Le mari de la coiffeuse
Getestet wurde die französische DVD (Opening Distribution), die englische Untertitel während des Films verfügbar hat
Film:
Der 12jährige Antoine hat zwei Leidenschaften, zum einen tanzt er gerne zu arabischer Musik, zum anderen geht er gerne zum Friseur. Dies liegt in der Tatsache begründet, dass die Friseuse Madame Sheaffer, eine Frau mit üppigen Rundungen, für den kleinen Antoine ein faszinierendes Mysterium ist. Angezogen von den Düften von Shampoo, Haarspray, Lotion, Parfüm und über allem dem außergewöhnlichen Geruch von Madame Sheaffer („Ihr Körper schien nach Liebe zu duften“) beschließt Antoine: „Später heirate ich eine Friseuse!“
Jahrzehnte später, Antoine nun im fortgeschrittenen Alter, lernt dieser die Friseuse Mathilde kennen und ist so von ihr beeindruckt, dass er sie bittet, seine Frau zu werden. Sie akzeptiert und beide leben in ihrem Friseursalon, der eine ganz eigene Welt, für Mathilde und Antoine wie geschaffen, darstellt.
Eine langsame Kamerafahrt von den Füßen bis zum Gesicht, zeitlupenartige Bewegungen von Mathilde, untermalt von der tollen Musik von Michael Nyman sind das erste, was man von Antoines Friseuse zu sehen bekommt. Unterbrochen wird diese Einstellung von Schnitten auf das Gesicht des im mittleren Alter befindlichen Antoine, seine Blicke suggerieren tiefe Zufriedenheit, Bewunderung und Liebe für Mathilde und werden von ihr mit einem zauberhaft verführerischen Lächeln beantwortet. Langsam kommt Mathilde auf Antoine zu, der wie immer in einem der Wartestühle sitzt und Kreuzworträtsel löst, beugt sich nach vorne, so dass man ein kleines bisschen in den Ausschnitt ihres Kleides spähen kann – ihre Blicke treffen sich wieder, keine Worte fallen, nur der traumhaft schöne Score begleitet die Szene – für mich echte Kinomagie, die das Herz erwärmt.
Erst danach erfährt man durch den Erzähler Antoine aus dem Off, wie er seine Mathilde kennengelernt hat. Die weitere Geschichte wird von etlichen Rückblenden in die Kindheit Antoines begleitet und auch weiterhin von ihm erzählt.
Etwas so profanes lässt sich schwer in Worte fassen, aber der Friseursalon strahlt eine Faszination aus, als wäre es der schönste Ort der Welt. Die zarten Hände von Mathilde, die sogar am Tage ihrer Hochzeit (die natürlich im Salon gefeiert wird) einen Kunden bedienen, wirken zugleich erotisch und ein Gefühl von Geborgenheit vermittelnd.
Ungewöhnlich und für manche Zuschauer anfangs sicher etwas befremdlich wirkend, ist die Vorliebe Antoines zu arabischer Musik, zu der er nach Gefühl tanzt. Ich habe den Film nun schon so oft gesehen und muss sagen, dass die Musik ein Teil Antoines ist und einfach dazugehört. Es macht sogar großen Spaß, die Reaktionen zB. anderer Besucher des Friseursalons auf die Verrenkungen Antoines zur Musik zu beobachten.
In „Le mari de la coiffeuse“ geht es aber nicht nur um die Liebe, sondern auch um die Angst vor der Vergänglichkeit dieses Gefühls. Antoines Liebe zu Mathilde ähnelt in seiner Art immer noch seinem Begehren als 12jähriger Junge und ist verbunden mit den Erfahrungen seiner Kindheit. Deutlich wird dies in den ab und zu eingestreuten Szenen, in der die voyeuristischen Blicke Antoines durch die in seiner Kindheit ersetzt werden. Antoine hat seine Sehnsucht und seinen Wunsch erfüllen könne, aber wird dieses Gefühl, nachdem sein größter Wunsch des Lebens, sein Kindheitstraum wahr wurde, ewig halten?
Im Film sind auch etliche komische Momente, die unter anderem in den verschiedenen und wiederkehrenden Kunden des Ladens liegen.
Die Stärke und die Kraft von Patrice Leconte’s Film liegt in den berauschenden, sinnlichen und erotischen Bildern und den zwei überragenden Hauptdarstellern, der wunderschönen Anna Galiena (Mathilde) und dem die Rolle des Antoine perfekt verkörpernden und auf der ganzen Linie überzeugenden Jean Rochefort.
Bild:
Das (2,35:1/ auf der DVD fälschlicherweise mit 1,85:1 angegeben) Bild (anamorphic widescreen) ist insgesamt gut, wenngleich es auch ein paar Kleinigkeiten zu bemängeln gibt. Die Schärfe ist fast immer voll in Ordnung und gut, aber eben nur fast, das Bild wirkt etwas zu hell, aber die Farben sind trotzdem recht kräftig und leuchtend. Im Vergleich mit der englischen DVD von Tartan geht die französiche DVD als klarer Sieger hervor. Zwischen beiden DVDs liegen Welten! So hat die UK-DVD eingebrannte Subs und liegt nicht anamorph vor. Bei der getesten DVD handelt es sich auch schon um eine DVD, die schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat (ist 2000 erschienen). Die durchschnittliche Bitrate liegt bei 6,15 MB/s. Trotz kleinerer Mängel gebe ich gerade noch
Ton:
Der Ton liegt in französischer Sprache vor (PCM Mono), also kann man Surroundboxen getrost vergessen. Sicherlich wäre es schön gewesen, wenn es auch eine Surroundspur gegeben hätte, aber zumindest klingt die Monospur klar und ist ohne Grund zur Beanstandung.
Untertitel sind in englich, elsässisch (die sind echt klasse :lol😀, bretonisch, baskisch und korsisch vorhanden.
Die Menüs:
Bonus:
Als Bonusmaterial befinden sich auf der Disc der Kurzfilm „Le batteur du bolero“ (8:02 min), der sehr amüsant ist und bei dem ich während der tollen Musik oft schmunzeln musste, sowie ein Interview mit dem Regisseur (54:56 min/ leider ohne Untertitel), ein weiteres Interview mit Eduard Serra (11:16 min), der Trailer und eine Filmographie von Patrice Leconte.
Alles in allem eigentlich recht gutes Bonusmaterial, dass mir aber leider wegen der kaum vorhandenen Französischkenntnisse nicht viel bringt. Zumindest der Kurzfilm lohnt sich, denn der besteht nur aus Musik.
Soundtrack:
Wie ich oben schon mehrmals geschrieben habe, hat mich der Score von Michael Nyman wirklich beeindruckt. Meiner Meinung nach trägt er und unterstützt er die Stimmung des Films sehr gut. Die CD gibt es bis jetzt leider nur in England und Japan, was mich aber nicht davon abgehalten hat, sie bei amazon.co.jp zu kaufen (damals gab es sie in England gerade nicht), zumal sie sehr preisgünstig ist.
Ich hab sie mir wegen dem Score gekauft, die arabischen Lieder befinden sich auch auf der DVD, würden aber wohl meine Verwandten erschrecken, allerdings würden mich die Gesichter schon mal interessieren. Das soll jetzt nicht heißen, dass die Lieder schlecht sind, aber eben sehr gewöhnungsbedürftig – einfach total anders. Für den fantastischen Score gibt es von mir
Fazit:
Ein wirklich toller Film auf einer anständigen DVD. Der Film von Patrice Leconte, der nur 78 Minuten geht, ist wieder ein sehr schöner Film geworden. Bis jetzt haben mir alle Filme die ich von ihm gesehen habe, sehr gut gefallen. (und das sind schon einige) Für mich schon einer meiner Lieblingsregisseure aus Frankreich, was die neuere Zeit betrifft.
Eine echte Empfehlung, von der UK-DVD rate ich ab.
Equipment:
TV: Philips Pixel Plus 28PW 9527
DVD Player: Pioneer 757ai
Anlage und Sub: Kenwood