Ein Mann für alle Unfälle
Owen Wilson als schräger Bodyguard dreier Highschool Loser. Klingt wie der feuchte Traum eines Komödienfans? Nur bedingt ...
Originaltitel: Drillbit Taylor
Herstellungsland: USA
Produktionsjahr: 2008
Regie: Steven Brill
Darsteller: Nate Hartley, Troy Gentile, Ian Roberts, Owen Wilson, David Dorfman, Alex Frost, Leslie Mann u.a.
Emmit, Wade und Ryan sind Loser, wie sie im Buche stehen. Ryan scheint das Spiegelbild vom fetten Amerikaner an sich zu sein, Wade erinnert an einen zu lang geratenen Harry Potter und Emmit ist so schmächtig, dass er sogar von seinen Außenseiterkollegen Wade und Ryan als Hobbit bezeichnet wird. Doch mit der Aufnahme der Highschool Karriere soll sich dies alles ändern. Cool will man den neuen Lebensabschnitt angehen. Doch während das Fleisch und der Geist willig sind, ist es das Umfeld nicht. Insbesondere Schulprügler Filkins macht den dreien das Leben zur Hölle! Was tun? Klar, man engagiert einen Bodyguard. Drillbit Taylor, Ex Marine und Lebenskünstler, soll ihnen gegen die tägliche Klassenkeile als Schutzschild fungieren. Leider ist Drillbit auch nicht viel mehr als ein Loser ... allerdings einer mit einer großen Schnauze ...
Wer mich kennt, weiß, dass ich Owen Wilson geradezu vergöttere. Wilson ist für mich der Inbegriff der Verkörperung der sogenannten Funny Bones. Egal was Wilson macht, sein schräger Charme und sein ungewöhnliches Äußeres sorgen immer wieder dafür, dass ich schon schmunzeln muss, wenn ich ihn nur auf der Leinwand erblicke. Und genau das rettet den Mann für alle Unfälle über die Runden. Denn der neueste Streich aus der Apatow / Rogen Gagschmiede (Beim ersten Mal, Superbad) hat ein ganz gewaltiges Problem: Er ist so zahm, moralinsauer und witzlos geraten, dass einem Owen Wilson hier nur leid tun kann. Er muss gegen ein Skript ankämpfen, dass ihm keine Gags zuschustert, das seltsam pädagogisch wertvoll sein will und darüber jede Form von Tempo oder Charme missen lässt. Obendrein mag zwar die Geschichte selber nicht soooo bekannt sein, die Pfade, auf denen sie gen Ende wandelt, sind aber dermaßen ausgetrampelt, dass einem schon recht früh die Lachmuskeln einschlafen.
Obendrein kann das Drehbuch keine Figuren lancieren, die Wilson Vorlagen für gute Gags liefern könnten. Insbesondere die drei jugendlichen Freaks definieren sich nur über ihre körperlichen Unzulänglichkeiten, was vielleicht für einen guten Gag reicht, aber spätestens dann bedenklich wird, wenn man als Zuschauer ÜBER die Charaktere lacht und nicht mit ihnen. Und so kämpft Blondschopf Wilson nahezu alleine auf weiter Comedyflur und bekommt eigentlich nur in der aparten Leslie Mann einen halbwegs guten Kontrapart in Liebesdingen geboten. In den Szenen mit ihr fliegen dann wirklich die Funken und gibt es auch einige ordentliche Lacher, leider ist das dann doch ein bisschen wenig.
Zudem hat man beständig ein beklemmendes Gefühl, was den guten Owen angeht. Ein Mann für alle Unfälle ist Owens erster Film nach seinem Selbstmordversuch. Und irgendwie überträgt sich dies auch auf den Zuschauer. Das schelmische Blitzen in Owens Augen funktioniert noch nicht wieder. Gerade die ruhigen und wenig komischen Szenen von Owens Charakter Drillbit wirken in diesem Zusammenhang geradezu wie ein Spiegel seines aktuellen Seelenlebens. Als sei der Schalk in Owen abgetötet wurden. Als sei ihm nicht nach Scherzen. Und so hat man einige Male wirklich das Gefühl, Owen würde vor unseren Augen im Angesicht manches absolut nicht zünden wollenden Gags kapitulieren. Ab und an glaubt man fast, er wende sich gleich ab und würde aus der Szene schleichen. Derart passiv habe ich ihn selten erlebt und das, wo mir bewusst ist, dass Wilson noch nie ein Radaubruder in Sachen Komik war und sich von Brachialkomikern wie Ben Stiller oder Will Ferrell immer noch deutlich abzuheben verstand.
Vielleicht ist diese Performance aber auch ein anderer Hilferuf. Ein Hilferuf an das Studiosystem, ihn nicht immer nur in den gleichen Rollen zu verheizen und ihm endlich Rollen zuzuschustern, die seinem Naturell (das derzeit vermutlich per se ein wenig ernster sein wird) eher entsprechen würden. Man muss sich ja nur einmal anschauen, was der gute Owen neben seinen „Hitgaranten“ abliefert. Schon die Kollaborationen mit Wes Anderson (z.Bsp. The Royal Tenenbaums), bei denen er ja auch die Drehbücher beisteuerte, offenbaren einen ganz anderen, einen deutlich schwarzhumorigeren und verdreht komischen Owen Wilson. Oder Filme wie Minus Man, in denen seine „Funny Bones“ in totalem Kontrast zu der von ihm gespielten Killerfigur stehen, der mit einem süffisanten Lächeln seinen Opfern zuschaut, wie sie aus dem Leben scheiden. Gebt dem Owen einmal solche Rollen in größeren Projekten. Traut ihm mehr zu als den Kasper. Er hätte es verdient.
Denn Filme wie Ein Mann für alle Unfälle braucht im Grunde genommen eigentlich niemand. Derart dick mit Moral zugekleisterte Langweiler bekommt Walt Disneys Filmfabrik deutlich besser und zumeist auch witziger hin. Und ein Film, der seinen Star in fast jeder Szene ausbremst, ihm keine Steilvorlagen für Brachialgags liefert, ihm miese Nebendarsteller und witzlose Nebenfiguren (die Penner aus Drillbits Clique sind ein Hort an Unvermögen!) an die Seite stellt, uralte Storypfade nicht einmal ansatzweise verlassen kann, optisch langweilig daherkommt und eigentlich nur gegen Ende zugunsten einer „Gewalt löst alle Probleme“ Spitze den klebrigen Zuckerguss der bisher vergangenen 90 Minuten abschütteln kann und immerhin einen echten und vor allem abgedrehten Gag abfeuert, ist eines Owen Wilson schlicht unwürdig und verdient eigentlich auch nicht unserer Aufmerksamkeit ...
In diesem Sinne:
freeman