„Step Up 2: the Streets“ (2008) ist die Fortsetzung von Anne Fletcher´s Überraschungs-Hit aus dem Jahre 2006: Beide erhielten sie im Zuge ihrer Kino-Starts überwiegend negative Reviews, kamen jedoch in erster Linie beim jugendlichen Publikum erstaunlich gut an und spielten allein in den USA jeweils weit mehr als 50 Millionen Dollar an der Box-Office ein – ganz zu schweigen von den in jener Summe noch gar nicht mit berücksichtigen Einnahmen aus den äußerst profitablen „Home Video“-Marktgeschäften. Alles andere als schlecht für zwei dem Tanzfilm-Genre zugehörigen Produktionen. Das vorliegende Sequel behält das aus diversen Locations in Baltimore bestehende Setting sowie die „formelhafte“ inhaltliche Struktur seines Vorgängers bei, kehrt einige Geschlechterrollen und Handlungselemente um, verzichtet dieses Mal (glücklicherweise) auf die allzu vordergründige Einbindung einer Liebesgeschichte und präsentiert sich insgesamt, abgesehen von einer kurzen „Zepter-Übergabe“ im ersten Akt, als relativ eigenständiges Werk, das man als Zuschauer auch getrost für sich allein betrachten kann…
Andie West (Briana Evigan), ihres Zeichens das einzige kaukasische Mitglied der multikulturell zusammengestellten urbanen Dance-Crew „the 410“, liebt das Tanzen mit Leib und Seele und richtet dementsprechend den überwiegenden Anteil ihres Lebens genau darauf aus. Gemeinsam mit den anderen trainiert sie täglich, um (als Einheit) ihre Moves für ein demnächst anstehendes, im Underground der Stadt einen hohen Stellenwert genießendes Event namens „the Streets“ zu perfektionieren, bei dem die besten Gruppen der Gegend gegeneinander antreten, sich also in jener Form um Ansehen und Anerkennung „battlen“. Eine Einladung zu der streng inoffiziellen Veranstaltung erhält man nur, wenn man eine möglichst kreative Aktion in die Tat umsetzt, diese auf Video festhält und ins Internet hochlädt – doch als jene der „410“ eine massive Störung des U-Bahn-Systems verursacht und Andie´s Pflegemutter (Sonja Sohn) die Beteiligung ihres Schützlings an dieser herausbekommt, hat sie genug von all dem Schulschwänzen sowie sonstigen rebellischen Benehmen, worauf die Entscheidung fällt, sie zu ihrer Tante nach Texas zu schicken…
Wütend, enttäuscht und traurig zugleich nimmt Andie am Abend erst einmal Reißaus und besucht einen angesagten Club, wo sie Tyler Gage (Channing Tatum), einem guten Kumpel aus Kindertagen und ihrer Nachbarschaft, nach langer Zeit mal wieder über den Weg läuft. Angesichts ihrer Situation fordert er, der übrigens inzwischen zu einer lokalen Berühmtheit avanciert ist und mit seiner Partnerin demnächst auf Tour geht, sie kurzerhand zum Tanz-Duell heraus: Wenn er gewinnt, soll sie zwecks Aufnahme an der angesehenen (aber sehr konservativen) Maryland School of Arts (MSA) an einer Audition teilnehmen, welche er ihr (als prominenter Absolvent jener Schule) verschaffen kann. Andie lässt sich auf die Herausforderung ein – doch letztendlich ist es Tyler, der nach einem spektakulären „Dance-Off“ das mit Trampolinen „gepimpte“ Parkett siegreich verlässt…
Zwar platzieren Andie´s „Street-Style-Moves“ sie beim vereinbarten Vortanzen deutlich außerhalb des Rahmens, den sich der Leiter der traditionell ausgerichteten Einrichtung (Will Kemp als Blake Collins) wünscht bzw vorstellt – allerdings ist sein Bruder Chase (Robert Hoffman) augenblicklich derart begeistert und überzeugt, dass er sich aktiv für sie einsetzt und ihr diese große Chance tatsächlich ermöglicht. Fortan erfordern die Kurse und Trainings der MSA zunehmend ihre volle Aufmerksamkeit, weshalb sie ihre „410“-Aktivitäten (hauptsächlich die Proben im Team) immer stärker zu vernachlässigen beginnt – bis sie Crew-Leader Tuck (Black Thomas) aufgrund ihres Verhaltens irgendwann aus der Truppe verbannt. In der neuen Umgebung kommt sie sich anfangs wie ein Fremdkörper vor, da sie den klassischen Stil nicht beherrscht und ein Freigeist ist, der sich nicht „disziplinieren“ lassen möchte (auf keine der angegangenen Ebenen). In Gestalt des ebenfalls als Außenseiter geltenden Moose (Adam Sevani) findet sie jedoch schnell einen „kumpelhaften Verbündeten“ – und auch Chase steht ihr bestärkend zur Seite, nicht nur weil er ein Auge auf sie geworfen hat, was wiederum den (milden) Unmut seiner Ex-Freundin Sophie (Cassie Ventura) erntet. Er ist es schließlich, der die gewichtige Idee ins Rollen bringt, eine eigene, aus verkannten MSA-Schülern bestehende Crew zu bilden, welche sie im Folgenden, diversen vorhandenen Zweifeln zum Trotz, gar ernsthaft angehen und realisieren. Ihr anvisiertes Ziel ist ein erfolgreicher Auftritt bei „the Streets“ – aber bis dato ist es noch ein langer und steiniger Weg, auf dem sie so manch ein Risiko eingehen, Hindernisse überwinden sowie zu einer vertrauten Gruppe zusammenwachsen müssen…
„Step Up 2“ eröffnet mit einer im ersten Moment überraschend ungemütlichen Sequenz: Als sich mitten in einem belebten U-Bahn-Waggon einige der Fahrgäste auf einmal verschiedenfarbige Masken überstülpen, führt das zu einer angespannten Lage und Ruhe unter den Anwesenden – bis die nun anonymisierten Mitglieder der „410“ plötzlich in dynamische Tanzbewegungen ausbrechen (in dem Mittelgang Flips vollführen etc) und sich dabei selbst filmen, wie sie ihre persönliche Ausdrucksweise in die Öffentlichkeit tragen und wie exakt diese auf eine solch ungewohnte „Konfrontation“ reagiert. Die daran anknüpfende Flucht vor den alarmierten Sicherheitskräften in der nächsten Station ist dabei ein fest eingeplanter Teil ihrer Darbietung und wird ebenso entsprechend mit akrobatischen Manövern angereichert – bevor sie dann ihre Gesichtsbedeckungen erneut abnehmen und unerkannt in der Menschenmasse verschwinden, was den Spuk genauso schlagartig wieder beendet, wie er nur Minuten zuvor erst begonnen hatte. Nicht nur ist dieser Einstieg recht einfallsreich geraten, sichert unweigerlich ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit und zeigt das Können des „unterprivilegierten“ Teams anschaulich auf, was später als (früher) bildlicher Kontrast gegenüber den MSA-Angehörigen fungiert, sondern er zeichnet sich auch durch seine inhaltliche Originalität aus, da in ihm geschickt mit gesellschaftlichen Vorurteilen und Erwartungshaltungen (z.B. hinsichtlich Minderheiten sowie latenter Gewaltbereitschaft) gespielt wird. Erstaunlicherweise verlagert der Streifen im zunehmenden Verlauf seine Sympathieverteilung (beinahe merkwürdig anmutend) weg von den Street-Kids, hin zu Andie und ihrer permanent an Selbstvertrauen gewinnenden Crew: Während sich die Spannungen zwischen den Kontrahenten stetig intensivieren, griffen die Verantwortlichen zum Zwecke des dramatischen Effekts leider auf nur allzu abgegriffene Stereotypen und Motive zurück – nach einer direkten Provokation (per „Diss“-Video im Internet) etwa verprügelt der in seinem Stolz verletzte Tuck Chase und verwüstet zudem das Tanzstudio der Akademie, was zu Andie´s Rausschmiss führt sowie der finalen Konfrontation bei „the Streets“ mehr (künstlich hochgeschraubten) Nachdruck verleiht. Natürlich zerstört diese Entwicklung die eingangs bekräftigte Botschaft (u.a. von individueller Evolution sowie Konfliktlösung per Tanz statt Gewalt) und stellt die ohne Andie nun rein aus nicht-kaukasischen Mitgliedern bestehende „410“ in einem unrühmlichen Licht dar – bloß, und hier muss man schon realistisch bleiben, hat sich das zahlende Publikum gerade dieses Werk gewiss nicht wegen seiner Handlung oder irgendwelchen sozialen Aspekten ausgesucht, weshalb man die betreffenden Faktoren zwar mit in Berücksichtigung ziehen, allerdings keineswegs überbewerten sollte…
Das Skript aus der Feder von Toni Ann Johnson („Ruby Bridges“) und Karen Barna (TV´s „the Mountain“), im Übrigen zwei Damen um die 40, folgt dem traditionellen Muster des Genres und variiert die Geschichte des Vorgängers im Prinzip nur geringfügig: Statt Tyler, der damals von Balletteuse Nora (Jenna Dewan) in die MSA geholt wurde und dort das klassische Tanzen erlernte, ist es dieses Mal Andie, welche sich in der neuen Umgebung behaupten muss, wo sie den talentierten Chase kennenlernt und ihm sowie einigen anderen Schülern den Style der Straße näher bringt. Wie kaum anders zu erwarten, entfaltet sich die Story absolut vorhersehbar – zum Glück jedoch dermaßen straff und zügig, um ein Erkeimen fataler Langeweile relativ effektiv abzuwenden. Die üblichen Versatzstücke, wie etwa ein vermeintlich misslungenes Vortanzen, Konflikte mit Freunden, Konkurrenten und Autoritätspersonen, erblühende Gefühle, ein gravierender Rückschlag entlang des Pfades sowie ein finales Aufraffen und Überwinden der letzten Hindernisse, sind durch die Bank weg vorhanden – es gilt, zueinander zu finden und Träume zu verwirklichen. Anspruch, Innovationen und preisverdächtige Geistesblüten sucht man vergebens – stattdessen wird man im Sinne von Klischees und schwachen Dialogzeilen häufiger als nur sporadisch fündig. Klar sind die Charaktere (inklusive ihrer jeweiligen Hintergrundgeschichten) ebenfalls recht flach ausgefallen – doch frei von auflockernder Ironie, dafür aber einige nette bzw amüsante Sprüche, Kappeleien und verbale Anspielungen (besonders in Richtung „the Hills“ und „High School Musical“) aufweisend, unterbricht der Plot (quasi) die Aneinanderreihung ansprechender Dance-Nummern erfreulicherweise unterm Strich nicht oft genug, um einen irreparablen Schaden anzurichten. Im 3. Drittel wird es dennoch „knapp“ in jener Beziehung – nämlich als immer mehr Drama in den Vordergrund drängt, einige Pathos-Reden erklingen sowie sich das Pärchen (endlich) erstmalig und ausgiebig (im strömenden Regen) küssen darf, was einen mit einer zusätzlichen Dosis Kitsch in den Abspann entlässt, welcher neben den Credits die Highlights des zuvor Gesehenen noch einmal (komprimiert) rekapituliert…
Die Besetzung fügt sich aus „frischen“, vorwiegend unbekannten Akteuren zusammen, welche jeweils über professionelle Tanzausbildungen verfügen und ihre Parts (auch mimisch) verhältnismäßig passabel über die Bühne bringen. Briana Evigan („Fear Itself: New Year´s Day“), die man aus dem Linkin Park Video „Numb“ kennt und auf den ersten Blick als eine reizvolle Kombination aus Demi Moore (die rauchige Stimme) sowie Jordana Brewster (Aussehen) daherkommt, hat sich mit ihrer Performance weit nach oben auf meiner Liste der „heißesten Newcomer 2008“ katapultiert und mir simultan eine (zusätzliche) Ausrede beschert, mir die anstehende „Donnie“-Fortsetzung „S.Darko“ nicht entgehen zu lassen. Sie ist sexy, sieht toll aus (sowohl in Freestyler-Klamotten als auch einem weißen Sommerkleid, das sie eines Abends trägt) und beherrscht ihre Dance-Skills gut. Zwar meistert sie die Text-Wiedergabe nicht immer optimal, befindet sich damit allerdings im Einklang mit ihren Co-Stars – ferner ist das in diesem Kontext ohnehin zweitrangig. Sie und ihr Screen-Partner Robert Hoffman („Shrooms“/„She´s the Man“) teilen sich eine spürbare Chemie, die u.a. mit der „Best Kiss“-Trophäe bei den „MTV Movie Awards 2008“ ausgezeichnet wurde – ihre Romanze ist nett und angenehm bündig konzipiert worden. Die Nebenfiguren, aus deren Reihen vor allem Debütant Adam G. Sevani als sympathischer Moose herausragt, hat man nach simplen Mustern gestrickt (der Geek-ige Kumpeltyp, die Asiatin mit Sprachschwäche etc) – doch mutet das Kameradschaftsgefühl untereinander glaubhaft an, was schon fast die halbe Miete sichert. Darüber hinaus ist Channing Tatum´s („G.I. Joe“) Cameo lässig und dient der Verknüpfung mit dem ersten Film, Sonja Sohn (TV´s „the Wire“) wurde leider auffällig verschenkt und Will Kemp („Mindhunters“) sowie Sängerin Cassie Ventura, welche sich in Gestalt ihres coolen Clips zum (eigenen) Song „Me & U“ gewiss prima für den Part der Sophie bewerben konnte, agieren beide durchaus solide. Sagen wir es mal so: Die Beteiligten erfüllen allesamt ihre angedachten Zwecke.
Unterlegt mit einem unverkennbar Club-kompatiblen Soundtrack, auf dem solch angesagte Künstler wie Timbaland, Busta Rhymes, Missy Elliott, Ludacris, Akon, Enrique Iglesias sowie gar Digital Underground und Rage Against the Machine zu hören sind, leisteten die drei Choreographen Nadine „Hi Hat“ Ruffin („Girls United“), Dave Scott („Stomp the Yard“) und Jamal Sims („Hairspray“) ganze Arbeit: Statt (erneut) auf eine Fusion aus klassischen und modernen Elementen und Bewegungen zu setzen, dominiert vorliegend eindeutig der so genannte „Streetdance“-Stil, welcher in den 80ern von meist sozialschwachen (afro-) amerikanischen Großstadtkids kreiert wurde, allgemein sehr energisch (ausdrucksstark) vorgetragen wird und bei dem in der Regel improvisationsfreudig diverse Expressionismen miteinander vermengt werden. Die hier präsentierten Tanz-Sequenzen sind ausnahmslos hervorragend arrangiert, von den Protagonisten dargeboten und seitens der Leute hinter der Kamera in Szene gesetzt worden. Mir persönlich gefiel Andie´s und Tyler´s „Battle“ gleich zu Beginn am besten, was aber keineswegs heißen soll, die anderen Moves, Auftritte und Set-Pieces wären irgendwie schwach – nur fand ich es beim großen Finale beispielsweise einfach schade, dass man den „Showdown“ mitten in einem Monsun-artigen Regenguss nach Sonnenuntergang angesiedelt hat, was wohl kaum als originell zu bezeichnen ist und wodurch zudem so manch ein Detail optisch schlichtweg (leicht) verschluckt wird bzw nicht mehr genügend zur Geltung kommt. Regisseur Jon M. Chu („Silent Beats“/„When the Kids are away“) kennt sich mit der Materie äußerst gut aus und reicherte das Geschehen mit verschiedenen farblichen Kontrasten sowie interessanten Perspektiven und Editing-Entscheidungen an, welche die vorgeführten Bewegungen inspiriert akzentuieren und eben diese dankenswerterweise nicht (qualitätsmindernd) unter einer Flut von „Quick-Cuts“ verbergen. Die „dramatischeren Momente“ auf zwischenmenschlichem Level fallen im Vergleich (erwartungsgemäß) blass aus – nicht aber, wenn die Musik dabei läuft, wie etwa im Rahmen einer BBQ-Gartenparty, auf der sich Andie und Chase, etlichen unaufdringlichen Gesten und Blicken folgend, das erste mal beim Salsa-Tanzen näher kommen. Handwerklich gibt es an dem Film jedenfalls nicht unbedingt viel auszusetzen – es ist in erster Linie das schwache Drehbuch, welches dem ansonsten beinahe überraschend positiv einzuschätzenden Gesamteindruck letzten Endes ein merkliches Stück weit schadet…
Fazit: „Step Up 2: the Streets“ ist ein kurzweilig-unterhaltsames und durchweg nett anzusehendes Sequel, das mit hervorragenden Choreographien und sympathischen Charakteren aufzuwarten vermag sowie seinem Vorgänger in vielerlei Belangen überlegen ist – im Prinzip ein 95 Minuten langer Video-Clip, der genauso stereotyp daherkommt und inhaltlich ebenso wenig zu bieten hat wie die meisten Vertreter dieses Genres…