freeman
Für meinen liebsten Khan 😉
Sophie - Hochzeit wider Willen
Hm, was kostet eigentlich die Welt? Manche sagen ja, sie sei mit Geld nicht aufzuwiegen, genau wie Qualität. Nun, seit letzter Woche weiß ich, dass die Welt zumindest teurer ist als 7 Euro. Genau soviel Geld hatte ich für die gesamte Woche zur Verfügung! Und das obwohl ich am Anfang der Woche noch mehr als 50 Euronen auf der hohen Kante hatte. Was war passiert?
Nun *italienischer Sprachduktus an*
Ich: Isch abe gar kein Fernseher.
GEZ Pate: Du willsde misch doch nischt betrüge’ äh?
Ich: Wie könne erlaube, das zu mutmaßen?
GEZ Pate: Nune, es mag an der Were wird Millionäre Musik aus ihrem Casa liegen.
Ich: Das isse MP3 ...
GEZ Pate: Wenne wolle mich betrügen, Sie morgen aufwache mit Betonschuh in welchem geritzt sein wirde: Rückzahlungsforderung bis zum Sanktnimmerleinstag. *italienischer Sprachduktus aus*
Tja, was will man machen, man ist halt eine ehrliche Haut und somit war Anfang der Woche einfach Zahlungstag der GEZ Gebühr. Bisher habe ich sie nur widerwillig gezahlt, immer in dem Glauben, dass auch andere Idioten gerne die neue Frisur von Thomas Gottschalk bezahlen können oder dafür sorgen dass Unser Charly seine Belohnungsleckerlies auch dann bekommt, wenn er sich in die hohle Hand scheißt. Doch dann begann die ARD Hit um Hit zu lancieren, bei dem ich wusste: Mein Geld ist mehr als nur gut angelegt: Erst eine Big Brother bzw. Wer kackte in den Dschungel Variante mit einem mittelalterlichen Landsitz und nun eine neue Telenovela!
Was das ist? Es ist eine Soap, für die der Begriff Soap einfach nicht mehr hip genug ist. Gut, es gibt Unterschiede: Die Hauptfigur ist immer eine Frau UND es gibt schon VOR den ersten Dreharbeiten ein Ende, dass aber zumeist NICHT im Frauenhaus endet ... soviel schon mal zu der Realitätsnähe dieser postfeministischen Machwerke. Und leider sind sie auch fast immer auf Frauen ausgerichtet. Und dennoch wird die vor Missverständnissen strotzende Menstruationsgeschichte ebenso wenig geklärt, wie die Tatsachen vermittelt werden, dass Frauen in die Küche gehören und dem Mann das Bier zu bringen haben. Woran das wohl liegt? Bestimmt weil die Drehbücher von männlichen Chauvischweinen stammen, die versuchen sich in die Frauenhirne reinzudenken. Dabei lassen sie alles weg, was sie selbst geil finden würden und glauben so Klischeefallen und Vorurteile zu umschiffen. Das Ergebnis sind dann meist Charaktere, die vor Realismus strotzen und Handlungen, die es so vorher noch NIE zusehen gab! So wie Frau es eben mag: Und damit sind wir bei:
Sophie – Braut wider Willen.
Die süße Sophie, mit einem Herz aus Gold - natürlich, die schon mal für Bedienstete Hustensaft besorgt und ihre Dienstmagd als beste Freundin betrachtet, will nichts mehr, als ein normales Mädchen sein. So mischt sie sich unter den feiernden Pöbel der Unterschicht ohne auch nur einen Cent auf Standesdünkel zu geben. (wie gesagt, Innovationen allerorten!) Da verliebt sie sich auf den ersten Blick ... wie überraschend ... in einen Bauerntölpel namens Max, um ihm mit romantisch verklärten Blick zu signalisieren: Deine Hose wandert bald gen Äquator und ich werde diejenige sein, die daran zieht ... (wäre es andersherum, wäre die Klage wegen sexueller Belästigung perfekt.)
Und schon haben wir die Haupthandlung, die vor gesellschaftlicher Relevanz geradezu birst! Junge Dinger, die sich Kerlen an den Hals werfen, die sich wegschleichen, um zu saufen und zu feiern und ihre Unschuld zu verlieren. Reizthemen, die kein „Bravo Doktor Sommerteam“ der Welt bearbeiten könnte, so gewagt ist das ganze! Und wenn sich Sophie dann auch noch als Magd Johanna ausgibt, ist der Skandal perfekt. Selbstverleugnung, das Aufbauen neuer Identitäten. Fast als würde sie sich in einem Internetforum wie diesem hier unter falschem Namen anmelden, um die Community mit ihrem rebellischen Handeln zu schockieren! Und wer Sophie gesehen hat, weiß was schockierendes rebellisches Verhalten wirklich heißt: Wasser aus einem Brunnen saufen und beim Tanzen dem Partner IN DIE AUGEN gucken! Ich sehe, auch euch wird allmählich bewusst, mit was für einer Knallerserie wir es hier zu tun haben.
Doch wie wir alle wissen, kann man auf einem Bein nicht stehen, und so gibt es einen Subplot, der die ohnehin hochkomplexe Story fast schon undurchschaubar werden lässt! Wer Donnie Darko nicht gerafft hat, wird die Drehbuchautoren von Sophie verfluchen, denn hier offenbart sich eine David Lyncheske Verschwurbeltheit des Stoffes, die verwirrt und fasziniert zugleich. Man fragt sich echt, wer auf die Idee kam, eine Serie für Frauen so kompliziert anzulegen! Um was es nun in dem Subplot geht?
Herr Hartenstein ist in Sophies Nachbarschaft gezogen, ein Bösewicht mit übelsten Arschleckerleisten im Gesicht und einem ziemlich linkischen Lakaien, der seine Botschaften überbringt. Er will sich einen Platz in DEM Club erkaufen. Was das für ein Club ist, erfährt man nicht. Ich tippe auf den Playboy Plus Club oder den Swingerclub um die Ecke. Doch Scherz beiseite, wir alle ahnen es: Es ziehen dunkle Wolken am Telenovela Himmel auf, zumal es der Familie von Sophie finanziell nicht ideal geht.
Wie wird das wohl weitergehen? *Fingernägel kauend* Was wird aus Max und Sophie? *auf dem Stuhl hin- und herrutschend* Warum sieht Hartenberg so pink angehaucht aus? Warum erinnern er und sein Assistent an Mr. Burns und Smithers aus den Simpsons? *Licht anschaltend, war da ein Geräusch?* Wer begehrt da wen? Und wieso wird in allen Schmachtfetzen der letzten Jahre getanzt, als wäre es Bollywood hoch Zwei? Wie bekommt man eigentlich auf Knopfdruck Tränen in die Augen? Wird Max unter Sophies Reifrock kriechen dürfen? Und vor allem, wen interessiert das?
Also mich auf jeden Fall! Warum? Da ist zum einen das hochwertige Produktionsdesign. Ich hatte echt das Gefühl meine letzte GEZ Zahlung in Heller und Pfennig vor mir zu sehen, als die ARD die Pforten zu diesem Serienwunderland aufstieß. Alles erinnerte mich an die Hanutawerbespots mit den Musketieren. Brillante Ausstattung, grandiose Kostüme, weitläufige Sets und in Korsetts eingeschnürte dicke große MOPPEN! Zum Glück waren die Scherzbolde aus dem Spot nicht im Film! Ein Traum! Auch die Kamerafahrten sind wunderbar unaufgeregt und statisch, so dass die optische Reizüberflutung raus bleibt aus Omis guter Wohnstube. Wer will auch Schnittkaskaden sehen, wenn zwei glückliche Menschen ineinander versinken? Hier hat Qualität einfach das Sagen! *hust hust*
Kommen wir zu dem eigentlichen Highlight der Serie: Die Hauptdarstellerin:
Die gute Nachricht: Sie singt nicht.
Die schlechte Nachricht: Sie schauspielert nicht.
Es ist ein Genuss zu sehen, wie der einstige Schlechte Zeiten, noch viel schlechtere Zeiten Superstar vor einem vor Klischees starrenden Charakter kapituliert und sich in Kleinkindmimik flüchtet (dabei erreicht sie ungefähr die mimische Brillanz die schon Angie Merkel im Kanzlerduell vor der Wahl gegen Schnitzelschröder eingesetzt hat und ihn so an die Wand spielte!): Da wird hysterisch in die Kamera gelächelt, um Verliebtheit zu „spielen“, wird die Hand vor den Mund gehalten um „Ich sollte lieber ruhig sein“ zu transportieren und auf den Zehenspitzen gelaufen um zu verdeutlichen: „Ja, ich schleiche!“ Yvonne de Niro wird sie wohl nie werden. Dafür sieht sie süß aus. Zumindest wenn man Aquarianer ist und es liebt seinen Fischen zuzusehen, wie sie mit ihren Fischmaullippen Blasen ins Wasser des Aquariums blubbern. Stellt man bei Sophie den Ton aus und betrachtet Fischlippe Catterfeld hat man echt denselben Effekt. Es beruhigt auch irgendwo genauso! Ich empfehle der ARD einen Screensaver zu basteln, in dem sie einfach zu sehen ist, wie sie ihren Mund bewegt, dagegen käme kein Kaminfeuerbildschirmschoner mehr an. Auch die Tai Chi und Entspannungskurse weltweit würden obsolet werden. Allerdings besteht die Gefahr, dass einige Nutzer versuchen ihre Yvonne zu füttern und Fischfutter in den Monitor streuen ... Naja, dann hätten sie eben wieder den Kaminfeuerbildschirmschoner. Und warm wird’s auch.
Auch der Rest des Castes versucht sich in Method Acting: seien es angewidert verzogene Gesichter wegen gar schröcklich schmeckenden Hustensaft, angedeutete Schläge in die Magengrube um extreme Kumpelhaftigkeit zu verdeutlichen oder intelligente Dialoge wie „Selbst in einem Kartoffelsack siehst du aus wie eine Gräfin.“ „Jetzt übertreibst du aber.“ (<-- JAAAAA das tut sie wirklich). Kurzum, für Serien wie diese wurde einst der Dramaserien Golden Globe und der Emmy erfunden!
Grandiose Darsteller, eine klischeefreie, innovative Story, Herz, (Bollywood)tanz, Liebe, Intrigen und eine Ausstattung die jeden Hollywoodblockbuster in den Schatten stellt: DAS ist Sophie – Hochzeit wider Willen, jeden Dienstag bis Freitag um 18:50 auf ARD, dem besten Sender wo gibt! Achja und vergesst ja nicht, euren TV anzumelden!!! Ach und für die, die es interessiert: Zeitgleich läuft Gallileo auf Pro 7 ... und heute auf ZDF ... also nicht dass das bessere Sendungen wären, aber es kommt auch Verliebt in Berlin ... und Explosiv ... und Big Brother ... Also nur falls ihr mal wegschalten könnt von der Knallerserie Sophie ... und nur dann! Und falls ihr mich fragt, was ich morgen um 18:50 machen werde, dann sage ich euch klipp und klar: Ich ziehe mir den Aal lang ...
In diesem Sinne:
freeman