Prehistoric Steve checkte für euch:
Time Bomb
Originaltitel: Time Bomb
Produktionsland: Kanada / USA
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Stephen Gyllenhaal
Darsteller: David Arquette, Angela Bassett, Larry Day, Denise DePass, Brent Donnelly, Cory Fantie, Devon Goyo, Jayne Heitmeyer, Paula Jean Hixson, Mariah Inger, Richard T. Jones, Patrick Kerton
Schön, dass die Neunziger noch nicht ganz verloren gegangen sind.
Der Daddy von Jake und Maggie Gyllenhaal jagt den Ehemann von Courtney Cox in einem TV-Film durch ein Footballstadion, um eine Horde Terroristen zu suchen, die mit einer Bombe drohen. Da wird Steve, dem in Eis konservierten 90er-Jahre-Mann aus South Park (nachzuschlagen in der Episode “Prehistoric Ice Man” der zweiten Staffel), ganz warm ums Herz. Er erinnert sich nämlich sofort an den van Damme-Kracher “Sudden Death”, der zwar in einem Eishockeystadion spielte, ansonsten aber exakt das gleiche Schema verfolgte. Monsieur van Damme hatte allerdings noch die Achtziger in den Knochen und bevorzugte im Zweifelsfall den Alleingang durch die feindlichen Linien; David Arquette verhält sich da anno 2006 schon eher Jack Bauer-like und vertraut auf ein Team, was wieder ganz neue Optionen in Sachen Kommunikation eröffnet. Oder ganz alte Optionen, wenn man sich wieder in die Siebziger zurückdenkt. Walter Matthau sass in “Todesfahrt der U-Bahn 123" nämlich genauso wie nun Angela Bassett in der Hi-Tech-Zentrale und führte Aufsicht.
So besteht die Zugabe aus dem Post-Millennium darin, dass nicht mehr alles ganz so simpel in Gut und Böse aufgeteilt ist wie noch vor ein oder zwei Jahrzehnten. Der prähistorische Steve ist verwirrt, denn heutzutage scheinen die Menschen niemandem mehr zu vertrauen. Schöne neue Welt, in der wir leben. Ob das mit dem Aufstieg des internationalen Terrorismus zu tun hat? Al-Qaida ist jedenfalls auch in diesem Terroristenthriller Verdächtiger Nummer 1, auch wenn das Ganze später entsprechend gebrochen und reflektiert wird, so wie schon in “Crank” geschehen. Letzten Endes macht das die ganze Sache nur noch verwirrender: Ja wer ist denn hier überhaupt der Feind? Erstmal abwarten, wer sich überhaupt zum Anschlag bekennt.
Es sind natürlich letztendlich erstens immer die, die man nicht auf der Rechnung hat, und zweitens gleichzeitig die, die einem näher stehen als man denkt. Das weiß unser Steve dann doch noch aus eigener Erfahrung, und so kann er nur darüber gähnen, dass der erste Verdacht grundsätzlich der falsche ist. War ja früher auch schon so. Man muss sich schließlich noch die Möglichkeit auf ein paar leckere Plottwists bewahren. Habt ihr Menschen aus der Zukunft euch denn gar nicht weiterentwickelt?
Auch ist Steve die Formelhaftigkeit dieses Thrillers zuwider - es ist so, als wäre er nie zu einem Eisblock gefroren und von der Erdoberfläche verschwunden (naja, wenn sein bester Kumpel seine Frau nicht inzwischen geschwängert hätte). Erst gibt es einen vom Restgeschehen unabhängigen Opener, in dem die Bombenentschärfungsfähigkeiten des Spezialteams demonstriert werden (bzw. nicht demonstriert, denn die Bombe geht ja hoch), dann geht’s zum Spiel, und natürlich sitzt die Familie der Hauptfigur im bedrohten Stadion und wird schlussendlich gar entführt. Mensch, damit hätte Steve ja nie gerechnet!
Große Augen macht der Steve halt immer nur, wenn er feststellt, dass der David Arquette nie einen dieser wagemutigen Alleingänge macht. Dieses Weichei. Und dann flennt er auch noch rum, als er seinem Team die Sachlage erklärt und nebenbei erwähnen muss, dass seine Familie entführt und mit Sprengsätzen bestückt wurde. Now it’s getting personal! Also, der Seagal hätte da ein viel cooleres Gesicht gemacht, als er von der Entführung seiner Frau und seines Sohnes erfahren hätte. Was Steve aber nicht weiß ist, dass die Helden der Gegenwart Schwäche zeigen dürfen, gar müssen. Ohne sein Team ist ein Mann nichts (mehr)!
Und doch ist es für Steve irgendwie schön zu sehen, dass bei den kleinen Abweichungen im Detail manche Sachen doch immer dieselben bleiben. Aber das Gleiche ist es trotzdem nicht mehr so richtig. Wir schenken Steve zum Abschied also eine Ace of Base-CD und eine “Sudden Death”-Videokassette - er freut sich wie ein Schnitzel. Dann klären wir ihn auf, dass “Time Bomb” doch nur ein TV-Film war, und prompt steigt sein Verständnis für den in der Zeit stehen gebliebenen Thriller an. Vielleicht ist es aber auch nur die nun den Raum erfüllende Ace of Base-Musik, die ihn so verständnisvoll macht.