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Infernal Affairs
Herkunft: Hong Kong / 2002
Regie: Andrew Lau / Alan Mak
Darsteller:
Andy Lau
Anthony Wong
Tony Leung
Eric Tsang
...[/align]
[align=justify]Infernal Affairs...man muss diesen Titel schon fast mit Ehrfurcht aussprechen. Stellt er doch einen der meist geachteten, aus Hong Kong stammenden, Filme der jüngeren Vergangenheit dar. Wird Hong Kong als Herkunft oft mit knallharter Action, Marke John Woo oder Johnny To gleichgesetzt, hat Infernal Affairs eher durch andere Attribute, wie eine tiefgründige Storyline von sich Reden gemacht. Der Film ist Kult und sowohl Prequel als auch Sequel (das immer noch nicht in Deutschland erschienen ist 🙁 ) konnten eine ähnlichen Status erlangen.
Der Polizist Yan wird in jungen Jahren von Superintendent Wong in den Undercoverdienst geschickt. Er soll die Triaden unter der Führung des Gangsterbosses Sam unterwandern. Eine ähnliche Aufgabe ereilt den Nachwuchskriminellen Lau. Er bekommt wiederum von Sam den Auftrag in den Polizeidienst einzutreten, um dort als Maulwurf zu agieren. Fast 10 Jahre später haben es beide weit gebracht. Während Lau zielstrebig die Karriereleiter der Polizei erklimmt, ist Yan mittlerweile zu einem engen Vertrauten von Sam avanciert. Als ein groß angelegter Drogendeal platzt, wird beiden Seiten klar, dass ein Spitzel unter ihnen ist. Yan, in Sam´s Auftrag, und Lau, im Auftrag der Polizei, bekommen die Aufgabe, den Maulwurf der jeweiligen Seite zu finden. Eine prekäre Angelegenheit, da beide ständig Gefahr laufen, enttarnt zu werden. Die Dinge nehmen ihren Lauf. Eine Konfrontation scheint unabwendbar...
Wie immer stellt Anthony Wong (Wong), einer meiner absoluten Lieblingsdarsteller, eine echte Bereicherung für den Film dar. Auch wenn er hier nicht einen der Hauptcharaktere mimen darf, schauspielert er doch oft schon allein mit seiner Anwesenheit die restlichen Beteiligten an die Wand 😉
Auch Andy Lau (Lau) und Tony Leung (Yan) muss man hier das Prädikat: „Idealbesetzung“ ausstellen. Lau glänzt hier als Triadenanhänger, der die Annehmlichkeiten eines erfolgreichen Polizisten sichtlich zu genießen weiß. Durch seine „aalglatte“ Art und Weise sind seine Kollegen nicht die Einzigen, die sich eine dunkle Seite bei seinem Charakter nur schwer vorstellen können. Zusätzliche charakterliche Tiefe bekommt Lau durch seine Freundin Mary, gespielt von Sammi Cheng. Die junge Schriftstellerin bringt das moralische Fundament Laus (und des Zuschauers) in gemeinsamen Gesprächen mehr als einmal ins Wanken.
Tony Leung merkt man in seiner Rolle als Yan seine innere Zerrissenheit, immer wieder zwischen Recht und Unrecht entscheiden zu müssen, in jeder Sekunde seines Auftretens an. Man sieht, dass die Jahre des verdeckten Ermittelns ihn verändert haben.
Eric Tsang ist mit der Rolle des Sam die Rolle des knallharten Triadenbosses zugefallen. Diese Rolle füllt er derartig gut aus, dass das subjektive Empfinden von gut menschlicher Vaterfigur (in Gesprächen mit Yan) bis hin zum eiskalt berechnendem Gangsterboss (Konfrontation mit Wong) reicht. Klasse Leistung!
Eine von mir am Anfang, völlig zu unrecht, unterbewertete Figur wird von Chapman To gespielt. In der Rolle des Keung fällt er durch sein dummes Gequatsche schon relativ früh als typischer Handlanger mit Trottelallüren auf. Diese Rolle scheint bei asiatischen Filmen, egal welcher Art, obligatorisch zu sein. LEIDER. Zur Hälfte des Films, als sich die Ereignisse überschlagen, verwandelt sich Keung aber innerhalb weniger Augenblicke vom Idioten zum Menschen, dem man seine Schwächen nachsieht.
“Wir mögen einen Menschen aufgrund seiner Stärken, lieben aber tun wir ihn wegen seiner Schwächen“ ...ich glaube, das trifft´s genau. Ein echter Glücksgriff, dieser Chapman To.
Dass dann auch die restlichen Nebenrollen vollends überzeugen können rundet das positive Gesamtbild der Cast ab. Mir ist wirklich kein einziger Ausfall aufgefallen. Hier wurde mit einer Sorgfalt und Konsequenz ausgewählt, die 200 Mio. $ Produktionen Made in Hollywood im Schatten stehen lassen. Eine Meisterleistung!
Die unglaublich dichte Atmosphäre, die nicht zuletzt auf Grund dieser fabelhaften Darstellerriege erzeugt wird ist auch „Schuld“ daran, dass das Genrependel mit zunehmender Laufzeit immer mehr von Polizeifilm in Richtung Cop/Undercoverthriller ausschlägt. Des weiteren ist es mehr als erwähnenswert, dass die Spannung, die beim emotionalen Showdown ihren Höhepunkt erreicht und förmlich zu explodieren scheint bis zum Schluss erhalten. Beim angesprochenen Höhepunkt stockt einem dann auch wortwörtlich der Atem, angesichts der Bilder, die sich vor den eigenen Augen abspielen. Ruhig, fast schon hypnotisch, mit gedämpftem Ton spielt sich eine Szene ab, die in Anbetracht der storytechnischen Tragweite eine Bombe im Kopf platzen lässt. Fantastisch. Dafür darf man auch in dieser Disziplin wieder die Höchstwertung zücken. Als Kritikpunkte kann man fast nur ein paar lose Handlungsstränge anmerken. So bleibt zum einen die Geschichte May´s und ihrer Tochter im Verborgenen und zum anderen hätte man auch die Lovestory zwischen Yan und der Psychiaterin durchaus noch vertiefen können. Diese zwei Sachen wiegen jedoch nicht besonders schwer und bleiben allenfalls als schaler Nachgeschmack bei genauerer Betrachtungsweise zurück.
Negativ, aber an unermesslich hohen Maßstäben gemessen 😉 , muss ich den Soundtrack erwähnen. Der kommt zwar mit einem dem Film angemessenen Pathos daher und weiß in seiner Schönheit die vorherrschende Stimmung des Films wunderbar zu unterstreichen, erinnert in Passagen aber frappierend an den „Lord of the Rings“-Soundtrack von Howard Shore. Weshalb er sich auch, von mir zumindest, den Plagiatsvorwurf gefallen lassen muss.
Trotz dieses winzigen „Kritikpunktes“ zähle ich diesen Film zu den Besten dieses Genres. Er lebt von seiner grandiosen Atmosphäre und den glaubwürdigen Darstellern. Die Tatsache, dass er sogar mit einem Hollywood-Remake „geadelt“ wird spricht Bände. Es ist allerdings nur schwer vorstellbar, dass er die aufgewärmte Konkurrenz in Form von „The Departed“ fürchten muss. 😎[/align]
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P.S.: Ich bitte hiermit schon mal für alle strukturellen Unzulänglichkeiten um Nachsicht. Ich bin noch in der Lernphase. 😉
MfG Ronin