Fido - Gute Tote sind schwer zu finden.
Originaltitel: Fido
Herstellungsland: Kanada
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Andrew Currie
Darsteller: Carrie-Anne Moss, Billy Connolly, Dylan Baker, K'Sun Ray, Sonja Bennett, Jennifer Clement, Rob LaBelle, Aaron Brown, Brandon Olds, Alexia Fast, Henry Czerny, Tim Blake Nelson
Technische Daten
Vertrieb: Ascot Elite
Regionalcode: 2
Laufzeit: 88:10 Min.
Bildformat: 2,35:1 (anamorph / 16:9)
Sprachen: DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Freigabe: FSK 16
Verpackung: Digipak
Film
Was wäre gewesen, hätten Armee und Wissenschaft in George A. Romeros “Day of the Dead” Erfolg auf ganzer Linie gehabt? Im Grunde bebildert die Gesellschaftssatire “Fido” dieses Szenario und macht das auch ganz geschickt, aber das ist dann auch alles, was sie macht.
Unter massivem Farbeinsatz wird eine kunterbunte Welt aus Pink, Türkis und Dotterblumengelb erschaffen; eine Welt der 50er Jahre, ganz unverkennbar. Sie verknüpft sich mit der Konstellation des “Day of the Dead”-Nachfolgers “Land of the Dead”, wo in verwilderten Gebieten die Zombies hausten, welche durch Militär und Hochsicherheitszäune von der High Society der reichen Überlebenden abgekapselt waren. “Fido” macht sich exakt die gleiche Situation zu eigen und reichert sie an mit der satirisch-propagandistischen Präsentation von “Starship Troopers” und der Gesellschaftskritik von “Planet der Affen”. Überdeutliche Grenzenziehung gehört zum Konzept der Komödie und über diverse Brüche mit der Logik, derer man einige über sich ergehen lassen muss, sollte man infolgedessen hinwegsehen.
Das eklatanteste Problem ist die Verortung. Im Jahr 2006 wird ein Film produziert, der mit den Zombies ein Motiv aufgreift, das in den 70er Jahren seinen Aufstieg erlebte, dabei aber aus der Perspektive der 50er Jahre heraus operiert. Dies zu verknüpfen kann eine anregende Aufgabe sein. Das Problem in der Rechnung mit diesen drei Zahlen ist aber die 2006: Dem Film gelingt es zwar sehr gut, die Zombiethematik mit der durch Kollektivängste provozierten Schwarzweißmalerei der McCarthy-Ära zu verknüpfen - dazu im folgenden mehr - aber wie passt das ins Jahr 2006?
Doch zunächst zur Verknüpfung der 50er und 70er. Auf einem Projektor flackert in Schwarzweiß und in Mono ein Werbefilm der Firma ZomCon über die Mattscheibe und beschwört selbst Exkremente mit ausufernden Beschönigungen noch zu duftenden Maiglöckchen. Dann knallen die Farben erstmals rein und eine Schulklasse wird gezeigt, die soeben den Vortrag eines ZomCon-Mitarbeiters gehört hat. In der ersten Reihe sitzen zwei Streber, die dank ihrer Eltern bereits eine ZomCon-Ausbildung genießen; auf den hinteren Plätzen unser Held, der Jüngste aus der Familie, die im folgenden auf den Handlungsplan gerufen wird. Er hinterfragt den Vortrag - und wird vom Vortragenden, von der Lehrerin und von den Klassenkameraden schnell mundtot gemacht.
Das ist natürlich Satire wie aus dem Lehrbuch, nicht sonderlich originell, aber doch effektiv. Spätestens, als der gräuliche, verwesende “Hauszombie” geliefert wird und die grelle Plastikwelt um ihn herum kontrastiert, ist es um den Zuschauer geschehen und er begibt sich mit Freuden in die ersten Takte einer Groteske, die zu diesem Zeitpunkt einiges verspricht.
Störend dabei bleibt jedoch das permanente Wissen, dass man heutzutage mit derartiger Gesellschaftssatire nicht mehr viel anfangen kann; die Welt hat sich weitergedreht und Protektionismus, Klassenkämpfe und latenter Rassismus in der Nachbarschaft sind längst nicht mehr die Themen, die den Zeitgeist treffen. Kurz gesagt, dieser Film kommt einfach ein paar Jahrzehnte zu spät!
So kann man “Fido” zwar aus postmodernem Blickwinkel heraus als Retrospaß abfeiern, aber die direkte Verbindung zum Publikum fehlt. Es wird vom Schicksal des zu menscheln beginnenden Zombies Fido nicht mehr persönlich getroffen, kann sich bloß aus der Ferne amüsieren über anregend dezente Situationskomik, die schreckliche Brutalitäten fast beiläufig kommentiert und die auch dem gelungenen Casting geschuldet ist; mit einem Dylan Baker, der schon in “Thirteen Days” bewies, dass er einfach wunderbar in die 50er und 60er-Jahre passt; einer Carrie-Anne Moss, deren sonst so strenge Art ausgerechnet hier einer totalen Liberalisierung weicht; und einem Billy Connoly, dessen hilfloses Gegrunze für Witz und dessen aufkeimende Menschlichkeit für Empathie sorgt.
Dass “Fido” dabei durchaus etwas mehr sein wollte als eine lustige Zombiekomödie, wird alleine schon daran ersichtlich, dass ein überproportionaler Anteil der Erzählung auf den Titelgeber und dessen emotionale Entwicklung gerichtet ist. Irgendwo ist die Figur schließlich ein Plädoyer für Toleranz gegenüber Außenstehenden. Das ist selbstredend ein universell geltendes moralisches Gut, unabhängig einer jeden Epoche. Dadurch aber, dass es explizit mit einer Epoche gekoppelt wird, verliert es seine Universalität - beinahe, als stelle ein Postbote einem Kunden einen Brief zu - 50 Jahre, nachdem er abgeschickt wurde.
Dabei ist sonst nur wenig am Film auszusetzen; er hat in der Mitte einige Hänger im Drehbuch, er hätte vielleicht noch etwas blutiger geraten können (was hervorragend zu der plakativen Kunstwelt gepasst hätte), doch im Umkehrschluss bietet er abgesehen von seinem hübschen Produktionsdesign noch eine Menge netter Einfälle, die es nicht schwer machen, die Zeit bis zum Abspann ohne Blick auf die Uhr zu überbrücken. Nur eben die Gesellschaftskritik; die ist zwar gekonnt, ein Bedürfnis für sie hegten aber eher unsere Vorfahren zweiter Generation. Wir können uns darüber heute prächtig amüsieren, betroffen sind wir aber nicht, und der fehlende Bezug ist in Anbetracht der Ziele von “Fido” ein deutliches Manko.
Bild
Von der Farblastigkeit wird man beinahe erschlagen. Wer “Zurück in die Zukunft II”, die letzten Minuten von “Pleasantville” oder die Eröffnungsszene aus “Blue Velvet” kennt, wird wissen, was da auf ihn zukommt. Das Bild gibt die grelle Farbgebung, die die menschliche Haut beinahe orange wirken lässt, authentisch wieder. Glücklicherweise wird der Overkill nicht zur Belastung fürs Auge, da man sich recht schnell daran gewöhnt.
Unter der Grelle der Farben hat die Konturenschärfe zu leiden, wenn etwa Gelb und Grün mit aller Aggression um ihren Platz streiten. Ein minimales Rauschen ist im Hintergrund zu erkennen, aber das Bild ist sauber.
Ton
Mit Effekten hat “Fido” es nicht so sehr; der Soundtrack tönt im stilechten Mono und die Handlung spielt sich in erster Linie an der Front ab. Die Originaltonspur ist bei der Stimmwiedergabe ein wenig klarer als die deutsche Spur.
Verpackung und Menüs
Die Erstauflage bietet ein Digipak mit extradickem Plastiktray, genauso wie man es schon von der Special Edition zu “Renaissance” vom gleichen Anbieter kennt, diesmal allerdings ohne Schuber. Eine weitere Auflage im handelsüblichen Amaray existiert ebenfalls.
Das Menü zeigt stilecht die Inneneinrichtung der Familie Robinson und ist dabei auch animiert. Bei den Szenenübergängen gibt’s einen Rundgang durchs Haus, die Untermenüs allerdings sind stumm und leblos.
Extras
Als Extras gibt es zunächst den Trailer sowie eine Trailershow bestehend aus “Unknown”, “Five Fingers”, “Renaissance”, “Cronicas”, “Intermission”, “Mulberry Street”, “Feed” und “Shutter”. Weiterhin sind gut 15 Minuten an Deleted Scenes an Bord (Filmqualität, am Stück abgespielt, auf Wunsch mit Audiokommentar), ein handelsübliches Making Of (bzw. Aufgrund der Länge von knapp 5 Minuten eher eine Featurette) mit anschließenden B-Rolls (wieder ca. 5 Minuten), ein paar von fröhlicher Musik unterlegte Outtakes (1:53) und ein Make Up-Storyboard, das, wenn man es zu Ende laufen lässt, noch eine animierte Kurzfassung des Films beinhaltet (ca. 5 Minuten).
Fazit
Schräger Zombiespaß mit Selbstläufertendenzen in Fankreisen; zumindest hört man schon jetzt wieder überall das Wort "Kult". Einen Überburner sollte man allerdings nicht erwarten, sonst könnte man enttäuscht werden. Die DVD-Umsetzung ist akzeptabel.
Testequipment
TV-Gerät: Tevion 4:3
DVD-Player: Pioneer XV-DV313 5.1 Komplettsystem