Season 1, Episode 6:
"New Year´s Day"
Regie:
Darren Lynn Bousman
Darsteller:
Briana Evigan, Cory Monteith, Niall Matter, Zulay Henao, Shelene Yung, ...
„New Year´s Day“ basiert auf der 2007er Kurzgeschichte „Dead Time“ aus der Feder des Schriftstellers und „Hellraiser“-Experten Paul Kane, welche vorliegend, zwecks Einbettung in die „Fear Itself“-Reihe aus dem Hause „NBC“, von dem gefeierten Graphic Novelist Steve Niles („30 Days of Night“) gemeinsam mit Ben Sokolowski (entsprechend Format-gerecht) adaptiert wurde. Die Handlung lässt sich im Prinzip als eine nicht unbedingt kreative, nichtsdestotrotz unterhaltsame sowie einigermaßen interessante Kombination (u.a.) aus „Cloverfield“, „28 Days Later“ und dem „Dawn of the Dead“-Remake umschreiben: Ein inmitten einer sich entfaltenden Apokalypse angesiedelter, aus einer persönlichen Perspektive heraus erzählter Zombie-Horror-Thriller, inszeniert von dem aufstrebenden Filmemacher Darren Lynn Bousman, welcher sich in den vergangenen Jahren vergleichsweise zügig (dank der ersten drei „Saw“-Sequels sowie (insbesondere) seiner extravaganten 2008er Veröffentlichung „Repo! The Genetic Opera“) innerhalb des Genres und der Branche einen soliden Ruf bzw bekannten Namen erarbeitet hat. Seiner gewohnt energischen Regie-Handschrift, ihres Zeichens ja der Albtraum eines jeden Epileptikers, ist es letzten Endes maßgeblich zu verdanken, dass diese (sechste) Folge der Serie insgesamt derart prächtig funktioniert – denn die stilistisch-visuelle Umsetzung ist in diesem Fall tatsächlich mal untrennbar mit der inhaltlichen Ebene verzahnt, dient also nicht bloß dem reinen optischen Effekt, sondern erfüllt gar eine tiefergreifende Absicht…
Helen (Briana Evigan) vermag man relativ treffend als einen „eigensinnigen Freigeist“ einzustufen bzw zu charakterisieren: Sie macht sich nicht viel aus aktuellen Modetrends, trägt stattdessen lieber Stiefel und dunkle Kleidung, ziert ihre Wohnungswände mit Poster alter B-Movies und fährt anstelle eines angesagten Neuwagens lieber ein cooles altes Modell, an dem normalerweise eher das männliche Geschlecht Gefallen findet. Ihre individuellen Ansichten und Haltungen haben sie jedoch weitestgehend in einen einsamen Randbereich der (Großstadt-) Gesellschaft gedrängt – es gibt kaum Menschen, die ihr noch nahe stehen, zumal sie seit dem Tod ihres Bruders keinen lebenden Verwandten mehr besitzt und sich im Zuge der Trauer gar ein zusätzliches Stück weiter gegenüber ihrer Umgebung verschlossen hat…
Ihr WG-Genosse Eddie (Niall Matter) steht ihr allerdings stets treu und aufrichtig zur Seite – zumal er mehr für sie empfindet, als er es bislang je auszusprechen wagte. Helen indessen hat sich jüngst in James (Cory Monteith) verliebt, welcher dem aus lauter „stylisch-oberflächlichen“ Personen bestehenden Freundeskreis ihrer besten (und im Grunde genommen einzigen) Freundin Crissy (Zulay Henao) entstammt. Inzwischen ist ihr aber zumindest selbst bewusst geworden, dass sich in ihrem Leben etwas umfassend verändern muss – es schlichtweg so nicht weitergehen kann. Silvester soll daher den Zeitpunkt eines symbolischen Schlußstrichs markieren: Auf Chrissy´s Party will sie sich mit James aussprechen, sich für ihr recht ablehnendes Verhalten in den zurückliegenden Wochen entschuldigen sowie ihm endlich den vollen Umfang ihrer (für sie ungewohnt intensiven) Gefühle gestehen…
Die bis hierhin aufgeführten Gegebenheiten erfahren die Zuschauer von „New Year´s Day“ rein aus diversen Flashbacks, welche in regelmäßigen Abständen die Episode durchziehen und die Ereignisse bis zur eigentlichen Gegenwart der Story (bruchstückhaft in groben Zügen) aufzeigen. Konkret eröffnet wird nämlich in Gestalt der um 4 Uhr 32 am Neujahrsmorgen in ihrem Bett erwachenden Helen – verschwitzt, voll bekleidet, neben einigen leeren Flaschen liegend sowie noch mit einer ganzen Menge Alkohol im Blut, der ihre Wahrnehmung merklich beeinträchtigt. Nicht mehr als Erinnerungsfragmente der Feier sind ihr geblieben, welche sie fortan krampfhaft in einen Sinn ergebenden Kontext zu bringen versucht – was echt schwierig ist, angesichts der Übelkeit, Desorientierung sowie dem allgemein total geräderten Feeling…
Aufmerksam geworden auf verschiedene absonderliche Geräusche, die von draußen her ins Zimmer dringen, tritt sie kurz darauf ans Fenster und muss mit Schrecken erkennen, dass die gesamte Stadt gerade im absoluten Chaos versinkt: Die Stromversorgung ist zusammengebrochen, Feuer lodern in den Straßen, Schüsse fallen, Armee-Hubschrauber kreisen über dem wie ein Kriegsschauplatz anmutenden Szenario – und per Lautsprecher wird ständig durchgegeben, dass sich das alles keinesfalls um eine Übung handelt. Wie es sich herausstellt, hatte sich im Laufe der Nacht in einer nahe gelegenen Chemiefabrik eine verheerende Explosion ereignet: Die mysteriösen wie höchst aggressiven Giftstoffe, Viren oder Toxine, welche dabei freigesetzt wurden, haben nun maßgeblich zur Folge, dass die Infizierten bzw Toten schlichtweg nicht dahingeschieden verbleiben – stattdessen wandeln sie fortan weiterhin auf Erden, ein intensives Verlangen nach Menschenfleisch aufweisend…
Sich auf ihrer Etage umschauend, entdeckt Helen wenig später sowohl eine verflucht irre auftretende Nachbarin als auch Eddie´s Leichnam im Nebenraum, wonach aufkeimende Panik sie zu übermannen beginnt – zumal ihr vernebelter Verstand noch immer nicht wirklich zu realisieren vermocht hat, was um sie herum da überhaupt so vor sich geht sowie in letzterem Fall (Stichwort: Eddie) schon bald vermutlich anstehen dürfte. Verzweifelt versucht sie daraufhin, James daheim per Telefon zu erreichen: Tatsächlich kommt ein kurzer Kontakt zustande – bloß verhindern schwere Interferenzen das Führen einer ergiebigen Konversation. Nichtsdestotrotz schöpft sie daraus neue Hoffnung und Impulse, verfügt nun über einen konkreten Ansatzpunkt sowie klares Ziel vor Augen, weshalb sie umgehend zu seiner Wohnung hin aufbricht – quer durch eine weitläufige Metropole, die zunehmend von blutrünstigen (Zombie-ähnlichen) Gestalten vollkommen überrannt zu werden droht…
Dieser gefährliche wie ereignisreiche Weg bildet das Kernstück von „New Year´s Day“ – präsentiert aus der Sicht eines (u.a.) mit dem Restalkohol in ihrem Körper ringenden Mädels, deren Wahrnehmung und Reaktionsvermögen dadurch natürlich (jeweils) nicht unerheblich eingeschränkt ist. Wir, die Betrachter, erhalten die Geschichte ausschließlich aus ihrer Perspektive heraus dargeboten – demgemäß ist sie die einzige Person, mit der wir uns identifizieren können, was unweigerlich eine Verbindung zu ihr fördert, da wir die generellen Begebenheiten sowie die speziell ihr widerfahrenden Schrecken sozusagen selbst direkt miterleben. Primär der Spannung und Atmosphäre dienlich, bewirkt Helen´s Verwirrung und eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit ferner, dass wichtige Details oftmals (zuerst) nicht als solche identifiziert werden können – eine Herangehensweise, die ungemein wichtig für den Erfolg bzw die Wucht der finalen Offenbarung ist. Aufmerksame Zuschauer werden den Twist zwar bereits (angesichts einer Reihe Hinweise und eigenen Vermutungen) vorzeitig durchschauen können – allerdings ändert das absolut nichts an seiner cleveren wie ausgezeichneten Beschaffenheit, denn der Gedanke dahinter ist intelligent, bedeutungsschwanger und zudem erfreulich innovativ für ein weitestgehend abgegrastes Genre wie das hier vorliegende. Ergänzt und untermauert von zusätzlichen Rückblenden, nehmen alle fragmentarischen Einzelteile ihren angedachten Platz ein und legen den Blick auf ein erweitertes Gesamtbild frei, welches eine großartige Schlusseinstellung letzten Endes krönt.
Das Skript des Gespanns Niles und Sokolowski bietet dem Publikum im Prinzip nichts mehr als eine weitere (Standard-) Variante der schon „seit Ewigkeiten“ bekannten, die Nachwirkungen eines Unglücks oder fatalen Vorfalls aufzeigenden sowie mit irgendwelchen „kannibalistischen“ Menschen / Infizierten / Zombies aufwartenden Story, wie es sie in den vergangenen Jahren inzwischen zuhauf gab. Trotz des kreativen Kniffs, den ich allerdings eher der literarischen Vorlage Kanes zurechne, entpuppt sich der Plot (per se) als eine recht enttäuschende Angelegenheit – beileibe nicht verärgernd oder furchtbar schlecht, nur halt unterm Strich ziemlich unoriginell sowie reich an schwachen Dialogzeilen und oberflächlichen Charakterzeichnungen. Zumindest haben die Verantwortlichen bei der Besetzung der Hauptrolle, von welcher ja verlangt wird, dass sie im Grunde genommen die komplette Episode trägt, eine inspirierte Wahl bewiesen: Briana Evigan („S.Darko“/„Sorority Row“), seit „Step Up 2: the Streets“ ohnehin weit oben auf meiner Liste der „heißesten Newcomer 2008“, beweist ihr Können erneut in Form einer restlos soliden Leistung – und dieses Mal musste sie nicht einmal ihre beachtlichen Dance-Skills zur Schau stellen. Helen´s Background-Infos sind vage (sie fühlt sich als Außenseiterin etc), reichen in Anbetracht der Umstände aber dennoch einigermaßen passabel aus, dem Part die angestrebte Note zu verleihen. Dies gilt ebenso für Eddie, den Niall Matter („Watchmen“) augenscheinlich so anlegte, als hätte er sich Regisseur Bousman (vom Aussehen und Auftreten her) zum Vorbild genommen, während Chrissy (Zulay Henao: „Grizzly Park“) und James (Cory Monteith: „Whisper“) keinerlei Freiraum (in jeglicher Hinsicht) erhielten, was dazu führt, dass einem ihre beiden farblosen Figuren immerzu restlos egal verbleiben.
In vielerlei Belangen erinnert „New Year´s Day“ an „Cloverfield“ (u.a. eine Feier als Ausgangspunkt, überwiegend grob gestrickte Protagonisten oder der zentrale Marsch zur Wohnung der/des Liebsten quer durch eine „Gefahrenzone“) – bloß profitiert diese „Fear Itself“-Folge, nun speziell im Gegensatz zu der überhypten J.J.Abrams-Kinoproduktion, von ihrer kürzeren Laufzeit sowie der ganz anderen Erwartungshaltung, welche nicht künstlich in die Höhe geschraubt, sondern aufgrund der einschränkenden Rahmenbedingungen (Stichwort: „NBC“) eher vorteilhaft niedrig gehalten wurde. Der generelle Aufbau setzt sich aus einem konstanten Wechsel zwischen Helen´s Erlebnissen am Neujahrsmorgen und den ihren auf der zuvor besuchten Silvester-Party zusammen: Auf letzterer, welche im Übrigen unter dem unerwartet prophetischen Motto „End of the World“ stattfand, waren die Anwesenden zu sehr mit sich selbst und/oder ihren eigenen Problemen beschäftigt, um den im Hintergrund auf einigen TV-Geräten zu sehenden Nachrichten-Sondersendungen mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Je näher Helen ihrem „physischen Ziel“ (in der Story-Gegenwart) kommt, desto lückenloser vervollständigt sich auch das (Gedächtnis-) Bild der ihrem Entschlummern im heimischen Bettchen vorausgegangenen Ereignisse – entsprechend treiben diese zwei Stränge, resultierend aus ihrer Wechselwirkung und den im Zuge dessen schrittweise offenbarten Informationen, die Handlung permanent voran, bis sie sich schließlich im Rahmen des Finales zusammenfügen und den Twist gehaltvoll unterstreichen. Eingangs erwecken die wesentlich ruhigeren Rückblenden das Gefühl, einen stets aus der „Action“ herauszureißen, doch rasch erkennt man ihre Notwendigkeit im übergeordneten Kontext – beispielsweise legitimieren sie Helen´s Empfindungen und erzeugen ebenso eine unheilschwangere Stimmung, da man ja (derweil) weiß, was diesen Menschen in nur wenigen Stunden bevorsteht. Inhaltlich wie stilistisch bilden sie einen scharfen Kontrast zu den düsteren, hektischen, von Verzweiflung und Gewalt geprägten „Szenen im Jetzt“ – die beabsichtigte Unruhe der Kombination überträgt sich zudem vorteilhaft auf die Atmosphäre sowie den Betrachter, zumal die Clips im Verlauf zunehmend kürzer werden und in immer schnelleren Abständen daherkommen.
Von der Erzählstruktur bis hin zu John („Decoys 2“) Spooner´s Kamera- und Marshall („Exit Speed“) Harvey´s Editing-Arbeit – Darren Lynn Bousman´s charakteristische Handschrift ist allen Bereichen dieser Produktion unverkennbar anzusehen: Gefilmt in „Saw-Vision“, wie man die mit jener Franchise untrennbar verbundenen und auch hier nicht minder aggressiv eingesetzten Stilmittel (á la „Shaky-Cam“, verschwommene Images, „Speed-Ups“, dröhnende Soundkulissen, „Stakatto-Schnittfolgen“, ungewöhnlich arrangierte Perspektiven sowie einer düster-flackernden Ausleuchtung) durchaus treffend bezeichnen könnte, unterstützt diese Darstellungsform die Verbildlichung der unkontrollierbaren Natur der Situation genauso wie die auf Helen einwirkenden Impressionen und Sinneseindrücke. Darüber hinaus war es auf diese Weise möglich, einige Brutalitäten und „unschöne Details“ (wie direkt aufgezeigte Tötungen, herumliegende Leichenteile oder Guts&Gore-Zusätze an sich) ein gutes Stück weit zu „kaschieren“, um eine Ausstrahlung im (mehr oder minder „öffentlichen“) US-Fernsehen zu gewährleisten. Es wäre reizvoll gewesen, mal sehen zu können, was Bousman mit den Freiheiten des ursprünglichen „Masters of Horror“-Formats aus dem Stoff gemacht bzw herausgeholt hätte – aber auch so kann man sich im Prinzip nicht groß über den Härtegrad beklagen. Ohne an Verwesungserscheinungen zu leiden, da ja noch äußerst „frisch“, gibt diese Zombie-Variante übrigens seltsame „insektenartige Laute“ von sich (ähnlich wie die Kreaturen in „Mimic“ oder „the Descent“) und scheint zudem (durchweg) irgendwelche Probleme mit dem Genick aufzuweisen, weshalb die Infizierten ständig ihren Kopf ruckartig zur Seite bewegen – warum, das weiß ich beim besten Willen nicht. Ferner muss ich (als weiteren Kritikpunkt) anmerken, dass in keinem Moment ein substantielles Maß an Spannung aufkommt – dem ungeachtet wird das Interesse jedoch andauernd gehalten sowie ein Erkeimen fataler Langeweile erfolgreich verhindert. Dafür, dass man als Zuschauer aufmerksam bei der Sache bleibt, sorgen (u.a.) einige einprägsame Augenblicke (wie als Helen auf ein älteres Ehepaar trifft) sowie nett in Szene gesetzte Set-Pieces (z.B. in einem Fahrstuhl oder einer Tiefgarage) – ebenso wie der generelle Wunsch, das Ende dieser albtraumhaften Odyssee mitzuerleben…
Fazit – und vorweg noch eine Warnung: Wer Darren Lynn Bousman´s Inszenierungsstil nicht ausstehen kann, sollte unbedingt einen großen Bogen um „Fear Itself: New Year´s Day“ schlagen! Allen anderen kann ich dieses Mini-Movie allerdings durchaus empfehlen – und das nicht nur, weil es sich um die (neben Stuart Gordon´s „Eater“) bislang beste Veröffentlichung der Reihe handelt. Insgesamt vermochte mich diese postapokalyptische Horror-Geschichte, einer auffällig uninspirierten Drehbuch-Vorlage zum Trotz, erstaunlich gut zu unterhalten – auch weil sich die finale Offenbarung dieses Mal tatsächlich als besonders stark herausstellte…