteren bekannteren Werken Hitchcocks durchaus messen.
Testequipment
TV-Gerät: LG 4:3
DVD-Player: Panasonic SC-HT 335 5.1 Komplettsystem