“Jennifer´s Shadow”
Technische Daten:
Regionalcode: … 2
Vertrieb: … Koch Media
Laufzeit: … ca. 86 Min. (PAL)
Bildformat: … 1,78:1 (anamorph / 16:9)
Sprachen: … Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: … Deutsch
Freigabe: … FSK 16
Regie: Daniel De La Vega, Pablo Parés
Darsteller:
Gina Philips
Faye Dunaway
Duilio Marzio
Hilda Bernard
Nicolás Pauls
Trailer:
http://www.ifilm.com/ifilmdetail/2650455?htv=12&htv=12&htv=12&htv=12&htv=12&htv=12
Film-Kritik:
„Jennifer´s Shadow“, ebenfalls unter dem Titel „Cronicles of the Raven“ bekannt, ist eine amerikanisch-argentinische Co-Produktion, welche von den beiden Regisseuren Daniel De La Vega und Pablo Parés im Jahre 2004 in der Hauptstadt letzteren Landes umgesetzt wurde. Zweifellos ließen sich die Macher überwiegend von europäischen Vorbildern inspirieren, denn die Inszenierung dieser düsteren, ruhigen Gruselgeschichte erinnert (stilistisch) eher an Werke wie „the Gathering“, „Darkness“, „the Others“ oder gar den Filmen Dario Argentos als an vergleichbare Hollywood-Veröffentlichungen, welche nur allzu gerne dem Einsatz von Effekten einer subtilen Stimmung Vorrang gewähren.
Seit dem Tod ihrer Eltern vor einigen Jahren beschränkte sich der Kontakt zwischen der derweil in den USA lebenden sowie als Schauspielerin arbeitenden Jennifer (Gina Philips) und ihren verblieben Verwandten in Buenos Aires auf ein nötiges Minimum. Nun aber, nachdem ihre Zwillingsschwester aufgrund einer merkwürdigen Krankheit ums Leben gekommen ist, kehrt sie für die Beerdigung nach Argentinien in die alte Stadtvilla der Familie zurück, welche sie während ihres Aufenthalts möglichst rasch verkaufen möchte, da sie das Geld benötigt und zudem nun (laut Testament) alleinige Besitzerin des kostbaren Gebäudes ist. Vorort muss sie jedoch feststellen, dass auch ihre Tante Emma (Hilda Bernard) inzwischen körperlich immer stärker abbaut, was sie zwangsweise beunruhigt – zumal die Ärzte noch immer angesichts der ungewöhnlichen Symptome im Dunkeln tappen. Nur sie und ihre dominante wie unnahbare Großmutter Mary Ellen (Faye Dunaway) scheinen bislang verschont geblieben zu sein. Letztere liebt das alte Haus über alles und lebt schon seit Ewigkeiten darin, weshalb sie natürlich nicht gerade erfreut von den Plänen ihrer Enkelin ist, zumal sich die beiden Frauen noch nie besonders gut leiden konnten.
Seit ihrer Ankunft wird Jennifer nachts von grausamen Träumen heimgesucht, in denen beispielsweise ein Rabe ihre Eingeweide frisst – eine ungewöhnliche Parallele zu diversen blutigen Zeichnungen, welche ihre Schwester vor ihrem Tode angefertigt hatte. Von da an häufen sich die unerklärlichen Vorfälle in ihrer Umgebung: Ein Kaufinteressent namens Bardevil (Duilio Marzio), welcher anfangs sehr angetan zu sein scheint, ändert plötzlich seine Meinung, als er eine schwarze Feder auf dem Boden eines Zimmers entdeckt, worauf er sich nach eventuellen Albträumen ihrerseits erkundigt sowie seine Hilfe anbietet – doch nur auf dem Friedhof, da das der einzige Ort sei, wo „sie einen nicht hören können“. Kurz darauf verstirbt Emma, Jennifer erleidet einen Schwächeanfall. Im Krankenhaus dann die niederschmetternde Diagnose: Auch sie leidet unter der unbekannten, anscheinend vererbten Krankheit, welche bislang immer tödlich verlaufen ist und einer Krebs-Art ähnelt, bei der sich bestimmte innere Organe selbst zersetzen – zu ihrem Schrecken wird festgestellt, dass sie so bereits eine Niere verloren hat. Während sie in der Folgezeit zunehmend schwächer wird, macht sie sich an eigene Nachforschungen, bei denen sie auf ein altes Buch mit schwarzen Ritualen stößt. Hat ihre Großmutter sie wohlmöglich verflucht, um das Haus unter allen Umständen zu behalten? Nach einem erneuten Zusammenbruch stellen die Ärzte nun fest, dass ihre Lunge Perforationen aufweist – in ihrem letzten Traum hatte sie miterleben müssen, wie ein Rabe ihr tief in jenen Körperbereich gepickt hatte. Ihre letzte Hoffnung scheint bei Bardevil zu ruhen, welchen sie daher (am seinem Arbeitsplatz als Bestatter) aufsucht. Was er ihr dann erzählt und gar zeigt, übersteigt jedoch ihre schlimmsten Befürchtungen…
Neben den bereits genannten Einflüssen ist der Edgar Alan Poes zweifellos am auffälligsten, denn „Jennifer´s Shadow“ wartet mit einer Vielzahl Motive jenes Schriftstellers auf, von denen der Rabe natürlich am bekanntesten ist. Das gesamte Werk hat man ungemein düster sowie im „Gothic“-Stil gehalten – größtenteils spielt sich das Geschehen nachts oder an tagsüber nur spärlich ausgeleuchteten Schauplätzen ab, selbst sonniges Wetter wirkt dank der verwendeten Optik (inklusive Farbfilter) kalt. Die ältere, vornehmlich graue Architektur von Buenos Aires (die Villa und deren Einrichtung, welche überwiegend aus dunklen Edelhölzern besteht, prachtvolle Kirchen, der Friedhof mit seinen vielen kleinen Mausoleen etc) verstärkt die ungemütliche, unheilschwangere Atmosphäre eindrucksvoll. Zeitweise ohnehin schon very creepy, unterstützt und steigert der perfekt passende Score (vornehmlich bestehend aus Piano- oder Violin-Stücken) die Stimmung zusätzlich, wie auch etliche andere Details – etwa das fast bedrohlich wirkende Gemälde von Mary Ellen auf der Zwischenetage an der Treppe, die Ausstrahlung der kranken Emma oder bereits der Anblick eines großen, antiken Rollstuhls mitsamt der damit verbundenen Hintergründe. Im Verlauf baut die Frage, was es wirklich mit den Visionen, der Krankheit sowie den Geschehnissen unterm Dach des Hauses auf sich hat, gekonnt Neugier auf, deren Auflösung sowohl die Erwartung befriedigt als auch mit einigen klassischen Gänsehaut-Szenen untermauert wird – und wie schon bei Poe üblich, greift diese ansatzweise bzw unaufdringlich ins Phantastische des Horror-Genres über, ohne dabei die Grenze gen Fantasy-Motive zu überqueren. Demnach handelt es sich nicht um eine Geschichte mit einem Geist auf dem Dachboden, wie man es vielleicht im Vorfeld zu glauben vermag – stattdessen liegen die Wurzeln der Ereignisse in gewissen Kulturen und Glaubensrichtungen des Kontinents.
Das Tempo ist gemach, die Bildersprache (im Sinne von Editing) ruhig, Spannung entwickelt sich unterschwellig aus den Situationen und Erkenntnissen heraus, optisch ist der Film ein (positiv zu sehendes) dunkles, fast trostloses Vergnügen. Leider ist das Drehbuch, übrigens ebenfalls von den Regisseuren Parés („Cucaracha“) und De La Vega („Death knows your Name“), im Vergleich nicht so stark. Einige Dialoge wirken seltsam steril und hochgestochen („This will be the longest night of your life.“ – „Don´t worry, my life is a short one.“), die Story ist weniger reichhaltig, als man sie gerne hätte. Anfangs wirkt Jennifer erstaunlich eigennützig und gefühlskalt auf den Betrachter, was sich so zwar allem anderen anpasst, allerdings einem intensiven Bezug nicht gerade dienlich ist, zumal man nur die nötigsten Informationen über sie erfährt. Zum Glück ist Gina Philips (“Jeepers Creepers“/Dead and Breakfast“) als Schauspielerin gut genug, um ihre Rolle derart emotional glaubwürdig und intensiv zu verkörpern, dass man letztendlich doch mit ihr sowie ihrem Schicksal fühlt. Faye Dunaway (“Chinatown“/“Rules of Attraction“) soll von Anfang an eine kühle Dominanz ausstrahlen – zwar kann man sie auf der einen Seite (vom Grundprinzip her) verstehen, doch ihre (gewollte) unsympathische Ader überwiegt eindeutig, was Faye überzeugend vermittelt. Leider hat sie anscheinend eine Menge aus ihrer Zeit am Theater in die Rolle mit eingebracht, denn ihre Gesten und Dialogzeilen wirken teilweise etwas übertrieben dramatisch. Alle anderen Parts sind sekundär und verblassen geradezu. Zwar ist der von Duilio Marzio („Two to Tango“) verkörperte (ehemalige Arzt und jetzige Friedhofsbedienstete) Bardevil ein interessanter Zusatz, aber nur im oberflächlichen Sinne zwecks Aufklärung. Einen jungen Freund der Familie, der allmählich (erwiderte) Gefühle für Jennifer entwickelt, hätte man gar ganz weglassen können – zumal er mit dem Argentinier Nicolas Pauls („Hermanas“) arg blass besetzt wurde. Die rätselhaften Ereignisse sowie seltsamen Erklärungsversuche, welche sich im Mittelteil häufen, sagten mir aufgrund ihrer verwirrenden Note noch durchaus zu, die tatsächliche Auflösung empfand ich als gelungen – und trotzdem muss ich anmerken, dass die Geschichte nach und nach kleinere Risse und Auflösungserscheinungen preisgab. Zudem hat man den idealen Zeitpunkt für ein perfektes Ende schlichtweg verpasst – es folgen eine Reihe schön gefilmter Sequenzen, die schließlich in einem bitterbösen Abschluss münden, welcher die dunkle Note zwar konsequent beibehält, dafür aber wenig plausibel sowie gar leicht vorhersehbar daherkommt. Wie so oft in letzter Zeit bleibt demnach der Eindruck zurück, dass man mit einer stärkeren Drehbuchvorlage ungleich mehr hätte erzielen können, denn sowohl handwerklich als auch optisch lassen sich eigentlich keine Kritikansätze entdecken.
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Screenshots:
Bild & Ton:
Hier greife ich mal auf die Kritik der „wicked-vision.com“-Seite für eine „professionellere“ Einschätzung zurück:
Bild: Die bedrückende Stimmung des Filmes ist auch auf die stark veränderte Farbgebung zurückzuführen. "Jennifer's Shadow" will düster wirken und daher wurden dem Film seine Farben entzogen, insbesondere die Rottöne, die für Lebendigkeit im Bild sorgen würden. Auch der Kontrast wurde auf ein schummriges Niveau getrimmt, so dass die wenigen hellen Flächen leichten Hang zum Überstrahlen haben, insgesamt also das Aussehen von klassischen Horrorfilmen imitiert wurde, bei denen dem Zuschauer mehr Schatten als Licht präsentiert werden. Bei der Detailzeichnung erreicht man dagegen fast aktuelle Produktionen. Nur fast, weil das Bild zwar mitunter sehr filigran sein kann, dafür aber einige Kanten etwas getreppt erscheinen. Auch die Kompression, die nominal sehr variabel arbeitet und bis an die Grenzen des theoretisch machbaren Datendurchsatzes stößt, besitzt einige Makel im Detailbereich, beispielsweise bestens zu sehen während des Vorspanns. Trotz dessen und des feinen Rauschens ist die Darstellung des anamorphen Bildes aber stets sehr zufriedenstellend, stellenweise sogar sehr gut. Auf die etwas ungewöhnliche Farb- und Kontrastwahl muss man sich aber einstellen, auch wenn es stilistisch durchaus plausibel ist.
Ton: Wieder ein Film, der an den richtigen Stellen vom Einsatz seines Soundtracks lebt, insgesamt aber sehr Front-lastig ist, weil sich die Dialoge einfach nicht von dort trennen können bzw. insgesamt etwas "vorsichtig" abgemischt sind. Nichtsdestotrotz ist es allein schon der Einsatz des Scores wert, seine Surround-Anlage einzuschalten. Dazu gesellt sich eine Vielzahl unterschiedlicher Effekte, die besonders während der Alpträume einen großen Beitrag zur Atmosphäre leisten. Die Klangqualität ist bestens, wenn es auch oftmals still bleibt. Auch hier sind keine Unreinheiten zu bemerken. Der englische Ton scheint etwas fülliger, aber im Deutschen wird ebenfalls ein stellenweise guter Basseinsatz geboten, selbst wenn diese Gelegenheit wenig genutzt wird.
Menüs:
Nach einem knapp 30 Sekunden langen Intro (Jennifer erwacht gefesselt im Bett und muss hilflos mit ansehen, wie sich ein Rabe auf ihrem Bauch niederlässt und zu picken beginnt) gelangt man ins Hauptmenü, welches in einem dunklen, rötlich-braunen Farbton gehalten wurde. Links und rechts sind die Gesichter von Bardevil und Jennifer (jeweils in der Seitenansicht, halbwegs durchsichtig) abgebildet – diese beiden Elemente sind starr, während dazwischen verschiedene Filmsequenzen eingespielt werden. Unterlegt ist alles mit einem Auszug aus dem stimmigen Score sowie thematisch passenden Geräuscheinspielungen (das Krächzen eines Raben etc.). Im Kapitelanwahlbereich sind leider nur Screenshots der betreffenden Chapter abgebildet.
Extras:
Leider findet sich auf der DVD nur der Trailer des Films „Pursued“ (
persönliche Anmerkung von mir: Finger weg von dem – der ist Murks!), welcher nach dem Einlegen anläuft und vom Menü aus nicht mehr (!) anwählbar ist, sowie ein Audiokommentar mit verfügbaren deutschen Untertiteln. Die beiden Produzenten P.J.Pettiette und Claudie Viguerie führen den Zuschauer gemeinsam mit den Hauptdarstellerinnen Philips und Dunaway durch „ihr“ Werk – an sich einigermaßen interessant und ordentlich, wobei Pettiette der primäre Erzähler ist, während sich die Damen nur bei bestimmten Szenen zu Wort melden. Im Verlauf wird (u.a.) auf die Bildersprache eingegangen, werden Geschichten vom Dreh erzählt sowie bestimmte inhaltliche Aspekte interpretiert. Anscheinend besitzt Frau Dunaway nicht mehr so gute Erinnerungen an die Handlung, da sie ab und an bei ihren Kollegen nachfragen muss, worum es in dieser oder jener Szene überhaupt geht. Sollte man sich dafür entscheiden, diesen Audiokommentar letztendlich auszulassen, verpasst man insgesamt jedoch nicht wirklich allzu viel – obwohl er durchaus annehmbar ist.
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Fazit:
Film: „Jennifer´s Shadow“ ist dank seiner subtilen Herangehensweise sowie stimmigen Atmosphäre für Fans des gepflegten Gruselfilms sicher nicht uninteressant – nur leider vermag der Inhalt die Versprechungen der attraktiven Verpackung nicht in einem zufrieden stellenden Maße einzulösen…5 von 10.
DVD: Man kann guten Gewissens von einer soliden DVD-Veröffentlichung aus dem Hause „Koch Media“ sprechen, denn die Bild- und Tonqualität geht jeweils vollkommen in Ordnung und das Hauptmenü hat man nett aufgebaut – allerdings enttäuscht dafür das Bonusmaterial gemeinsam mit den eher lieblos gestalteten Nebenmenüs.
Film: ,5
DVD: ,5