See no Evil
Originaltitel: See No Evil
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Gregory Dark
Darsteller: Glen Jacobs, Craig Horner, Tiffany Lamb, Penny McNamee, Samantha Noble, Matthew Okine, Michael J. Pagan, Luke Pegler, Cecily Polson, Rachael Taylor, Christina Vidal, Steven Vidler u.a.
Zwei Cops stürmen nach Hilfeschreien aus einem Haus in Selbiges. Hier finden sie ein Bild des Grauens vor: Eine junge Frau kniet verstört auf dem Boden und wippt vor und zurück. Als einer der Cops - Williams - ihr in die Augen sehen will, muss er feststellen, dass da keine Augen mehr sind. Plötzlich wird sein Partner von einer Axt niedergestreckt. Williams leuchtet in Richtung der auf ihn zustürmenden Gestalt, die gerade seinen Partner getötet hat. Er verspürt nur einen Axthieb und wie sich das Licht seiner Taschenlampe von ihm gen Boden entfernt - gemeinsam mit seinem ehemaligen linken Unterarm. Williams feuert auf den Giganten, der zum erneuten Schlag ausholt, und trifft ihn in den Kopf. Die Gestalt flieht und Williams überlebt. Heute - 4 Jahre später - ist Williams zum Aufpasser einer Gruppe Schwererziehbarer mutiert, die in einem Hotel namens Blackwell unter seiner Aufsicht gemeinnützige Arbeit verrichten sollen. Leider wohnt in genau diesem Hotel Williams alter Bekannter mit der Kugel im Kopf. Und dieser hat so gar keine Lust auf junge Leute in seinem Heim ... vor allem dann nicht, wenn sie kiffen, pimpern und saufen ...
Und so ist See no Evil eigentlich nicht viel mehr, als der x-te Teenieslasher, der hinlänglich bekannten Mustern folgt und diese im Grunde genommen auch nicht ein einziges mal aufbricht. Dicke Logikpatzer inklusive (zum Beispiel: Warum verlässt man nicht einfach das Hotel? Es gibt doch auch Treppen usw.? Dadurch geht vor allem das Gefühl einer wirklich ausweglosen Situation komplett verloren.) Und so sind es auf dem Papier eigentlich nur zwei Punkte, die den Streifen vom Horroreinheitsbrei abheben. Da ist zum einen das wirklich geniale Setting des Hotels Blackwell, das in seinem Mix aus renovierten Bereichen und komplett heruntergekommenen Abschnitten einfach formidabel als Schauplatz für eine Terrorhatz sondergleichen geeignet ist. Der zweite Punkt ist der im Film umgehende Killer - physisch beeindruckend verkörpert von dem Wrestler Kane - der mit einer brachialen und kompromisslosen Urgewalt mit seinen Opfern umgeht, wie man es lange nicht mehr erleben durfte.
Handlungstechnisch braucht man sich hier nicht viel zu erwarten. Zumindest macht der Film über weite Strecken alles absolut richtig und drückt permanent aufs Tempo. Die ersten 10 Minuten dienen dem Eingangsschock, der ziemlich eindeutig klar macht, in welche Richtung die Reise wohl gehen wird. Es folgen - aufgrund der Masse an Figuren - sehr kurzweilige 15 Minuten an Figureneinführung. Leider macht man hier den Fehler, schon relativ deutlich klar zu machen, wer den Streifen am Ende wohl überleben wird. Das hätte man auch ein wenig eleganter lösen können, als es sogar laut auszusprechen! Die Figuren, die uns hier dann vorgestellt werden, setzen sich aus dem üblichen Ausschuss der amerikanischen Teens und Twentysomethings zusammen. Drogenhändler, Ladendiebe, Computerhacker (natürlich) und Tieraktivistinnen. Wirklich interessant ist dabei wie immer eigentlich nicht eine einzige Figur. Deshalb versucht man zumindest dem ab Minute 25-30 Amok laufenden Killer einen halbwegs nachvollziehbaren Unterbau einzuziehen, der dann frappierend an das letztjährige Black Christmas Remake erinnert. Hier wie dort sind Vergangenheit und Motive der Killer recht ähnlich und das Vorgehen bei den Morden gleicht sich sogar bis aufs I-Tüpfelchen, was diverse reißende Sehnerven und rumkullernde Augenglaskörper zur Folge hat. Eine Duschszene aus See no Evil wurde dann sogar 1:1 in Black Christmas recycelt. Ob da wer vom Black Christmas Dreh das Drehbuch zu See no Evil zufällig "gefunden" hat? Würde man also fies sein wollen, könnte man See no Evil als eine Art Hardcoreremake des Original Black Christmas bezeichnen, dass das eigentliche Remake in die Tasche steckt.
Dabei ist das Schlüsselwort Hardcore, denn See no Evil versucht sich in Stil und Form überdeutlich an die aktuelle Terrorfilmwelle anzuhängen und mutet in fast allen Einstellungen wie ein Texas Chainsaw Massacre (das Remake) Teil an. Dicke Braun- und Sepiafilter bestimmen die Szenerien, es setzt ultrastylische Kamerafahrten, interessante Perspektiven, Jumpcuts, Slow Motion, Fast Motion, stark farbentzogene Bilder und und und. So fährt Gregory Dark, der bisher eher im TV Bereich tätig war, eigentlich so gut wie alle Stilmittel auf, die die aktuellen Terrorfilme allesamt auszeichnen und reichert sie um sehr gelungene CSI CGI Tricksereien an - so zum Beispiel bei der wirklich ausgiebig zelebrierten letzten Szene um den Killer, die irgendwie an eine der Kettenreaktionen aus Final Destination gemahnt. An das Kettensägenmassaker erinnern dann auch viele Füllszenen um herumkriechende und überall herumwabernde Insektenheere und ähnlich unappetitliches Getier im Hotel Blackwell. Man sieht schon: Final Destination, jeder x-beliebige Teenieslasher, die aktuelle Terrorfilmwelle ... Innovationen wird man in See no Evil nicht finden. Leider gilt das unisono für den unglaublich lahmen Score von Tyler Bates, der zuletzt mit 300 ein Jahrhundertbrett abgeliefert hat und hier nun im Mittelmaß ersäuft und nicht ein einziges Mal zum Spannungsaufbau beitragen kann.
Dennoch wird man trotz dieser Innovationsarmut eigentlich wirklich ordentlich unterhalten. Einen großen Verdienst daran haben die Darsteller. Insbesondere der weibliche Cast setzt sich aus wirklich sehr hübschen Ladys zusammen und darf sogar das ein oder andere Mal richtig glänzen. Besonders hervorheben kann man dabei Samantha Noble, einen Newbie aus Australien, die sich häufiger die Seele aus dem Leib spielen muss, macht sie doch einiges durch. Interessant fand ich noch die junge Rachael Taylor als Zoe. Zum einen, weil sie eine wirklich hervorragende Überzicke entwerfen darf und zum anderen, weil sie vor allem dahingehend interessant ist, dass sie demnächst mit Transformers ein ganz heißes Eisen im Feuer hat ... achja: Sie erinnert vom Äußeren her im Übrigen frappierend an Elisha Cuthbert, darf also getrost als Überhottie angesehen werden 😉. Auch der Rest des Castes macht aus seinen doch arg klischeehaften Rollen das Beste und weiß eigentlich durchgehend zu überzeugen. Über allem schwebt dann aber Kane als Killer Jacob Goodnight, der freilich weniger spielt, als vielmehr durch seine physische Präsenz punkten muss und das auch kann.
Mit Kane einher geht dann der Gewaltgrad des Streifens. Der ist insgesamt gar nicht mal so extrem, wie man nach dem Geschrei um die deutsche Fassung hätte meinen können. Dabei kommt die deutsche Fassung ja in einer FSK 18 Fassung daher, die man getrost als schlechten Witz bezeichnen kann, und in einer Spio JK Fassung, in der fast alle Einstellungen um einen Mord per oral eingeführten Handy weichen mussten. Warum es ausgerechnet diese Szene erwischte, vermag ich nicht einmal zu sagen, stellt sie doch eine der harmloseren Szenen im Streifen dar. Insgesamt ist es aber vielleicht noch die am leichtesten nachzuahmende ... vielleicht hatte man ja wirklich Angst vor einem Handyamoklauf? Ansonsten denke ich mal, dass die Szene weichen musste, weil sie doch ziemlich freimütig einen ziemlich menschenverachtenden Grundton transportiert. Allerdings durchzieht ebenjener den gesamten Streifen. Kurz: Wie man es dreht und wendet, ich werde aus diesem Vorgehen der deutschen Zensur-... äh Jugendschutzbehörden nicht schlau. Denn auch wenn das Blut nicht hektoliterweiße fließt, wirklich ohne ist keine einzige der Aufspießungen, Augenausreißszenen, Knochenbrucheinlagen oder Armabhappenings. Kane macht keine Gefangenen, den ganzen Film lang. Und wenn er mehrmals Charaktere mit voller Wucht gegen Wände oder Fußböden krachen lässt (gerne auch um Flurwandecken herum, was niedliche Knackgeräusche zur Folge hat *brrr*) zieht man unbewusst mehrere Male Luft durch die vorderen Zahnreihen ...
Was bleibt ist ein zwar innovationsloser aber insgesamt geradlinig und schnell (die kurze Laufzeit tut ihr Übriges) durchgezogener, unwahrscheinlich kompromissloser Slasherspaß mit einer ordentlichen Portion Zynismus an Bord, einem coolen Killer und wirklich nett anzuschauendem Kanonenfutter. Die wirklich starke Optik und die doch überdeutlichen Anleihen bei dem gerade aktuellen Terrorkino machen den Streifen dann auch für nicht so slasheraffine Zuschauer interessant.
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In diesem Sinne:
freeman