Unsichtbarer Feind
Originaltitel: Flight of Fury
Herstellungsland: Rumänien, USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Michael Keusch
Darsteller: Steven Seagal, Steve Touissant, Angus MacInnes, Mark Bazeley, Ciera Payton, Alki David, Katie Jones u.a.
Remakes ... dem einen treibt schon der Begriff Stresspickel ins Gesicht, der andere bekommt schon beim gerollten R des Begriffes leuchtende Augen. Vortrefflich wurde bereits über diese Unterart der Kreativität gestritten und IMMER wurde keine wirkliche Einigung erzielt. Einigkeit dagegen herrscht in Bezug auf ganz bestimmte Remakes. Einigkeit in Form kompletter Verwirrung. Denn ein Remake zu dem Michael Dudikoff Heuler Black Thunder? WTF?
Und auch wenn man sich fragen muss, wo der Sinn einer solchen Maßnahme liegt, bekommen wir endlich des Rätsels Lösung für Steven Seagals Fettsucht der letzten Jahre! Das war kein übersteigerter Appetit. Nope! Es war der Lee Straßbergsche Annäherungsversuch des Steven Seagal an die Rolle von Michael Dudikoff in Black Thunder! Denn jener war selten fetter als im Original von Unsichtbarer Feind. Steven ... ich ziehe meinen Hut vor dir ... Jetzt kannste aber wieder abnehmen. Oder willste nen Remake von Freedom Strike, In einsamer Mission oder Crash Dive nachschieben?
Hoffentlich nicht. Denn schon das Remake zum ersten Dudikoff Kracher ist nun nicht unbedingt das, was man heutzutage unter einem gelungenen B-Film versteht. Aber schön der Reihe nach. Worum geht's? Das US Militär testet einen neuen Stealth Fighter mit neuer aktiver Tarntechnologie. Dieser Prototyp wird ihnen während der Übung vom geldgeilen Testpiloten unterm Arsch weggeklaut. Jetzt kann natürlich nur noch einer den Flieger zurückholen. Michael Dudi... ääääh Steven Seagal.
Uns Steven spielt - welch Überraschung - einen Agenten einer US Behörde, namens John Sands, und damit eben den Einzigen nach Dudi, der den Flieger zurückholen kann. Auch wenn es dazu eigentlich einer Cockpiterweiterung bedarf. Egal. Auf jeden Fall zieht uns Steven nun los und plättet diverse Bad Asses, fliegt im Flugie und am Ende holt er sich nen Belohnungsleckerlie vom Cateringtisch. Dabei hat der Steven diesmal richtig viel Energie in den Streifen gesteckt. Hauptrolle, Produktion UND Drehbuch gehen auf sein Konto. Wobei der Drehbuchjob wohl nur darin bestand, dass er Co-Autor Joe Halpin die Seiten vom Black Thunder Drehbuch zum Kopieren gereicht hat. Ansonsten ist es fast schon dreist, wie sehr Unsichtbarer Feind dem Vorbild ähnelt, ohne dass man das Vorbild auch nur ansatzweiße irgendwo in den Credits erwähnt. Die wenigen Abweichungen vom Original in Kurzform:
- John Sands flüchtet zu Beginn aus einer Institution, wo sein Gedächtnis gelöscht werden sollte ... warum? Juckt doch niemanden ... wird eh nicht mehr erwähnt. Macht eh keinen Sinn. Hat sicher nicht mehr in die letzte Gurke von Regisseur Michael Keusch - Attack Force - reingepasst.
- Eine Fast Vergewaltigung aus dem Original wird zu einer Lesbenszene umgedeutet ...
- der Film spielt net mehr bei bösen Wüstenhoschies sondern - natürlich - in Afghanistan ...
Weitere Neuerungen kann man mit der Lupe suchen ...
Dummerweise war nun schon Black Thunder in den Storyaspekten nicht wirklich dick bestückt und so nimmt es schon arg Wunder, dass man diese Geschichte nicht noch irgendwie versucht zu variieren. Der positive Effekt: Unsichtbarer Feind dürfte so ziemlich der unkomplizierteste Streifen Seagals seit Jahren sein! Endlich nur ein Gegner! Klare Fronten! Kein Seitenhopping. Kein überladener Storybullshit. Und dennoch hat man Mühe zu Folgen ... einfach weil der liebe Sandmann permanent neben dem Fernsehsessel sitzt und einem beständig Schlafsand in die Augen pustet. Vor allem im Mittelteil hängt der Film mindestens genauso in den Seilen wie Seagal in seinen weiten Klamotten.
Doch damit noch lange nicht genug. Black Thunder genießt in B-Kreisen einen recht zweifelhaften Ruf als Stock Footage Bombe vom Schlimmsten. Der stählerne Adler und Top Gun lieferten dabei die spektakulärsten Szenen. Und ja, Unsichtbarer Feind recycelt genau diese Szenen! Glaubt ihr nicht? Schaut euch beide Filme an! Über weite Strecken glaubt man, man schaue ein und denselben Film. Doch Unsichtbarer Feind geht sogar noch weiter! So findet man hier obendrein Bilder aus Navy Seals und dem Dudikoff Heuler In einsamer Mission UND man recycelt komplett den Einheitsscore der Dudikoff Raketen Crash Dive, Freedom Strike und Black Thunder! Geht's eigentlich noch ärmer? Klar, indem man den einzig originären Effekt aus Black Thunder auch noch mitklaut! Das ohnehin peinliche Abtarnen und damit Unsichtbarwerden des Fighters! Und ihr regt euch alle über den unsichtbaren Jaguar in James Bond auf. Es geht halt doch immer noch ne Spur Loliger 😉. Peinlich wird es spätestens dann, wenn man versucht, dem Zuschauer Verfolgungsjagden zwischen F-16 und Steath Fighter zu präsentieren. Hier schneidet man einfach Stock Footage Szenen von einer F-16 mit denen eines Stealth Fighters zusammen! Blöd nur, dass die angeblich nur wenig voneinander entfernten Flugzeuge über komplett unterschiedlichem Untergrund agieren! Die F-16 über Wüstengebiet und der Stealth Fighter überm offenen Meer. Unfähigkeit ins Quadrat. Kompetent vorgelebt vom Unsichtbarer Feind Drehteam 😁 . Da juckt es dann auch net mehr, dass die dicken Showdownexplosionen aus Stählerner Adler im Wüstensetting auch net so recht zu den vorher transportierten Afghanistan Bildern passen wollen. Ist ja eh Wumpe ... Publikum wird's schon net merken.
Klar. Die sind ja eh alle blöde und so sehen wir auch viel Steven Seagal Stock Footage ... im Sinne eines agileren Stuntman, der den Dicken sogar beim Einsteigen in ein parkendes Auto doubelt!!! Die Actionszenen um Seagal wirken diesmal enorm saft- und kraftlos. Zwar ist der Meister häufiger selbst am Wirken, leider bedeutet das dann aber auch reine Hand to Hand Kombats, bei denen der Gegner am besten so schnell wie möglich umkippt, nicht dass Steven noch Schweiß auf die buddhistische Gesichtsfontanelle bekommt. Und da Michael Keusch das geahnt zu haben scheint, lässt er Steven auch lieber Ballern und Schlitzen. Und da dilettiert dann der Regisseur selbst munter vor sich hin. Die Kameraperspektiven sind durchgehend mies gewählt, die Schatten- und Lichtsetzung besteht aus einer Aneinanderreihung von peinlichen Fehlern, die die expliziten Details komplett schlucken. Denn gewalttechnisch legte man hier schon ein derbes Pfund hin: Messer innen Kopp, dicke Schusswunden, Kehlschnitte, kapudde Knochen ... nur muss man das zumeist ahnen ... zu sehen bekommt man davon nicht viel. Ein Hoch auf Herrn Keusch. Achja Herr Keusch: Das einhändige Abfeuern einer weit vom Körper weggestreckten Kalaschnikow ist NICHT - ich wiederhole NICHT - kewl!
Und damit auch endlich ein echtes Hoch auf uns Seagal, der nach wie vor spielt, wie ein Stein ... Diese Konsequenz ist einfach nur zu bewundern. Zum Glück muss er diesmal auch nicht den Tod von irgendwem beklagen, bzw. als es passiert, hat er den Atemschutz im Flugzeug vorm Gesicht und das Visier runtergeklappt. Der Mann weiß halt einfach, wie man es macht 😉. Obwohl das vermutlich nicht mal er selber war ...
Unsichtbarer Feind ist ein absoluter Tiefpunkt in Steven Seagals Vita. Ja, ich gebe zu, actiontechnisch rockt der Streifen mehr als Black Thunder, vor allem der lang ausgespielte Showdown macht schon Laune (hat aber auch megapeinliche Szenen an Bord, wie den Kumpel von Seagal im Motorradfahrblutrausch) und übertrifft den Showdown in Black Thunder mühelos, ABER ansonsten ist der Streifen einfach nur eine komplett peinliche Stock Footage Orgie vom Allerherbsten (inklusive stark schwankender Bildqualität des Stock Footage Materials!), die zudem megalangweilig geraten ist. Das kann man von Black Thunder dann nicht unbedingt behaupten. Zumindest, was mich angeht.
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Die deutsche uncut DVD (FSK 18) kommt von Sony und ist erneut ein Musterbeispiel für einen quasi nicht existenten Schwarzwert. Keine Ahnung, wie Sony das immer wieder macht, aber irgendwie passt die lieblose Umsetzung auch eins zu eins zu der filmgewordenen Publikumsverarsche Unsichtbarer Feind.
In diesem Sinne:
freeman