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“the Assassination of Richard Nixon”
Technische Daten:
Regionalcode: … 2
Vertrieb: … Metrodome
Laufzeit: … 92 Min. (PAL)
Bildformat: … 1,85:1 (anamorph / 16:9)
Sprachen: … Englisch (Dolby Digital 5.1 & Dolby Digital 2.0 Stereo)
Untertitel: … Englisch
Freigabe: … 15
Regie: Niels Mueller
Darsteller:
Sean Penn
Naomi Watts
Don Cheadle
Jack Thompson
Brad Henke
Trailer:
http://movies.yahoo.com/shop?d=hv&id=1808572295&cf=trailer&intl=us
Film-Kritik:
„the Assassination of Richard Nixon“ basiert auf der wahren Geschichte des Samuel Byke (hier: Sam Bicke), der am 22. Februar 1974 einen Anschlag auf den damaligen US-Präsidenten begehen wollte. Sein Plan war es, ein Linienflugzeug zu entführen und es vom Piloten direkt ins Weiße Haus steuern zu lassen. Der Film beleuchtet die letzten 14 Tage vor jenem Ereignis und beschäftigt sich eindringlich mit der Frage, was genau den Mann dazu getrieben hat, sich innerhalb relativ kurzer Zeit von einem friedfertigen Mitbürger zu einem politischen Attentäter bzw Terroristen zu entwickeln…
Sam Bicke (Sean Penn) ist ein ehrlicher, gutherziger Mensch, der sich einfach nur ein Stück vom amerikanischen Traum sichern möchte, um ein zufriedenes Leben führen zu können. Es ist nur so, dass er an starker Unsicherheit sowie deutlichen Selbstzweifeln leidet, was ihm die Ehe mit Marie (Naomi Watts) gekostet hat, welche nun als Kellnerin versucht, sich und die Kinder durchs Leben zu bringen. Sein einziger Freund ist der farbige Automechaniker Bonny (Don Cheadle), der es angesichts der Zeiten ebenfalls nicht gerade leicht hat. Sam ist ein Mann starker persönlicher Prinzipien, denn er lehnt es ab, Menschen zu belügen. Aus diesem Grund hatte er sich mit seinem Bruder Julius (Michael Wincott) zerstritten, als er darauf beharrte, im gemeinsamen Betrieb dem Kunden immer den größtmöglichen Rabatt zu gewähren. Inzwischen arbeitet er als Verkäufer von Büromöbel, doch auch in diesem Job verhindert sein zaghaftes, unsicheres Auftreten jegliche Erfolge, weshalb ihm sein Chef (Jack Thompson) diverse Ratgeber zum Aufbau einer stärkeren Persönlichkeit verordnet („Only a salesman who believes is a salesman who succeeds!“).
Mehr und mehr regt er sich über die Lügen in der Gesellschaft auf, lässt sich von Medienberichten über die „Black Panther Party“ inspirieren und fixiert sich zunehmend auf Präsident Nixon als Hauptverantwortlichen für die Unehrlichkeit im Lande – schließlich sei jener der „größte Verkäufer der Geschichte, denn er hätte dem Volk seine beiden Wahlsiege jeweils mit Lügen und falschen Versprechungen verkauft“ (etwa ein Abzug aus bzw Sieg in Vietnam). Als er schließlich seinen Job verliert, Marie sich mit einem anderen Mann trifft und ihm ein wichtiger Kredit verweigert wird, mit welchem er ein eigenes Unternehmen auf die Beine stellen wollte, bricht ihm der Boden unter den Füßen immer weiter ein. Mit einem Betrug zulasten seines Bruders will er Bonny wenigstens noch etwas helfen, was jedoch auffliegt, worauf sein Freund gar kurzzeitig inhaftiert wird – und so fasst er letztendlich den Plan, zum Nutzen der gerechten Sache eine Veränderung herbeizuführen, um die Lügen endlich aufhören zu lassen: Er besorgt sich eine Waffe, überlegt sich eine Möglichkeit, diese durch die Sicherheitskontrollen zu schmuggeln, und macht sich auf zum Flughafen…
Obwohl bereits Jahre zuvor geplant, gehört schon eine ganze Menge Mut dazu, einen Film wie diesen so kurz nach 9/11 umzusetzen – und tatsächlich erhalten die Szenen, in denen Bicke in seiner Wohnung mit einem Passangierflugzeug-Modell den Flugverlauf mitsamt Einschlag in das aus Pappe gefertigte Weiße Haus simuliert, einen bitteren wie aktuellen Beigeschmack. Darum geht es aber gar nicht hauptsächlich, schließlich sind die geschichtlichen Ereignisse um Nixon hinlänglich bekannt. Ziel war es, eine Charakterstudie vor dem Hintergrund der damaligen Zeit umzusetzen, was aufgrund einer Vielzahl historischer Fakten und TV-Einblendungen hervorragend gelungen ist. Vor allem die Medien spielen eine entscheidende Rolle, denn übers Fernsehen erhält Sam die Anregungen für seine Handlungen: Nach einer Sendung über die „Black Panthers“ sucht er beispielsweise deren Büro auf, spendet Geld und versucht ihrem Sprecher (Mykelti Williamson) die Idee zu verkaufen, dass weiße Mitbürger ebenfalls mit den Inhalten sympathisieren würden, weshalb es vielleicht besser sei, ein Zebra als Veranschaulichung auszuwählen, da jenes Tier schwarze und weiße Elemente vereint. Als er einen Bericht über einen Indianer-Aufstand sieht, spricht ihn die Aussage an, dass jene Leute eher zum Sterben bereit wären, als sich der neuen gesellschaftlichen Sklaverei unterzuordnen. Hauptsächlich sind es aber die Reden Nixons mitsamt ihrer Halb- und Unwahrheiten, die ihn bewegen und seine Aktionen leiten, nachdem alle stützende Faktoren (Frau, Job, Familie etc) weggebrochen sind…
Die Gedankengänge des Hauptcharakters werden vornehmlich in Form von Briefen widergespiegelt, welche er an den Komponisten Leonard Bernstein schreibt (dessen Musik er als „ehrlich und pur“ betrachtet), mit denen er die Wahrheit über sich selbst offenbaren sowie der Welt seine Motive erklären möchte. Seine persönliche, abwärts verlaufende Lebensspirale wird immer wieder von bestimmten Situationen beeinflusst und verstärkt: Die Trennung von seiner Frau, die er zurückgewinnen möchte, obwohl es dafür bereits lange zu spät ist, die Art, wie ihn sein Chef behandelt, oder die bürokratischen Entscheidungen der Behörden. Im Verlauf muss er sich den Bart abrasieren, den er sich damals für Marie hat wachsen lassen, weil er als Verkäufer ohne ihn „ehrlicher“ wirken würde. Da der Betrieb nur verheiratete Männer beschäftigt (diese wären „weniger abgelenkt“), verheimlicht er seine Scheidung und lügt bei direkter Konfrontation gar diesbezüglich, was eigentlich strikt seinen Prinzipien widerspricht. In einer eindringlichen Szene fragt er seinen Hund, der nun bei Marie und den Kindern wohnt, ob wenigstens er ihn lieben würde, doch das Tier reagiert abwesend. Der Film richtet dabei nicht über Sam, sondern zeigt dessen Perspektive möglichst neutral auf, so dass man eine gewisse Sympathie entwickeln kann, da man sieht, woraus sein Handeln resultiert.
Sean Penn (“Mystic River“/“the Interpreter“) gilt nicht erst seit seinem Oscar-Gewinn als einer der besten Schauspieler unserer Zeit, und hier liefert er eine erneute Glanzvorstellung ab. Penn ist ohnehin bekennender Kriegsgegner und Kritisch gegenüber der aktuellen “War on Terror“-Politik, weshalb ihm die Rolle auch unter jenem Gesichtspunkt perfekt steht. Seine Leistung trägt den Film und beeindruckt zu jeder Sekunde, vor allem aber im Rahmen eines Wutausbruchs bei der Arbeit, als er eine Rede von Nixon verfolgt und es einfach aus ihm herausplatzt („It´s about money, Dick!“). Die hier dunkelhaarige Naomi Watts („the Ring“) steht ihm (nach „21 Grams“) ein weiteres Mal zur Seite, der Australier Jack Thompson („Original Sin“) verkörpert Sams Vorgesetzten superb, Don Cheadle („Hotel Rwanda“) bringt die nötige Ruhe in seinen Part ein – als einer, der sich in jenen Zeiten zum Wohle der Situation getrost mal lieber zurückhält (zB angesichts rassistischer Tendenzen). Michael Wincott („the Crow“) hat ebenfalls einen einprägsamen Auftritt als älterer Bruder Julius („You´re a very strange man, Samuel – I´ve always known that“). Insgesamt ist die Besetzung schlichtweg perfekt gelungen.
Mitproduziert von Leonardo DiCaprio, feiert Co-Autor und Regisseur Niels Mueller ein beachtenswertes Spielfilmdebüt, welches ein komplexes Bild der Hauptfigur vor dem Hintergrund der spannungsreichen Ereignisse jener geschichtlichen Phase zeichnet und von Kameramann Emmanuel Lubezki stimmig eingefangen wurde. Der Film erinnert stark an Werke wie „Taxi Driver“ oder „Falling Down“ – ein großartig verkörperter Hauptcharakter, der in Anbetracht der gesellschaftlichen Lage schließlich zur Gewalt greift, ein pessimistisches Drama, das zum Nachdenken anregt und in einem drastischen Finale mündet, das für einen kurzen Moment die Aufmerksamkeit der Medien und Öffentlichkeit erweckt hat, bevor es im Laufe der Geschichte in Vergessenheit geriet. Gut, dass es Verfilmungen wie diese gibt…
Screenshots:
Bild & Ton:
Der 1,85:1-Transfer (anamorph/16:9) vermag zu überzeugen: Die Farben werden kräftig präsentiert, „Grain“-Effekte sind mir nicht ins Auge gefallen, das Bild ist scharf und detailreich. Die schwarzen Farbflächen hätten allerdings einen Tick intensiver ausfallen dürfen, denn jene besitzen einen leichten Grauschleier. Da wir es hier mit einem fast ausschließlich auf Dialoge ausgerichteten Film zutun haben, erfüllen beide Tonspuren ihren Zweck ausnehmend, wobei die Sprache klar erklingt und der Score meist unaufdringlich im Hintergrund (sprich: Surround-Bereich) eingesteuert wird.
Menüs:
Nach einem kurzen Intro gelangt man ins Hauptmenü – während der Vordergrund starr ist (die Auswahlmöglichkeiten plus ein Abbild von Sean Penn), bewegt sich „dahinter“ ein Fadenkreuz durchs Bild, in welchem Filmszenen eingespielt werden. Übergänge in andere Menüs, etwa in jenes der Extras, kommen animiert daher, im Chapter-Bereich laufen kurze Clips der betreffenden Kapitel ab. Alle Menüs sind, dem Film angepasst, recht dunkel und nüchtern gestaltet sowie mit zentralen Dialogzeilen und Auszügen des tollen Scores unterlegt worden, was einen überzeugenden Gesamteindruck hinterlässt.
Extras:
Auf der DVD lassen sich jeweils zwei Trailer (wahlweise die britische oder amerikanische Schnittversion) und (UK-) TV-Spots finden. Ein 10 Minuten langer „Behind the Scenes“-Bericht beleuchtet die teuerste Sequenz des Films, nämlich die Dreharbeiten am Flughafen, wobei Kameramann Luzbezki interessante Details über die Auswahl der Einstellungen preisgibt und Produzent Kennedy ebenfalls nette Hintergrundinfos beisteuert. Die rund 8 Minuten „Deleted Scenes“ (optional mit Kommentar von Mueller) werden in einem Block präsentiert: Sie sind absolut sehenswert und bieten tolle Erweiterungen von Penns Figur – schade, dass zumindest einige es nicht in die Endfassung schafften! „the Real Life of Sam Bicke“ kommt in Form von Texttafeln daher und bietet vor allem Infos aus der Zeit vor Einsetzen des Films (wirklich interessant!). Eine Vielzahl „Cast & Crew Bios“ sowie ein Transskript von Sean Penns Pressekonferenz in Toronto liefern eine Menge Lesematerial. Die vorhandene Bildergallerie ist reichhaltig. Der Audiokommentar des Regisseurs ist gut und vermag wissenswerte Ergänzungen aufzuweisen, etwa über Veränderungen des Films gegenüber der wahren Geschichte, oder dass Mueller auf den Aspekt des geplanten Anschlags mit einem Flugzeug bestand, was nach 9/11 etliche Geldgeber abspringen ließ.
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Fazit:
Film: „the Assassination of Richard Nixon“ ist die intensive und herausragend gespielte Charakterstudie eines Menschen, der sich von seiner Umwelt verraten fühlt und unter verblendeten Gesichtspunkten ein Zeichen für die Macht des Individuums als Sandkorn im Getriebe der Gesellschaft/Regierung setzen will … 8 von 10.
DVD: Eine wirklich gelungene Veröffentlichung von „Metrodome“, bei welcher vor allem die interessanten Extras ins Auge fallen. Sehr schön auch die Gestaltung der Menüs, zudem keine auffällige Schwächen im Bereich der Bild- und Tonqualität. Einzig das Cover gefällt mir nicht ganz so gut, da es in meinen Augen zu offensiv mit (zugegeben, herausragenden) Kritikerzitaten versehen wurde – da ist die Gestaltung der RC1 wesentlich gelungener.
Film:
DVD: ,5[/align]