Six Feet Under – Staffel 2
Technische Daten
Vertrieb: Warner
Regionalcode: 2
Laufzeit: 727 Minuten (13 Folgen)
Regie: Rodrigo Garcia, Kathy Bates, Rose Troche, Alan Ball u.a.
Darsteller: Peter Krause, Michael C. Hall, Frances Conroy, Rachel Griffiths u.a.
Bildformat: 1,33:1
Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch (DD2.0)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch, Ungarisch, Portugiesisch, Hebräisch, Griechisch, Türkisch, DfH, EfH, IfH
Freigabe: ab 16
Film:
Die Wunden vom Verlust des Familienoberhauptes Nathanael Fisher, der beim letzten Weihnachtsfest bei einem Verkehrsunfall sein Leben ließ, verheilen langsam. Die Brüder Nate & David führen dass von ihrem Vater geerbte Bestattungsinstitut weiter und müssen sich mit Händen und Füßen gegen ein Großunternehmen wehren, dass das beschauliche Familienunternehmen kaufen will. Nate hat darüber hinaus auch noch mit anderen Sorgen zu kämpfen. Er hat eine Art Blutgerinsel im Gehirn, das sein Leben täglich mit einem Gehirnschlag beenden könnte…
Und so setzt die zweite Staffel der Erfolgsserie sich nahtlos vom Ende der 1. Season ausgehend in Bewegung. Und die aufgezeigte Geschwindigkeit ist alles andere als haarsträubend. Von den bei aktuellen Kinoproduktionen bekannten Schnitt- und Schwenkorgien unbeeindruckt rollt auch die zweite Staffel gemütlich über die ganze Laufzeit hinweg und lässt trotzdem zu keiner Zeit Langeweile aufkommen.
Behandelte Season 1 die Auswirkungen eines Todes in der Familie, kümmert sich die zweite Staffel um die Zeit vor einem möglichen Ableben. Nate weiß, dass er an seiner AVM genannten Krankheit sterben kann und muss fortan mit diesem Gedanken leben. Daraus resultiert eine völlig neue Sichtweise, die sich auch jeder von uns mit einfachsten Mitteln vorstellen kann. „Carpe Diem“ gewinnt ironischerweise enorm an Bedeutung und so darf sich jeder Zuschauer selbst die Frage stellen, was wäre wenn…
Nate setzt sich seit Ewigkeiten noch mal auf ein Motorrad und cruist damit grinsend in einer fantastisch melancholisch und doch positiven Sequenz an der wunderschönen Pazifikküste auf dem bekannten Highway 1 entlang.
Man bekommt keine vorgeschriebene Moral auf’s Auge gedrückt, sondern wird mit seinen Gedanken nach dem Abspann allein gelassen. Selber weiterdenken heißt die Devise…
Auch von der typisch amerikanischen „political correctness“ ist die Erfolgsserie nach wie vor um Meilen entfernt. Was auf den ersten Blick erfrischend wirkt, sorgt spätestens bei leidenschaftlichen Küssen unter den schwulen Charakteren für gemischte Gefühle. Mit der Zeit allerdings beginnt man sich an den ungewohnten Anblick zu gewöhnen, das Tabu-Thema wird zum Normalen und es stellt sich allmählich komplette Toleranz ein.
So scheinen sich die Probleme einer Schwulen-Beziehung auch gar nicht so sehr von einer normalen Ehe zwischen Mann & Frau zu unterscheiden, was den ein oder anderen verheirateten Schwulenhasser sicherlich schockieren könnte, gerade in den oft so prüden USA.
Neben diesen eher unkonventionellen Themen werden natürlich auch normale Beziehungen beleuchtet, z.B. die der Mutter Ruth mit ihrem russischen Vorgesetzten Nikolai. Der möchte keine feste Beziehung, sondern eigentlich nur jemanden, mit dem er zwischendurch mal Spaß haben kann. Daraus ergeben sich überaus amüsante Szenen, in denen der trotzige Russe seine Freundin einfach vor der Kinokasse stehen lässt und in „Blade 2“ geht, obwohl eigentlich ein Sandra Bullock-Film geplant war, auf den der Mann aber natürlich keinen Bock hat.
Derartige Szenen gibt es zuhauf, in denen man schmunzelnd an eigene Erinnerungen zurückdenkt, wo man u.U. murrend & knurrend in den Sandra Bullock-Film mitgegangen ist, obwohl man viel lieber Wesley Snipes bei seiner blutigen Vampirjagd beigewohnt hätte.
Der Tod kommt, wie es sich für ein anständiges Bestattungsunternehmen gehört aber natürlich auch nicht zu kurz. So wird nach wie vor jede Folge mit dem Tod einer unbekannten Person eingeleitet, die dann später einen neuen Auftrag für die Fishers darstellt.
Die Todesarten wechseln nach wie vor zwischen makaber & originell und „stinknormalem“ Herzinfarkt ab. Passanten werden von Brotboxen erschlagen, die ein Hochhausbauarbeiter versehentlich fallen gelassen hat, ältere Frauen ersticken an ganzen Bockwürsten usw.
Die Fälle sind meist äußerst skurril und wenn die Opfer später auf dem Restaurationstisch im Keller des Bestattungsinstituts liegen, gibt es noch so manch blutiges Detail zu entdecken. Auch dies passt ins realistisch, leicht überspitzte Konzept der Serie, denn eine mehrere Dutzend Meter herunterfallende Brotbox hinterlässt am Auftreff-Ort eben eine große klaffende Kopfwunde, die auch einen Teil des Gehirn freilegt. Kurzum, auch hier schert man sich nicht um Anstandsregeln, Tabus und Altersfreigaben, sondern zeigt das, was man eben zeigen möchte, bleibt aber dennoch meilenweit entfernt von gewaltgeilen Splatterszenen. Der Respekt vor dem Tod bleibt vorhanden, denn auf eine amüsante Todesart folgt auch i.d.R. die Trauerfeier, die einen nahezu in jeder Folge wieder zurück auf den Boden der Tatsachen nimmt. Nicht nur Nate steht als Bestattungsunternehmer dabei und stellt sich vor, wie er selbst bald im Sarg liegen könnte, auch dem Zuschauer wird in solchen Momenten immer wieder die eigene Endlichkeit bewusst. Ob das Ende wirklich auch Ende bedeutet, darauf liefern die Macher eine skurrile Idee nach der anderen. Denn immer wieder unterhalten sich die Geister der Toten mit den Bestattern, auch das Familienoberhaupt Nathanael Fisher, welches zu Beginn der ersten Staffel starb, taucht immer wieder auf und liefert neue Denkansätze, amüsiert sich über Nate, der jetzt todkrank womöglich bald zu ihm kommen könnte usw.. Auch der Jahrestag von Nathanaels Ableben wird in Staffel 2 thematisiert, was mit zu den stärksten Momenten der Staffel gehört. Jeder Charakter erinnert sich noch mal in verschiedenen Situationen daran, wie er den alten Bestattungsunternehmer das letzte mal gesehen hat, an den letzten Dialog mit ihm, die letzten Gesten. In den Gesichtern ist dabei perfekt abzulesen, dass sie am liebsten die Zeit zurückdrehen würden und sich mit dem Hintergrundwissen, dass Nathanael bald sterben werde, ganz anders verhalten würden…auch eine Situation, die einem, wenn man schon mal einen Sterbefall miterlebt hat, absolut bekannt vorkommen dürfte.
Diese Art von Realismus, der mit einer Prise dezentem Humor gewürzt wird, ist die Stärke der Serie. Fast nirgendwo anders findet man so viele Situationen, in denen man sich wiedererkennt, die man selbst schon mal erlebt hat. Dabei findet man in Staffel 2 noch weit besser als in der 1 die perfekte Ausgewogenheit zwischen Ernst und eben bissigen, amüsanten Szenen. Keines von beiden wirkt unpassend und das exzellente Darsteller-Ensemble sorgt dafür, das die Ideen der Autoren für den Zuschauer greifbar werden.
Souverän werden unglaublich emotionale Szenen gemeistert und im nächsten Moment mit ein wenig Komik unterstrichen, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften.
Dabei bieten vor allem die sensiblen, dramatischen Szenen hervorragenden Spielraum. Entsprechend dem realistischen Gesamtbild der Serie werden derartige Momente auch nie mit Overacting oder stundenlangen Trauerszenen realisiert, sondern bleiben immer dezent und ruhig. So zeigt sich Traurigkeit oft nur in Nuancen, leicht feuchte Augen, die im nächsten Moment, wenn die Arbeit ruft, wieder verdrängt werden. Sicher nicht der Vorzeige-Weg um mit Problemen fertig zu werden, aber weit näher an der Wirklichkeit als in theatralische Schreikrämpfe zu verfallen.
Allen voran überzeugt in solchen Szenen Nate-Darsteller Peter Krause, der es erneut hervorragend schafft die Sympathien der Zuschauer für sich zu gewinnen und damit seine emotionalen Szenen noch viel intensiver wirken zu lassen.
Was die Inszenierung angeht, wirkt die 2. Staffel um einiges erwachsener als die 1. Staffel. Die Perspektiven sind ausgefeilter, oft sogar regelrecht innovativ. In tollen Bildern bringt man den Großraum Los Angeles auf den Bildschirm, zeigt ihn aus der Perspektive der Bewohner, bleibt realistisch und verzichtet auch in Season 2 auf spektakuläre Hubschrauberflüge um die fotogene Skyline. Neben dem Stadtleben geht’s für die Charaktere aber auch desöfteren an den Pazifik hinaus, welcher sich mit seinen unendlichen Weiten hervorragend für den gesamten Themenkomplex Tod anbietet und zudem an ästhetischer Schönheit kaum zu überbieten ist. Selbst Bay’sche Sonnenuntergänge werden jetzt hier und da verwendet, das aber immer hervorragend an die Bildsprache angepasst. So liefern allein schon die gezeigten Bilder unzählige Interpretationsmöglichkeiten und Metaphern, über die Vin…äh…man ein ganzes Buch schreiben könnte.
Akustisch bietet auch die zweite Staffel dezente Musikuntermalung, meist klassischer Natur, die sich perfekt passend, unauffällig über die Bilder legt.
Die zweite Staffel „Six Feet Under“ führt die hervorragende Vorgänger-Season in allen Belangen überaus gelungen fort und übertrifft diese im Endeffekt sogar um Längen. Das Konzept hat sich warm gelaufen, die Charaktere sind bekannt und man konzentrierte sich sachlich nüchtern auf deren Geschichte, ohne sie bei den zahlreichen Nebenhandlungssträngen der einzelnen Todesfälle aus den Augen zu verlieren. Die Themenauswahl – allen voran Nate’s Erkrankung – überzeugt und sorgt für ein perfektes Gleichgewicht zwischen realistischer Dramatik und der skurrilen Komik, welche der Serie ihre eigene, besondere Note verleiht.
Ich kann das Teil somit erneut jedem ans Herz legen, der mit anspruchsvoller, leicht gesellschaftskritischer und makaber-amüsanter Unterhaltung etwas anfangen kann, die stellenweise ein höheres Identifikationspotential bietet, als der Blick in den eigenen Spiegel…
Bild:
Das Vollbild kann auch in der 2. Staffel nicht wirklich überzeugen. Die Detailschärfe ist allenfalls in Ordnung, der Kontrast ebenfalls, immer wieder zeigt sich Bildrauschen.
Sound:
Der Ton liegt diesmal nur noch in Dolby Digital 2.0 vor. Die Stimmen werden leicht verzerrt wiedergegeben, was nach Sichtung der ordentlichen ersten Staffel zunächst ein wenig irritiert.
Die Musik legt ist leicht räumlich, Effekte oder ordentlichen Bass-Einsatz sucht man vergebens…
Ausstattung:
Der gelungene Digipack-aus-der-Verpackung-Hebe-Mechanismus wurde bei der zweiten Staffel leider weggelassen. Das Digipack ist ansprechender gestaltet, was jedoch nicht über die schwächere Ausstattung hinwegtäuschen kann. Neben 5 Audiokommentaren findet sich lediglich eine äußerst gelungene Dokumentation um die starken Make-up-Effekte bei den Leichen auf den 5 Silberlingen.
,5
Fazit:
Inhalt besser, Präsentation schlechter. Das eine Fortsetzung qualitativ durchweg schwächer auf DVD erscheint, hat man eigentlich selten, Warner hat es hier leider überzeugend geschafft. Das sollte allerdings nicht über den hervorragenden Inhalt hinwegtäuschen, denn der ist das Geld obgleich schlechterer audiovisueller Eigenschaften ohne jeden Zweifel wert.
Knappe…
Testequipment
PC-System mit Teufel Concept E Magnum
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