“Delta of Venus”
Technische Daten:
Regionalcode: … 1
Vertrieb: … New Line Home Entertainment
Laufzeit: … 99 / 102 Min. (NTSC)
Bildformat: … 1:85:1 (Widescreen)
Sprachen: … Englisch (Dolby Digital 5.1, DTS Surround)
Untertitel: … Englische Untertitel (Closed Captions)
Freigabe: … R / NC-17
Regie: Zalman King
Darsteller:
Audie England
Costas Mandylor
Eric Da Silva
Raven Snow
Rory Campbell
Emma Louise Moore
Trailer:
http://videodetective.com/home.asp?PublishedID=6039
Film-Kritik:
Bis in die 60er Jahre hinein musste die 1903 in Frankreich geborene Schriftstellerin Anais Nin auf die allgemeine und gesellschaftliche Anerkennung ihres Schaffens warten – heutzutage gilt sie als eine der führenden und bekanntesten weiblichen Vertreter ihrer Zunft des 20. Jahrhunderts sowie als Quelle der Inspiration für all diejenige, welche dazu bereit sind, zugunsten von Kunst oder Abenteuern auch Risiken in ihrem Leben einzugehen. Neben ihren poetischen wie anspruchsvollen Werken ist sie zudem für ihr ausschweifendes Privatleben bekannt: Abgesehen von einer Beziehung zu ihrem Kollegen Henry Miller („Sexus“) ging sie im Alter von 31 eine Affäre mit dem eigenen Vater (!) ein, was viel über ihre Persönlichkeit aussagt, welche sie offenkundig in ihre Arbeit mit einfließen ließ. In der Zeit um 1940 verfasste sie eine Reihe sexuell aufgeladener Stücke für einen Dollar pro Seite – einige von ihnen wurden im Jahre ihres Todes (1977) posthum unter dem Titel „Delta of Venus“ zusammengestellt und veröffentlicht. Dieser gleichnamige Film aus dem Jahre 1995 basiert auf jener Vorlage sowie Auszüge ihrer Journale und Tagebücher…
Die Handlung setzt in Paris am 6. Januar 1940 ein: Die junge (und bildschöne) Schriftstellerin Elena (Audie England) verbringt die Zeit hauptsächlich damit, zu schreiben oder mit ihren Freunden die wunderbare Atmosphäre der Stadt zu genießen, welche bislang von den bedrohlichen Auswirkungen der politischen Lage in Europa weitestgehend unberührt zu bleiben vermochte. Nachts arbeitet sie an ihrem Werk, doch an jedem Morgen macht sie einen Spaziergang hinunter zur Seine, um einen jungen Mann (Costas Mandylor) beim Rudern zu beobachten, für den sie mit der Zeit eine Faszination entwickelt hat.
Auf einer Party wird er ihr schließlich vorgestellt – sein Name ist Lawrence, und es stellt sich heraus, dass er ebenfalls Schriftsteller ist sowie sie denselben Publizisten teilen. Schon bald entwickelt sich eine leidenschaftliche Affäre zwischen ihnen, bis er für eine Büchertournee in die Staaten zurückkehren muss. Da sich in Zeiten der Depression kaum Bücher verkaufen lassen, verdient sich Elena ihren Lebensunterhalt als Aktmodell für Kunstschüler, bis ihr Verleger ihr ein lukratives Angebot macht: Ein anonymer Sammler ist auf der Suche nach erotischer Lektüre, für die er bereit ist, 200 Franc pro Seite zu zahlen. Dankbar willigt sie ein, doch ihre erste Geschichte ist dem Käufer nicht intim genug, weshalb sie sich in Folge dessen selbst auf die Suche nach Inspiration ins Pariser Nachtleben begibt und dort eine Reihe von erotischen Erfahrungen durchlebt, welche ihre Werke auf eine ganz neue Ebene heben und sie selbst (nicht nur bezüglich ihrer Sexualität) entscheidend verändern. Als Lawrence schließlich kurz vor dem Einmarsch der Nazis zurückkehrt, muss er erkennen, dass Elena ihr persönliches „Delta der Venus“ entdeckt hat – jenen geheimnisvollen inneren Ort, wo die Fantasien und Begierden der Frau verwurzelt und verborgen liegen…
Als Zalman King das Drehbuch zum 1986er Erfolgsfilm „9 ½ Weeks“ lieferte, machte er sich im erotischen Mainstream-Kino augenblicklich einen Namen, welchen er in der Folgezeit mit weiteren Drehbüchern („Siesta“), Produktionen („Lake Consequence“) sowie eigenen Regiearbeiten (“Two Moon Junction“/“Wild Orchid“) konsequent festigte. Vor allem auf dem „Home Entertainment“-Sektor fanden seine Werke reißenden Absatz, und mit der David Duchovny Serie „the Red Shoe Diaries“ gelang ihm zudem ein TV-Quoten-Hit. Da das filmische Projekt „Delta of Venus“ von Anfang an nicht darauf abzielte, vornehmlich das Publikum anspruchsvollerer Literaturverfilmungen anzusprechen (wie etwa „Henry & June“), gestaltete sich die Verpflichtung Kings als hervorragende Wahl – schließlich besaß er mit der Materie sowie der Handhabung eines nicht unerheblichen Budgets genügend Erfahrung. Für die Hauptrollen castete er Audie England („Ice“), mit welcher er bereits im Rahmen seiner Serie zusammengearbeitet hatte, und Costas Mandylor (TV´s “Picket Fences“/“Mobsters“). Beide sind nicht gerade überragende Schauspieler, machen ihre Sache jedoch ganz passabel und sehen zudem sehr gut aus, was natürlich ein nicht unerheblicher Faktor ist. Man hat das Gefühl, sie wurden hauptsächlich aufgrund ihrer physischen Erscheinung besetzt (vor allem Audies nahezu perfekte Lippen bleiben im Gedächtnis), was so wohl stimmen mag, da ihre Rollen einen hohen Grad an Freizügigkeit verlangten. Allgemein gehen die darstellerischen Leistungen in Ordnung – sie fallen zumindest nicht negativ auf.
Die Geschichte thematisiert Politik, sexuelles Erwachen, Begierde, Lust, Poesie, gefühlte Liebe sowie die Vorboten des zweiten Weltkrieges und vermengt alles in Form einer fast surrealen Atmosphäre der Weltstadt Paris, in welcher sich die Menschen in einer unsicheren Anspannung zwischen Krieg und Frieden bewegen, während Kommunisten und Faschisten um Anhänger werben und die Nazis an der Grenze zu Frankreich Stellung beziehen.
Die schöne, alte Architektur des Drehortes Prag bietet eine glaubwürdige Kulisse, die man problemlos für das Paris jener Zeit halten kann. Regisseur King gelingt es zu jeder Sekunde, dem Auge des Zuschauers eine Freude zu bereiten – sei es durch die sanften Nebelschwaden der Szenerien, den hervorragenden Kulissen mitsamt der exquisiten Ausstattung oder den bildhübschen Protagonisten. Der Sinn für Ästhetik und Bildkompositionen ist unübersehbar, die edle Optik, angesiedelt irgendwo zwischen Parfümwerbung und Playboy-Video, berauschend, was hervorragend mit dem stimmigen Score von George S.Clinton („Wild Things“) sowie den sinnlichen Be- und Umschreibungen aus dem Off harmoniert.
Für die Adaption der literarischen Vorlage zeichnen sich die beiden Drehbuchautoren Elisa Rothstein und Patricia L.Knop verantwortlich. Zwar bemühten sie sich, die Geschichten mit biographischen Elementen verschmelzen zu lassen (die Aufträge von Anais, die sie in Zeiten der Armut für einen Sammler schrieb etc), drifteten dabei aber leider des Öfteren in Klischees oder Belanglosigkeiten ab. Der Mittelteil (um Elenas Recherchen) wirkt zeitweise wie eine Aneinanderreihung erotischer Kurzepisoden (die Dienste einer rothaarigen Prostituierten für einen afrikanischen Kunden, eine Orgie in einer Opiumhöhle, Sex inmitten dutzender Kerzen), welche zwar allesamt sehr schön anzusehen sind, letztendlich jedoch austauschbar daherkommen. Insgesamt wirkt das Gesamtbild oberflächlich, nicht tiefgehend genug. Die Verbindung zwischen der Erotik und den faschistischen Untertönen (dominierende Macht, Unterwerfung, Manipulation, Verrat – auch in den Schlafzimmern) hätte man, gerade in Anbetracht der Zeit, in meinen Augen stärker herausarbeiten sollen. Trotzdem gelingt es dem Film, auf der visuellen Ebene einige kraftvolle Einstellungen hervorzubringen, wie etwa eine fast flüchtige Aufnahme eines jüdischen Mannes, der mit seiner kleinen Tochter in der trügerischen Ruhe fast unbeschwert spielt, während in derselben Szene Elenas Freund und Publizist, inzwischen von der Armee eingezogen, in einem Wagen in Richtung Front davonfährt...
Zalman King hat in den meisten seiner Werke die Gewichtung auf eine weibliche Hauptfigur gelegt, und auch hier folgt der Ablauf dem von ihm gewohnten Schema: Eine junge, recht unerfahrene Dame erlebt infolge einer Bekanntschaft ihr sexuelles Erwachen, welches meist in einem ausschweifenden Liebesakt gegen Ende mündet (nach dem Hotelzimmer in „Wild Orchid“ ist es hier das alte Treppenhausgemäuer einer Kirche). Zwar geht es weniger um Romantik als um Sex und Lust, doch, wie schon beim Buch, sollten Frauen genauso wie Männer Gefallen an dem Film finden können, denn ihnen dürfte die ungehemmte, selbstsichere Art zusagen, mit der die weiblichen Figuren ihre Begierden ausleben und genießen.
Screenshots:
Bild & Ton:
Farben, Kontrast und Bildschärfe stimmen, der 5.1- oder DTS-Ton transportiert vor allem den gelungenen Score sehr gut, über welchen hinaus die Soundanlage kaum gefordert wird.
Menüs:
Das Hauptmenü ist mit stimmungsvoller Instrumentalmusik von George Clinton unterlegt, im Hintergrund werden Szenen aus dem Film eingespielt. Im Kapitelanwahl-Menü laufen die betreffenden Filmsequenzen ab – es handelt sich also nicht nur um Screenshots.
Extras:
Leider nur einige Promo-Trailer von „New Line Home Entertainment“ sowie DVD Rom-/Online- Features (Weblinks).
Der „Inter Actual“-Player 2.0 ist ebenfalls auf der Disc vorhanden.
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Fazit:
Film: Als Literaturverfilmung scheitert „Delta of Venus“ zwar angesichts der oberflächlichen Herangehensweise, doch als stimmiges sowie optisch betörendes Erotik-Drama kann der Film durchaus überzeugen … 6 von 10.
DVD: Eine gelungene DVD-Veröffentlichung des Films. Zwar enttäuscht das Fehlen von Bonusmaterial, doch der Rest passt. Außerdem kann man zwischen der „R“-Rated- und ungeschnittenen „NC-17“-Fassung wählen.
Film:
DVD: