[align=justify]
“House of 9”
Entstehungsjahr: … 2004
Technische Daten:
Regionalcode: … 2
Vertrieb: … Sony Pictures
Laufzeit: … ca. 87 Min. (PAL)
Bildformat: … 1,78:1 (anamorph / 16:9)
Sprachen: … Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: … Englisch für Hörgeschädigte
Freigabe: … 18
Regie: Steven R. Monroe
Darsteller:
Dennis Hopper
Kelly Brook
Hippolyte Girardot
Susie Amy
Peter Capaldi
Morven Christie
Film-Kritik:
„House of 9“ ist ein Thriller aus dem Hause „Bauer Martinez“, der Elemente des Fernseh-Phänomens „Big Brother“ (u.a.) mit Motiven des Vincenzo Natali Kultfilms „Cube“ verbindet, allerdings ohne dabei auf potentiell tödliche Herausforderungen oder eine konkrete „Reality-TV-Show“-Aufmachung zurückzugreifen. Obwohl reinrassige Horror-Elemente genauso wenig auszumachen sind wie satirische oder medienkritische Ansätze, kommen einem beim Sichten trotzdem unweigerlich diverse andere Produktionen der jüngeren Vergangenheit, unabhängig der Reihenfolge ihrer Entstehung, in den Sinn – neben den genannten Beispielen etwa noch „My little Eye“, „Cruel World“ oder die „Saw“-Franchise.
Auf den Straßen Londons werden neun Personen entführt, die in keinerlei Verbindung zueinander stehen und kurz darauf gemeinsam in einem edel eingerichteten Gebäude erwachen, dessen Fenster und Türen man zugemauert hat. Es handelt sich bei ihnen um Lea (Kelly Brook), ihres Zeichens Tänzerin, einen Priester (Dennis Hopper), eine ehemalige Tennisspielerin (Suzie Amy), welche inzwischen nur noch als It-Girl Schlagzeilen macht, den Polizisten Jay (Raffaello Degruttola), einen aufstrebenden Hip-Hop-Künstler (Asher D), die vorbestrafte Junkie-Braut Shona (Morven Christie), einen Designer (Peter Capaldi) sowie ein Society-Ehepaar (Julienne Davis/Hippolyte Giraroot). Per Intercom teilt ihnen eine Stimme mit, dass ihre derzeitige Lage ein „Spiel“ sei und der Sieger neben seiner Freiheit zusätzlich 5 Millionen Dollar erhalten würde – er müsse dafür „nur“ (nach einer unbestimmten Dauer) der einzige Überlebende der Gruppe sein.
Da man dem Cop seine Dienstwaffe gelassen hat, übernimmt dieser kurzerhand die Führung, doch schon bald folgt die ernüchternde Gewissheit, dass sie aus dem mehrstöckigen, Villa-artigen Komplex mit seiner Vielzahl an Zimmern nicht entkommen können. Anfängliche Konflikte werden weitestgehend überspielt, da man sich darauf einigt, bei dem perfiden Plan einfach nicht mitzumachen – schließlich wird ihnen eine „Grundversorgung“ an Essen in regelmäßigen Abständen zur Verfügung gestellt, eine reichhaltige Musik- und Alkohol-Auswahl ist ebenfalls vorhanden. Mit der Zeit wachsen die Spannungen zwischen bestimmten Individuen aufgrund der unterschiedlichen Persönlichkeiten und Meinungen trotzdem stetig an – bis es zu einem tödlichen Unfall kommt. Da dieser Todesfall aber mit mehr Speis und Trank „belohnt“ wird, driften die Gedanken natürlich unweigerlich in Richtung der Freiheit sowie des Geldes ab, bis der erste Mord die Situation vollends eskalieren lässt – von da an herrscht nur noch ein reiner Kampf ums individuelle Überleben…
Es scheint fast so, als wollte man bei „House of 9“ unter allen Umständen verhindern, ein explizit reißerisches Werk abzuliefern, bei dem sich das Zuschauerinteresse hauptsächlich auf die jeweiligen Tötungssequenzen ausrichtet, denn die ersten 50 Minuten gehören fast ausschließlich den Figuren: Nach dem Erwachen werden sie eingeführt und agieren rege miteinander, wodurch sich individuelle Stärken, Schwächen sowie allgemeine Konfliktpotentiale abzeichnen. In diesen zwei Dritteln wirkt der Film eher wie ein Psycho-Drama, doch leider sind die von Drehbuchautor Philippe Vidal konzipierten Personen arg stereotyp und eindimensional ausgefallen, wodurch die nötige Tiefe einer effektiven Charakterzeichnung bei keinem erreicht wird. In dem Moment, als die Spirale der Gewalt erst einmal richtig in Bewegung gerät und die Protagonisten im Zuge deren Sogs unaufhaltsam in die Tiefe der menschlichen (Verhaltens-) Abgründe gerissen werden, gewinnt der Verlauf schlagartig an Tempo und Spannung. Der Zuschauer kommt nun endlich auf seine (primitiven) Kosten, der Unterhaltungsgrad steigt – doch der vorangegangene Leerlauf (voller belangloser Gespräche sowie Szenen, in denen die „Gefangenen“ tanzen, speisen, reden oder umherlaufen) lässt sich kaum noch ungeschehen machen, denn solche Längen sind in diesem Genre schlichtweg fatal.
Die Darsteller tragen ebenfalls dazu bei, dass der Betrachter mit dem Gesehenen auf der Gefühlsebene keine wirkliche Bindung einzugehen vermag: Raffaello Degruttola („Wing Commander“) ist als Gesetzeshüter äußerst unsympathisch, Hippolyte Giraroot („Le Parfum d'Yvonne“) spielt einen psychisch labilen französischen Kontrollfreak, Suzie Amy („Modigliani“) ist sexy, aber bloßes Augenfutter, Asher D („Get rich or die tryin“) nervt als britischer Möchtegern-Rap-Star. Außerdem wäre da noch Dennis Hopper (“Blue Velvet“/“Land of the Dead“), der seine Rolle des Priesters (!) mit einem irischen Akzent versieht, welchen er bereits in „Ticker“ erfolglos zu treffen versuchte. Schauspielerisch ist hier kein Beteiligter wirklich positiv erwähnenswert, doch wenigstens agiert das britische Model Kelly Brook (“Ripper“/“School of Seduction“/“Three“) angenehm zurückhaltend und „likeable“ in der Hauptrolle.
Das Konzept, dass neun Fremde sich zusammenreißen müssen, um eine gemeinsame Extremsituation zu überstehen, ist interessant und bietet eine gute, stark ausbaufähige Basis, die sich konzeptionell in verschiedene Richtungen lenken ließe. Hier geht es nicht darum, irgendwelche Fallen zu überwinden oder zwanghaft zu handeln, denn die regelmäßige Versorgung mit dem Nötigsten an Essen ist von Anfang an gewährleistet, sondern einfach nur um die Frage, ob man sich eingesperrt miteinender arrangieren sowie nicht der Versuchung bzw dem dabei auftretenden psychischen Druck erliegen kann. Beobachtet werden die „Kandidaten“ von 75 Kameras, die überall im Gebäude angebracht sind. Nur einmal, ganz am Anfang, hört man die „Big Brother“-mäßige Stimme des Verantwortlichen, über den man letztendlich keinerlei Informationen erhält. Die Hintergründe verbleiben, selbst am Schluss noch, allesamt im Dunkeln, ähnlich wie beim ersten „Cube“-Streifen. Es handelt sich hierbei um keine Auseinandersetzung mit jener anspruchslosen TV-Unterhaltungsart, sondern quasi um eine Studie der Personen mitsamt ihrer Verhaltensweisen und charakterlichen Ausprägungen. Die Idee und Ausgangslage klingt interessant – doch über die hoffnungsvollen Ansätze kommt das Endprodukt leider zu keiner Zeit zufriedenstellend hinaus. Der Verlauf, mit all seinen Koalitionsbildungen, Lügen, Intrigen, Spannungen sowie den daraus resultierenden Tötungen, ist im Grunde vollkommen voraussehbar, auch wenn einige Szenen an sich recht annehmbar sind, wie die Manifestation von Paranoia und Egoismus im Horten von Essen oder die aufkommenden Zweifel und Überlegungen der Betroffenen in eine (zuvor) eigentlich undenkbare Richtung – selbst seitens des Priesters, dessen Glaube und Lebensauffassung auf eine harte Bewährungsprobe gestellt wird.
Bis auf wenige Aufnahmen der Innenstadt Londons (im Rahmen der Einführung) wurden alle Szenen, welche, neben der genannten Ausnahme, ohnehin ausschließlich im Inneren des Gebäudes spielen, in Bukarest gedreht. Die vornehmlich kalte Farbgestaltung der modernen Einrichtung, mitsamt Marmorfußböden und bizarren Gemälden an den Wänden, erinnert entfernt an „Hypercube“, ist aber natürlich nicht derart steril, sondern überzeugt als stilvolle optische Kulisse, die auf der einen Seite sehr geräumig, zugleich aber, u.a. aufgrund der Zimmeranordnung und den fehlenden Ausgängen bzw Ausblicken, recht klaustrophobisch begrenzt erscheint. Der Kameraarbeit gelingt es darüber hinaus vorzüglich, diese Location in Form von gekonnt gewählten Winkeln, Fahrten und Einstellungen noch ansprechender als ohnehin schon ins Bild zu rücken.
Auf der „Haben“-Seite kann das Werk von Regisseur Steven R.Monroe (“the Contract“/“It waits“) neben der Optik vor allem das Schluss-Drittel verbuchen, das zwar ebenfalls nicht sonderlich originell daherkommt, aber immerhin (endlich) erfüllend zu unterhalten vermag. Ferner gibt es zwei bis drei nette Überraschungen, zu denen die überwiegend unvorhersehbare Reihenfolge der Todesfälle sowie der starke finale Twist zählen. Leider reicht das nicht, um die Produktion letzten Endes zu retten – dafür verläuft der Einstieg, trotz der rasant geschnittenen Entführungen in den ersten Minuten, viel zu schleppend und uninteressant. Mit einer „reißerischeren“ Erzählweise und/oder einer knapper gefassten bzw intensiver ausgearbeiteten Charakterzeichnung hätte ein guter (oder zumindest besserer) Film entstehen können – so aber wirkt der Anfang belanglos, der Mittelteil unnötig gedehnt sowie der Schlussakt vergleichsweise übereilt.
Fazit: Die Macher von „House of 9“ konnten sich anscheinend nicht so recht entscheiden, ob sie lieber ein psychologisches Drama oder einen gradlinigen Thriller umsetzen wollten – aus diesem Grund versandet das Werk schließlich, trotz des ansprechenden visuellen Stils sowie eines großartigen „Killer-Twists“, auf unbefriedigende Weise irgendwo in der Mitte beider Genres … extrem knappe „4 von 10“
Screenshots:
Bild & Ton:
Das Bild, präsentiert im Format 1.85:1 (Anamorphic Widescreen), kommt in einer überzeugenden Qualität daher: Es handelt sich um einen sauberen, klaren Transfer, der mit gutem Kontrast sowie satten Farben auftrumpft, was die dunklen Flächen mit einschließt. Grain-Effekte oder sonstige Verunreinigungen sind nicht auszumachen. Die Dolby Digital 5.1 Tonspur würde ich sogar noch einen Tick besser als das Bild bewerten: Die Dialoge sind glasklar zu verstehen, Soundeffekte werden, wenn sie denn auftreten, kräftig eingespielt, der Surround-Bereich trägt seinen Teil zu dem kalten, hallenden Klang der Umgebung bei. Zwar wird die Anlage keineswegs konstant auf Trab gehalten, vermittelt die vorhandenen Elemente jedoch auf sehr angenehme Weise, was positiv zur Atmosphäre beiträgt.
Menüs:
Die Menüs sind allesamt „stumm & starr“ gehalten worden – dementsprechend lassen sich auch nur Screen-Shots der betreffenden Chapter im Kapitelanwahl-Bereich finden.
Extras:
Leider hat man nur den Trailer des Films mit auf die DVD gepresst – dieser lässt sich vom Hauptmenü aus anwählen.
,5
Fazit:
Film: Siehe den letzten Absatz meiner Kritik.
DVD: Letztendlich handelt es sich hierbei um eine typische DVD-Veröffentlichung aus dem Hause „Sony“ – mit all den gewohnten Stärken und Schwächen: Die Bild- und Tonqualität kann erneut überzeugen, während auf der anderen Seite die schlichte Menügestaltung sowie das Fehlen von „echtem“ Bonusmaterial enttäuscht. Vorsicht! Auf der Inlay-Karte (mit der Kapitel-Auflistung) befindet sich ein Bild, das man als massiven Spoiler werten kann!
Film: (knapp)
DVD: ,5 (knapp)
Zusätzliche Infos:
Hierzulande ist „House of 9“ am 22. August 2006 von „E-M-S“ veröffentlicht worden (zumindest im Verleih) – und zwar vom Design her im Stile der britischen DVD. Das Cover der RC1 (siehe unten) finde ich dagegen ungleich interessanter geraten, zumal man hier einen Blick auf das Äußere des Gebäudes gewährt bekommt, was einem im Film verwehrt bleibt, und zudem das „Big Brother is watching you“-Motto nett ins Motiv integriert wurde…[/align]